A Man and His Dog
HERR UND HUND
Ein Idyll
Er kommt um die Ecke
Wenn die schöne Jahreszeit ihrem Namen Ehre macht und das Tirili der Vögel mich zeitig wecken konnte, weil ich den vorigen Tag zur rechten Stunde beendigte, gehe ich gern schon vor der ersten Mahlzeit und ohne Hut auf eine halbe Stunde ins Freie, in die Allee vorm Hause oder auch in die weiteren Anlagen, um von der jungen Morgenluft einige Züge zu tun und, bevor die Arbeit mich hinnimmt, an den Freuden der reinen Frühe ein wenig teilzuhaben. Auf den Stufen, welche zur Haustüre führen, lasse ich dann einen Pfiff von zwei Tönen hören, Grundton und tiefere Quart, so, wie die Melodie des zweiten Satzes von Schuberts unvollendeter Sinfonie beginnt, – ein Signal, das etwa als die Vertonung eines zweisilbigen Rufnamens gelten kann. Schon im nächsten Augenblick, während ich gegen die Gartenpforte weitergehe, wird in der Ferne, kaum hörbar zuerst, doch rasch sich nähernd und verdeutlichend, ein feines Klingeln laut, wie es entstehen mag, wenn eine Polizeimarke gegen den Metallbeschlag eines Halsbandes schlägt; und wenn ich mich umwende, sehe ich Bauschan in vollem Lauf um die rückwärtige Hausecke biegen und gerade auf mich zustürzen, als plane er, mich über den Haufen zu rennen. Vor Anstrengung schürzt er die Unterlippe ein wenig, so daß zwei, drei seiner unteren Vorderzähne entblößt sind und prächtig weiß in der frühen Sonne blitzen.
Er kommt aus seiner Hütte, die dort hinten unter dem Boden der auf Pfeilern ruhenden Veranda steht, und worin er, bis mein zweisilbiger Pfiff ihn aufs äußerste belebte, nach wechselvoll verbrachter Nacht in kurzem Morgenschlummer gelegen haben mag. Die Hütte ist mit Vorhängen aus derbem Stoff versehen und mit Stroh ausgelegt, woher es kommt, daß ein oder der andere Halm in Bauschans obendrein vom Liegen etwas struppigem Fell haftet oder sogar zwischen seinen Zehen steckt: ein Anblick,
A MAN AND HIS DOG
An Idyll
He Comes Around the Corner
When the beautiful season does credit to its name, and the warbling of the birds has been able to awaken me early because I ended the previous day at the proper time, I like to go out without my hat even before breakfast for a half-hour’s walk down the avenue of trees in front of my house, or even to the more distant park areas, in order to draw a few breaths of the early morning air and to participate to some extent in the pleasures of the fresh forenoon before my work occupies me fully. On the Steps that lead to my house door I then emit a two-note whistle, the tonic and the lower fourth, like the beginning of the melody of the second movement of Schubert’s Unfinished Symphony: a signal that can be taken as the musical setting of a two-syllable name. The very next moment, while I’m proceeding to the garden gate, you can hear in the distance, barely audible at first but quickly becoming nearer and clearer, a gentle tinkling, like that produced by the clashing of a dog tag against the metal buckle on a collar; and, when I turn around, I see Bauschan turning around the back corner of the house at full speed and dashing right at me as if he intended to bowl me over. In his effort, he curls back his lower lip a little, so that two or three of his lower front teeth are bared and gleam with splendid whiteness in the early sun.
He is coming from his doghouse, which is located under the floor of the pillar-supported veranda, and in which he may have been resting in a brief morning doze, after the ups and downs of the night, until my two-syllable whistle instilled extreme energy in him. The doghouse is provided with curtains of coarse material and is littered with straw, so that one or two wisps cling to Bauschan’s coat, which is tousled anyway from lying down, or even
der mich jedesmal an den alten Grafen von Moor erinnert, wie ich ihn einst, in einer Aufführung von höchst akkurater Einbildungskraft, dem Hungerturme entsteigen sah, einen Strohhalm zwischen zwei Trikotzehen seiner armen Füße. Unwillkürlich stelle ich mich seitlich gegen den Heranstürmenden, in Abwehrposition, denn seine Scheinabsicht, mir zwischen die Füße zu stoßen und mich zu Falle zu bringen, hat unfehlbare Täuschungskraft. Im letzten Augenblick aber und dicht vor dem Anprall weiß er zu bremsen und einzuschwenken, was sowohl für seine körperliche als seine geistige Selbstbeherrschung zeugt; und nun beginnt er, ohne Laut zu geben – denn er macht einen sparsamen Gebrauch von seiner sonoren und ausdrucksfähigen Stimme –, einen wirren Begrüßungstanz um mich herum zu vollführen, bestehend aus Trampeln, maßlosem Wedeln, das sich nicht auf das hierzu bestimmte Ausdruckswerkzeug des Schwanzes beschränkt, sondern den ganzen Hinterleib bis zu den Rippen in Mitleidenschaft zieht, ferner einem ringelnden Sichzusammenziehen seines Körpers sowie schnellenden, schleudernden Luftsprüngen nebst Drehungen um die eigene Achse, – Aufführungen, die er aber merkwürdigerweise meinen Blicken zu entziehen trachtet, indem er ihren Schauplatz, wie ich mich auch wende, immer auf die entgegengesetzte Seite verlegt. In dem Augenblick jedoch, wo ich mich niederbeuge und die Hand ausstrecke, ist er plötzlich mit einem Sprunge neben mir und steht, die Schulter gegen mein Schienbein gepreßt, wie eine Bildsäule: schräg an mich gelehnt steht er, die starken Pfoten gegen den Boden gestemmt, das Gesicht gegen das meine erhoben, so daß er mir verkehrt und von unten herauf in die Augen blickt, und seine Reglosigkeit, während ich ihm unter halblauten und guten Worten das Schulterblatt klopfe, atmet dieselbe Konzentration und Leidenschaft wie der vorhergegangene Taumel.
Es ist ein kurzhaariger deutscher Hühnerhund, – wenn man diese Bezeichnung nicht allzu streng und strikt nehmen, sondern sie mit einem Körnchen Salz verstehen will; denn ein Hühnerhund wie er im Buche steht und nach der peinlichsten Observanz ist Bauschan wohl eigentlich nicht. Für einen solchen ist er erstens vielleicht ein wenig zu klein, – er ist, dies will betont sein, entschieden etwas unter der Größe eines Vorstehhundes; und dann sind auch seine Vorderbeine nicht ganz gerade, eher etwas nach außen gebogen, – was ebenfalls jenem Idealbilde reiner Züchtung nur ungenau entsprechen mag. Die kleine Neigung zur Wamme
, das heißt: zu jener faltigen Hautsackbildung am Halse, die
stick out between his toes: a sight that reminds me each time of old Count von Moor, as I once saw him emerge from his dungeon in a production of extremely detailed fancifulness, with a wisp of straw between two toes of the tights that covered his poor feet.1 Involuntarily I turn sideways to meet the plunging dog, in a defensive position, because his apparent intention to rush between my feet and make me fall never fails to delude me. But at the last moment, just before contact, he is able to brake himself and change course, which is a testimony to his self-control, both physical and mental; and now, without a sound—for he makes sparing use of his resonant, expressive voice—he begins to perform a chaotic dance of greeting all around me, consisting of stamping and endless wagging (which isn’t confined to his tail, the proper instrument for it, but brings into play his entire hindquarters up to his ribs), in addition to a coiled contraction of his body and darting, impetuous leaps into the air, together with turns around his own axis—performances which, oddly enough, he attempts to hide from my view, by always carrying them out on the side away from me, no matter how often I turn. But at the moment when I bend down and extend my hand, he’s suddenly alongside me, with a leap, and he’s standing with his Shoulder pressed against my shin, like a statue: he stands there, leaning obliquely against me, his strong paws hugging the ground, his face lifted toward mine, so that he looks into my eyes upside down and from below; and, while I pat his Shoulder blade, uttering quietly encouraging words, his immobility expresses the same concentration and passion as his earlier rowdiness.
He’s a shorthaired German bird dog—if you don’t take that Classification too strictly and literally, but with a grain of salt—because Bauschan isn’t really a textbook example of a bird dog in compliance with the severest rules. To begin with, he may be a little too small to qualify as one (I must emphasize that he’s definitely undersized for a pointer); in addition, his forelegs aren’t quite straight, but somewhat bowed; and this, too, may correspond only inexactly to that ideal image of pure breeding. His slight tendency toward a “dewlap”—that creased bag of skin at his throat which is capable of imparting such a dignified expression—is wonderfully becoming to him; but it, too, would probably be
1. In Schiller’s play Die Räuber (The Robbers; 1781), old Moor is incarcerated by his evil son Franz.
einen so würdigen Ausdruck verleihen kann, kleidet ihn ausgezeichnet; doch würde auch sie wohl von unerbittlichen Zuchtmeistern als fehlerhaft beanstandet werden, denn beim Hühnerhund, höre ich, soll die Halshaut glatt die Kehle umspannen. Bauschans Färbung ist sehr schön. Sein Fell ist rostbraun im Grunde und schwarz getigert. Aber auch viel Weiß mischt sich darein, das an der Brust, den Pfoten, dem Bauche entschieden vorherrscht, während die ganze gedrungene Nase in Schwarz getaucht erscheint. Auf seinem breiten Schädeldach sowie an den kühlen Ohrlappen bildet das Schwarz mit dem Rostbraun ein schönes, samtenes Muster, und zum Erfreulichsten an seiner Erscheinung ist der Wirbel, Büschel oder Zipfel zu rechnen, zu dem das weiße Haar an seiner Brust sich zusammendreht, und der gleich dem Stachel alter Brustharnische waagerecht vorragt. Übrigens mag auch die etwas willkürliche Farbenpracht seines Felles demjenigen für unzulässig
gelten, dem die Gesetze der Art vor den Persönlichkeitswerten gehen, denn der klassische Hühnerhund hat möglicherweise einfarbig oder mit abweichend gefärbten Platten geschmückt, aber nicht getigert zu sein. Am eindringlichsten aber mahnt von einer starr schematisierenden Einreihung Bauschans eine gewisse hängende Behaarungsart seiner Mundwinkel und der Unterseite seines Maules ab, die man nicht ohne einen Schein von Recht als Schnauz- und Knebelbart ansprechen könnte, und die, wenn man sie eben ins Auge faßt, von fern oder näherhin an den Typus des Pinschers oder Schnauzeis denken läßt.
Aber Hühnerhund her und Pinscher hin – welch ein schönes und gutes Tier ist Bauschan auf jeden Fall, wie er da straff an mein Knie gelehnt steht und mit tief gesammelter Hingabe zu mir emporblickt! Namentlich das Auge ist schön, sanft und klug, wenn auch vielleicht ein wenig gläsern vortretend. Die Iris ist rostbraun – von der Farbe des Felles; doch bildet sie eigentlich nur einen schmalen Ring, vermöge einer gewaltigen Ausdehnung der schwarz spiegelnden Pupillen, und andererseits tritt ihre Färbung ins Weiße des Auges über und schwimmt darin. Der Ausdruck seines Kopfes, ein Ausdruck verständigen Biedersinnes, bekundet eine Männlichkeit seines moralischen Teiles, die sein Körperbau im Physischen wiederholt: der gewölbte Brustkorb, unter dessen glatt und geschmeidig anliegender Haut die Rippen sich kräftig abzeichnen, die eingezogenen Hüften, die nervicht geäderten Beine, die derben und wohlgebildeten Füße – dies alles spricht von Wackerheit und viriler Tugend, es spricht von bäurischem Jägerblut, ja, der Jäger und Vorsteher waltet eben doch mächtig vor in Bauschans Bildung, er ist ein rechtlicher Hühnerhund, wenn man mich fragt, obgleich er gewiß keinem Akte hochnäsiger Inzucht sein Dasein verdankt; und eben dies mag denn auch
counted as a fault by inexorable breeders, because I hear that the skin of a bird dog’s throat ought to span its gullet tightly. Bauschan’s coloring is very beautiful. His coat is basically a rusty brown with black streaks. But a lot of white is mingled with it, too, and is decidedly prominent on his chest, paws, and stomach, while his whole stumpy nose seems to be dipped in black. On the broad top of his head, and on his cool ears, the black combines with the rusty brown in a beautiful velvety pattern, and one can count as the most pleasant aspect of his appearance the whorl, tuft, or point into which the white hair on his chest is twisted, protruding horizontally like the spike on old breastplates. At any rate, even the somewhat arbitrary colorfulness of his coat may appear “dubious” to those who place the laws of breeding higher than individual merits, because the classic bird dog may be either of a uniform color or adorned with areas of contrasting colors, but is not supposed to be striped. Yet, the most urgent argument against a rigidly schematic Classification of Bauschan is a certain way that his fur hangs down the corners of his mouth and the underside of his muzzle, a pilosity that it wouldn’t be altogether wrong to call a walrus mustache and a vandyke beard, and that, at first glance, either from a distance or close up, recalls a typical pinscher or Schnauzer.
But, bird dog here and pinscher there, what a lovely, good animal Bauschan is in any case when he stands there stiffly, leaning against my knee, and looking up at me with deeply concentrated devotion! His eyes, especially, are beautiful, gentle, and clever, even if a little glassily prominent. Their irises are rusty brown—the same color as his coat—but they actually comprise only a narrow circle, thanks to the tremendous expanse of the darkly reflecting pupils; while, on the other hand, their color invades the whites of his eyes and floats in them. The expression of his head, an expression of understanding and good sense, betokens a virility of mind that corresponds to that of the physical structure of his body: the rounded thorax beneath whose taut and supple skin the ribs are powerfully delineated, the narrow hips, the tight network of veins on the legs, the sturdy, well-formed feet—all speaking of solid character and manly virtue, of the blood of farmers and hunters. Yes, the hunting dog, the pointer, is predominant after all in Bauschan’s heredity; he’s a true bird dog, if you ask me, even though he surely doesn’t owe his existence to any snooty inbred mating; and precisely this may be the content of the otherwise
der Sinn der sonst ziemlich verworrenen und logisch ungeordneten Worte sein, die ich an ihn richte, während ich ihm das Schulterblatt klopfe.
Er steht und schaut, er lauscht auf den Tonfall meiner Stimme, durchdringt sie mit den Akzenten einer entschiedenen Billigung seiner Existenz, die ich meiner Ansprache stark aufsetze. Und plötzlich vollführt er, den Kopf vorstoßend und die Lippen rasch öffnend und schließend, einen Schnapper hinauf gegen mein Gesicht, als wollte er mir die Nase abbeißen, eine Pantomime, die offenbar als Antwort auf mein Zureden gemeint ist und mich regelmäßig lachend zurückprallen läßt, was Bauschan auch im voraus weiß. Es ist eine Art Luftkuß, halb Zärtlichkeit, halb Neckerei, ein Manöver, das ihm von klein auf eigentümlich war, während ich es sonst bei keinem seiner Vorgänger beobachtete. Übrigens entschuldigt er sich sogleich durch Wedeln, kurze Verbeugungen und eine verlegen-heitere Miene für die Freiheit, die er sich nahm. Und dann treten wir durch die Gartenpforte ins Freie.
