Die Handlung

Vorgeschichte

Anfang des 13. Jahrhunderts lud der Thüringische Landgraf Hermann regelmäßig Minnesänger zum Wettgesang auf die Wartburg. Seine Nichte Elisabeth war Mittelpunkt dieser Sängerkriege. Im Gegensatz zu den anderen Sängern verstieß Tannhäuser mit seinen Liedern gegen die ritterliche Moral. Er errang sich dadurch zwar einerseits die Zuneigung Elisabeths, kam aber andererseits in Streitigkeiten mit seinen Freunden, sodaß er schließlich stolz die Sängerrunde verließ und das Reich der heidnischen Liebesgöttin Venus aufsuchte.

Erster Aufzug

1. Bild. Im Inneren des Hörselberges, im Reich der Venus, tanzen Nymphen und Bacchantinnen inmitten von „liebenden Paaren“. Aus der Ferne erklingt der lockende Gesang der Sirenen.

Allmählich verschwinden die Tänzerinnen. Venus und Tannhäuser werden sichtbar. Tannhäuser liegt in den Armen von Venus und schläft. Plötzlich erwacht er aus einem Traum. Venus bittet ihn, diesen Traum zu erzählen. Tannhäuser hat das Läuten von Glocken gehört. Wehmütig vergegenwärtigt er sich die Schönheiten der Erde, und er beklagt, daß er sie niemals wieder sehen werde. Venus wird daraufhin mißtrauisch und erinnert ihn an die „Wunder ihrer Liebe“. Mit einem dreistrophigen Lied, das er zur Harfe singt, lobt er einerseits den Zauber ihrer Schönheit, gesteht jedoch andererseits, daß er „dem Wechsel untertan; nicht Lust allein liegt mir am Herzen, aus Freuden sehn ich mich nach Schmerzen.“ Am Ende jeder Strophe bittet er sie: „Laß mich ziehn!“ Venus versucht, ihn zunächst noch zu halten, umgarnt ihn, nennt ihn dann aber einen Treulosen, einen Verräter, Heuchler und Undankbaren. Sie gibt ihn letztendlich frei, hofft jedoch, er möge sein Heil nie bei den kalten Menschen finden und einst zu ihr zurückkehren. Wenn nicht, soll das ganze Menschengeschlecht verflucht sein und die Welt öde werden. Während dieser Auseinandersetzung bekennt Tannhäuser, daß es weniger die irdischen Schönheiten sind, die ihn fortziehen, sondern ein Schuldgefühl. Er sehnt sich nach Ruhe und Buße und schließlich auch nach dem Tod. Tannhäuser ruft: „Mein Heil ruht in Maria!“, und plötzlich verschwinden Venus und der Hörselberg.

2. Bild. Tannhäuser findet sich in einem sonnigen Tal wieder, im Hintergrund die Silhouette des Hörselberges sowie die Wartburg, im Vordergrund sitzt ein Hirte, der auf einer Schalmei spielt und ein Lied an den Frühling singt.

Eine Schar von Pilgern zieht durch das Tal. Sie sind auf dem Weg nach Rom. Tannhäuser hört ihre frommen Gesänge, spürt die Last seiner Sünden und sieht den einzigen Ausweg aus seiner Situation in Buße und Reue.

Da ertönen Jagdhörner. Der Landgraf war mit der Sängerrunde auf Jagd und zieht nun in das Tal. Sie erkennen sofort ihren alten Freund und Rivalen Tannhäuser. Zunächst sind sie mißtrauisch, weil sie nicht wissen, ob er Versöhnung oder erneuten Streit sucht, dann aber zeigen sie sich freundschaftlich und heißen ihn willkommen. Doch Tannhäuser gibt sich verschlossen. Er will nur, daß man ihn seines Weges ziehen läßt. Da ruft Wolfram von Eschenbach: „Bleib bei Elisabeth!“ Diese Worte verzaubern Tannhäuser. Er wendet sich ab von seinem Weg, der ihn zur demütigen Buße führen sollte, und gewinnt die Freude an den Schönheiten des Lebens zurück. „Der Lenz mit tausend holden Klängen zog jubelnd in die Seele mir.“ Erwartungsvoll kehrt er in den Kreis seiner Freunde zurück.

