Leo Perutz: Mystik und Mathematik

Lernet-Holenia war in vielem einem Landsmann sehr nahe, dessen letztes Buch er herausgegeben hatte und der 1957 bei ihm in Bad Ischl zusammenbrach und im Spital verstarb: Leo Perutz, ein einzigartiger Stilist (Pleonasmus!) auch er.

Auch der 1882 in Prag geborene Perutz hatte eine Neigung zum Mystischen, die sich nach dem Tod seiner geliebten Frau verstärkte (das spiritistische Medium, das er in seiner Not zu Rate zog, soll ihm offenbart haben, wo die Verstorbene Korallkettchen für die Töchter versteckt hatte). Der Gegenpol dieser mystischen Neigung war die mathematische Ratio. In seinem Brotberuf war Perutz Versicherungsmathematiker; eine Zeitlang arbeitete er für dieselben Assicurazioni Generali wie der ein Jahr nach ihm geborene Franz Kafka.

Der logisch-kalkulierende Habitus zeigt sich bei Perutz vor

Wie Lernet-Holenia ist Leo Perutz vor allem bedeutend in der Schilderung von Grenz- oder Zwischenzuständen. Seine Themen funkeln im Zwielicht von Aberglaube und Metaphysik. Kehlmann nennt ihn zu Recht den großen magischen Realisten der deutschen Literatur. Und schon Borges erkannte mit seinem unfehlbaren Adlerauge Perutz’ Rang – wenn man das von einem blinden Bibliothekar sagen darf.

Die Atmosphäre, die Perutz in Der schwedische Reiter schafft, seinem unheimlichsten, 1936 veröffentlichten Roman, verdankt sich einem leicht archaisierenden Duktus. Es ist der Stoff, der hier seine eigene Sprache fordert und schafft (die Döblin-Schule würde sich bestätigt fühlen), wobei Perutz’ Personalstil in jedem seiner Werke erkennbar durchschlägt. Dieser Stil ist weniger elegant als kernig, oft der Kolportage, manchmal sogar dem Kitsch nicht fern; nicht verfeinertes Jung-Wien, nicht hofmannsthalesk, oft nah am Märchen- oder Legendenton, farbenfroh und im Zweifelsfall eher populär als hochgestochen, wobei das Populäre täuscht und sich, nun doch wieder mit Hofmannsthal, die Tiefe an der Oberfläche versteckt.

Der schwedische Reiter spielt im Schlesischen Krieg des frühen 18. Jahrhunderts in einer verwahrlosten, verwüsteten, brutalisierten Welt. Der Held, der schwedische Reiter, ein bis zum Schluß namenloser Dieb, stiehlt einem Adligen die Persönlichkeit und die Verlobte; eine vertrackte Doppelgänger- oder Mr.-Ripley-Geschichte zwischen Liebe, Tod und Teufel, die man noch bei der

Wie in Lernets Baron Bagge bleibt im Schwedischen Reiter in den entscheidenden Momenten das Wichtigste kurz in der Schwebe: Was sind die Figuren hier – lebendig oder tot? Die Szene ist die folgende: Der «Rührum» genannte Adlige, dem der namenlose Dieb die Identität gestohlen hat, ist nach neun Jahren Fron in der Eisenhütte des Bischofs gerade dabei, einen Gulden zu werfen, um sich bei einer Weggabelung im Wald zu entscheiden. Da erscheint ihm jemand und spricht ihn an. Er ist derselbe Jemand, in dessen Mühle sich neun Jahre zuvor das Schicksal des Rührum entschieden hatte. Der Müller war schon damals tot, es heißt aber, als Selbstmörder geistere er noch einmal jährlich durchs Land.

Doch wie er ihn [den Gulden] in die Höhe werfen wollte, da rief ihn plötzlich eine Stimme an: «Links den Weg, wenn’s dem Herrn beliebt. Links den Weg und geradeaus weiter, so wird der Herr finden, was er sucht.»

Der Rührum blickte auf, da stand zwölf Schritte weit von ihm ein Mann, der trug ein rotes Wams und einen Fuhrmannshut und auf dem Hut eine Feder, und in der Hand hielt er eine Fuhrmannspeitsche.