Rauschen wie das des Meeres umgibt uns; denn mein Haus liegt fast unmittelbar an dem schnell strömenden und über flache Terrassen schäumenden Fluß, getrennt von ihm nur durch die Pappelallee, einen eingegitterten, mit jungem Ahorn bepflanzten Grasstreifen und einen erhöhten Weg, den gewaltige Espen einsäumen, weidenartig bizarr sich gebärdende Riesen, deren weiße, samentragende Wolle zu Anfang Juni die ganze Gegend verschneit. Flußaufwärts, gegen die Stadt hin, üben Pioniere sich im Bau einer Pontonbrücke. Die Tritte ihrer schweren Stiefel auf den Brettern und Rufe der Befehlshaber schallen herüber. Aber vom jenseitigen Ufer kommen Geräusche des Gewerbefleißes, denn dort, eine Strecke flußabwärts vom Hause, ist eine Lokomotivenfabrik mit zeitgemäß erweitertem Tätigkeitsbezirk gelegen, deren hohe Hallenfenster zu jeder Nachtstunde durch das Dunkel glühen. Neue und schön lakierte Maschinen eilen dort probeweise hin und her; eine Dampfpfeife läßt zuweilen ihren heulenden Kopfton hören, dumpfes Gepolter unbestimmter Herkunft erschüttert von Zeit zu Zeit die Luft, und aus mehreren Turmschloten quillt der Rauch, den aber ein günstiger Wind hinwegtreibt, über die jenseitigen Waldungen hin, und der überhaupt nur schwer über den Fluß gelangt. So mischen sich in der vorstädtisch-halbländlichen Abgeschiedenheit dieser Gegend die Laute in sich selbst versunkener Natur mit denen menschlicher
fairly confused and illogically arranged words that I address to him while I pat his Shoulder blade.
He stands there looking at me, listening to the tone of my voice, and drinking in the accents of a decided appreciation of his existence, with which I strongly clothe my words to him. And suddenly, thrusting his head forward and rapidly opening and closing his lips, he makes a snap in the direction of my face, as if he wanted to bite off my nose: a pantomime obviously intended as a response to my address, and one that always makes me jump back with a laugh—and Bauschan, too, knows this in advance. It’s like a kiss blown into the air, half-tenderly, half-teasingly, a maneuver that has been all his own ever since he was a puppy, whereas I never observed it in any of his predecessors. Besides, he immediately apologizes for the liberty he has taken, wagging his tail, making brief bows, and putting on an air of embarrassed cheerfulness. Then we step out the garden gate into the open.
We’re surrounded by roaring like the sea’s, for my house is situated almost directly on the river, which flows swiftly and foams over Hat terraces; it’s separated from the river solely by the avenue of poplars,2 a strip of grass planted with young maples and enclosed with a low railing, and a raised path edged by mighty aspens, giants that gesture bizarrely like willows and whose white, seed-bearing wool covers the whole neighborhood like snow at the beginning of June. Upstream, in the direction of the city, army engineers are building a practice pontoon bridge. The tread of their heavy boots on the boards, and the Orders of their superiors, can be heard all the way here. But from the opposite bank come the sounds of industry, because there, a little way downstream from my house, is situated a locomotive factory with a working area expanded to suit the times; its tall machine-shop Windows glow through the darkness at all hours of the night. New, beautifully painted engines dart back and forth as they’re tried out; at times a steam whistle’s howling head tone is heard, and every once in a while a muffled rumbling of uncertain origin makes the air tremble, and several tail smokestacks emit smoke, which is dispersed over the woods on the far bank by a favoring wind, and which in general rarely comes across the river. And so, in the suburban, semirural solitude of this neighborhood, the sounds of self-concentrated nature are
2. In 1956 the southern half of this long avenue of poplars was renamed Thomas-Mann-Allee; and the northern half, Heinrich-Mann-Allee.
Regsamkeit, und über allem liegt die blankäugige Frische der Morgenstunde.
Es mag halb acht Uhr sein im Sinne des Gesetzes, wenn ich so ausgehe, in Wirklichkeit also halb sieben. Ich gehe, die Arme auf dem Rücken, im zarten Sonnenschein die von den langen Schatten der Pappeln schraffierte Allee hinunter, ich sehe den Fluß nicht von hier, aber ich höre seinen breiten, gleichmäßigen Gang; gelinde flüstert es in den Bäumen, das durchdringende Zirpen, Flöten, Zwitschern und schluchzende Trillern der Singvögel erfüllt die Luft, unter dem feuchtblauen Himmel steuert ein Flugzeug, von Osten kommend, ein starr mechanischer Vogel, mit leise an- und abschwellendem Dröhnen, über Land und Fluß hin seine unabhängige Bahn, und Bauschan erfreut mein Auge durch schöne, gestreckte Sprünge über das niedrige Gitter des Grasstreifens zur Linken, hinüber – herüber. Er springt in der Tat, weil er weiß, daß ich Gefallen daran finde; denn öfters habe ich ihn durch Zurufe und Klopfen auf das Gitter dazu angehalten und ihn belobt, wenn er meinem Wunsche entsprochen hatte; und auch jetzt kommt er beinahe nach jedem Satz, um sich sagen zu lassen, daß er ein kühner und eleganter Springer ist, worauf er auch noch gegen mein Gesicht emporspringt und meinen abwehrenden Arm mit der Nässe seines Maules verunreinigt. Zum zweiten aber obliegt er diesen Übungen im Sinne einer gymnastischen Morgentoilette; denn er glättet sein rauhgelegenes Fell durch die turnerische Bewegung und verliert daraus die Strohhalme des alten Moor, die es verunzierten.
Es ist gut, so am Morgen zu gehen, die Sinne verjüngt, die Seele gereinigt von dem Heilbade und langen Lethetrunke der Nacht. Mit kräftigem Vertrauen blickst du dem bevorstehenden Tage entgegen, aber du zögerst wohlig, ihn zu beginnen, Herr einer außerordentlichen, unbeanspruchten und unbeschwerten Zeitspanne zwischen Traum und Tag, die dir zum Lohn ward für eine sittliche Führung. Die Illusion eines stetigen, einfachen, unzerstreuten und beschaulich in sich gekehrten Lebens, die Illusion, ganz dir selbst zu gehören, beglückt dich; denn der Mensch ist geneigt, seinen augenblicklichen Zustand, sei dieser nun heiter oder verworren, friedlich oder leidenschaftlich, für den waliren, eigentümlichen und dauernden seines Lebens zu halten und namentlich jedes glückliche ex tempore sogleich in seiner Phantasie zur schönen Regel und unverbrüchlichen Gepflogenheit zu erheben, während er doch eigentlich verurteilt ist, aus dem Stegreif und moralisch von der Hand in den Mund zu leben. So glaubst du auch jetzt, die Morgenluft einziehend, an deine Freiheit und Tugend, während du wissen solltest und im Grunde auch weißt, daß die Welt ihre Netze bereit hält, dich darein zu verstricken, und daß du wahrscheinlich morgen schon wieder bis neun Uhr im Bette liegen
mingled with those of human activity, while the dewy-eyed freshness of the morning hour pervades it all.
It’s about seven-thirty, official time, when I walk out in this way: therefore, six-thirty in actuality. With my arms behind my back I walk in the gentle sunshine down the avenue, which is crosshatched by the long shadows of the poplars; 1 can’t see the river from here, but I hear its broad, regular flow; there is a gentle whisper in the trees; the penetrating chirping, fluting, twittering, and sobbing trills of the songbirds fill the air; in the damp blue sky an airplane, coming from the east, a rigidly mechanical bird, is steering its independent course over land and river with a drone that softly swells and decreases; and Bauschan delights my eyes with beautiful leaps of his extended body back and forth over the low railing of the strip of grass on the left. His real reason for jumping is that he knows I like it, because I’ve frequently spurred him on by calling him and tapping on the railing, and I’ve praised him when he’s carried out my wishes; now, too, after almost every leap he comes over to be told that he’s a bold, elegant jumper, whereupon he leaps up toward my face again, dirtying with the drool from his mouth the arm I hold out to protect myself. But secondarily he performs these exercises as if they were a gymnastic morning grooming, because by means of this athletic activity he smooths out the roughness his coat has acquired while he slept, and he removes old Moor’s wisps of straw, which have made it untidy.
It’s good to walk this way in the morning, your senses refreshed and your soul cleansed of the therapeutic bath and long Lethean draughts of the night. With staunch confidence you face the day ahead of you, but in your coziness you delay beginning it; you are master of an unusual, unburdened span of time between dream and day, with no claims on it, which is your reward for living your life properly. The illusion of a steady, simple life without distractions, introspective and contemplative, the illusion of belonging completely to yourself, warms your heart; for man is inclined to consider his momentary condition, whether it be cheerful or confused, peaceful or passionate, as the true, characteristic, and permanent condition of his life, and especially to elevate every fortunate incident to the Status of a beautiful rule and an inviolable habit, in his imagination, whereas in actuality he is condemned to live off the cuff and from hand to mouth, morally speaking. And so now, as you breathe in the morning air, you, too, believe in your freedom and virtue, whereas you ought to know, and basically do know, that the world has its net ready to ensnare you, and that tomorrow you’ll probably stay in bed till nine
wirst, weil du um zwei erhitzt, umnebelt und leidenschaftlich unterhalten hineingefunden … Sei es denn so. Heute bist du der Mann der Nüchternheit und der Frühe, der rechte Herr des Jägerburschen da, der eben wieder über das Gitter setzt, vor Freude, daß du heute mit ihm und nicht mit der Welt dort hinten leben zu wollen scheinst.
Wir verfolgen die Allee etwa fünf Minuten weit, bis zu dem Punkte, wo sie aufhört Allee zu sein und als grobe Kieswüste weiter dem Lauf des Flusses folgt; wir lassen diesen im Rücken und schlagen eine breit angelegte und, wie die Allee, mit einem Radfahrweg versehene, aber noch unbebaute Straße von feinerem Kiesgrund ein, die rechtshin, zwischen niedriger gelegenen Waldparzellen, gegen den Hang führt, welcher unsere Ufergegend, Bauschans Lebensschauplatz, im Osten begrenzt. Wir überschreiten eine andere, offen zwischen Wald und Wiesen hinlaufende Straße von ähnlichem Zukunftscharakter, die weiter oben, gegen die Stadt und die Trambahnhaltestelle hin, geschlossen mit Miethäusern bebaut ist; und ein abfallender Kiesweg führt uns in einen schön angelegten Grund, kurgartenartig zu schauen, aber menschenleer, wie die ganze Örtlichkeit um diese Stunde, mit Ruhebänken an den gewölbten Wegen, die sich an mehreren Stellen zu Rondells, reinlichen Kinderspielplätzen erweitern, und geräumigen Rasenplänen, auf welchen alte und wohlgeformte Bäume mit tief herabreichenden Kronen, so daß nur ein kurzes Stück der Stämme über dem Rasen zu sehen ist – Ulmen, Buchen, Linden und silbrige Weiden – in parkgemäßen Gruppen stehen. Ich habe meine Freude an der sorgfältigen Anlage, in der ich nicht ungestörter wandeln könnte, wenn sie mir gehörte. An nichts hat man es fehlen lassen. Die Kiespfade, welche die umgebenden sanften Grashänge herabkommen, sind sogar mit zementierten Rinnsteinen versehen. Und es gibt tiefe und anmutige Durchblicke zwischen all dem Grün, mit der Architektur einer der Villen als fernem Abschluß, die von zwei Seiten hereinblicken.
Hier ergehe ich mich ein Weilchen auf den Wegen, während Bauschan in zentrifugaler Schräglage seines Körpers, berauscht vom Glücke des planen Raumes, die Rasenplätze mit tummelnden Kreuzundquer-Galoppaden erfüllt oder etwa mit einem Gebell, worin Entrüstung und Vergnügen sich mischen, ein Vöglein verfolgt, das, von Angst behext oder um ihn zu necken, immer dicht vor seinem Maule dahinflattert. Da ich mich aber auf eine Bank setze, ist auch er zur Stelle und nimmt auf meinem Fuße Platz. Denn ein Gesetz seines Lebens ist, daß er nur rennt, wenn ich selbst mich in Bewegung befinde, sobald ich mich aber niederlasse, ebenfalls Ruhe beobachtet. Das hat keine erkennbare Notwendigkeit; aber Bauschan hält fest daran.
again because you’ve found your way there at two in the morning, overheated, foggy, and a prey to your passions. … Be that as it may. Today you’re a man of sobriety, an early riser, a fitting master for that young hunter there, who is now leaping over the railing again, overjoyed because today you seem willing to live with him and not with the social world back there.
We continue down the avenue for about five minutes, till we reach the point where it ceases to be an avenue and follows the further course of the river in the form of a wilderness of coarse gravel; we leave the river behind and go along a broad path made up of finer gravel, a street not yet built up (though, like the avenue, it’s provided with a bicycle path); this leads to the right, between patches of woods situated at a lower level, toward the hill that delimits our riverbank region, the scene of Bauschan’s life, on the east. We cross another street, similarly provisional, which runs in the open between woods and meadows, but which further upstream, in the direction of the city and the trolley stop, is enclosed with apartment buildings; and a descending gravel path leads us onto a beautifully planted area that resembles the garden of a health resort, but is empty of people, just as the entire vicinity is at this hour; there are benches along its curved walks, which in several places open up into circles, clean places for children to play, and into spacious lawns, on which old, shapely trees, with branches hanging low from their tops so that only a short length of their trunks is visible above the grass—elms, beeches, limes, and silvery willows—stand in parklike groups. I enjoy this carefully arranged planting, in which I couldn’t walk about more freely if it belonged to me. Nothing has been omitted. The gravel paths that descend the gentle, grassy slopes that bound it are even equipped with cement gutters. And there are extensive, pleasant views through all this greenery, having as a distant endpoint the architecture of one of the villas that look on on two sides.
Here I stroll for a while on the paths, while Bauschan, his body centrifugally oblique, intoxicated with the pleasure of this level area, covers the lawns with scampering gallops in all directions, or eise, with a bark in which indignation and delight are mingled, chases a little bird that, either stunned by fear or desirous of teasing him, keeps fluttering right in front of his mouth. But when I sit down on a bench, he’s right with me and sits down on my foot. For it’s a rule of his existence that he runs around only when I myself am in motion, but as soon as I sit down, he, too, comes to rest. There’s no recognizable necessity for this, but Bauschan sticks firmly to the rule.
Es ist sonderbar, traulich und drollig, ihn auf meinem Fuße sitzen zu fühlen, den er mit seiner fieberhaften Körperwärme durchdringt. Erheiterung und Sympathie bewegen mir die Brust, wie fast ohne Unterlaß in seiner Gesellschaft und Anschauung. Er hat eine stark bäurische Art zu sitzen, die Schulterblätter nach außen gedreht, bei ungleichmäßig einwärts gestellten Pfoten. Seine Figur scheint kleiner und plumper, als wahr ist, in diesem Zustande, und mit komischer Wirkung wird der weiße Haarwirbel an seiner Brust dabei vorgedrängt. Aber der würdig in den Nacken gestemmte Kopf macht jede Einbuße an schöner Haltung wert kraft all der hohen Aufmerksamkeit, die sich darin ausprägt … Es ist so still, da wir beide uns still verhalten. Sehr abgedämpft dringt das Rauschen des Flusses hierher. Da werden die kleinen und heimlichen Regungen in der Runde bedeutend und spannen die Sinne: das kurze Rascheln einer Eidechse, ein Vogellaut, das Wühlen eines Maulwurfs im Grunde. Bauschans Ohren sind aufgerichtet, soweit eben die Muskulatur von Schlappohren dies zuläßt. Er legt den Kopf schief, um sein Gehör zu schärfen. Und die Flügel seiner feuchtschwarzen Nase sind in unaufhörlicher, empfindlich witternder Bewegung.