Zweiter Aufzug

Elisabeth hat davon erfahren. Freudig betritt sie die Wartburg-Sängerhalle, die sie seit Tannhäusers Abschied gemieden hatte. Sie spürt, daß nun ein „düsterer Traum“ zu Ende geht und ein neues, helleres Leben beginnt.

Wolfram, der Elisabeth demütig liebt und verehrt, führt Tannhäuser in den Saal. Elisabeth und Tannhäuser reagieren auf das Wiedersehen zunächst eher verhalten. Auf die Frage, wo er solange gewesen sei, antwortet Tannhäuser, er könne sich an nichts mehr erinnern. Elisabeth beschreibt daraufhin ihre Gefühle für Tannhäuser. Sein Minnegesang habe sie zu einem „seltsam neuen Leben“ geführt. „Bald drang‘s in mich wie jähe Lust. Gefühle, die ich nie empfunden! Verlangen, das ich nie gekannt!“ Doch als er gegangen war, fühlte sie „dumpfe Schmerzen“, „die Freude zog aus meinem Herzen“. Nun aber sei dies alles vergessen. Jubelnd preisen sie diesen Augenblick und begrüßen ihr neues Leben. - Für Wolfram verliert damit das Leben „jeder Hoffnung Schein“.

Der Landgraf tritt in die Halle und verkündet, daß in Kürze ein neuer Sängerwettstreit stattfinden wird.

Trompeten erschallen, und zu den Klängen eines Festmarsches betreten Ritter und Frauen die Halle. Mit einer Rede begrüßt der Landgraf zunächst Sänger und Zuhörer und stellt dann die Aufgabe: „Könnt ihr der Liebe Wesen mir ergründen?“ Der Sieger soll seinen Preis fordern! Der Sängerkrieg wird eröffnet, indem vier Edelknaben den ersten Sänger losen: Es ist Wolfram von Eschenbach.

Wolfram vergleicht in seinem Lied die Liebe mit einem Wunderbronnen, den der Geist staunend betrachtet, aus dem man aber nicht „mit frevelndem Mut“ trinken dürfe, da er sonst getrübt werde. (Dresdner Fassung: Tannhäuser entgegnet darauf, er, Tannhäuser, würde sehrwohl sein Verlangen an diesem Bronnen kühlen. Walter von der Vogelweide hingegen verteidigt Wolfram, indem er den Bronnen als so tugendhaft beschreibt, daß jedes Nippen seine Wunderkraft zerstören könnte.) Pariser und Dresdner Fassung: Tannhäuser antwortet, man dürfe die Liebe nicht bewundern, sondern genießen. Die Zuhörer sind empört über Tannhäusers Äußerungen, lediglich Elisabeth möchte zustimmen, hält sich jedoch schüchtern zurück. Biterolf ergreift das Wort. Er erinnert daran, daß jeder Mann für die Liebe als hohes Ideal kämpfen würde, nicht aber für die Liebe als bloßen Genuß. Tannhäuser behauptet daraufhin, die Liebe, die Biterolf offenbar bisher genossen habe, sei wohl keines Kampfes wert gewesen. Mit einem poetischen Lied, in dem die reine Liebe vergöttert wird, versucht Wolfram, die Wogen zu glätten. Doch Tannhäuser reizt dies schließlich zur Enthüllung seiner Vergangenheit. Euphorisch singt er ein Loblied auf die Göttin der Liebe und rät seinen Konkurrenten, in den Berg der Venus zu ziehen, um dort die echte Liebe kennen zu lernen. Alle sind entsetzt, und die Verwirrung ist groß. Keiner weiß, wie man diesen groben Verstoß gegen die ritterliche Moral sühnen soll. Als man sich letztendlich mit Schwertern auf Tannhäuser stürzen will, tritt Elisabeth dazwischen. Sie erklärt, sie sei diejenige, die gedemütigt worden sei. Sie sei die Jungfrau, „die ihn geliebt tief im Gemüte, der jubelnd er das Herz zerstach!“ Und durch sie spreche nun Gott: „Reuvoll zur Buße lenke er den Schritt! Der Mut des Glaubens sei ihm neu gegeben, daß auch für ihn einst der Erlöser litt!“ Der Landgraf, die Sänger und die Ritter fügen sich den Worten Elisabeths. Tannhäuser spürt, daß er einen Fehler begangen hat. Er will der Liebe Elisabeths gerecht werden und für sie den schmerzensreichen Weg der Buße gehen. Derzeit rasten Pilger im Tal. Ihnen soll sich Tannhäuser anschließen. Elisabeth will für ihn flehen. „Mein Leben sei Gebet. (...) Nimm hin, o nimm mein Leben: nicht nenn ich es mehr mein!“ Aus dem Tal erklingt der Gesang der Pilger. Daraufhin weist man Tannhäuser den Weg: „Nach Rom!“