«Kerl! Wie kommst du her?» rief der Rührum verwundert. «Bei meiner Seele, ich hab’ dich nicht kommen gesehen, noch gehört.»

«Der Wind hat mich vom Baum heruntergeblasen», lachte der Mann im roten Wams und ließ seine Peitsche knallen. «Kennt der Herr mich nicht?»

Er kam heran und der Rührum sah in ein Gesicht, das gelb war und voll Runzeln und Falten wie ein altes Handschuhleder, und die Augen staken dem Mann so hohl im Kopf, daß

«Ja, ich kenn’ dich», sagte er. «Du bist der, den die Leut’ im Stiftsgut den ‹toten Müller› nennen. Sie sagen, du seist keine irdische Kreatur. Sie sagen, du dürftest nur einen Tag im Jahr auf Erden gehen, und wenn dieser Tag um ist, verkehrst du dich in ein Säcklein Staub und Aschen, dann könnt’ dich ein Hund in seinem Maul davontragen, sagen die Leut’. Ist heut dein Tag, mit Vergunst zu fragen?»

Der Mann im roten Wams verzog mißmutig den Mund, daß man seine bleckenden Zähne sehen konnte.

«Was der Pöbel redet, des soll der Herr nicht achten», meinte er. «Der Pöbel redet gar viel, ich find’ nicht Vernunft noch Kurzweil darin. Der Herr kennt mich und weiß, daß ich Seiner fürstlichen Gnaden, des Herrn Bischofs Fuhrmann bin. Ein Jahr war ich auf Reisen, ich komme von Haarlem und Lüttich, hab Seiner fürstlichen Gnaden von dort Damastzeug gebracht, Brabanter Spitzen und holländische Tulpenzwiebeln. […]

Das sieht leichter aus, als es zu machen ist. Die Gefahr liegt darin, es zu überziehen. Gefahr liegt im Brokat. Aber Perutz appliziert die kleinen alten Sprachflicken mit Maß. Das Sprachgewand des Spätbarock, in das er die Geschichte hüllt, ist nicht aufgeputzt mit Brabanter Spitzen, es ist eher Sackleinen als Samt. Wohl darum sprach Alfred Polgar bewundernd von Perutz’ puritanischer, phrasenloser, fast keuscher Darstellung.

In dieser gemessen barockisierenden Sprache räumt Perutz zwei Kapitel später letzte Zweifel über den ontologischen Status jenes Müllers aus. Diesmal ist es der namenlose Dieb, der auf

Jetzt gingen sie durch den dichten Wald, der Regen rauschte, der Wind fuhr durch die Baumkronen. Immer langsamer wurden die Schritte des toten Müllers, er stolperte über jeden Stein, über jede Baumwurzel auf seinem Weg, es sah aus, als ob die Kräfte ihn verlassen wollten.

Bei einem schmalen Erdhügel, der, mit zerzausten Grasbüscheln bewachsen, am Wegrand lag, blieb er stehen.

«Du mußt den Weg allein weiter gehen, du wirst ihn nicht verfehlen», sagte er zu seinem Begleiter. «Mir wird er sauer. Scher dich nicht um mich, ich bleibe hier.»

«Du gehst ihn aber nicht zum erstenmal», meinte der Namenlose.

«Zum erstenmal oder zum letztenmal – es ist zu viel, ich kann nicht weiter», stöhnte der tote Müller. Er ließ sich auf den Erdhügel niedergleiten, die Laterne stellte er neben sich. «Geh hundert Schritt’, so wirst du die Flammen aus den Schmelzöfen zucken sehen.»

«Liegt hier einer begraben?» fragte der Namenlose. «Ich seh’ kein Kreuz.»

«Hier liegt einer in ungeweihter Erd’», sagte der gewesene Müller. «Einer, der sich in einer schlimmen Nacht den Strick selbst um den Hals gelegt hat. Laß dir erzählen, wie’s geschah. Wie sich die Schlinge zuzog, da hörte er den Wind heulen: ‹Es ist Sünd’! Es ist Sünd’!› – da war’s zu spät. Die Eule schlug mit den Flügeln ans Fenster und rief: ‹Der höllische Pfuhl! Der höllische Pfuhl!› – da war’s zu spät.»