Dann legt er sich nieder, wobei er jedoch die Berührung mit meinem Fuße wahrt. Er liegt im Profil gegen mich, in der uralten, ebenmäßigen und tierisch-idolhaften Haltung der Sphinx, Kopf und Brust erhoben, die vier Oberschenkel am Leibe, die Pfoten gleichlaufend vorgestreckt. Da ihm warm geworden, öffnet er den Rachen, wodurch die gesammelte Klugheit seiner Miene sich ins Bestialische löst, seine Augen sich blinzelnd verschmälern; und zwischen seinen weißen, kernigen Eckzähnen schlappt lang eine rosenrote Zunge hervor.
Wie wir Bauschan gewannen
Ein ansprechend gedrungenes, schwarzäugiges Fräulein, das, unterstützt von einer kräftig heranwachsenden und ebenfalls schwarzäugigen Tochter, in der Nähe von Tölz eine Bergwirtschaft betreibt, vermittelte uns die Bekanntschaft mit Bauschan und seine Erwerbung. Das ist zwei Jahre her, und er war damals ein halbes alt. Anastasia – dies der Name der Wirtin – wußte wohl, daß wir unsern Percy, einen schottischen Schäferhund und harmlos geisteskranken Aristokraten, der bei vorgerücktem Alter von einer peinvollen und entstellenden Hautkrankheit heimgesucht worden, hatten erschießen lassen müssen und seit Jahr und Tag des Wächters entbehrten. Darum meldete sie uns von ihrem Berge herab durch den Fernsprecher, daß ein Hund, wie wir ihn uns nur wünschen könnten, sich bei ihr in Kost und Kommission befinde und jederzeit zu besichtigen sei.
It’s peculiar, cozy, and amusing to feel him sitting on my foot, which he permeates with his feverish body heat. My heart is filled with cheer and fellow-feeling, as it almost always is when I’m in his company, observing him. He has a very peasantlike way of sitting, with his Shoulder blades turned out and his paws turned in at different distances. His figure seems smaller and chubbier than it really is, when he sits that way, and it’s funny how the white tuft on his chest sticks out even more. But his head, braced on his neck in dignified fashion, makes up for any loss in beauty of pose, thanks to all the intelligent attentiveness it expresses. … All is so quiet that we both keep quiet, too. The roaring of the river is very muffled here. Now the mysterious little stirrings all around us gain in significance and captivate our senses: the brief rustling of a lizard, a bird call, the burrowing of a mole in the soil. Bauschan’s ears are as erect as the muscles of floppy ears permit. He turns his head to one side in order to sharpen his hearing. And the sides of his moist black nose are in ceaseless motion, sensitively snuffling.
Then he lies down, still maintaining contact with my foot. He is in profile to me, in the primordial, symmetrical attitude of the Sphinx, a theriomorphic idol, his head and chest raised, all four thighs close to his body, his forepaws stretched in front of him parallel to each other. Since he’s become warm, he opens his maw, whereupon all the wisdom in his expression dissolves into bestiality, his eyes become narrow and blink, and a long pink tongue lolls out between his robust white canines.
How We Acquired Bauschan
An attractively stocky, dark-eyed young unmarried woman who, with the help of an equally dark-eyed daughter who’s growing up fast, runs a mountain inn near Tölz, was the go-between in our acquaintance with Bauschan and his acquisition. That was two years ago, when he was six months old. Anastasia—that’s the name of the innkeeper—knew that we had had to have Percy shot (our collie, an aristocrat and harmless lunatic who in his old age was afflicted by a painful, disfiguring skin ailment), and that we had been without a watchdog for a year and a day. Therefore she reported to us by phone from her mountain that she was boarding a dog on commission, a dog that was all that we could want; we could come to see him at any time.
So stiegen wir denn, da die Kinder drängten und die Neugier der Erwachsenen kaum hinter der ihren zurückstand, schon am folgenden Nachmittag Anastasias Höhe hinan und fanden die Pächterin in ihrer geräumigen, von warmen und nahrhaften Dünsten erfüllten Küche, wo sie, die runden Unterarme entblößt und das Kleid am Halse geöffnet, mit hochgerötetem, feuchtem Gesicht die Abendmahlzeit für ihre Pensionäre bereitete, wobei die Tochter, in ruhigem Fleiße hin und her gehend, ihr Handreichungen leistete. Wir wurden freundlich begrüßt; daß wir die Angelegenheit nicht auf die lange Bank geschoben und den Weg daher gleich gefunden hätten, ward lobend bemerkt. Und auf unser fragendes Umsehen führte Resi, die Tochter, uns vor den Küchentisch, wo sie die Hände auf die Knie stützte und einige schmeichelnd ermutigende Worte unter die Platte richtete. Denn dort, mit einem schadhaften Strick an ein Tischbein gebunden, stand ein Wesen, dessen wir im lodernden Halbdunkel des Raumes bisher nicht gewahr geworden, bei dessen Anblick aber niemand eines jammervollen Gelächters sich hätte enthalten können.
Er stand da auf hohen Knickbeinen, den Schwanz zwischen den Hinterschenkeln, die vier Füße nahe beieinander, den Rücken gekrümmt, und zitterte. Er mochte vor Furcht zittern, aber man gewann eher den Eindruck, daß es aus Mangel an wärmendem Fleische geschähe, denn nur ein Skelettchen stellte das Wesen dar, ein Brustgitter nebst Wirbelsäule, mit ruppigem Fell überzogen und vierfach gestelzt. Er hatte die Ohren zurückgelegt – eine Muskelstellung, die ja sofort jedes Licht verständigen Frohmuts in einer Hundephysiognomie zum Erlöschen bringt und in seinem übrigens noch ganz kindlichen Gesicht diese Wirkung denn auch so völlig erzielte, daß nichts als Dummheit und Elend sowie die inständige Bitte um Nachsicht sich darin ausdrückten, wozu noch kam, daß das, was man noch heute seinen Schnauz- und Knebelbart nennen könnte, damals im Verhältnis viel stärker ausgebildet war und dem Gesamtjammer seiner Erscheinung eine Schattierung säuerlicher Schwermut hinzufügte.
Alles beugte sich nieder, um dem Kummerbilde Lock- und Trostworte zuzuwenden. Und in den mitleidigen Jubel der Kinder hinein gab Anastasia vom Herde her ihre Erläuterungen zu der Person des Köstlings. Er werde vorläufig Lux gerufen und sei bester Eltern Sohn, sagte sie mit ihrer angenehmen, gesetzten Stimme. Die Mutter habe sie selbst gekannt und von dem Vater nur Gutes gehört. Gebürtig sei Lux von einer Ökonomie in Huglfing, und nur bestimmter Umstände
And so, since the children urged us and the grownups was hardly less curious than they were, on the very next afternoon we climbed up Anastasia’s hill and found the lessee of the inn in her spacious kitchen, which was filled with warm, nutritious vapors; there, her rounded forearms bare, her dress open at the neck, and her face fiery red and damp, she was preparing the evening meal for her guests, while her daughter, Walking to and fro with calm diligence, helped her out in small ways. We were warmly greeted, and she praised us for not having postponed the matter and for coming so soon. When we looked around questioningly, Resi,3 the daughter, led us up to the kitchen table, where she rested her hands on her knees and directed a few flattering and encouraging words to the space under the table. For there, tied to a leg of the table with a worn-out cord, stood a creature whom we had not yet noticed in the fire-lit semidarkness of the room, but at the sight of whom no one could refrain from pitying laughter.
He stood there on tall, knockkneed legs, his tail between his legs, his four feet close together, his back arched, and he was shivering. He may have been shivering from fear, but it seemed more to us as if it were due to a lack of meat to warm him up, because the creature was a mere skeleton, a ribcage attached to a backbone, covered with a scruffy coat and propped up on four stilts. His ears were laid back—a muscular position that immediately extinguishes every light of comprehension and cheerfulness in a dog’s features, and which, in his still quite puppyish face, achieved that effect so completely that all it expressed was stupidity, misery, and an urgent plea for consideration; in addition, that which even today can still be called a walrus mustache and a vandyke beard was relatively much more pronounced at the time, and lent the overall wretchedness of his appearance a tinge of sour melancholy.
Everyone stooped down to address words of allurement and comfort to that image of sorrows. And the sympathetic rejoicing of the children was interspersed with Anastasia’s explanations about the creature in her charge, offered as she stood by the stove. His name for the nonce was Lux and he was the offspring of excellent parents, she said in her pleasant, poised voice. She herself knew his mother, and had heard nothing but good about his father. Lux was born in a farm in Huglfing,4
3. Pet name for Therese.
4. A small town southwest of Munich and due west of Bad Tölz.
wegen wünschten seine Besitzer ihn preiswert abzugeben, weshalb sie ihn zu ihr gebracht hätten, im Hinblick auf den vielfachen Verkehr in ihrem Hause. Sie seien in ihrem Wägelchen gekommen, und Lux sei unverzagt zwischen den Hinterrädern gelaufen, die ganzen zwanzig Kilometer. Gleich habe sie ihn uns zugedacht, da wir nach einem guten Hunde doch ausschauten, und sie sei beinahe gewiß, daß wir uns zu ihm entschließen würden. Wollten wir es doch tun, dann sei allen Teilen geholfen! Wir würden bestimmt viel Freude an ihm haben, er für sein Tell stehe dann nicht mehr allein in der Welt, sondern habe ein behagliches Plätzchen gefunden, und sie, Anastasia, könne beruhigt seiner gedenken. Wir möchten uns nur nicht durch das Gesicht, das er jetzt mache, gegen ihn einnehmen lassen. Jetzt sei er betreten und ohne Selbstvertrauen infolge der fremden Umgebung. Aber in kürzester Zeit werde es sich schon zeigen, daß er von hervorragend guten Eltern stamme.
– Ja, aber sie hätten offenbar nicht recht zueinander gepaßt?
– Doch; insofern es beides ausgezeichnete Tiere gewesen seien. In ihm lägen die besten Eigenschaften, dafür leiste sie, Fräulein Anastasia, Gewähr. Auch sei er unverwöhnt und mäßig in seinen Bedürfnissen, was heutzutage ja ins Gewicht falle: bisher habe er sich überhaupt nur mit Kartoffelschalen genährt. Wir sollten ihn nur erst einmal heimführen, probeweise und ohne Verbindlichkeit. Sie nehme ihn zurück und zahle die kleine Kaufsumme wieder, sollten wir finden, daß wir kein Herz zu ihm fassen könnten. Das sage sie ungescheut und besorge gar nicht, daß wir sie beim Wort nehmen möchten. Denn wie sie ihn kenne und uns kenne – beide Parteien also –, sei sie überzeugt, daß wir ihn liebgewinnen und gar nicht daran denken würden, uns wieder von ihm zu trennen.
Sie sagte noch vieles in diesem Sinne, ruhig, fließend und angenehm, während sie am Herde hantierte und zuweilen die Flammen zauberisch vor ihr emporschlugen. Endlich kam sie sogar selbst und öffnete mit beiden Händen Luxens Maul, um uns seine schönen Zähne und aus irgendwelchen Gründen auch seinen rosigen, geriefelten Gaumen zu zeigen. Die fachmännisch vorgelegte Frage, ob er schon die Straupe gehabt, erklärte sie mit leichter Ungeduld, nicht beantworten zu können. Und was die Größe betreffe, die er erreichen werde, so werde es die unseres verstorbenen Percy sein, entgegnete sie schlagfertig. Es gab noch viel Hin und Her, viel warmherziges Zureden auf Anastasias Seite, das in den Fürbitten der Kinder Verstärkung fand, viel halbgewonnene Ratlosigkeit auf der unseligen. Schließlich suchten wir um kurze Bedenkzeit nach, die gern gewährt wurde, und stiegen nachdenklich zu Tal, unsere Eindrücke prüfend und überschlagend.
and it was only certain circumstances that made his owners wish to part with him cheaply, so that they had brought him to her because of the number of people who passed through her house. They had come in their little cart, and Lux had bravely trotted between the back wheels for the entire twenty kilometers. She had thought of us at once with regard to him, since after all we were looking for a good dog, and she was practically certain that we would decide to take him. If we were willing to do so, it would be to everyone’s advantage! We would surely derive great pleasure from him, and, for his part, he’d no longer be alone in the world, but would have found a snug harbor, and she, Anastasia, could have a clear conscience about him. We shouldn’t be prejudiced against him by the appearance he was now presenting. Right now he was downcast and lacking in self-confidence because of the unfamiliar surroundings. But before very long it would be clear that he came of unusually good parents.
“Yes, but obviously they didn’t suit each other perfectly.”
Oh, but they did—because they were both excellent animals. He had the finest qualities in him; she, Miss Anastasia, could guarantee that. Besides, he wasn’t spoiled, and his needs were moderate, which is an important factor nowadays: up to now he had lived on nothing but potato peels. We ought to take him home with us on a trial basis, under no obligation. She’d take him back and repay the small purchase price if we found that we couldn’t warm up to him. She was saying this fearlessly, and wasn’t at all worried about our taking her at her word. Because, knowing both him and us—both parties, in this case—she was convinced that we’d come to love him and wouldn’t think of parting with him again.
She said much more to that effect, calmly, fluently, and pleasantly, while she bustled about the stove, and the flames occasionally shot up in front of her magically. Finally she herself came over and opened Lux’s mouth with both hands, to show us his beautiful teeth and, for some reason or other, his pink, ridged palate as well. The professionally posed question as to whether he had already had distemper, she declared with slight impatience that she was unable to answer. And with regard to the size he would grow to, it would be the same as our late Percy’s, she countered glibly. Much more was said back and forth, a great deal of warmhearted encouragement on Anastasia’s part, which was supported by the children’s pleas, and a great deal of half-persuaded indecision on ours. Finally we asked for a short period to think it over, which was readily granted, and we walked back downhill thoughtfully, testing our impressions and making calculations.
Aber den Kindern hatte die vierbeinige Trübsal unter dem Tisch es natürlich angetan, und wir Erwachsenen gaben uns vergebens die Miene, ihre Wahl- und Urteilslosigkeit zu belächeln: auch wir fühlten den Stachel im Herzen und sahen wohl, daß es uns schwerfallen würde, das Bild des armen Lux wieder aus unserem Gedächtnis zu tilgen. Was würde aus ihm werden, wenn wir ihn verschmäliten? In welche Hände würde er geraten? Eine mysteriöse und schreckliche Gestalt erhob sich in unsrer Phantasie: der Wasenmeister, vor dessen abscheulichem Zugriff wir Percy einst durch ein paar ritterliche Kugeln des Büchsenmachers und durch eine ehrliche Grabstätte am Rande unsres Gartens bewahrt hatten. Wollten wir Lux einem ungewissen und vielleicht schaurigen Schicksal überlassen, so hätten wir uns hüten sollen, seine Bekanntschaft zu machen und sein Kindergesicht mit dem Schnurr- und Knebelbart zu studieren; da wir um seine Existenz nun einmal wußten, schien eine Verantwortung auf uns gelegt, die wir schwerlich und nur gewaltsamerweise würden verleugnen können. – So kam es, daß schon der dritte Tag uns wieder jenen sanften Ausläufer der Alpen erklimmen sali. Nicht daß wir zu der Erwerbung entschlossen gewesen wären. Aber wir sahen wohl, daß die Sache, wie alles stand und lag, einen andern Ausgang kaum würde nehmen können.
