V incent hatte sich erst kurz vor dem Treffen mit Mina und dem Rest der Gruppe angezogen, damit er seine Kleidung nicht durchschwitzte. Während seiner Auftritte am Wochenende war ihm aufgefallen, dass inzwischen nicht einmal mehr seine Kostüme besonders angenehm rochen, und daher hatte er alles in die chemische Reinigung gebracht. Schließlich war Mina viel empfindlicher als das Theaterpublikum. Eine halbe Sekunde lang hatte er sogar überlegt, sich ein wenig Waschpulver in die Taschen zu stecken. Möglicherweise hatte der Geruch eine positive Wirkung. Ihm war jedoch sofort klar geworden, dass er früher oder später versehentlich in seine Taschen greifen würde.
Als Mina ihm im Eingangsbereich des Präsidiums entgegenkam, sah sie so bedrückt aus wie schon lange nicht mehr. Den Waschmittelgeruch hätte sie vermutlich gar nicht bemerkt.
»Hallo, Vincent«, sagte sie angespannt.
»Was ist denn los?«
»Meine Güte.« Sie ließ ihn durch die Sperre. »Kannst du nicht wenigstens kurz den Schein wahren?«
»Entschuldige. Wie läuft’s mit dem Padel-Tennis?«
Mina lächelte matt.
»Besser«, sagte sie. »Aber es gibt Neuigkeiten. Wir haben einen Verdächtigen für den Mord an Ossian. Letzten Sommer stand er unter Verdacht, in den Mord an Lilly verwickelt zu sein.«
Vincent warf ihr einen raschen Blick zu, während sie durch den Flur gingen. Er bewunderte ihre Zielstrebigkeit. Sie bewegte sich mit der Effizienz eines Menschen, der nie zögerte. Er nahm an, dass sie lange gebraucht hatte, um sich diese Bewegungsmuster anzugewöhnen.
»Das ist doch wunderbar«, sagte er. »Ein guter Start in die Woche! Dann hatte Nova also recht, und es steckt tatsächlich eine Organisation dahinter? Habt ihr den Kopf dieser Formation gefunden?«
»Das ist es ja gerade«, sagte Mina. »Es ist alles problematisch. Mauro Meyer hat momentan nicht mal sich selbst richtig unter Kontrolle. Falls er hinter der ganzen Sache steckt, ist er der beste Schauspieler, den ich je gesehen habe. Andererseits sind die Beweise gegen ihn aussagekräftiger als alles, was wir zwei herausgefunden haben. Ich möchte nur, dass du das weißt. Hättest du diesen Zug vor zwei Tagen gemacht, hätten die anderen dir wahrscheinlich zugehört. Jetzt bin ich mir nicht sicher, wie sie reagieren werden. Außerdem hält es die Leitung angeblich für einen Fehler, dass wir Nova engagiert haben. Wir sollen uns jetzt auf Mauro konzentrieren.«
Er war also wieder der verrückte Mentalist mit den abwegigen Theorien. Alles beim Alten. Aber eigentlich hatte er gar nichts dagegen. Im Gegenteil. Es würde ihm nicht das Geringste ausmachen, wenn er sich irrte und sich herausstellte, dass die Verbindungen, die er entdeckt hatte, ein Muster ergaben, das es gar nicht gab.
Aber der Name Mauro Meyer kam ihm bekannt vor. Vincent hatte ihn erst kürzlich gehört. Nein, gelesen. Vor wenigen Tagen. War da nicht noch eine andere Stimme gewesen? Ach ja, Minas. Er und Mina waren … Er riss die Augen auf.
»Also Mauro, der Vater von Lilly?«
»Ich habe doch gesagt, es ist kompliziert. Komm jetzt, die anderen warten schon auf uns. Und vergiss nicht, dir von Christer einen Ventilator geben zu lassen.«