«Wie die Leut’ ihn am Strick sahen», fuhr er fort, «da liefen sie zum Dorfschulzen, der aber sagte, das sei des Henkers Sache, der müßt’ ihn herunterschneiden, die Gemeinde könnt’s nicht tun. Der Kreishauptmann wiederum sagte, die Gemeinde müßt’ es tun, weil der Tote vor den Scharfrichter nicht gehöre. So hing er und hing, als aber dann der Dorfschulze kam, da war er abgeschnitten, der Teufel hatte es getan, der hat ihn auch im Wald verscharrt, und niemand im Dorf weiß, wo.»

Der Wind schüttelte die Bäume, daß ein Regenschauer nach dem anderen niederging. Der Müller sank immer mehr in sich zusammen.

«Hier liegt er unter der Erd’ und wartet, daß Gott ihm gnädig sei», flüsterte er. «Du gehst jetzt deinen Weg. Geh zwei Vaterunser weit, so wirst du die Knechte des Bischofs sehen. Sie werden dich schlagen, sie sind’s so gewohnt, du mußt’s ertragen. Sag ihnen dann, ich hätt’ dem Herrn Bischof den letzten Pfennig von meiner Schuld bezahlt und ich käm’ nicht wieder.»

Der Namenlose ging zwei Vaterunser weit durch den Wald, dann wandte er sich um. Das Licht der Laterne war erloschen und er sah den toten Müller nicht mehr und nicht sein Grab. Und wie er nun weiterging auf die zuckenden Flammen zu, traten hinter den Bäumen die Knechte des Bischofs hervor.

Dies der Schluß des Kapitels. Und ist dieser letzte Satz irgendwie spektakulär? Für sich genommen nicht, mit seinem Vorlauf, seiner Vorgeschichte aber ist er lakonisch-großartig und gruselig – man weiß, der schwedische Reiter wird jetzt übel verprügelt und in die

Perutz erinnert an eine große und grundsätzliche Frage, die sich beim Flanieren durch die Bibliothek immer wieder stellt: Wie und durch welche Stilmittel entsteht Wirkung, wie erzeugt man Atmosphäre durch Sprache? Es ist ein komplizierter chemischer Prozeß, es muß alles miteinander reagieren und ineinandergreifen, der Satzbau, die Wortwahl, der Rhythmus, die Bilder, und nur durch Gegenproben, bei denen man einzelne Elemente durch andere ersetzt, könnte man der Formel des Gelingens näher kommen – aber es gibt keine Formel, es kann sie nicht geben, es ist das Geheimnis der großen Literatur und des Stils.

Man ersetze, als Gegenprobe, das rote Wams des Müllers durch einen «gelben Mantel des Schmieds». Man ersetze das Längenmaß der «zwei Vaterunser» durch vierhundert Meter; man ersetze die drei festen Schritte der Parataxe: «Sie werden dich schlagen, / sie sind’s so gewohnt, / du mußt’s ertragen» durch eine schlängelnde Hypotaxe: «Sie werden dich, weil sie es so gewohnt sind, schlagen, was du ertragen mußt» – schon ist die halbe Wirkung verloren. Man ersetze die «zuckenden» Flammen durch lodernde, man ersetze «stöhnte der tote Müller» durch «wisperte der Müller», man ersetze die Stimme, so leise wie das «Knistern eines dürren Zweiges» durch das «Rascheln eines Zweigs» – schon ist es ein kleines bißchen schlechter. In der Chemie des Stils kommt es auf jedes Element an. Perutz schrieb eine Seite bis zu vierzig Mal um und zerriß jede, bei der ihm nur eine rhythmische Schwäche auffiel. Was allenfalls möglich gewesen wäre: den «letzten Pfennig» der Müllersschuld durch einen Groschen oder einen Kreuzer zu ersetzen. Aber das ist es, was Polgar das fast Keusche der Perutzschen Darstellung nennt. Der korrekte, aber bescheidene Pfennig genügt ihm hier, da muß er nicht unter Beweis stellen, daß er sich auch noch ins Münzwesen des Spätbarock eingefriemelt hat.