Diesmal saßen Anastasia und ihre Tochter an den Schmalseiten des Küchentisches einander gegenüber und tranken Kaffee. Zwischen ihnen, vor dem Tische, saß der mit dem vorläufigen Namen Lux – saß schon ganz so, wie er heute zu sitzen pflegt, die Schulterblätter bäurisch verdreht, die Pfoten einwärts gestellt, und hinter seinem vertragenen Lederhalsband stak ein Feldblumensträußchen, das eine festliche Aufliöhung seiner Erscheinung entschieden bewirkte und ihm ein wenig die Miene eines sonntäglich unternehmenden Dorfburschen oder ländlichen Hochzeiters verlieh. Das jüngere Fräulein, selbst schmuck in ihrer volkstümlichen Miedertracht, hatte ihn damit angetan, zum Einzuge in das neue Heim, wie sie sagte. Und Mutter und Tochter versicherten, nichts sei ihnen gewisser gewesen, als daß wir wiederkommen würden, um unsern Lux zu holen, und zwar ausgemacht heute.
So erwies sich denn gleich bei unserm Eintritt jede weitere Debatte als unmöglich und abgeschnitten. Anastasia bedankte sich in ihrer angenehmen Art für den Kaufschilling, den wir ihr einhändigten, und der sich auf zehn Mark belief. Es war klar, daß sie ihn uns mehr in unserm Interesse als in dem ihren oder dem der Ökonomensleute auferlegt hatte: um nämlich dem armen Lux in unsrer Vorstellung einen positiven und ziffernmäßigen Wert zu verleihen. Dies verstanden wir und erlegten die Abgabe gern. Lux ward losgebunden von seinem Tischbein, das Ende des Strickes mir einge-
But naturally the children had been fascinated by the four-legged object of woe under the table, and it was in vain that we adults made a show of smiling at their lack of judgment and discernment: we, too, felt the prick in our heart, and realized that we would have a hard time erasing the image of poor Lux from our memory again. What would become of him if we spurned him? Into what hands would he fall? A mysterious, terrifying figure loomed up in our imagination: the dog skinner, from whose horrible clutches we had finally saved Percy by means of a couple of the gunsmith’s chivalrous bullets and an honorable grave at the edge of our garden. If we wanted to abandon Lux to an uncertain and perhaps awful fate, we should have taken care not to get to know him, and to study his puppyish face with its walrus mustache and vandyke beard; now that we were aware of his existence, a responsibility seemed to have been placed on us, which we would be able to shun only with difficulty and by doing ourselves mental violence.—And so it came about that, as early as the third day, we were already climbing that gentle foothill of the Alps again. Not that we were dead set on acquiring him. But we realized that, as things stood, the matter would scarcely end differently
This time Anastasia and her daughter were seated opposite each other at the short ends of the kitchen table, drinking coffee. Between them, in front of the table, sat the dog whose temporary name was Lux—he was already sitting in exactly the way he usually sits today, with his Shoulder blades turned out in peasant style and his paws turned inward; and inside his worn-out leather collar was stuck a small bouquet of wildflowers, which gave a decidedly festive high-light to his appearance, lending him somewhat of the mien of a village lad out courting in his Sunday best, or a rustic bridegroom. The younger girl, herself very pretty in her folk costume with bodice, had adorned him that way for his entry into his new home, as she put it. And both mother and daughter assured us that they had been perfectly certain we would come back to fetch our Lux, and on precisely that day.
And so, as soon as we walked in, all further debate proved to be impossible and out of the question. Anastasia thanked us in her pleasant way for the purchase price we handed her, a sum of ten marks. It was clear that she had demanded it of us more for our sake than for her own, or for the farmers’: namely, in order to give poor Lux a positive, calculable value in our eyes. We understood this, and we were glad to make the payment. Lux was untied from his table leg, the end of the cord was handed to me, and the friendliest wishes and promises
händigt, und die freundlichsten Wünsche und Verheißungen folgten unserm Zuge über Fräulein Anastasia’s Küchenschwelle.
Es war kein Triumphzug, worin wir mit unserm neuen Hausgenossen den etwa einstündigen Heimweg zurücklegten, zumal der Hochzeiter sein Sträußchen in der Bewegung bald eingebüßt hatte. Wir lasen wohl Heiterkeit, aber auch spöttische Geringschätzung in den Blicken der Begegnenden, wozu die Gelegenheit sich vervielfältigte, als unser Weg uns durch den Marktflecken führte, und zwar der Länge nach. Zum Überfluß hatte sich bald herausgestellt, daß Lux, wahrscheinlich von langer Hand her, an einer Diarrhö litt, was uns zu häufigem Verweilen unter den Augen der Städter zwang. Wir umstanden dann schützend im Kreise sein inniges Elend, indem wir uns fragten, ob es nicht schon die Staupe sei, die da ihre schlimmen Merkmale kundgebe, – eine hinfällige Besorgnis, wie die Zukunft lehrte, die überhaupt an den Tag brachte, daß wir es mit einer reinen und festen Natur zu tun hatten, welche sich gegen Seuchen und Süchte bis auf diesen Augenblick im Kerne gefeit erwiesen hat.
Sobald wir angelangt, wurden die Dienstmädchen zur Stelle beordert, damit sie mit dem Familienzuwachs Bekanntschaft machten und auch wohl ihr bescheidenes Gutachten über ihn abgäben. Man sah wohl, wie sie sich zur Bewunderung anschickten; nachdem sie ihn aber ins Auge gefaßt und in unseren schwankenden Mienen gelesen, lachten sie derb, wandten dem traurig Blickenden die Schultern zu und machten abwehrende Handbewegungen gegen ihn. Hierdurch in dem Zweifel bestärkt, ob für den menschenfreundlichen Sinn der Spesen, die Anastasia uns abgefordert, Verständnis bei ihnen vorauszusetzen sei, sagten wir ihnen, daß wir den Hund geschenkt bekommen hätten, und führten Lux auf die Veranda, um ihm eine aus gehaltvollen Abfällen zusammengesetzte Empfangsmahlzeit anzubieten.
Kleinmut ließ ihn alles zurückweisen. Er beroch wohl die Bissen, zu denen man ihn einlud, stand aber scheu davon ab, unfähig, sich zu dem Glauben zu ermannen, daß Käserinde und Hühnerbeine für ihn bestimmt sein könnten. Dagegen schlug er das mit Seegras gefüllte Sackkissen nicht aus, das zu seiner Bequemlichkeit auf dem Flur bereitgelegt worden, und ruhte dort mit unter sich gezogenen Pfoten, während in den inneren Zimmern der Name beraten und endgültig bestimmt wurde, den er in Zukunft fuhren sollte.
Auch am folgenden Tage noch weigerte er sich, zu essen, dann folgte ein Zeitabschnitt, während dessen er ohne Maß und Unterschied alles verschlang, was in den Bereich seines Maules kam, bis er endlich in Dingen der Ernährung zu ruhiger Regel und prüfender Würde gelangte. Es ist
accompanied our departure from the threshold of of Miss Anastasia’s kitchen.
Our walk home with our new housemate, which took about an hour, was far from a triumphal procession, especially since the bridegroom soon lost his bouquet as we went. It may have been merriment that we read in the eyes of those we met, but it may also have been scornful disdain; and there was plenty of chance to meet people, because our way took us through the little market town, and down its entire length. To cap it all, it soon became evident that Lux was suffering from diarrhea, and probably had been for some time, so that we were frequently compelled to linger in the gaze of the townspeople. At those times we stood in a protective circle around his internal misery, wondering whether this might already be distemper displaying its evil Symptoms—a needless worry, we were to learn, for our future experience made it clear that we were dealing with a cleanly, sturdy nature, which to this very moment has proved to be fundamentally immune to illnesses and ailments.
As soon as we reached home, we summoned our maids, so that they could make the acquaintance of the addition to the family and, if they wished, could offer their humble opinion of him. They were obviously all set to express admiration; but after they had taken a look at him and had interpreted the uncertainty on our faces, they laughed coarsely, turned their backs on the sadly gazing dog, and made disparaging gestures at him with their hands. Confirmed by this in our doubt as to whether we could rely on their comprehension of the humane purpose of the payment Anastasia had taken from us, we told them that we had received the dog as a present, and we led Lux onto the veranda to offer him a welcoming meal composed of nutritious leftovers.
In his despondency he rejected it all. To be sure, he sniffed the scraps we invited him to eat, but he held aloof from them shyly, incapable of sufficient courage to believe that cheese parings and chicken legs could be possibly meant for him. On the other hand, he didn’t refuse the sack stuffed with sea grass that had been prepared in the vestibule as a cushion for his comfort, and he rested there with his paws drawn under him, while in the inner rooms we discussed, and finally decided on, the name he was to bear in future.
The following day, too, he still refused to eat; then a period ensued during which he would gulp down everything that came within range of his mouth, making no distinction of quantity or quality, until he finally attained calm regularity in matters of nourishment, and
damit der Prozeß seiner Eingewöhnung und bürgerlichen Festigung in großem Zuge bezeichnet. Ich verliere mich nicht in eine übergetreue Ausmalung dieses Prozesses. Er erlitt eine Unterbrechung durch das vorübergehende Abhandenkommen Bauschans: die Kinder hatten ihn in den Garten geführt, sie hatten ihn der Leine entledigt, um ihm Bewegungsfreiheit zu gönnen, und in einem unbewachten Augenblick hatte er durch die niedrige Lücke, die die Zaunpforte über dem Boden ließ, das Weite gewonnen. Sein Verschwinden erregte Bestürzung und Trauer, zum mindesten in der herrschaftlichen Sphäre, da die Dienstmädchen den Verlust eines geschenkten Hundes auf die leichte Achsel zu nehmen geneigt waren, oder ihn als Verlust wohl überhaupt nicht anerkennen wollten. Das Telephon spielte stürmisch zwischen uns und Anastasias Bergwirtschaft, wo wir ihn hoffnungsweise vermuteten. Umsonst, er hatte sich dort nicht sehen lassen; und zwei Tage mußten vergehen, bis das Fräulein uns melden konnte, sie habe Botschaft aus Huglfing, vor anderthalb Stunden sei Lux auf der heimatlichen Ökonomie erschienen. Ja, er war dort, der Idealismus seines Instinktes hatte ihn zuriickgezogen in die Welt der Kartoffelschalen und ihn die zwanzig Kilometer Weges, die er einst zwischen den Rädern zurückgelegt, in einsamen Tagesmärschen, bei Wind und Wetter, wieder überwinden lassen! So mußten seine ehemaligen Besitzer ihr Wägelchen neuerdings anspannen, um ihn zunächst in Anastasias Hände zurückzuliefern, und nach Verlauf von weiteren zwei Tagen machten wir uns abermals auf, den Irrfahrer einzuholen, den wir wie vordem an das Tischbein gefesselt fanden, zerzaust und abgetrieben, mit dem Kot der Landstraßen bespritzt. Wahrhaftig, er gab Zeichen des Wiedererkennens und der Freude, als er unsrer ansichtig wurde! Aber warum hatte er uns dann verlassen?
Es kam eine Zeit, da deutlich war, daß er sich die Ökonomie wohl aus dem Sinne geschlagen, bei uns aber auch so recht noch nicht Wurzel gefaßt hatte, so daß er in seiner Seele herrenlos und gleich einem taumelnden Blatt im Winde war. Damals mußte man beim Spazierengehen scharf auf ihn achthaben, da er sehr dazu neigte, das schwache sympathetische Band zwischen sich und uns unvermerkt zu zerreißen und sich in den Wäldern zu verlieren, wo er gewiß bei selbständig schweifender Lebensweise auf den Zustand seiner wilden Ureitern zurückgesunken wäre. Unsere Fürsorge bewahrte ihn vor diesem dunkeln Schicksal, sie hielt ihn fest auf der hohen, von seinem Geschlecht in Jahrtausenden erreichten Gesittungsstufe an der Seite der Menschen; und dann trug ein einschneidender Ortswechsel, unsere Übersiedelung in die Stadt oder Vorstadt, mit einem Schlage viel dazu bei, ihn eindeutig auf uns anzuweisen und ihn unserm Hauswesen mit Entschiedenheit zu verbinden.
examined his food in a dignified fashion. Therewith, the process of his acclimation, and of his becoming a solid Citizen, has been described in general terms. I won’t lose my way in an excessively detailed depiction of that process. It suffered an interruption through the temporary loss of Bauschan: the children had led him into the garden and had taken off his leash so he could have freedom of movement, and at a moment when they weren’t watching he had lit out through the low gap between the bottom of the gate and the ground. His disappearance caused dismay and grief, at least among the members of the family because the maids were inclined to take the loss of a gift dog lightly, or not even count it as a loss at all. The phone rang off the hook between our house and Anastasia’s mountain inn, where we hopefully assumed him to be. But to no avail: he hadn’t been seen there; and we had to wait two days before Miss Anastasia could report to us about a message from Huglfing saying that Lux had showed up an hour and a half earlier at the farm where he was born. Yes, he was there; the idealism of his instinct had drawn him back to the world of potato peels and had allowed him to negotiate once again, in solitary days marches, through wind and storm, the twenty kilometers’ distance he had walked earlier between the cartwheels! And so, his former owners had to hitch up their little cart again, in order to hand him over to Anastasia, first; then, two days later, we set out again to fetch the adventurous stray, whom we found tied to the table leg as he had been the last time, tousled, exhausted, and spattered with the mud of the highways. It’s true that he gave signs of recognition and joy when he caught sight of us. But then, why had he abandoned us?
A time came when he had clearly driven the farm out of his memory, and yet hadn’t fully taken root with us, so that in his soul he was without a master and similar to a leaf blowing wildly in the wind. At that period he had to be watched carefully when out for a walk, since he was strongly inclined to break the weak bond between himself and us without being noticed, and to lose himself in the woods, where his independently roaming ways would surely have caused him to sink to the level of his wild forebears. Our concern saved him from that grim fate, maintaining him firmly at the degree of civilization which his species had attained in the course of millennia, by the side of man; and then an epoch-making change of locale, our move back to the city or suburb, suddenly contributed greatly to his ranging himself unambiguously on our side and to his definitive connection with our household.
Einige Nachrichten über Bauschans Lebensweise und Charakter
Ein Mann im Isartale hatte mir gesagt, diese Art Hunde könne lästig fallen, sie wolle immer beim Herrn sein. So war ich gewarnt, die zähe Treue, die Bauschan mir wirklich alsbald zu beweisen begann, in ihrem Ursprünge allzu persönlich zu nehmen, wodurch es mir wiederum leichter wurde, sie zurückzudämmen und, so weit es nötig schien, von mir abzuwehren. Es handelt sich da um einen von weither überkommenen patriarchalischen Instinkt des Hundes, der ihn, wenigstens in seinen mannhafteren, die freie Luft liebenden Arten, bestimmt, im Manne, im Haus- und Familienoberhaupt, unbedingt den Herrn, den Schützer des Herdes, den Gebieter zu erblicken und zu verehren, in einem besonderen Verhältnis ergebener Knechtsfreundschaft zu ihm seine Lebenswiirde zu finden und gegen die übrigen Hausgenossen eine viel größere Unabhängigkeit zu bewahren. In diesem Geiste hielt es auch Bauschan mit mir beinahe vom ersten Tage an, hing mit mannentreuen Augen an meiner Person, indem er nach Befehlen zu fragen schien, die ich vorzog nicht zu erteilen, da sich bald zeigte, daß er im Gehorsam durchaus nicht besonders stark war, und heftete sich an meine Fersen in der sichtlichen Überzeugung, daß seine Unzertrennlichkeit von mir in der heiligen Natur der Dinge liege. Es war selbstverständlich, daß er im Familienkreise seinen Platz zu meinen und keines andren Füßen nahm. Es war ebenso selbstverständlich, daß er, wenn ich mich unterwegs von der Gemeinschaft absonderte, um irgendwelche eigenen Wege zu gehen, sich mir anschloß und meinen Schritten folgte. Er bestand auch auf meiner Gesellschaft, wenn ich arbeitete, und wenn er die Gartentür geschlossen fand, so kam er mit jähem, erschreckendem Satz durchs offene Fenster herein, wobei viel Kies ins Zimmer stob, und warf sich hochaufseufzend unter den Sei) reibtisch nieder.
