Wir versuchen, uns zu lieben, aber sie scheint nicht wirklich bei der Sache zu sein. Was hat sie für ein Problem? Warum kann sie sich nicht einfach entspannen? Ich bin frustriert. Ich sehe ihr ins Gesicht, und sie wirkt hässlicher als gewohnt. Ihre Gesichtslinien zeichnen sich deutlicher ab, ihr Atem stinkt, sie riecht streng.
Ich ekle mich. Ich ziehe mich zurück, emotional und sexuell. Mit dieser abscheulichen Frau möchte ich keinen Sex haben.
Ich kann auch spüren, wie schwach ich bin. Was fürchte ich mich zu umarmen?
Da ich mir jetzt meines Widerstands bewusst bin, übe ich mich darin, durch meinen Wunsch, mich von ihr zu distanzieren, hindurchzuspüren. Ich übe, sie zu umarmen, mich in sie zu entspannen, sie total zu spüren, ohne mich abzusetzen. Als sich mein Herz entspannt und etwas geöffnet hat, übe ich mich darin, sie als einen Aspekt des Göttlichen wahrzunehmen. Vielleicht ein hässlicher Aspekt für mich in diesem Augenblick, aber ungeachtet dessen ist er göttlicher Natur. Ich übe weiter, mich in die Liebe und als die Liebe zu entspannen, die uns beide durchdringt.
Dann stelle ich fest, dass ich mich erneut davonstehle. Und so praktiziere ich durch meinen Widerstand hindurch, gebe mehr Liebe, während ich die gleiche Liebe bewusst in ihr wahrnehme, die Liebe, die in allem wohnt. Ich atme diese Liebe durch sie hindurch, mit ihr – sehe ihr tief in die Augen und spüre ihre Offenheit, ihre bloße Natur. Ich lasse jede Pore meines Körpers sich in Liebe mit ihr öffnen, und wir vermischen uns als eins.
Ihr Gesicht verändert sich. Ihre Haut bekommt Farbe. Ihre Augen werden sanft und dunkel – dahinter liegt ihre unendliche Offenheit, nur Liebe, endlos. Ihr Mund öffnet sich leicht. Ihre Vagina scheint zum Universum zu werden, und sie empfängt mich grenzenlos. Sie ist zur göttlichen Form geworden, zu einer Göttin, der ewigen Geliebten. Sämtliche Maßstäbe sind von der Offenheit der Liebe absorbiert worden.
Übe die Verehrung und Entspannung in der Gemeinschaft mit dem Göttlichen durch die körperliche Form deiner Geliebten hindurch. Nimm ganz deutlich wahr, dass die Form deiner Geliebten die Form des Göttlichen ist. Wie würdest du mit dem heiligsten aller Wesen den Liebesakt vollziehen? Wie würdest du eine vollendete weise Frau küssen? Wie würdest du die Brüste einer wilden Frau berühren, die zum Frühstück die Sterne verspeist?
Selbst wenn deine Geliebte oder dein Geliebter alles andere als die göttliche Inkarnation ist, übe dich darin, sie oder ihn als Gott oder Göttin zu spüren. Wenn du deine Geliebte oder deinen Geliebten als verschlossene oder unglückliche Person behandelst, wird sie das auch bleiben. Aber wenn du die Form deiner oder deines Geliebten als das Göttliche behandelst, als heilige Inkarnation des unendlichen Geistes, dann wird euer Sex dazu dienen, sie oder ihn von allem zu befreien, was geringfügiger ist. Deine Geliebte bzw. dein Geliebter wird die Freiheit haben, dem Geist anzugehören, dem Geist gewidmet zu sein, so wie sie oder er ist, ohne sich in die sklavische Gussform deiner Bedürftigkeit fügen zu müssen.