I hr wisst alle, was passiert ist«, sagte Julia.
Die Gruppe schwieg. Nur das Rasseln der Klimaanlage, die angesichts der brütenden Hitze buchstäblich aus dem letzten Loch pfiff, und Bosses leises Schlabbern aus seinem neuen Trinknapf waren zu hören. Sogar Torkel ließ sie heute Morgen in Ruhe.
»Ossian ist vor zweieinhalb Stunden aufgefunden worden«, fuhr Julia fort. »Er ist zwar noch nicht identifiziert worden, aber es gibt eigentlich keinen Zweifel, dass er es ist. Adam und Ruben sind noch auf Skeppsholmen und befragen die Personen in der Jugendherberge af Chapman und den umliegenden Gebäuden. Wenn wir Glück haben, hat einer von den hundert Gästen auf dem Schiff etwas gesehen, aber wir müssen uns beeilen, denn in Jugendherbergen wird ja oft nur einmal übernachtet. Mina und Peder waren am Donnerstag bei Ossians Eltern, und daher wären sie unter normalen Umständen prädestiniert, die beiden zu benachrichtigen, aber ich glaube nicht …«
Sie warf einen Blick in Peders Richtung, der mit den Tränen kämpfte. Wenn es sich vermeiden ließ, wollte sie ihm ein weiteres Zusammentreffen mit Ossians Eltern ersparen. Das war vermutlich unprofessionell, aber das war ihr in diesem Fall egal.
Seufzend verschränkte Christer die Arme vor der Brust.
»Typisch«, sagte er. »Alles, was mit dem Tod zu tun hat, wird mir aufs Auge gedrückt. Denkt ihr eigentlich, ich hätte einen besonders guten Draht zum Sensenmann? Aber klar, irgendjemand muss es ja machen. Ich verstehe das schon. Und ich glaube auch, dass Peder lieber die Überwachungskameras auf Skeppsholmen, und was es rund um die Insel sonst noch so für Sicherheitsmaßnahmen gibt, checken sollte.«
Ihr entging nicht, dass Christer und Peder einen Blick wechselten. Der Älteste in der Gruppe war vielleicht ein Griesgram, aber wenn es darauf ankam, hatte er das Herz am rechten Fleck.
»Genau das wollte ich vorschlagen«, sagte sie. »Als Dank bekommst du für Bosse ein ganz besonderes Trockenfutter.«
»Und einen Fressnapf hier im Besprechungsraum?«
»Und einen Fressnapf für hier.« Julia nickte.
Die Klimaanlage knackte einmal laut und verstummte dann völlig. Sofort lief ein Schweißtropfen zwischen ihren Brüsten hinunter. Sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Nicht nur, weil sie sich auf eine kühle Dusche freute. Vor allem wollte sie Harry ganz nah bei sich haben. Wollte seinen Geruch einatmen und seinen kleinen warmen Körper spüren. Wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass er lebte. Dass es ihm gut ging. Torkel konnte ruhig ausgehen und ein paar Freunde treffen.
Peder räusperte sich.
»Nur eins noch«, sagte er. »Ich nehme an, wir halten die Ähnlichkeiten mit dem Fall Lilly nicht mehr für Zufall. Wir müssen also herausfinden, ob Ossians tragischer Tod auf Nachahmung zurückzuführen ist. Vielleicht hat jemand etwas über den Mord an Lilly in der Zeitung gelesen. Oder die Tat ist tatsächlich vom selben Täter ausgeführt worden. Solange wir keine Antworten auf diese Fragen haben, ist kein Kind in dieser Stadt sicher.«
Julia nickte.
»Mina, du fährst so bald wie möglich zu Milda und erkundigst dich nach der Obduktion von Lilly«, sagte sie. »Ich werde sie bitten, das Protokoll herauszusuchen.«
Peder hatte eine Tür geöffnet, um die sie seit Tagen einen Bogen machte, weil sie sich nicht hatte eingestehen wollen, dass möglicherweise ein und dieselbe Person erneut zugeschlagen hatte. Wenn es so war, dann war Ossians Tod ihre Schuld. Denn sie hatten diese Person nach dem Mord an Lilly nicht gefasst.