Es gibt aber eine Achtung vor dem Lebendigen, zu wach, als daß nicht auch eines Hundes Gegenwart uns stören könnte, wenn es darauf ankommt, allein zu sein; und dann störte Bauschan mich auch auf handgreifliche Weise. Er trat neben meinen Stuhl, wedelte, sah mich mit verzehrenden Blicken an und trampelte auffordernd. Die geringste entgegenkommende Bewegung hatte zur Folge, daß er mit den Vorderbeinen die Armlehne des Sessels erkletterte, sich an meine Brust drängte, mich mit Luftküssen zum Lachen brachte, dann zu einer Untersuchung der Tischplatte überging, in der Annahme wohl, daß dort Eßbares zu finden sein müsse, da ich mich so angelegentlich darüber beugte, und mit seinen breiten, haarigen Jägerpfoten die
A Brief Report on Bauschan’s Ways and Character
A man in the Isar valley had told me that dogs of this breed might become a nuisance, because they always wanted to be with their master. And so, I was warned against taking too personally the strong loyalty Bauschan actually did begin showing me at once, now that I could consider its source; therefore, in turn, it became easier for me to hold that loyalty in check, and to keep him off me as far as it seemed necessary. What we have here is a patriarchal instinct of dogs, reaching far into the past, which makes them—at least in the more valiant breeds, which love the open air—unequivocally recognize and venerate as their master, protector of the hearth, and ruler the man of the house, the head of the family, and which makes them find the dignity of their existence in a special relation of servile friendship to him, while maintaining a much greater independence vis-à-vis the other members of the family. Bauschan, too, stood in this relation to me almost from the first day, gazing at me with eyes expressive of a vassal’s fealty, and apparently awaiting orders that I preferred not to give, since it soon appeared that obedience was far from being his strong point; he would keep to my heels in the obvious conviction that his inseparability from me was one of the sacred laws of the universe. It was only natural that, when the family was gathered together, he would lie down at my feet and no one else’s. It was equally natural that, whenever I decided to leave the family group, on my way to some personal goal, he would join me and walk in my steps. He also insisted on my Company when I worked; and, if he found the garden door shut, he’d come in through the open window with a sudden, frightening leap, scattering a lot of gravel in the room, and he’d plump himself down under the desk with a deep sigh.
But there’s a certain respect for living things so strong that it causes us to be disturbed by even a dogs presence at times when it’s important for us to be alone; and at those times Bauschan did disturb me in a tangible way He’d walk up to my chair, wag his tail, look at me with consuming eyes, and stamp his feet invitingly. The slightest accommodating movement on my part would lead to his climbing onto the armrest of the chair with his forelegs, pressing against my chest, making me laugh with his “blown kisses,” and then investigating the desktop, probably assuming that something edible must be located there, since I was so absorbed as I leaned over it; finally, he’d smear the not-yet-dry ink with his broad, hairy hunting dog’s paws. Severely
frische Schrift verwischte. Scharf zur Ruhe gewiesen, legte er sich wohl nieder und schlief ein. Aber sobald er schlief, begann er zu träumen, wobei er mit allen vier ausgestreckten Füßen Laufbewegungen vollführte und ein zugleich hohes und dumpfes, gleichsam bauchrednerisches und wie aus einer andern Welt kommendes Gebell vernehmen ließ. Daß dies erregend und ablenkend auf mich wirkte, kann nicht wundernehmen, denn erstens war es unheimlich, und außerdem rührte und belästigte es mein Gewissen. Dieses Traumleben war zu offenkundig nur ein künstlicher Ersatz für wirkliches Rennen und Jagen, den seine Natur sich bereitete, weil das Glück der Bewegung im Freien ihm beim Zusammenleben mit mir nicht in dem Maße zuteil wurde, wie sein Blut und Sinn es verlangte. Das ging mir nahe; da es aber nicht zu ändern war, so geboten höhere Interessen, mir die Beunruhigung vom Halse zu schaffen, wobei ich vor mir selbst darauf hinweisen konnte, daß er bei schlechtem Wetter viel Schmutz ins Zimmer brachte und überdies mit seinen Klauen die Teppiche zerriß.
So wurde ihm denn der Aufenthalt in den Wohnräumen des Hauses und das Zusammensein mit mir, solange ich mich eben im Hause hielt, grundsätzlich, wenn auch unter Zulassung von Ausnahmen, verwehrt; und er begriff rasch das Verbot und fügte sich in das Widernatürliche, da gerade dies der unerforschliche Wille des Herrn und Hausgebieters war. Die Entfernung von mir, die oft und namentlich im Winter für große Teile des Tages gilt, ist nur eine Entfernung, keine wirkliche Trennung und Verbindungslosigkeit. Er ist nicht bei mir, auf meinen Befehl, aber das ist eben nur die Ausführung eines Befehls, ein verneintes Bei-mir-Sein, und von einem selbständigen Leben Bauschans, das er ohne mich während dieser Stunden führte, kann nicht gesprochen werden. Ich sehe wohl durch die Glastür meines Zimmers, wie er sich auf der kleinen Gartenwiese vorm Hause auf onkelhafte, ungeschickt possenhafte Art an den Spielen der Kinder beteiligt. Aber zwischendurch kommt er beständig zur Tür herauf, schnüffelt, da er mich durch die innere Tüllbespannung nicht sehen kann, an der Spalte, um sich meiner Anwesenheit zu versichern, und sitzt, dem Zimmer den Rücken zugewandt, wachthabend auf den Stufen. Ich sehe ihn wohl auch von meinem Tische aus auf dem erhöhten Wege drüben, zwischen den alten Espen, in nachdenklichem Bummeltrabe sich hinbewegen; doch solche Promenaden sind nur ein matter Zeitvertreib, ohne Stolz, Glück und Leben, und völlig undenkbar bleibt, daß Bauschan sich etwa auf eigene Hand dem herrlichen Jagdvergnügen hingeben könnte, obgleich niemand ihn daran hindern würde und meine Gegenwart, wie sich zeigen wird, nicht unbedingt erforderlich dazu wäre.
commanded to lie still, he would actually Stretch out and fall asleep. But as soon as he was asleep, he started to dream, making running movements with all four extended legs and emitting barks that were high-pitched and muffled at one and the same time, as if they were produced by ventriloquism or came from another world. It isn’t surprising that this had an agitating and distracting effect on me, because, in the first place, it was eerie, and, in addition, it stirred and burdened my conscience. This dream life was all too clearly nothing but an artificial Substitute for real running and hunting, a Substitute that his nature contrived for itself because in his life with me he was denied the happiness of outdoor activity to the extent that his ancestry and his feelings demanded. This distressed me; but, since there was no help for it, my higher interests demanded that I rid myself of the disturbance; in addition to which, I could point out to myself that in bad weather he dragged a lot of dirt into the room and also ripped the carpets with his claws.
And so, with occasional exceptions, he was basically forbidden to stay in the living quarters of the house and to be in my Company all the time I was indoors; he quickly understood the prohibition and resigned himself to that unnatural Situation, since it was the express, unfathomable will of his master, the head of the house. His being kept at a distance from me, which often, and especially in winter, holds for large parts of the day, is merely a distancing, not a real Separation or lack of communication. He’s not right beside me, under my direct command, but he’s merely carrying out a different command, a negation of togetherness with me, and it’s impossible to say that Bauschan is leading an independent life apart from me during those hours. Through the glazed door of my room I can see how he takes part in the children’s games on the little lawn in front of the house, patronizingly, clumsily, and clownishly. But at intervals he continually comes up to the door, sniffs at the crack (because he can’t see me through the tulle curtain inside) in order to assure himself of my presence, and sits on the steps keeping guard, his back to the room. And from my desk I can see him on the raised path over there, between the old aspens, sauntering around in a contemplative trot; but walks of that type are merely a dull way to pass the time, devoid of pride, pleasure, or liveliness, and it’s totally inconceivable that Bauschan could devote himself to those splendid joys of the hunt all on his own, though no one would prevent him from going, and though my presence, as will be seen, isn’t absolutely necessary.
Sein Leben beginnt, wenn ich ausgehe – und ach, auch dann beginnt es oftmals noch nicht! Denn indem ich das Haus verlasse, fragt es sich, ob ich mich nach rechts wenden werde, die Allee hinunter, dorthin, wo es ins Freie und in die Einsamkeit unserer Jagdgründe geht, oder nach links, gegen die Trambahnstation, um in die Stadt zu fahren – und nur im ersteren Falle hat es für Bauschan einen Sinn, mich zu begleiten. Anfangs schloß er sich mir an, wenn ich die Welt wählte, nahm mit Erstaunen den herandonnernden Wagen wahr und folgte mir, seine Scheu gewaltsam unterdrückend, mit einem blinden und treuen Sprung auf die Plattform, mitten unter die Menschen. Aber ein Sturm der öffentlichen Entrüstung fegte ihn wieder hinunter, und so entschloß er sich denn, im Galopp neben dem brausenden Vehikel herzurennen, das so wenig dem Wägelchen glich, zwischen dessen Rädern er vorzeiten getrabt. Redlich hielt er Schritt, solange es gehen wollte, und seine Atemkraft hätte ihn schwerlich im Stich gelassen. Aber den Sohn der Ökonomie verwirrte das städtische Treiben; er geriet Menschen zwischen die Füße, fremde Hunde fielen ihm in die Flanke, ein Tumult wilder Gerüche, wie er dergleichen noch nie erfahren, reizte und verstörte seinen Sinn, Häuserecken, durchsättigt mit den Essenzen alter Abenteuer, bannten ihn unwiderstehlich, er blieb zurück, er holte den Schienenwagen wohl wieder ein, allein es war ein falscher gewesen, dem er sich angeschlossen, ein dem richtigen vollständig ähnlicher; Bauschan lief blindlings in falscher Richtung fort, geriet tiefer und tiefer in die tolle Fremde hinein und fand sich erst nach zwei Tagen, ausgehungert und hinkend, in den Frieden des äußersten Hauses am Flusse heim, wohin zurückzukehren auch der Herr unterdessen vernünftig genug gewesen war.
Das geschah zweimal und dreimal; dann verzichtete Bauschan und stand endgültig ab davon, mich nach links zu begleiten. Er erkennt es sofort, was ich im Sinne habe, den Jagdgrund oder die Welt, wenn ich aus der Haustür trete. Er springt auf von der Fußmatte, darauf er, unter dem schützenden Portalbogen, mein Ausgehen herangewartet hat. Er springt auf, und in demselben Augenblick sieht er, wohin meine Absichten gehen: meine Kleidung verrät es ihm, der Stock, den ich trage, auch wohl meine Miene und Haltung, der Blick den ich kalt und beschäftigt über ihn hinschweifen lasse oder ihm auffordernd zuwende. Er begreift. Er stürzt sich kopfüber die Stufen hinab und tanzt unter Schleuderdrehungen, in stummer Begeisterung, vor mir her zur Pforte, wenn der Ausgang gesichert scheint; er duckt sich, er legt die Ohren zurück, seine Miene erlischt, fällt gleichsam in Asche und Trübsal zusammen, wenn die Hoffnung entflieht, und seine
His life really begins when I step outside—and, alas, even then it frequently doesn’t yet begin! Because, as I leave the house, the question arises as to whether I’ll turn to the right, down the poplar avenue, toward the open air and the solitude of our hunting grounds, or to the left, toward the trolley stop, in order to ride into town—and only in the former case is it meaningful for Bauschan to accompany me. In the beginning he would join me when I chose the great world; he was amazed to see the trolley car that came rumbling up, and, suppressing his fear with a great effort, he followed me with a blindly loyal jump onto the platform, among the passengers. But a storm of public Indignation swept him off again, and so he decided to run alongside the clattering vehicle at a gallop, a vehicle that was so different from the little cart between whose wheels he had once trotted. He kept pace manfully as long as he could, and his breath would surely not have given out. But this farmboy was bewildered by the city hubbub; he got between people’s feet, strange dogs attacked his sides, and a chaos of wild scents, of a type he’d never experienced, aroused and distracted his senses; house corners, drenched with the essences of old adventures, cast an irresistible spell over him; he fell back, he caught up with the trolley again, but it was a different one that he now rejoined, though it looked exactly like the right one; Bauschan kept running blindly in the wrong direction, getting deeper and deeper into wildly strange territory, and only two days later, starved and limping, did he arrive home, regaining the peace of the house nearest to the river, to which, in the meantime, his master, too, had been sufficiently sensible to return.
That happened twice, three times; then Bauschan gave up and finally ceased accompanying me to the left. He’s immediately aware of my intentions, the hunting ground or the wider world, when I step out the house door. He jumps up from the mat on which he has been awaiting my departure, beneath the protective entrance arch. He jumps up, and at that very moment he sees what I have in mind: my clothing reveals it to him, the Walking stick I’m carrying, as well as my expression and bearing and my eyes, with which I either give him a quick, cold, and preoccupied glance, or which I turn toward him invitingly. He understands. He dashes headlong down the steps and dances in front of me all the way to the gate, spinning around in mute enthusiasm, when our walk looks like a sure thing; he cowers, he lays back his ears, his expression becomes blank, as if it were crumbling to ashes and woe, when hope flees, and his eyes are filled with that
Augen füllen sich mit dem Ausdruck scheuen Sünderelends, den das Unglück im Blicke der Menschen und Tiere erzeugt.
Zuweilen kann er nicht glauben, was er doch sieht und weiß, daß nämlich für diesmal alles aus und an kein Jagen zu denken ist. Seine Begierde war zu heftig, er leugnet die Merkmale, er will den städtischen Stock, die hochbürgerliche Herrichtung meiner Person nicht bemerkt haben. Er drängt sich mit mir durch die Pforte, schnellt sich draußen um seine Achse, sucht mich nach rechts zu ziehen, indem er zum Galopp ansetzt in dieser Richtung und den Kopf nach mir wendet, und zwingt sich, das schicksalhafte Nein zu übersehen, das ich seinen Anstrengungen entgegensetze. Er kommt zurück, wenn ich wirklich nach links gehe, begleitet mich, aus tiefster Brust schnaubend und kleine, wirre, hohe Laute ausstoßend, die sich aus der Überspannung seines Inneren lösen, den Zaun des Vorgartens entlang und fängt an, über das Gitter der anstoßenden öffentlichen Anlage hin und her zu springen, obgleich dies Gitter ziemlich hoch ist und er in der Luft etwas ächzen muß, in Besorgnis, sich weh zu tun. Er springt aus einer Art von verzweifelter, die Tatsachen venverfender Munterkeit und auch, um mich zu bestechen, mich durch seine Tüchtigkeit für sich zu gewinnen. Denn noch ist es nicht ganz – bei aller Unwahrscheinlichkeit nicht ganz und gar ausgeschlossen, daß ich am Ende der Anlage dennoch den Stadtweg verlasse, noch einmal nach links einbiege und ihn auf geringem Umwege, über den Briefkasten nämlich, wenn ich Post zu versorgen habe, dennoch ins Freie führe. Das kommt vor, aber es kommt selten vor, und wenn auch diese Hoffnung zerstob, so setzt Bauschan sich nieder und läßt mich ziehen.
