Epilog
Torge freute sich, an der Abschlussbesprechung teilnehmen zu dürfen. Insgeheim war er der Überzeugung, es sich redlich verdient zu haben. Immerhin hatte seine Durchsuchung des Süßholz´schen Bungalows den Durchbruch erzielt.
Nachdem die beiden Kommissare aus Köln zurückgekehrt waren, untersuchte die KTU den PC von Rudi Schmidt im Eiltempo. Im Anschluss hatten sich die Ereignisse überschlagen. Nun saßen sie zu viert mit Fiete Nissen auf der modernen Polizeistation in St. Peter-Ording bei einem Pharisäer
sowie einem schmackhaften Kirschkuchen, den Torges Frau Annegret für sie gezaubert hatte. Charlotte Wiesinger fasste gerade die Ergebnisse der letzten Tage zusammen.
„Auf dem Computer aus Köln hat die kriminaltechnisch
e
Untersuchung tatsächlich eine Mail an den Chirurgen Maximilian Süßholz gefunden. Rudi Schmidt war der Erpresser, der auch den ersten Brief per Post an Frau Süßholz abgeschickt hat. Danach luden wir das Ehepaar vor, um sie getrennt voneinander zu befragen. Sie schwieg beharrlich, doch er hielt dem Druck des Verhörs nicht lange stand. Nachdem er die ganze Geschichte erzählt hatte und final ein Geständnis zu den beiden Morden ablegte, wirkte er regelrecht erleichtert.“
„Erzählen Sie doch noch einmal die Einzelheiten, Kollegin Wiesinger. Ich bin immer noch erschüttert, was sich hier zugetragen hat, während ich mir den Rücken massieren ließ“, bat Fiete Nissen.
„Da sie den ganzen Sommer in der Ferienanlage weilte, brachte Süßholz seiner Frau regelmäßig ihre Post aus Hamburg mit. Als sie den Film verbunden mit der Drohung sah, vertraute sie sich ihm an, weil sie sich mit der Situation komplett überfordert fühlte. Er räumte ihre Eheprobleme ein, wobei seine eigene Untreue wohl ein Auslöser für die Affäre zwischen Margarete Süßholz sowie Schwertfeger gewesen war.“
„Aber hat er wirklich geglaubt, dass Michael nicht nur verantwortlich für die Filmaufnahme, sondern auch die Erpressung war?“
„Er beteuerte, bei ihm setzte alles aus, als er den Film sah. Auch wenn sein Kunstfehler zu dem Prozess, seinem angeknacksten Selbstbewusstsein sowie dem leicht beschädigten Ruf führte, so machte er doch Schwertfeger bzw. Blumenthal dafür verantwortlich. Er hatte ihn vor Gericht gezerrt. Auch seine Ehe litt im Anschluss darunter. Als er ihn dann zusammen mit seiner Frau in einer intimen Situation sah, brannten ihm die Sicherungen durch. Er war sicher, sein Widersacher steckte auch hinter der Drohung. Also folgte er ihm in der besagten Nacht ins Watt,
um ihn zu erschlagen.“
„Warum hat der Kölner ... wie hieß er noch?“ Offensichtlich hatte Fiete den Überblick über all die Namen verloren. „Rudi Schmidt.“
„Ja, danke. Also warum hat er denn die zweite Erpressung per eMail an Herrn Süßholz geschickt?“
„Tja, darüber können wir nur mutmaßen. Vielleicht wollte er die Sache beschleunigen und hat nur seine eMail-Adresse herausgefunden. Keiner kann uns Auskunft über Rudis Gedankengänge geben. Rita Schmidt war in den Fall nicht involviert. Sie hat ihn lediglich auf die Idee gebracht, den zufällig gedrehten, pikanten Film zu Geld zu machen. Als sie ihm arglos erzählte, dass es sich bei Frau Süßholz um eine Prominente mit einem gut gefüllten Bankkonto handelte, sah er das wohl aus Ausweg aus ihrer finanziellen Misere.“
„Es muss für Süßholz ein Schock gewesen sein, als die zweite Drohung kam.“
„Ja, das hat er unumwunden zugegeben. Er war überzeugt, Schwertfeger nun endlich los zu sein. Als die eMail kam, hat er kurz überlegt, ob er sich die Spritze selbst geben soll.“
„Warum setzte Schmidt die Sache überhaupt fort? Er erfuhr doch aus dem Fernsehen von Schwertfegers Tod im Watt“, wunderte sich Torge.
„Auch da sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Vermutlich fühlte er sich im Gewühl des großen Bahnhofs sicher. Immerhin hat er das Geld erst 48 Stunden später abgeholt.“
„Süßholz hat am Bahnhof zwei Tage auf den Erpresser gewartet?“
„Ja, es steckt ihm anscheinend immer noch in den Knochen. Dadurch haben wir jetzt so ein schnelles Geständnis von ihm bekommen. Damit ist der Fall tatsächlich abgeschlossen.
“
„Bleibt die Frage, was Sie nun vorhaben, Charlotte“, schaltete sich Knud erstmals in dieser Runde in das Gespräch ein. „Wollen Sie bei uns bleiben oder sind Sie froh, wenn
Sie wieder nach Hamburg zurückdürfen?“
„Darüber habe ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht nachgedacht. Es ist ja auch nicht meine alleinige Entscheidung. Mit Matthias habe ich bisher nur über den Fall gesprochen. Er ist übrigens überzeugt davon, dass er den maßgeblichen Impuls zur Aufklärung des Falles gegeben hat.“
„Im Grunde war es ja eher Torge mit seiner – zugegebenermaßen etwas übermütigen – Durchsuchung im Bungalow der Süßholz“, gab Knud zu Bedenken.
Torge freute sich riesig über diese explizite Erwähnung, auch wenn die Kommissarin daraufhin mit den Augen rollte. Sie duldete ihn bei diesem Gespräch, also akzeptierte sie ihn bereits. Nach Torges Vermutung würde sie in Sankt Peter-Ording bleiben.
Er konnte es nicht weiter erklären, es war einfach so eine Ahnung.
***
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.