Eigentlich habe ich nicht wirklich Lust auf Sex. Ich bin ein bisschen müde. Ich bin nicht besonders geil. Aber meine Geliebte scheint es zu brauchen. Wir brauchen es beide. Sie ist ebenfalls nicht besonders scharf. Aber ich kann ihre Bedürftigkeit spüren. Ihr Körper ist angespannt, sie ruht nicht so wirklich in ihm. Ihr Geist ist wirr. Ihre Emotionen sind aufgewühlt, unverwurzelt in jeglicher Realität. Sie hat die Verbindung zur Tiefe verloren, genau wie ich.
Die Ereignisse des Tages haben ihre Aufmerksamkeit zerstreut, und deshalb ist sie überlastet. Ich muss in sie eindringen und sie so in die Tiefe des Gefühls bewegen. Wenn ich mich als mein eigenes tiefes Wesen entspanne und liebevoll in ihr Innerstes eintrete, dann weiß ich, dass sich all unsere überflüssigen Gedanken, Energien und Emotionen in der Singularit des tiefen Herzens auflösen werden.
Also lieben wir uns. Bei diesen Gelegenheiten, in denen ich scheinbar ihr zuliebe mit ihr schlafe, ist es häufiger der Fall, dass mich eine tiefere Erkenntnis von Liebe erreicht. Wenn ich über mich selbst hinausgehe, mich voll hingebe, keinen Dank erwarte, dann ist das genau der Moment, in dem ich mich am meisten im Geben auflöse. Dieses „Auflösen-in-Aktion“ erweckt uns beide zur wahren Form unseres Liebens – der wahren Form unseres Lebens.
Du solltest Sex haben wie ein Heiliger, der anderen dient; so als ob du das Werk Gottes verrichtest. Gib dich total hin, als Dienst an deiner oder deinem Geliebten. Erlöse sie oder ihn vom Leiden. Öffne das Herz deines Geliebten noch weiter. Bringe durch deinen Sex das Göttliche in sein Leben. Habe Sex, um zu geben, anstatt zu nehmen. Auf diese Weise ist Sex viel glückseliger, als wenn du ihn in Erwartung deiner eigenen Befriedigung praktizierst. Befriedigung kommt und geht. Liebe zu geben – bis zu dem Punkt, an dem man die Existenz als Liebe wahrnimmt –, ist der Sinn deines Lebens.