Da sitzt er, in seiner bäurisch ungeschickten Haltung, mitten auf der Straße und blickt mir nach, den ganzen langen Prospekt hinauf. Drehe ich den Kopf nach ihm, so spitzt er die Ohren, aber er folgt nicht, auch auf Ruf und Pfiff würde er nicht folgen, er weiß, daß es zwecklos wäre. Noch am Ausgange der Allee kann ich ihn sitzen sehen, als kleines, dunkles, ungeschicktes Pünktchen inmitten der Straße, und es gibt mir einen Stich ins Herz, ich besteige die Tram nicht anders als mit Gewissensbissen. Er hat so sehr gewartet, und man weiß doch, wie Warten foltern kann! Sein Leben ist Warten – auf den nächsten Spaziergang ins Freie, und dieses W’arten beginnt, wenn er ausgeruht ist von dem letztenmal. Auch in der Nacht wartet er, denn sein Schlaf verteilt sich auf die ganzen vierundzwanzig Stunden des Sonnenumlaufs, und manches Schlummerstündchen auf dem Grasteppich des Gartens, während die Sonne den Pelz wärmt, oder hinter den Vorhängen der Hütte muß die leeren Tagesstrecken verkürzen.
expression of a sinner’s timid misery which unhappiness produces in the gaze of both man and beast.
Sometimes he can’t believe what he clearly sees and knows: namely, that it’s hopeless this time, and a hunt is out of the question. His desire was too strong, he denies the evidence, he pretends not to have noticed my city-going Walking stick, the extreme-bourgeois adornment of my person. He pushes his way out of the gate with me; once outside, he whirls around his own axis, trying to draw rae to the right by setting off in that direction at a gallop, his head turned toward me; and he makes an effort to overlook the fateful “no” which I oppose to his exertions. He comes back when I really and truly head to the left; he accompanies me along the fence of the front yard, snorting from the depths of his chest and emitting small, confused, high-pitched sounds wrenched from his inner tension; and he begins to jump back and forth over the railing of the adjacent public lawn, though it’s a fairly high railing and he has to groan a little in mid-air from fear of hurting himself. He jumps with a sort of desperate liveliness, which refuses to look the facts in the face, and also in order to bribe me, to win me over through his talents. Because it’s still not completely out of the question—improbable as it may be, it’s not altogether ruled out—that, when I reach the end of that public lawn, I might still veer away from the path to town, turn left again, and, making a short detour—by way of the mailbox, when I have letters to mail—I might still lead him out into the open. That happens, but rarely, and when that hope, too, has come to nothing, Bauschan sits down and lets me go.
There he sits, in his peasantlike, clumsy fashion, in the middle of the street, watching me go the whole long way down the avenue. If I turn my head toward him, he pricks up his ears, but he doesn’t follow me; he wouldn’t even follow if I called and whistled, because he knows it would be pointless. When I reach the end of the poplar avenue, I can still see him sitting, a small, dark, clumsy dot in the middle of the street, and I have a pang in my heart; when I get on the trolley, my conscience is killing me. He’s been waiting so long, and everyone knows what torture waiting can be! His life is one of waiting—for the next walk outdoors—and this waiting begins as soon as he’s rested up from the last one. Even at night he waits, because his sleep is distributed over all twenty-four hours of the sun’s course, and many a nap on the carpet of grass in the yard, while the sun warms his fur, or behind the doghouse curtains, is necessary to abridge the empty gaps in his day. And so, his rest at night is also intermittent and
So ist seine Nachtruhe denn auch zerrissen und ohne Einheit, vielfältig treibt es ihn um in der Finsternis, durch Hof und Garten, er wirft sich hierhin und dorthin und wartet. Er wartet auf den wiederkehrenden Besuch des Schließers mit der Laterne, dessen stapfenden Rundgang er gegen besseres Wissen mit grauenvoll meldendem Gebell begleitet; er wartet auf das Erbleichen des Himmels, das Krähen des Hahnes in einer entlegenen Gärtnerei, das Erwachen des Morgenwindes in den Bäumen und darauf, daß der Kücheneingang geöffnet wird, damit er hinein-schlüpfen kann, um sich am Herde zu wärmen.
Aber ich glaube, die Marter der nächtlichen Langeweile ist milde, verglichen mit der, die Bauschan am hellen Tag zu erdulden hat, besonders, wenn schönes Wetter ist, sei es nun Winter oder Sommer, wenn die Sonne ins Freie lockt, das Verlangen nach starker Bewegung in allen Muskeln zerrt, und der Herr, ohne den nun einmal eine rechte Unternehmung nicht möglich ist, noch immer nicht seinen Platz hinter der Glastür verlassen will. Bauschans beweglicher kleiner Leib, in dem das Leben so rasch und fieberhaft pulst, ist durch und durch und im Überfluß ausgeruht, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Er kommt auf die Terrasse vor meiner Tür, läßt sich mit einem Seufzer, der aus der Tiefe seines Innern kommt, auf den Kies fallen und legt den Kopf auf die Pfoten, indem er von unten herauf mit einem Dulderblick gen Himmel schaut. Das dauert nur ein paar Sekunden, dann ist er der Lage schon satt und übersatt, empfindet sie als unhaltbar. Etwas kann er noch tun. Er kann die Stufen hinabsteigen und an einem der pyramidenförmigen Lebensbäumchen, welche die Rosenbeete flankieren, das Bein heben – dem rechter Hand, das dank Bauschans Gewohnheiten alljährlich an Verätzung eingeht und ausgewechselt werden muß. Er steigt also hinab und tut, wozu kein wahres Bedürfnis ihn treibt, was aber vorübergehend immerhin zu seiner Zerstreuung dienen kann. Lange steht er, trotz vollständiger Unergiebigkeit seines Tuns, auf drei Beinen, so lange, daß das vierte in der Luft zu zittern beginnt und Bauschan hüpfen muß, um sein Gleichgewicht zu wahren. Dann steht er wieder auf allen vieren und ist nicht besser daran als zuvor. Stumpf blickt er empor in die Zweige der Eschengruppe, durch die mit Zwitschern zwei Vögel huschen, sieht den Gefiederten nach, wie sie pfeilschnell davonstreichen, und wendet sich ab, indem er über soviel kindliche Leichtlebigkeit die Achseln zu zucken scheint. Er reckt und streckt sich, als wollte er sich auseinanderreißen, und zwar zerlegt er, der Ausführlichkeit halber, das Unternehmen in zwei Abteilungen: Er dehnt zuerst die vorderen Gliedmaßen, wobei er das Hinterteil in die Lüfte erhebt, und hierauf dieses, mit weit hinausgestreckten Hinterbeinen; und beide Male reißt er in viehischem Gähnen
broken; often his urges drive him out into the darkness, into the courtyard or the garden; he throws himself down here and there, and waits. He waits for the recurring visit of the caretaker with his lantern; against his own better judgment, he accompanies the man’s trudging rounds, announcing him with a terrifying bark; he waits for the sky to turn pale, for the crowing of the rooster in a distant truck garden, for the awakening of the morning breeze in the trees; he waits for the kitchen door to be opened, so he can slip in and warm himself at the cookstove.
But I think the torture of his boredom at night is mild compared with the one Bauschan must undergo in broad daylight, especially when the weather is good, in either winter or summer, when the sun lures you outdoors, when the longing for vigorous activity tugs at every muscle, but your master, without whom no proper undertaking is possible, after all, still refuses to leave his place behind the glazed door. Bauschan’s active little body, in which life pulses so swiftly and feverishly, is thoroughly rested, too much so; further sleep is unthinkable. He comes onto the terrace in front of my door, lets himself drop onto the gravel with a sigh that rises from the depths of his being, and lays his head on his paws, while he looks up to heaven with a martyr’s gaze. This lasts only a couple of seconds; then he’s sick and tired of that position, and finds that he can’t keep it up. There’s one thing he can still do. He can descend the stairs and raise his leg at one of the little pyramidal arborvitae trees that flank the beds of rosebushes—the one on the right, which, thanks to Bauschan’s habits, dies of hyperacidity every year and has to be replaced. So he goes down the stairs and does what he has no real need to do, though it may very well be a temporary pleasurable distraction. He stands there on three legs for a long while, completely unproductive though his actions may be—for such a long while that his fourth leg begins to tremble in the air, and Bauschan has to hop to maintain his equilibrium. Then he stands on all fours again, and is no better off than he was before. He looks up dully at the branches of the clump of ash trees, through which two birds are darting and twittering; he watches the feathered creatures fly off as fast as an arrow, and he turns away, seeming to shrug his Shoulders at all that childish frivolity. He stretches as if he wanted to tear himself in two; in fact, for the sake of thoroughness, he divides that activity into two phases: first he extends the front half of his body, raising his hindquarters in the air, and then he extends the latter, with his hind legs far outstretched; both times he rips his jaws open
den Rachen auf. Dann ist auch dies geschehen – die Handlung ließ sich nicht weiter ausgestalten, und hat man sich eben nach allen Regeln gestreckt, so kann man es vorläufig nicht wieder tun. Bauschan steht also und blickt in trübem Sinnen vor sich zu Boden. Dann beginnt er, sich langsam und suchend um sich selber zu drehen, als wollte er sich niederlegen und sei nur noch ungewiß, in welcher Weise. Doch entschließt er sich anders und geht trägen Schrittes in die Mitte des Rasenplatzes, wo er sich mit einer plötzlichen, fast wilden Bewegung auf den Rücken wirft, um diesen in lebhaftem Hinundlierwälzen auf dem gemähten Grasboden zu scheuern und zu kühlen. Das muß mit starkem Wonnegefühl verbunden sein, denn er zieht krampfig die Pfoten an, indem er sich wälzt, und beißt im Taumel des Reizes und der Befriedigung nach allen Seiten in die Luft. Ja, um so leidenschaftlicher kostet er die Lust bis zur schalen Neige, als er weiß, daß sie keinen Bestand hat, daß man sich nicht länger als allenfalls zehn Sekunden so wälzen kann, und daß nicht jene gute Müdigkeit darauf folgt, die man durch fröhliche Anstrengung erwirbt, sondern nur die Ernüchterung und verdoppelte Öde, mit der man den Rausch, die betäubende Ausschweifung bezahlt. Er liegt einen Augenblick mit verdrehten Augen und wie tot auf der Seite. Dann steht er auf, um sich zu schütteln. Er schüttelt sich, wie nur seinesgleichen sich schütteln kann, ohne eine Gehirnerschütterung besorgen zu müssen, schüttelt sich, daß es klatscht und klappert, daß ihm die Ohren unter die Kinnbacken schlagen und die Lefzen von den weiß schimmernden Eckzähnen fliegen. Und dann? Dann steht er regungslos, in starrer Weltverlorenheit auf dem Plan und weiß endgültig auch nicht das geringste mehr mit sich anzufangen. Unter diesen Umständen greift er zu etwas Äußerstem. Er ersteigt die Terrasse, kommt an die Glastür, und mit zurückgelegten Ohren und einer wahren Bettlermiene hebt er zögernd die eine Vorderpfote und kratzt an der Tür – nur einmal und nur ganz schwach, aber diese sanft und zaghaft erhobene Pfote, dies zarte und einmalige Kratzen, zu dem er sich entschloß, da er sich anders nicht mehr zu raten wußte, ergreifen mich mächtig, und ich stehe auf, um ihm zu öffnen, um ihn zu mir einzulassen, obgleich ich weiß, daß das zu nichts Gutem führen kann; denn sofort beginnt er zu springen und zu tanzen, im Sinne der Aufforderung zu männlichen Unternehmungen, schiebt dabei den Teppich in hundert Falten, bringt das Zimmer in Aufruhr, und um meine Ruhe ist es geschehen.
Aber nun urteile man doch, ob es mir leichtfallen kann, mit der Tram davonzufahren, nachdem ich Bauschan so habe warten sehen, und ihn als trauriges Pünktchen tief unten in der Pappelallee sitzen zu lassen! Im Sommer, bei lang währendem Tageslicht, ist schließlich das Unglück noch
into a bestial yawn. Then, even this has been accomplished—the event couldn’t last any longer, and once you’ve stretched, following all the rules, you can’t do it again for the time being. And so, Bauschan stands there looking at the ground in front of him, lost in gloomy thought. Then he starts to turn around and around, slowly and tentatively, as if he wanted to lie down but was still uncertain how to do it. But he makes a different decision, and walks sluggishly to the center of the lawn, where, with a sudden, almost wild movement, he throws himself on his back, in order to scour and cool it on the mowed grass by briskly rolling to and fro. This must produce intense pleasure, because as he rolls he pulls in his paws convulsively, and, in a frenzy of urge-satisfaction, he snaps at the air on all sides. Yes, he tastes his pleasure to the very dregs, all the more passionately because he knows it won’t last, that you can’t roll around that way for more than ten seconds at the outside, and that it doesn’t give you that good tired feeling you get from happy exercise, but merely that sobering up and that double dreariness with which you atone for drunkenness and numbing dissipation. For a while he lies there on his side, as if dead, with rolled-up eyes. Then he stands up to shake himself. He shakes himself as only one of his species can, without having to fear a brain concussion; he shakes himself so hard that you can hear flapping and rattling, his ears beating against his jaws and his lips curling away from his gleaming white canines. And then? Then he stands motionless on the level ground, stiff and lost to the world, and finally can’t think of a Single thing more to do with himself. In these circumstances he resorts to an extreme measure. He climbs up the terrace Steps, arrives at the glazed door, and, his ears laid back, looking exactly like a beggar, he hesitantly raises one forepaw and Scratches at the door—only once and very quietly—but that gently and timidly raised paw, and that Single soft Scratch, which he decided to risk because he couldn’t think of anything else, affect me deeply, and I stand up to open the door for him and admit him to the room, though I know it can lead to no good; because immediately he Starts jumping and dancing, expressing an invitation to virile activities, and, as he does so, he folds the carpet into a hundred creases, upsets the whole room, and brings my repose to an end.
But now, just consider whether it can be easy for me to ride away on the trolley after seeing Bauschan waiting that way, and to let him sit like a sad dot all the way back in the poplar avenue! In the summer, when the daylight lingers, the tragedy is not yet so great,
nicht so groß, denn dann besteht gute Aussicht, daß wenigstens noch mein Abendspaziergang mich ins Freie führt, so daß Bauschan, wenn auch nach härtester Wartefrist, doch noch auf seine Kosten kommt und, einiges Jagdglück vorausgesetzt, einen Hasen hetzen kann. Im Winter aber ist alles aus für diesen Tag, wenn ich mittags davonfahre, und Bauschan muß auf vierundzwanzig Stunden jede Hoffnung begraben. Denn dann ist zur Stunde meines zweiten Ausgangs schon lange die Nacht eingefallen, die Jagdgründe liegen in unzugänglicher Finsternis, ich muß meine Schritte in künstlich beleuchtete Gegenden lenken, flußaufwärts, durch Straßen und städtische Anlagen, und das ist nichts für Bauschans Natur und schlichten Sinn; er folgte wohl anfangs, verzichtete aber bald und blieb zu Hause. Nicht nur, daß sichtige Tummelfreiheit ihm fehlte – das Helldunkel machte ihn schreckhaft, er scheute wirrköpfig vor Mensch und Strauch, die aufwehende Pelerine eines Schutzmannes ließ ihn heulend zur Seite springen und mit dem Mut des Entsetzens den ebenfalls zu Tode erschreckten Beamten anfahren, der den erlittenen Schock durch einen Strom derber und drohender Schimpfreden an meine und Bauschans Adresse aufzuheben suchte – und was der Verdrießlichkeiten noch mehr waren, die uns beiden erwuchsen, wenn er mich bei Nacht und Nebel begleitete. – Bei Gelegenheit des Schutzmannes will ich übrigens einflechten, daß es drei Arten von Menschen sind, denen Bauschans ganze Abneigung gehört, nämlich Schutzleute, Mönche und Schornsteinfeger. Diese kann er nicht leiden und fällt sie mit wütendem Bellen an, wenn sie am Hause vorübergehen oder wo und wann immer sie ihm sonst unter die Augen kommen.
