20:30
Guten Abend.
Heute wurden unsere Mitbürger, unsere Lebensart, unsere Freiheit selbst in einer Serie gezielter und tödlicher Terroranschläge angegriffen.
Die Opfer saßen in Flugzeugen und in ihren Büros – Sekretärinnen, Geschäftsleute, Soldaten und Mitarbeiter der Verwaltung. Mütter und Väter. Freunde und Nachbarn.
Tausende von Menschenleben wurden in einem bösartigen, abscheulichen Terrorakt ausgelöscht.
Die Bilder der Flugzeuge, die in die Gebäude einschlagen, der Feuer, der einstürzenden Türme haben uns ungläubig zurückgelassen, in tiefer Trauer, aber auch in stiller, unbeugsamer Wut.
Diese Massenmorde wurden mit der Absicht verübt, unsere Nation ins Chaos zu stürzen, sie in die Flucht zu schlagen. Aber das ist nicht gelungen. Denn unser Land ist stark. Ein großes Volk ist bereit zur Verteidigung einer großen Nation.
Terroranschläge können vielleicht die Fundamente unserer größten Gebäude erschüttern, aber sie rütteln nicht an den Grundfesten Amerikas. Diese Taten zerschmettern Stahl, aber in die stählerne Entschlossenheit Amerikas schlagen sie keine Kerbe.
Amerika wurde zum Ziel dieser Anschläge, weil wir das hellste Licht der Freiheit und der Möglichkeiten auf der Welt sind. Und dieses Licht kann niemand auslöschen.
Heute bekam unsere Nation das Böse zu sehen, das Schlechteste der menschlichen Natur, aber wir haben mit dem Besten Amerikas reagiert, mit dem Mut unserer Rettungskräfte, mit der Anteilnahme der Fremden und Nachbarn, die kamen, Blut spendeten und halfen, wie sie es eben konnten.
Sofort nach dem ersten Anschlag habe ich die Notfallpläne unserer Regierung in Gang gesetzt. Unsere Streitkräfte sind mächtig und bereit. Unsere Krisenteams unterstützen die Rettungseinsätze vor Ort in New York und Washington.
Unsere oberste Priorität sind die Versorgung der Verletzten und der Schutz unserer Bürger zu Hause wie überall auf der Welt vor weiteren Anschlägen.
Unsere Regierung setzt ihre Arbeit ohne Unterbrechung fort. Die Bundesbehörden in Washington, die heute evakuiert werden mussten, öffnen schon heute Abend wieder für das Kernpersonal und nehmen morgen erneut ihr Tagesgeschäft auf.
Unsere Finanzinstitutionen bleiben stark, und die amerikanische Wirtschaft ebenso.
Die Suche nach jenen hat begonnen, die hinter diesen Schandtaten stecken. Ich stelle unseren Geheimdiensten wie auch den Ermittlungsbehörden alle Ressourcen zur Verfügung, um die Verantwortlichen zu stellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Wir werden keinen Unterschied machen zwischen den Terroristen, die diese Taten begangen haben, und jenen, die sie beherbergen.
Ich danke herzlich den Kongressabgeordneten, die sich an meine Seite gestellt haben, um diese Anschläge aufs Schärfste zu verurteilen. Und im Namen des amerikanischen Volkes danke ich den zahlreichen Oberhäuptern der Länder in aller Welt, die angerufen haben, um mir ihr Beileid zu bekunden und ihre Unterstützung zuzusichern.
Amerika und unsere Freunde und Verbündeten stellen sich an die Seite aller, die Frieden und Sicherheit wollen, und gemeinsam werden wir den Krieg gegen den Terrorismus gewinnen.
Heute Abend bitte ich um Ihre Gebete für all jene, die trauern, für die Kinder, deren Welt erschüttert wurde, für all jene, deren Sicherheitsempfinden bedroht wurde. Und ich bete, dass sie Trost in einer höheren Macht finden, die durch die Zeitalter in Psalm 23 zu uns spricht: »Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.«
Heute ist ein Tag, an dem sich alle Amerikaner aller Schichten unserem entschlossenen Streben nach Gerechtigkeit und Frieden anschließen. Schon in der Vergangenheit hat Amerika seine Feinde besiegt, und das werden wir auch diesmal tun.
Keiner von uns wird diesen Tag jemals vergessen, aber wir schreiten voran, um die Freiheit zu verteidigen und alles, was gut und gerecht ist auf der Welt.
Ich danke Ihnen. Gute Nacht, Gott segne Amerika.
/////// Nach der Ansprache des Präsidenten im Oval Office stieg Vizepräsident Cheney in einen Helikopter, um für die Nacht an einen geheimen Ort zu fliegen, der sich später als Camp David herausstellte. In dieser Nacht schlief Cheney in der Hütte des Präsidenten, die Aspen genannt wird, eigentlich ein Protokollbruch, der allerdings aus dem Grunde nötig war, dass diese Hütte einen direkten Zugang zum Fluchttunnel der Anlage hatte.
DICK CHENEY, Vizepräsident: Als wir abhoben und den Potomac hinaufflogen, konnte man das Pentagon sehen und das schwarze Loch erkennen, wo das Flugzeug eingeschlagen war. Das Gebäude wurde angestrahlt, und Rauch stieg daraus auf. Das zeigte mir noch einmal deutlich, was geschehen war, dass wir tatsächlich angegriffen worden waren.
LEWIS »SCOOTER« LIBBY, Stabschef von Vizepräsident Dick Cheney: Ich beobachtete den Vizepräsidenten, wie er durch das Fenster das Pentagon anstarrte, und ich fragte mich, was er wohl dachte, welche Verantwortung er wohl in Zukunft übernehmen musste. Ein ernüchternder Moment.
DAVID ADDINGTON, Berater des Vizepräsidenten: Das Hauptquartier der U. S.-Streitkräfte brannte immer noch, und wir flogen daran vorbei, um den Vizepräsidenten zu verstecken. Mein Gott, wir evakuieren den Vizepräsidenten aus Washington, weil wir angegriffen worden sind.
DICK CHENEY: Ich weiß noch, wie ich dort [in der Aspen-Hütte] im Wohnzimmer saß, den Fernseher einschaltete und mir die Wiederholungen ansah. Das war wohl der Augenblick – wie es jeder andere hätte sein können –, in dem mir wirklich klar wurde, was das Land an dem einen Tag durchgemacht hatte.