Hier tragen die Portugalöser und Rosenobels (beides immerhin Goldmünzen, der Bettler sollte nicht so bescheiden tun) zum Kolorit der Zeit bei, so wie die darauf folgende Mohrentaufe, das Innungsfest, die Predigt des Kapuzinermönchs:

In der Teinkirche wurde unter großem Gepränge die Taufe eines Mohren, der zur Dienerschaft des Grafen Kinsky gehörte, vollzogen, und der hohe Adel Böhmens drängte sich zu diesem Schauspiel. Die Buchdrucker und die Zeltmacher, die beide an diesem Tage ihre Innungsfeste hatten, begegneten einander in der Plattnergasse mit ihren Fahnen und gerieten in Streit, weil keiner der beiden Züge dem anderen den Weg freigeben wollte. Auf dem Johannesplatz hielt ein Kapuzinermönch eine Ansprache an die Moldaufischer, in der er sagte, er sei auch ein Fischer, das Misere sei seine lange Rute, an der hänge das Paternoster als eine goldene Angel, und das de profundis, der Toten liebste Speise, sei der Köder, und damit zöge er die armen Seelen wie Karpfen oder Weißfische aus dem Fegefeuer. Und vor einer Schenke

Haben wir uns gelangweilt bei diesem Spaziergang durch die Prager Altstadt? Keine Sekunde – dabei hat uns Perutz aufs präziseste einen sozial-religiösen Mikrokosmos entfaltet. Zu diesem Mikrokosmos gehört die Ständeordnung zwischen Bettler, Metzger, Drucker, Mönch, Hochadel und Rudolf II. mit den sich abzeichnenden Religionskonflikten, die sich im Schwedischen Reiter schon fast ausgetobt haben. Und es gehört die jüdisch-mystische Welt des Schtetl dazu, in der Zauberei und Totenkontakt wie im Schwedischen Reiter selbstverständlich sind. Im Prag von Perutz plaudern Hunde miteinander, und der Rabbi Loew verwandelt einen vom Attentäter gelösten Mauerstein, kurz bevor er das Haupt des Kaisers trifft, in ein Schwalbenpaar.

Anders als bei der düsteren Welt des Schlesischen Kriegs gewinnt Perutz dem alten mystischen Prag auch komische Züge ab. Es tritt dort ein Musikantenduo auf, Koppel-Bär und Jäckele-Narr, die aus Berufsgründen – sie sind Spaßmacher auf christlichen Festen, bei denen sie gelegentlich einen Branntweinkrug mitgehen lassen – auch bei ihrem privaten Austausch ins Reimen verfallen. Ihre Gespräche sind so kurios, daß wir kurz hineinhören wollen. Und die Pointe so gnadenlos – aber das ist keine Frage des Stils mehr, sondern des mathematisch gewebten Plots.

«Dir kann man es nicht recht machen», klagte der Koppel-Bär und er ging an des Jäckele-Narr Seite weiter. «Bin ich bei dir, schickst du mich zum Henker. Geh’ ich, schreist du: Bleib, wo du bist. Sitz’ ich, sagst du, ich vertrödel’ die Zeit, lauf’ ich, heißt es, ich zerreiß’ die Schuh’. Schweig’ ich, fragst du: Bist du stumm? Red’ ich was, so nimmst du’s krumm.

«Schweig still!» unterbrach ihn der Jäckele-Narr. «Siehst du nichts? Hörst du nichts?»

«… ich schwitze», beendete der Koppel-Bär seinen gereimten Singsang, und dann blieb er stehen und horchte.