Überdies nun aber ist ja der Winter die Jahreszeit, wo die Welt unserer Freiheit und Tugend am dreistesten nachstellt, uns ein gleichmäßig gesammeltes Dasein, ein Dasein der Zurückgezogenheit und der stillen Vertiefung am wenigsten gönnt, und so zieht mich die Stadt denn nur allzuoft noch ein zweites Mal, auch abends noch, an sich, die Gesellschaft macht ihre Rechte geltend, und erst spät, um Mittemacht, setzt eine letzte Tram mich draußen am vorletzten Haltepunkt ihrer Linie ab, oder ich komme auch wohl noch später, wenn schon längst keine Fahrgelegenheit sich mehr bietet, zu Fuße daher, zerstreut, weinselig, rauchend, jenseits natürlicher Müdigkeit und von falscher Sorglosigkeit in betreff aller Dinge umfangen. Dann geschieht es wohl, daß mein Zuhause, mein eigentliches und stilles Leben mir entgegenkommt, mich nicht allein ohne Vorwürfe und Empfindlichkeit, sondern mit größter Freude begrüßt und willkommen heißt und bei mir selbst wieder einführt – und zwar in Bauschans Gestalt. In völliger Dunkelheit, beim Rauschen des Flusses, biege ich in die Pappelallee, und nach ein paar Schritten fühle ich mich lauüos um-
because there’s still a good chance that at least my evening walk will take me out into the open, so that, even though Bauschan has had a very long wait, he can still get what’s Coming to him and, given a little hunter’s luck, can chase a hare. But in the winter it’s all over for that day if I ride away at noon, and Bauschan has to bury all hope for twenty-four hours. Because then, by the time I go out again, night has already long fallen, our hunting grounds are plunged into unapproachable darkness, and I have to direct my Steps into areas with artificial illumination, upstream, through streets and municipal park grounds; and that doesn’t suit Bauschan’s nature and simple mentality; in the beginning he’d follow me, but he soon gave it up and stayed home. It wasn’t only that he lacked visible freedom to gambol about—the chiaroscuro made him timorous, he shied confusedly at people and bushes, the billowing cape of a policeman made him jump aside howling and attack the equally terrified officer with the courage of the doomed; the officer tried to make up for the shock he had suffered by unleashing a volley of coarse, threatening invective at Bauschan and me—and these are only a few of the vexatious experiences the two of us had when he accompanied me in the darkness of the night.—Apropos of the policeman, by the way, I’d like to add that there are three classes of people Bauschan utterly detests: policemen, monks, and chimney sweeps. He can’t abide them, and he assails them with furious barking whenever they pass the house, or any time or place he happens to catch sight of them.
Moreover, winter is the season in which the wider world most drastically threatens our freedom and virtue, in which it is least willing to grant us a uniformly peaceful existence, a life of retirement and quiet absorption; for then all too often the city draws me away a second time, even at night, and society makes its claim on me, so that it is only late, around midnight, that the last trolley drops me off at the next-to-last stop on its line, or else I get home even later, on foot, long after the chance of a ride is past; I’m distracted, tipsy, I smoke, I’m beyond the stage of natural weariness, and I’m lost in a deceptive carefreeness with regard to everything. Then it may occur that my home, my genuine calm existence, comes to meet me, greeting me, bidding me welcome, and leading me back into the house, not only without reproaches or irritability, but with the greatest joy—of course, it’s Bauschan who does this. In total darkness, to the roar of the river, I turn into the poplar avenue, and after a few Steps I perceive someone silently
tanzt und umfuchtelt, – ich wußte anfangs minutenlang nicht, wie mir geschah. »Bauschan?« fragte ich in das Dunkel hinein… Da verstärkt sich das Tanzen und Fuchteln aufs äußerste, es artet aus ins Derwischmäßige und Berserkerhafte, bei dauernder Lautlosigkeit, und in dem Augenblick, wo ich stehen bleibe, habe ich die ehrlichen, wenn auch nassen und schmutzigen Pfoten auf dem Brustaufschlag meines Mantels, und es schnappt und schlappt vor meinem Gesicht, so daß ich mich zurückbeugen muß, indes ich das magere, von Schnee oder Regen ebenfalls nasse Schulterblatt klopfe … Ja, er hat mich von der Tram abgeholt, der Gute; wohl auf dem laufenden über mein Tun und Lassen, wie immer, hat er sich aufgemacht, als es ihm an der Zeit schien, und mich an der Station erwartet – hat vielleicht lange gewartet, in Schnee oder Regen, und seine Freude über mein endliches Eintreffen weiß nichts von Nachträgerei meiner grausamen Treulosigkeit wegen, obgleich ich ihn heute völlig vernachlässigt habe und all sein Hoffen und Harren vergeblich war. Ich lobe ihn sehr, während ich ihn klopfe und während wir heimwärts gehen. Ich sage ihm, daß er schön gehandelt, und gebe bindende Versprechungen ab in betreff des morgenden Tages, sichere ihm zu (das heißt: nicht sowohl ihm als mir), daß wir morgen mittag bestimmt und bei jeder Witterung auf die Jagd miteinander gehen werden, und unter solchen Vorsätzen verraucht meine Weltlaune, Ernst und Nüchternheit kehren in mein Gemüt zurück, und mit der Vorstellung der Jagdgründe und ihrer Einsamkeit verbindet sich der Gedanke an höhere, geheime und wunderliche Obliegenheiten…
Aber ich will weitere Einzelzüge zu Bauschans Charakterbild beibringen, so, daß es dem willigen Leser in höchst erreichbarer Lebendigkeit vor Augen trete. Vielleicht gehe ich am geschicktesten vor, indem ich dasjenige des verstorbenen Percy zur Vergleichung heranziehe; denn ein ausgeprägterer Gegensatz als der zwischen diesen beiden Naturen ist innerhalb ein und derselben Gattung kaum erdenklich. Als grundlegend ist festzuhalten, daß Bauschan sich vollkommener geistiger Gesundheit erfreut, während Percy, wie ich schon einflocht, und wie es bei adligen Hunden nicht selten vorkommt, zeit seines Lebens ein Narr war, verrückt, das Musterbild überzüchteter Unmöglichkeit. Es ist davon früher, in größerem Zusammenhange, die Rede gewesen. Hier sei nur Bauschans volkstümlich schlichter Sinn dagegengestellt, sich äußernd zum Beispiel bei Ausgängen oder Begrüßungen, wo denn die Kundgebungen seiner Gemütsbewegung sich durchaus im Bereich des Verständigen und einer gesunden Herzlichkeit halten, ohne je die Grenzen der Hysterie auch nur zu streifen, welche Percys Gebaren bei jeder solchen Gelegenheit in oft empörender Weise überschritt.
dancing and gesticulating around me. When it first happened, it took me a few minutes to figure out what was going on. “Bauschan?” I interrogated the darkness.… Then the dancing and gesticulating grow extremely intensified, becoming transformed into something dervishlike or berserk, while remaining completely silent, and, at the moment when I stand still, I feel his honest, if wet and dirty, paws on my coat lapels, and he snaps and laps at my face, so that I have to bend backward while I pat his thin Shoulder blade, which is also wet from snow or rain.… Yes, he’s come to fetch me from the trolley, the good creature; seemingly well informed about all my doings, as always, he set out from home when he thought it was time, and waited for me at the stop—perhaps waited a long time in the snow or rain—and his joy over my arrival, when it finally occurs, contains no hint of resentment at my cruel breach of loyalty, though that day I neglected him completely, and all his hoping and waiting were in vain. I praise him warmly, while I pat him and we proceed homeward. I tell him that he behaved very well, and I make binding promises for the next day, assuring him (that is, assuring myself even more than him) that the following noon we’ll go hunting together, no matter what the weather’s like; and, with such resolves, my worldly mood vanishes, gravity and sobriety return to my spirit, and the idea of the hunting grounds and their solitude is associated with thoughts of higher, secret, peculiar obligations.…
But I wish to add further details to this sketch of Bauschan’s character, so that his living picture may be as clear as possible to the well-intentioned reader. Perhaps I can do this most handily by comparing his character with that of the late Percy; because a more pronounced contrast than that between their two natures is hardly conceivable within one and the same species. The basic idea to hold onto is that Bauschan enjoys perfect mental health, whereas Percy, as I’ve already mentioned (and this is no unusual Situation with pedigreed dogs), was a fool all his life, loony, the very model of hopeless overbreeding. I’ve spoken of this earlier in a wider context. Here, let me merely contrast it with Bauschan’s simple, folklike mind, as evidenced for example when I take him out or when he greets me, at which times the manifestations of his mental activity remain altogether within the boundaries of good sense and healthy cordiality, without ever even approaching the outer limits of hysteria, which Percy’s behavior on such occasions exceeded in an often infuriating way.
Dennoch ist hiermit nicht der ganze Gegensatz zwischen den beiden Geschöpfen aufgezeigt; in Wahrheit ist er verwickelter und gemischter. Bauschan nämlich ist zwar derb wie das Volk, aber auch wehleidig wie dieses; während sein adliger Vorgänger mit mehr Zartheit und Leidensfähigkeit eine unvergleichlich festere und stolzere Seele verband und trotz aller Narrheit es an Selbstzucht dem Bäuerlein bei weitem zuvortat. Nicht im Sinne einer aristokratischen Lehrmeinung, sondern einzig und allein der Lebenswahrheit zu Ehren hebe ich diese Mischung der Gegensätze von grob und weichlich, zart und standhaft hervor. Bauschan zum Beispiel ist ganz der Mann, auch die kältesten Winternächte im Freien, das heißt auf dem Stroh und hinter den Rupfenvorhängen seiner Hütte zu verbringen. Eine Blasenschwäche hindert ihn, sieben Stunden ununterbrochen sich in geschlossenem Räume aufzuhalten, ohne sich zu vergehen; und so mußte man sich entschließen, ihn auch zu unwirtlicher Jahreszeit auszusperren, in gerechtem Vertrauen auf seine robuste Gesundheit. Denn kaum, daß er mir einmal, nach besonders eisiger Nebelnacht, nicht nur mit märchenhaft bereiftem Schnurr- und Knebelbart, sondern auch ein wenig erkältet, mit dem einsilbig-stoßhaften Husten der Hunde entgegenkommt, – nach wenig Stunden schon hat er die Reizbarkeit überwunden und trägt keinen Schaden davon. Wer hätte sich wohl getraut, den seiden-haarigen Percy dem Grimme solcher Nacht auszusetzen? Andererseits hegt Bauschan eine Angst vor jedem, auch dem geringsten Schmerz und antwortet auf einen solchen mit einer Erbärmlichkeit, die Wider-willen erregen müßte, wenn sie nicht eben durch ihre naive Volkstüm-lichkeit entwaffnete und Heiterkeit einflößte. Jeden Augenblick, während er im Unterholz pirscht, höre ich ihn laut aufquieken, weil ein Dorn ihn geritzt, ein schnellender Zweig ihn getroffen hat; und laßt ihn beim Sprung über ein Gitter sich ein wenig den Bauch geschunden, den Fuß verstaucht haben, das gibt ein antikisches Heldengeschrei, ein dreibeiniges Gehumpelt-Kommen, ein fassungsloses Weinen und Sich-Beklagen, – desto durchdringender übrigens, je mitleidiger man ihm zuredet, und all dies, obgleich er nach einer Viertelstunde wieder rennen und springen wird wie zuvor.
Da war es ein ander Ding mit Perceval. Der biß die Zähne zusammen. Die Lederpeitsche fürchtete er, wie Bauschan sie fürchtet, und leider bekam er sie öfter zu kosten als dieser; denn erstens war ich jünger und hitziger in seinen Lebens tagen als gegenwärtig, und außerdem nahm seine Kopflosigkeit nicht selten ein frevelhaftes und böses Gepräge an, welches nach Züchtigung geradezu schrie und dazu aufreizte. Wenn ich denn also, zum Äußersten gebracht, die Karbatsche
And yet, this doesn’t show the entire difference between the two creatures; in reality, it’s more complicated and more varied. You see, Bauschan may be as coarse-grained as common people, but he’s also as querulous as they are; whereas his noble predecessor, together with greater gentleness and greater ability to undergo pain, possessed an incomparably firmer and prouder soul, and, despite all his folly was vastly superior to the little peasant in self-discipline. It’s not in order to proclaim an aristocratic doctrine, but merely in the interests of truth to life, that I emphasize this mingling of contrasts between rough and flabby, gentle and steadfast. For example, Bauschan is quite capable of spending even the coldest winter nights outdoors—that is, on the straw behind the burlap curtains of his doghouse. A weakness of the bladder prevents him from remaining uninterruptedly in an enclosed space for seven hours without having an accident; and so, we had to make up our minds to lock him out even in the harsh season, justifiably trusting in his robust health. For, though he sometimes comes to meet me, after a particularly icy, foggy night, not only with his walrus mustache and vandyke beard covered with hoarfrost like a character in a fairy tale, but also with a slight cold and that monosyllabic, jerky way of coughing that dogs have—just a few hours later he is over his complaint and suffers no bad aftereffects. Who would have dared to expose silky-haired Percy to the fuiy of such nights? On the other hand, Bauschan is afraid of any pain, even the slightest, and responds to it with so pathetic a reaction that it would have to disgust you, if it didn’t disarm you and make you laugh with its naive, folklike aspect. Every minute, while he’s stalking in the underbrush, I hear him loudly squealing because a thorn has scratched him or a twig has snapped back and hit him; and just let him scrape his belly a little when jumping over a railing, or sprain a foot: he cries out like a hero of Greek epic, and comes hobbling over on three legs, crying uncontrollably and pitying himself—all the more piercingly, the more sympathetically you talk to him—and all this despite the fact that, fifteen minutes later, he’ll be running and jumping again just like before.
It was altogether different with Perceval. He gritted his teeth. He was afraid of the leather strap, just as Bauschan is, and unfortunately he got to taste it more often than the latter does; because, for one thing, I was younger and more hotheaded in his days than I am now, and, besides, his mindlessless often took on an impious, evil form that literally cried out for punishment, and drove me to it. And so, whenever I had reached my limit and I took down the strap from its nail,
vom Nagel nahm, so verkroch er sich wohl zusammengeduckt unter Tisch und Bank; aber nicht ein Wehelaut kam über seine Lippen, wenn der Schlag und noch einer niedersauste, höchstens ein ernstes Stöhnen, falls es ihn allzu beißend getroffen hatte, – während Gevatter Bauschan vor ordinärer Feigheit schon quiekt und schreit, wenn ich nur den Arm hebe. Kurzum, keine Ehre, keine Strenge gegen sich selbst. Übrigens gibt seine Führung zu strafendem Einschreiten kaum jemals Veranlassung, zumal ich es längst verlernt habe, Leistungen von ihm zu verlangen, die seiner Natur widersprechen, und deren Forderung also zum Zusammenstoß führen könnte.
