»Warum bist du überhaupt mitgegangen?«, fragte Adamma am nächsten Tag im Raucherzimmer.
»Er war irgendwie süß, hat so dichterisch geraucht. Und ich habe so eine Verbindung gespürt.« Wie lahm das klang. Rückblickend fragte Ella sich selbst, was sie erwartet hatte. Vermutlich wollte sie das, was für Maschenka ständig gut funktionierte, einfach mal ausprobieren – Sex mit einem annähernd Unbekannten ohne Folgen.
»Alles, was du gespürt hast, war dein Bedürfnis nach Anerkennung und Sex. Und es war so groß, dass du es nicht deaktivieren konntest.« Maschenka machte so eine Sorryaber-glaub-mir-Mimik, indem sie Ella mit einer Mischung aus Bedauern und Amüsement ansah und mit der abschätzigen Art einer Person, die es echt drauf hat, an ihrer Zigarette zog.
»Du willst ja wohl nicht behaupten, dass du das bei dir deaktivieren kannst«, sagte Adamma zu Maschenka.
»Ich kann One-Night-Stands. Was eine Form von Akzeptanz des Bedürfnisses ist. Ich befriedige es partiell, während Ella offenbar das komplette Paket braucht.«
»Soll das heißen, dass ich keine One-Night-Stands kann?«, fragte Ella, längst ahnend, dass es genauso war.
Zeitschindend streifte Maschenka Asche am Innenrand des Aschenbechers ab, aber Ella übernahm den Part schon selbst. »Okay. Verstehe. Du hast recht. Mein Körper muss erst mit Dopamin und Oxytocin auf jemanden reagieren, bevor ich mit der Person Sex haben will.«
»Dann wäre das schon mal geklärt. Du bist kein Tinder-Typ. Kannst die App wieder löschen. Und solange du noch nicht endgültig mit Nick abgeschlossen hast, kannst du dir auch entsprechende Versuche mit Bar-Bekanntschaften ersparen.« Maschenka drückte ihre Zigarette aus. »Ich muss los. Habe gleich einen Termin.«
Ella sah auf ihr Handy-Display. »Ich auch. Die Pressekonferenz zur Umnutzung des Kaufhauses.«