»Du willst also in einer Bundeswehrunterhose mit dem Zug in dein Dorf fahren.« Adamma pustete Rauch aus, ihr Mund dabei zu einem perfekten Kreis geformt, wie beim Seifenblasenmachen. »Klingt mehr nach Maschenka.«
»Oder nach der Ella, die ich nie rausgelassen habe. Verstehst du, sie ist da in mir drin, ich habe mich nur nie getraut, sie freizulassen. Und das macht mich total wütend.« Ella nahm sich eine Zigarette aus Adammas Packung, griff nach deren Feuerzeug – pink, mit der Aufschrift FUCK YOU – und zündete sie sich an.
»Ich will die Nicks dieser Welt nicht dafür anschmachten, dass sie mir vormachen, wie es sich anfühlt, verrückten Scheiß zu machen. Ich will nicht mehr folgen oder hinterherstolpern. Und keine ekelhaften Typen mehr anlächeln. Ich will die nicht ausgelebte Ella in mir vorangehen lassen. In mir ist so viel Wut. Darüber, dass ich das bisher nicht getan habe. So unfassbar viel Wut.«
»Sie dreht das W um«, sagte Maschenka zu Adamma.
»Bitte was?«, fragte Ella.
»Du drehst das W um. Das W in Wut.« Adamma nahm ein Blatt aus der Schmierpapier-Kiste. In großen Druckbuchstaben schrieb sie WUT, riss die einzelnen Buchstaben auseinander und legte das Wort auf dem Tisch zusammen. »Und jetzt dreh das W um.«
Mit Daumen und Zeigefinger auf dem Papier drehte Ella das W. Betrachtete es. Zog dabei an ihrer Zigarette. Blies den Rauch langsam wieder aus. »Das ist cool.« Hatte nicht schon Marte gesagt, dass Wut ein effektiver Antrieb sei? Allerdings hatte sie nicht geahnt, dass der Mut schon direkt in der Wut drinsteckte. Ella drückte ihre Zigarette aus, blätterte durch ihr Notizbuch und nahm die Visitenkarte von Zita heraus. »Okay«, sie wackelte mit dem Kärtchen in der Luft, »dann mache ich wohl mal ein paar Fotos.«