Ja, das klingt tröstlich. Kann ich gut brauchen. Denn heute habe ich den Corona-Blues. Ich mag nicht mehr. Ich will, dass es vorbei ist. Dass ich mal eine Woche vor mir liegen habe, in der es eine Rolle spielt, welcher Wochentag ist. Jeden Tag gefühlt Sonntag zu haben, macht keinen Spaß. Was nützen mir freie Tage, wenn jeder Tag mehr oder weniger frei ist? Das wäre so, als würde immer die Sonne scheinen und es nie regnen – will auch kaum jemand: immerzu Sonntag.
Freizeit ist schöner, wenn man vorher gearbeitet hat. »Corona bietet Chancen«, lese ich ständig. Ja, manchmal kann ich sie sehen. Aber es gibt auch Tage, da denke ich: Lass mich in Ruhe, Corona. Ich will nicht mehr diese Chancen, ich will zurück in meinen Alltag. Will ruhig mal gehetzt sein, mich nach den Wochenenden sehnen.
Ich will nicht online vorlesen. Die Anfrage habe ich abgelehnt. Vor allem, weil Lesungen von der Atmosphäre leben. Von den Besuchern. Wie soll ich lesen und spontan sein, ohne Reaktionen aus dem Publikum?
Du merkst, es ist ein Jammertag. Und ich habe, verglichen mit anderen, sehr viel weniger Grund zu jammern. Ich weiß. Morgen ist alles hoffentlich wieder gut. Ich werde mich spätestens dann an meinem sprichwörtlichen Riemen reißen. Ich habe da ja noch diesen Silberstreif am Horizont – die Hoffnung, dass mein Sommerurlaub stattfinden darf. Dass wir nach Mallorca reisen.