Kunststücke, zum Beispiel, verlange ich nicht von ihm; es wäre vergebens. Er ist kein Gelehrter, kein Marktwunder, kein pudelnärrischer Aufwärter, er ist ein vitaler Jägerbursch und kein Professor. Ich hob hervor, daß er ein vorzüglicher Springer ist. Wenn es darauf ankommt, so nimmt er jedes Hindernis – ist es allzu hoch, um in freiem Sprunge bewältigt zu werden, so klettert er anspringend hinauf und läßt sich jenseits hinunterfallen, genug, er nimmt es. Aber das Hindernis muß ein wirkliches Hindernis sein, das heißt ein solches, unter dem man nicht durchlaufen oder durchschlüpfen kann: sonst würde Bauschan es als verrückt empfinden, darüber wegzuspringen. Eine Mauer, ein Graben, ein Gitter, ein lückenloser Zaun, das sind solche Hindemisse. Eine querliegende Stange, ein vorgehaltener Stock, das ist kein solches, und also kann man auch nicht darüberspringen, ohne mit sich selbst und den Dingen in närrischen Widerspruch zu geraten. Bauschan weigert sich, dies zu tun. Er weigert sich, – versuche es, ihn zum Sprung über ein solches unwirkliches Hindernis zu bewegen; in deiner Wut wird dir schließlich nichts übrigbleiben, als ihn beim Kragen zu nehmen und den gellend Quiekenden hinüberzuwerfen, worauf er sich dann die Miene gibt, als sei hiermit das Ziel deiner Wünsche erreicht, und das Ergebnis mit Tänzen und begeistertem Bellen feiert. Schmeichle ihm, prügle ihn – hier herrscht ein Vernunftwiderstand gegen das reine Kunststück, den du auf keine Weise brechen wirst. Er ist nicht ungefällig, die Zufriedenheit des Herrn ist ihm wert, er setzt über eine geschlossene Hecke auf meinen Wunsch oder Befehl, nicht nur aus eigenem Antriebe, und holt sich freudig das Lob und den Dank dafür. Über die Stange, den Stock springt er nicht, sondern läuft darunter hindurch, und schlüge man ihn tot. Hundertfach bittet er um Vergebung, um Nachsicht, um Schonung, denn er fürchtet ja den Schmerz, fürchtet ihn bis zur Memmenhaftigkeit; aber keine Furcht und
he would, of course, cringe and creep under a table or a bench; but not one sound of distress passed his lips when one blow and then another whizzed down; at the most, he emitted a deep groan whenever the blow had been too painful—whereas our friend Bauschan already squeals and cries out with vulgar cowardice while I’m just raising my arm. In brief, he has no honor, no severity in his own regard. Anyway, his behavior hardly ever gives me cause for punitive measures, especially because I’ve long since given up requiring Performances by him which contradict his nature, and to demand which would thus lead to clashes between us.
For example, I don’t ask him to do tricks; it would be no use. He’s no scholar, no prodigy, no servant absurdly eager to please;5 he’s an energetic hunter, not a professor. I’ve emphasized that he’s an excellent jumper. When the occasion arises, he leaps over every obstacle; if it’s too high to be managed with a Single jump, he leaps partway up, climbs the rest of the way, and lets himself drop on the other side; one way or another, he does it. But the obstacle has to be a real obstacle—that is; one that he can’t run or slip through. Otherwise, Bauschan would consider it crazy to jump over it. A wall, a ditch, a railing, a fence without gaps, these are true obstacles. A pole across his path, a Walking stick held up in front of him, aren’t, and so he can’t jump over them without finding himself acting like a fool, contrary to his own nature and the nature of the world. Bauschan refuses to do this. He refuses—just try to get him to jump over an unreal obstacle of that sort; in your rage you’ll finally have no other recourse than to seize him by the collar and throw him over, while he squeals shrilly; whereupon he acts as if the goal you wished for has been achieved, and he celebrates the result with dancing and enthusiastic barking. Flatter him, beat him—in such cases you’re up against a resistance of his reasoning powers to out-and-out tricks which you won’t be able to overcome no matter what you do. He isn’t unwilling to oblige you, his master’s satisfaction means something to him, he’ll leap over a thick hedge at my wish or command, not merely when he himself feels like it; and, when he does, he gladly receives my praise and thanks. He won’t jump over the pole or Walking stick, but he’ll run by under it, even if you kill him. In a hundred ways he begs for forgiveness, consideration, mercy, because he is afraid of pain, he fears it to the point of cowardice; but no fear or pain can compel him to do a stunt that, physically speaking,
5. The very idiomatic German original contains a canine pun in the word pudelnärrisch (literally, “foolish as a poodle,” but generally defined as “crazy with joy”).
kein Schmerz vermögen ihn zu einer Leistung, die in körperlicher Hinsicht nur ein Kinderspiel für ihn wäre, zu der ihm aber offenbar die seelische Möglichkeit fehlt, zu zwingen. Sie von ihm fordern heißt nicht, ihn vor die Frage stellen, ob er springen wird oder nicht; diese Frage ist im voraus entschieden, und der Befehl bedeutet ohne weiteres Prügel. Denn das Unverständliche und wegen Unverständlichkeit Untunliche von ihm zu fordern, heißt in seinen Augen nur einen Vorwand für Streit, Störung der Freundschaft und Prügel suchen und ist selbst schon der Anfang von alldem. Dies ist Bauschans Auffassung, soviel ich sehe, und mir ist zweifelhaft, ob man hiervon Verstocktheit reden darf. Verstocktheit ist schließlich zu brechen, ja, will sogar gebrochen sein; seinen Widerstand aber gegen das absolute Kunststück würde er mit dem Tode besiegeln.
Wunderliche Seele! So nah befreundet und doch so fremd, so abweichend in gewissen Punkten, daß unser Wort sich als unfähig erweist, ihrer Logik gerecht zu werden. Welche Bewandtnis hat es zum Beispiel mit den furchtbaren, für Beteiligte wie Zuschauer entnervenden Umständ-lichkeiten, unter denen das Zusammentreffen, das Bekanntschaft-Machen oder auch nur Voneinander-Kenntnis-Nehmen der Hunde sich vollzieht? Hundertmal machten meine Streifzüge mit Bauschan mich zum Zeugen eines solchen Zusammentreffens – ich sage besser: sie zwangen mich, beklommener Zeuge davon zu sein; und jedesmal, für die Dauer der Szene, wurde sein sonst vertrautes Benehmen mir undurchsichtig – ich fand es unmöglich, in die Empfindungen, Gesetze, Stammessitten, die diesem Benehmen zugrunde liegen, sympathisch einzudringen. Wirklich gehört die Begegnung zweier einander fremder Hunde im Freien zu den peinlichsten, spannendsten und fatalsten aller denkbaren Vorgänge; sie ist von Dämonie und Sonderbarkeit unwittert. Eine Gebundenheit waltet da, für die es genauere Namen nicht gibt; sie kommen nicht aneinander vorbei, es ist eine schreckliche Verlegenheit.
Ich rede kaum von dem Fall, daß der eine Tell sich eingesperrt auf seinem Anwesen, hinter Zaun und Hecke befindet, – auch dann ist nicht einzusehen, wie den beiden zumute wird, aber die Sache ist vergleichsweise weniger brenzlich. Sie wittern einander aus unabsehbarer Ferne, und Bauschan kommt plötzlich, wie Schutz suchend, in meine Nähe, indem er ein Winseln vernehmen läßt, das von unbestimmbarer, mit keinem Worte zu treffender Seelenpein und Bedrängnis Kunde gibt, während gleichzeitig der Fremde, Eingesperrte ein wütendes Bellen anhebt, das den Charakter energisch meldender Wachsamkeit vortäuschen zu wollen scheint, zwischendurch aber unversehens in Töne umschlägt, die denen Bauschans gleichen, in ein sehnsüchtiges, weinerlich-eifer-süchtiges, notvolles Winseln also. Wir nähern uns dem Orte, wir kommen
would be mere child’s play for him, but for which he obviously lacks the psychological capability To demand it of him doesn’t mean making him decide whether he’ll jump or not; that question is answered in advance, and the command unfailingly entails a beating. For, to ask of him something incomprehensible, and impossible because it is incomprehensible, is in his eyes merely seeking a pretext for arguments, a breach of our friendship, and a beating; and the very request necessarily leads to those results. This is Bauschan’s view of it, as far as I can see, and I doubt whether this can fairly be called stubbornness. Stubbornness can eventually be overcome; in fact, it must be overcome; but he’d defend his resistance to out-and-out tricks with his life.
Peculiar soul! Such a close friend, and yet such a stranger, so different from us in some ways that our words prove inadequate to do justice to his logic. For example, how is one to explain the awful ceremoniousness, unnerving for participants and spectators alike, that accompanies the meeting of two dogs, their becoming acquainted with each other, or merely their taking cognizance of each other? A hundred times my expeditions with Bauschan have made me a witness to such a meeting—a better expression would be: have forced me to be an embarrassed witness to it. And each time, as long as the scene lasted, his behavior, usually so familiär to me, became impenetrable—I found it impossible to develop any empathy for the sensations, natural laws, or tribal customs that underlie that behavior. In fact, the meeting outdoors of two dogs who don’t know each other is one of the most painful, tense, and awkward occurrences imaginable; it has a demonic, uncanny atmosphere. It lies under a constraint that can’t be more closely defined; they can’t get past each other, the embarrassment is terrible.
I’m hardly speaking of the case in which one party is locked in on his property, behind a fence or hedge. Even then, one can’t tell what the two dogs are feeling, but the Situation is comparatively less ticklish. They scent each other at an immense distance, and Bauschan suddenly comes near me, as if seeking protection, emitting a whimper that betokens an indefinable, totally inexpressible mental anguish and oppression, while at the same time the unknown, locked-in dog begins to bark furiously; his barking seems to have the purpose of feigning a vigilance that vigorously announces danger, but at times it surprisingly changes over into tones similar to Bauschan’s: a yearning, tearfully jealous whimper filled with distress. We approach the place, we reach it. The strange dog has been awaiting us behind the
heran. Der fremde Hund hat uns hinter dem Zaun erwartet, er steht dort schimpfend und seine Ohnmacht beweinend, springt wild am Zaun empor und gibt sich die Miene – wieweit es ihm ernst ist, weiß niemand –, als würde er Bauschan unfehlbar in Stücke reißen, wenn er nur an ihn gelangen könnte. Trotzdem geht Bauschan, der ja an meiner Seite bleiben und vorübergehen könnte, an den Zaun; er muß es, er täte es auch gegen mein Wort; sein Fernbleiben würde innere Gesetze verletzen – weit tiefer gegründet und unverbrüchlicher als mein Verbot. Er geht also heran und vollzieht vor allen Dingen mit demütiger und still verschlossener Miene jene Opferhaltung, durch welche, wie er wohl weiß, immer eine gewisse Beruhigung und vorübergehende Versöhnung des anderen zu bewirken ist, solange nämlich dieser an anderer Stelle dasselbe tut, wenn auch unter leisem Schimpfen und Weinen. Dann beginnen die beiden eine wilde Jagd den Zaun entlang, der eine (diesseits, der andere jenseits, stumm und immer hart nebeneinander. Sie machen gleichzeitig kehrt am Ende des Anwesens und rasen nach der anderen Seite zurück, machen wieder kehrt und rasen noch einmal. Plötzlich aber, in der Mitte, bleiben sie wie angewurzelt stehen, nicht mehr seitlich zum Zaun, sondern senkrecht zu ihm, und halten durch ihn hindurch ihre Nasen aneinander. So stehen sie eine geraume Weile, um hierauf ihren sonderbaren und ergebnislosen Wettlauf, Schulter an Schulter, zu beiden Seiten des Zauns wieder-aufzunehmen. Schließlich aber macht der meine von seiner Freiheit Gebrauch und entfernt sich. Das ist ein furchtbarer Augenblick für den Eingesperrten! Er steht es nicht aus, er sieht eine beispiellose Niedertracht darin, daß der andere sich einfallen läßt, einfach fortzugehen; er tobt, geifert, gebärdet sich wie verrückt vor Wut, rast allein sein Anwesen auf und ab, droht über den Zaun zu springen, um den Treulosen zu erwürgen, und sendet ihm die gemeinsten Schmähungen nach. Bauschan hört dies alles und ist sehr peinlich berührt davon, wie seine stille und betretene Miene bekundet; aber er sieht sich nicht um und trollt sich sachte weiter, während hinter uns das gräßliche Fluchen allmählich wieder in Winseln übergeht und langsam verstummt.
So spielt der Auftritt sich beiläufig ab, wenn der eine Tell sich in Gewahrsam befindet. Allein die Mißlichkeit kommt auf ihren Gipfel, wenn das Zusammentreffen unter gleichen Bedingungen erfolgt und beide auf freiem Fuße sind, – unangenehm ist das auszumalen; es ist die bedrückendste, verfänglichste und kritischste Sache von der Welt. Bauschan, der eben noch sorglos umhersprang, kommt zu mir, drängt sich förmlich in meine Nähe, mit jenem aus tiefster Seele kommenden Miefen und Winseln, von dem nicht zu sagen ist, welcher Gemütsbewegung es Ausdruck gibt, das ich aber sofort erkenne, und aus dem ich auf die
fence; he stands there insulting us and lamenting his powerlessness; he jumps wildly against the fence and assumes a bearing—how seriously he takes it, no one can teil—as if he would surely rip Bauschan to shreds if he could only get at him. Despite this, Bauschan, who could have remained at my side and walked past, goes up to the fence; he must, he’d do it even if I forbade him; keeping at a distance would violate inner laws that are much more deeply grounded and inviolable than my prohibition. And so, he goes up and, before anything eise, with a humble and quietly reserved attitude, he performs that sacrificial act by means of which, as he well knows, a certain tranquillization and temporary reconciliation of his Opponent can always be achieved; that is, as long as the latter does the same thing in another spot, even if he grumbles and whimpers quietly while he does it. Then the two of them begin a wild chase along the fence, one outside and the other inside, in silence and always keeping close together. They simultaneously veer around at the end of the property and dash back to the other side, veer around again, and dash again. But suddenly, at midpoint, they halt as if rooted to the spot, no longer parallel to the fence but perpendicular to it, and they touch noses through it. They remain that way for some time; then they resume their odd, unproductive race, Shoulder to Shoulder, on either side of the fence. But finally my dog makes use of his freedom and walks away. This is a terrible moment for the locked-in dog! He can’t abide it; he sees it as an unexampled piece of base behavior for his Opponent to take it into his head simply to go away; he rages, drools, acts as if maddened with anger, dashes up and down his property all alone, threatens to jump over the fence so he can throttle the traitor, and hurls the vilest insults after him. Bauschan hears all this and is very sadly affected by it, as his quiet, downcast expression indicates; but he doesn’t look around and he toddles softly on his way, while behind us the horrible curses gradually change to whimpering again and finally fall silent.
That’s how the scene plays, by and large, when one party is in custody. But the awkwardness reaches its height when the meeting takes place under equal conditions, and both dogs are at liberty. It’s an unpleasant thing to describe: nothing could be more depressing, embarrassing, or danger-laden. Bauschan, who a moment ago was jumping around free from care, comes over to me, literally forces himself upon me with that stench and that whimpering which emanates from the depths of his soul, and of which it’s hard to say what State of mind it expresses, though I recognize it at once and it tells