H allo Vincent, ich bin’s.«

Er blieb stumm. Er hatte die Sekunden, Stunden, Tage und schließlich Monate gezählt, seit er diese Stimme zuletzt gehört hatte. Und jetzt war er plötzlich nicht bereit dafür. Er hatte das Bedürfnis, sich ordentlich anzuziehen und die Haare zu kämmen. Sich die Zähne zu putzen. Obwohl sie ihn nicht einmal sehen konnte.

Er kniff die Augen zusammen und spürte ein Kribbeln am ganzen Körper.

»Hallo, Mina«, sagte er leise und ging ins Arbeitszimmer.

Maria hörte und sah ihn besser nicht. Er wusste, dass er tiefrot angelaufen war.

»Wie läuft’s bei dir?«, fragte sie.

Er merkte an ihrer gepressten Stimme, dass die Höflichkeitsfloskel nur eine Formalität war. Eigentlich wollte Mina über etwas anderes reden.

»Danke, mein Wagen fährt tadellos, und ich schlafe immer noch einmal im Monat mit meiner Frau«, sagte er.

»Vincent!«

»Ich weiß doch, dass du was Wichtiges auf dem Herzen hast. Also schieß los.«

»Okay.« Mina klang schon viel entspannter. »Könntest du am frühen Nachmittag im Präsidium vorbeikommen? Ich möchte unter vier Augen mit dir sprechen.«

Vincent ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen, sein Hals war auf einmal so trocken. Unter vier Augen. Am frühen Nachmittag. Das war schon bald. Er hatte zwar heute keine Termine mehr, denn an Montagen war meistens nicht viel los, aber … heute? Jetzt?

Minas Augen.

Er war nicht bereit dafür. Sein Herz klopfte, als wollte es sich als Drummer in einer Rockband bewerben. Er hatte Sehnsucht gehabt und gleichzeitig versucht, keine Sehnsucht zu haben. Sich keine Hoffnungen zu machen. Und dann plötzlich … heute?

Minas Augen.

Jetzt?

»Klar«, sagte er so ungerührt wie möglich. »Ich muss mal in meinen Kalender schauen, aber ich glaube, es müsste gehen.«