Dritter Aufzug

Das Tal vor der Wartburg ist von herbstlicher Stimmung überzogen. Elisabeth kniet vor einem Marienbild. Sie betet für Tannhäuser, der noch immer nicht zurückgekehrt ist. Langsam tritt Wolfram hinzu. Er, der sie noch immer demütig liebt, leidet mit ihr und hofft, daß ihre seelischen Qualen bald gelindert werden.

Da nähert sich der Pilgerzug, mit dem Tannhäuser einst nach Rom wanderte. Die Pilger sind glücklich, da ihnen die ersehnte Absolution erteilt wurde. Sie ziehen vorbei. Doch Tannhäuser ist nicht unter ihnen.

Nun weiß Elisabeth, was sie tun muß, um Tannhäusers Seele noch zu retten. Sie muß ihr Leben als Märtyrerin opfern. Mit einem eindringlichen Gebet bittet sie die Jungfrau Maria: „Laß mich in Staub vor dir vergehen, oh, nimm von dieser Erde mich! Mach, daß ich rein und engelgleich eingehe in dein selig Reich!“ Als Engel möchte sie vor Gott um Gnade für Tannhäuser flehen. Sie bittet auch um Vergebung dafür, daß sie „in tör‘gem Wahn befangen“ war und „ein sündiges Verlangen, ein weltlich Sehnen“ in ihr gekeimt hatte. Dann steht sie auf und schreitet zur Wartburg.

Zurück bleibt Wolfram, der Zeuge dieses Gebetes geworden ist. Er bittet wehmütig den Abendstern, er möge den Engel, der an ihm vorüberziehen wird, von seinem Herzen grüßen. Ein Herz, „das sie nie verriet“.

Da erreicht ein Fremder das Tal. Wolfram erkennt ihn sofort: Es ist Tannhäuser, der, abgesondert von den übrigen Pilgern, seines Weges geht. Da ihm der Papst die Absolution verweigert hat, will er zurück zu Venus. Wolfram ist entsetzt und bittet ihn, er möge von seiner Pilgerreise erzählen. Wütend und verbittert beginnt Tannhäuser zu beschreiben, wie bußfertig er nach Rom gepilgert war, wie beharrlich er jede Bequemlichkeit abgelehnt hatte, um Gott seine Reue zu zeigen. Aber, als er vor dem Papst gestanden habe, wurde ihm gesagt: „Hast du so böse Lust geteilt, dich an der Hölle Glut entflammt, hast du im Venusberg geweilt: so bist nun ewig du verdammt! Wie dieser Stab in meiner Hand nie mehr sich schmückt mit frischem Grün, kann aus der Hölle heißem Brand Erlösung nimmer dir erblühn!“ Jetzt, da alles verloren scheint, sieht er seine letzte Rettung in Venus. Sofort legt sich ein rosiger Schleier über das Tal, und Venus erscheint. Verführerisch begrüßt sie ihren „ungetreuen Mann“. Doch, als Tannhäuser zu ihr eilen möchte, hält ihn Wolfram zurück. Er versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber Tannhäuser will sich nicht überreden lassen. Erst, als Wolfram Elisabeth beim Namen nennt, hält Tannhäuser inne. Wolfram verrät, daß sie für ihn zum Engel geworden sei und vor Gott um Vergebung flehe. Angesichts des Sarges von Elisabeth, den die Minnesänger herbeitragen, sinkt Tannhäuser auf die Knie. Venus erkennt, daß Tannhäuser für sie verloren ist, und verschwindet.

Da wird der Gesang eines zweiten Pilgerzuges hörbar. Die Pilger verkünden ein Wunder: „Es tat in nächtlich heil‘ger Stund‘ der Herr sich durch ein Wunder kund. Den dürren Stab in Priesters Hand hat er geschmückt mit frischem Grün: dem Sünder in der Hölle Brand soll so Erlösung neu erblühn!“ Tannhäuser ist erlöst. Er fleht zur Heiligen Elisabeth, sie möge für ihn bitten, und stirbt.