Perutz scheut hier nicht die Nähe zur Albernheit, genauer gesagt: Er bereitet durch die Albernheit den größten Schrecken vor. Denn was hören die beiden Musikanten? Sie stehen vor der Altneuschul, in der noch Licht brennt; ein leises Singen und Summen ist zu vernehmen. Traditionsgemäß versammeln sich dort eine Woche nach dem Neujahrsfest die Toten, um die Namen derer auszurufen, die noch in diesem Jahr zu ihnen stoßen werden. Die beiden bleiben stehen und lauschen. Stimmen dringen aus der Kirche. Es wird aufgerufen: der Schmaje, Sohn des Simon, der Metzger. «‹Der die Fleischbank in der Joachimsgasse hat›, fügte eine andere Stimme erläuternd hinzu, als wolle sie verhüten, daß in dieser Sache eine Verwechslung unterlaufe.» Als nächstes folgt der Mendl, Sohn des Ischiel, der Goldschmied. «‹Der auch Perlen, einzeln oder nach dem Unzengewicht, kauft und verkauft›, ließ sich die andere Stimme vernehmen. ‹Der das Haus und den Laden in der Schwarzen Gasse hat.›»

Jäckele-Narr und Koppel-Bär schaudert es etwas, sie kommentieren die Todgeweihten und verfallen dabei wieder ins Reimen. Da plötzlich hören sie:

«Jakob, Sohn des Juda, den sie den Jäckele-Narr nennen! Dich rufe ich», erklang die Stimme.

«Der sich sein Leben lang mit seiner Geige ernährt hat. Der

«Jakob, Sohn des Juda! Du bist gerufen», kam die erste Stimme wieder.

Da war eine Minute lang ein banges Schweigen und dann sagte, zutiefst erschrocken, aber dennoch gefaßt, der Jäckele-Narr:

«Gelobt seist Du, ewiger und gerechter Richter! Dein Tun ist ohne Fehle!»

«Allmächtiger!» schrie der Koppel-Bär auf. «Hab’ ich recht gehört? Was ist mit dir geschehen, Jäckele-Narr? Was will man von dir?»

Allgütiger! Schenk mir jetzt eine Lüge! flehte der Jäckele-Narr zu Gott, doch nichts fand sich, womit er den Koppel-Bär auch nur für einen Augenblick hätte täuschen und betrügen können.

Denn sie haben sich nicht verhört, Jäckele-Narr wurde laut vernehmbar aufgerufen, eine Verwechslung ist nicht möglich. Jäckele-Narr ist für dieses Jahr gebucht als Passagier ins Totenreich.

Und nun die kühle, elegante Plot-Pointe: Als letztes aufgerufen wird der Mordechai Meisl. «‹Der ein armer Mann ist›, setzte die andere Stimme fort. ‹Der nicht einen halben Gulden im Hause hat. Der nichts besitzt, nichts sein eigen nennt.›»

Wie, der Mordechai Meisl ein armer Mann? Der nichts sein eigen nennt? Meisl mit seinem legendären Reichtum, der nicht weiß, wohin mit dem Geld, und der den Kaiser höchstselbst finanziert? Da hat sich wohl jemand einen Jux erlaubt. Jäckele-Narr und Koppel-Bär beschließen, sie seien einem bösen Scherz

«[…] Ich einen Zug, du einen Zug, mit einemmal ist leer … Nun?»

«… der Krug», beendete der Jäckele-Narr mit einem Wiegen des Kopfes, das Anerkennung bedeutete, den Vers.

Was die beiden nicht wissen und auch der Leser erst sehr viel später erfährt: Die Abgeschiedenen haben es korrekt vorhergesagt. Nachts unter der steinernen Brücke, abgründig komponiert wie wenige Werke der Novellenliteratur, erzählt die Geschichte der heimlichen Liebe Rudolfs II. zur Frau des den Hof finanzierenden Mordechai Meisl. Und was macht dieser steinreiche Meisl, als ihm kurz vor seinem Tod klar wird, wer ihn mit seiner Frau betrog? Aus Rache, denn der Kaiser würde es erben, verschenkt er bis auf den letzten Gulden, bis auf den letzten Heller, bis auf den letzten Kreuzer, Pfennig und Rosenobel sein gesamtes Geld … Ganz schlecht für Jäckele-Narr.