F ünf neue Nachrichten von Torkel ploppten auf ihrem Telefon auf. Julia überlegte ernsthaft, ihn zu blockieren. Aber das war ausgeschlossen. Man konnte schließlich nicht seinen Ehemann blocken. Den Vater seines Kindes.

Oder?

Tatsache war, dass er sie bei der Arbeit störte. Jedes Mal, wenn sich die Anzahl der ungelesenen SMS erhöhte, geriet sie aus dem Gleichgewicht. Sie fragte sich, was er wohl diesmal wollte oder ob es vielleicht wichtig war. Was es dann aber nie war. Torkels nervtötende Fragen stahlen ihr nur Zeit und rissen sie aus der dringend benötigten Konzentration. Und ihr Arbeitstag war noch längst nicht zu Ende. Möglicherweise musste sie sich ein Handy mit neuer Nummer besorgen, die nur Torkel hatte. Und dieses Handy würde sie dann ganz unten in ihrer Handtasche verstauen.

Während sie sich aus reiner Neugier durch die Einstellungen klickte, um herauszufinden, wie man eine Nummer blockierte, klingelte das Telefon. Adam war dran.

Sie hörte ihm aufmerksam zu. Stellte eine Frage. Dann legte sie auf und ging schnell ins Großraumbüro hinüber, wo Mina, Peder und Christer nebeneinandersaßen und den letzten Hinweisen nachgingen. Keiner von ihnen hielt es bei der Hitze im eigenen Büro aus. Die Luft im Großraumbüro war allerdings auch nicht viel besser. Wenigstens hatte Christer jeden mit einem batteriebetriebenen Ventilator versorgt. Auch Mina hatte einen in die Hand gedrückt bekommen, hielt ihn jedoch mit angewiderter Miene weit weg von ihrem Gesicht.

»Wie läuft es bei euch?«, fragte Julia.

»Nicht so gut.« Mina zog ein Feuchttuch aus der Packung und wischte die Maus damit ab. »Bis jetzt kamen alle halbwegs vernünftigen Hinweise von Kleinkindeltern aus Mietshäusern mit zu dünnen Wänden. Und wie läuft der Einsatz?«

Mina warf das benutzte Feuchttuch in den Papierkorb, wo sich bereits ein Berg dieser Tücher auftürmte.

»Adam hat gerade angerufen«, sagte Julia. »Sie haben ein etwa fünfjähriges Kind in der Danderydsgatan 10 aufgefunden. Es deutet alles auf Freiheitsberaubung hin. Rubens Bauchgefühl hat vermutlich einen Orden verdient.«

Mina, Peder und Christer starrten sie fassungslos an.

»Gott sei Dank, es ist vorbei.« Peder schien vor Erleichterung fast in Tränen auszubrechen. »Wir haben ihn. Jetzt kann ich nachts endlich wieder schlafen.«

Doch Julia schüttelte den Kopf.

»Da muss ich dich enttäuschen«, sagte Julia. »Sie haben nicht Ossian gefunden. Sondern ein Mädchen.«