Als ich im Wohnzimmer stehe, springt sie auf mich auf und presst ihre Beine um meine Taille. Sie küsst mich mit feuchtem offenem Mund, ihre Zunge sucht nach meiner, während ihre Hände meinen Hintern packen und mich näher zwischen ihre Beine ziehen. Zwischen ihren Küssen grunzt sie und will mich, sie bettelt mich an mit ihrem Stöhnen und ihrem hungrigen Körper.
Einen Augenblick lang bin ich in ihrer Energie verloren. Sie ist so wunderschön, und durch ihre Lust werde ich heiß auf sie. Ihre wilde Energie bringt mich in Fahrt, und augenblicklich werde ich zu ihrem Lustgefährten, reibe mich an ihr, schiebe meine Zunge an ihren Zähnen vorbei in ihren Mund hinein und möchte noch tiefer in sie eintauchen.
Aber das ist nicht genug. Es fühlt sich leer an. Oberflächlich. Pure Lust ohne Tiefe macht zwar Spaß, ist aber letztendlich langweilig. Ich will sie, daran besteht kein Zweifel. Aber ich will sie geil und tief, und nicht nur geil. Und ich erwarte das Gleiche von mir. Also bringe ich meine Lust mit meinem Bewusstsein in Einklang.
Ich spüre durch ihre feuchten Lippen hindurch, durch meine härter werdende Erektion, ihr seidiges Stöhnen. Ich spüre durch die Hitze der Bedürftigkeit hindurch, die wilde Energie, die uns beide aneinander bewegt. Mein Atem wird tiefer. Mein Gesicht entspannt sich. Mein Bauch dehnt sich kraftvoll aus, und sie spürt es, so als ob mein Körper von Kopf bis Fuß zu einem großen Bewusstseinsphallus geworden wäre. Sie bäumt sich weiter gegen mich auf, während ich mich mehr im offenen Gewahrsein verwurzle.
Ihre Energie beginnt, sich auf mein Bewusstsein auszurichten. Sie kann spüren, dass ich nicht in der Energie verloren bin, sondern voll, frei und in Liebe dastehe. Ich unterdrücke weder ihre noch meine Energie. Ich bin immer noch völlig lebendig. Sogar noch lebendiger als zuvor. Noch energischer in meiner sexuellen Präsenz. Aber ich wirble nicht in ihrer Ekstase. Es ist eher so, dass ihre Ekstase von meinem Bewusstsein durchdrungen wird. Sie scheint es zu lieben.
Nach einigen Minuten beginne ich, mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Ich ziehe die Luft nach dem Einatmen auf der Körpervorderseite nach unten, fülle meinen Bauch, versenke meine Füßen im Boden und atme dann die Kraft über unsere Wirbelsäulen aus, sodass wir beide oben im Raum des ausgedehnten Lichts schweben.
Sie scheint jedoch zu spüren, dass ich zu mechanisch geworden bin. Statt in ihrer Energie habe ich mich in meiner Technik verloren. Also bewegt sie ihren Körper gegen meinen, beißt mich ins Ohr und macht die erotischsten Töne, die man sich vorstellen kann.
Ihr verstärkter Ausdruck des Entzückens erweckt mich aus meinem mechanischen Eifer. Ich erkenne, dass ich mich tatsächlich in der Begrenztheit meines Ziels versteckt habe. Ich habe meinen Körper zugunsten von Ziel und Praxis verlassen. Ich habe Lust und Liebe vergessen. Aber jetzt hat sie mich daran erinnert: Bewusstsein ohne Energie ist für sie langweilig. Trocken. Starr.
Also entspanne ich meine angestrengte Technik und bewohne jede meiner und ihrer Körperzellen. Ich spüre in sie hinein. Ich gebe mich der Offenheit ihrer Liebe hin und umarme die Energie ihrer Lust. Ich atme die Kraft des Bewusstseins in sie hinein und durch sie hindurch. Dabei wird mein Herz durch die Kraft ihrer sinnlich liebevollen Verkörperung geöffnet, und ihr Herz wird von der Invasion meines unbeugsamen Gewahrseins geöffnet.
Bewusstsein und Energie müssen immer gemeinsam lieben, oder wir verlieren uns entweder in trockener Praxis oder feuchter Ekstase. Die Grundregel lautet: Bringe Energie mit Bewusstsein in Einklang und übertrage das Bewusstsein durch die Energie.
Ohne Bewusstsein regiert eher die Energie. Sex reduziert sich auf reine Sinnlichkeit und Lust, ohne dass die selbstlose Liebe und die tiefe Wahrheit anerkannt werden. Ohne Energie wird bewusster Sex zu einer kopfgesteuerten, steifen, technischen Gewahrseinsübung, die fast klinischen Charakter besitzt. Anstatt diese typischen weiblichen und männlichen Fehler zu machen, bringe die Energie immer mit Bewusstsein in Einklang und übertrage Bewusstsein durch die Energie.
Im Allgemeinen neigt das Männliche in uns dazu, sich beim Sex in Gedanken und Fantasien zu verlieren. Das Weibliche in uns allen tendiert dazu, sich in körperlichen Empfindungen und Emotionen zu verlieren. Um als Liebende zu wachsen, solltest du üben, dein Herz weit geöffnet zu halten, im mühelosen Bewusstsein des tiefen Seins zu entspannen und der Energie zu erlauben, während der gesamten sexuellen Begegnung frei zu fließen. Wenn dein Partner oder deine Partnerin entweder aufgrund einer klinischen Technik oder einer sinnlichen Ekstase abdriftet, dann hilf ihm oder ihr, in die Fülle zurückzukommen, indem du ihm oder ihr deine tiefe Energie oder dein tiefes Bewusstsein anbietest.
Vereinige Bewusstsein mit Energie, ohne das eine oder andere zu begrenzen. Im Gegenteil, verstärke beides über alle Grenzen hinaus. So starr wie die Technik deines Partners ist, so energetisch sollte dein körperlicher Ausdruck von Ekstase sein. So wild wie die Lust deines Partners ist, so kraftvoll solltest du ihn mit gigantischem Bewusstsein durchdringen. Auf diese Weise erblühen die Früchte der Liebe voll, ohne zu einem süßen Durcheinander von sinnlichem Chaos zu verkommen oder unter der wasserlosen Sonne des distanzierten Gewahrseins zu verdorren.