Bevor wir nun die Tür der Bibliothek vorläufig hinter uns schließen, müssen wir noch ein weiteres kleines Quiz passieren. Liebe Leserinnen, geschätzte Leser, es sei offen bekannt: Jetzt wird es zum Teil richtig gemein. Gemein auch mit Blick auf die These, jeder Autor hätte seinen unverwechselbaren Personalstil. Bitte kreuzen Sie an. Trauen Sie Ihrem Instinkt. Manches ist nicht unlösbar. Wer alle trifft, bekommt vom Verlag ein Freiexemplar dieser Scharade. Googeln gilt nicht.

1. «Der Nektar zu dem der Farbenkelch winkt, als wäre er nur Nahrung, ist ein Liebestrank, der Duft ein Liebeszauber, der Pollen eine Behexung.»

a) Novalis

b) Rudolf Borchardt

c) Friedrich Hölderlin

2. «Sobald man über das Leben nachdenkt, kommen einem die Tränen.»

a) Thomas Mann

b) Franz Kafka

c) Christine Lavant

3. «Wer mag wohl überhaupt jetzt eine Schrift / Von mäßig klugem Inhalt lesen!»

a) Johann Wolfgang von Goethe

b) Christoph Martin Wieland

c) Gotthold Ephraim Lessing

4. «Das Schloß schlief dick und still; überall roch es nach Wasser und nach Holz, das lange in der Sonne gelegen

a) Kurt Tucholsky

b) Theodor Fontane

c) Eduard von Keyserling

5. «Ich horchte dem straffen Ton von Frau Johns Absatzgeklapper auf den Flurkacheln nach, einem ganz leisen Schmatzen. Die Absatzplättchen wurden vom Boden kurz angesogen, um sich dann um so stolzer abzustoßen und dabei zu entfernen. Tsitt tsitt, tsött tsött, plöck plock, plock plöck.»

a) Sibylle Lewitscharoff

b) Brigitte Kronauer

c) Walter Kempowski

6. «Sein Genie geht glatt durch Mauern und stößt sich wund an der Luft.»

a) Karl Kraus

b) Alfred Polgar

c) Georg Christoph Lichtenberg

7. «Er fürchtete sich wohl, länger zuhause zu bleiben, wie sich ein Müder nicht setzen darf. Unruhige angehalfterte Pferde, Männerlachen, Fackellicht, die Säule eines Lagerfeuers wie ein Stamm aus Goldstaub zwischen grün aufschimmernden Waldbäumen, Regengeruch, Flüche, aufschneidende Ritter, Hunde, an Verwundeten schnuppernd, gehobene Weiberröcke und verschreckte Bauern waren seine Zerstreuung in diesen Jahren.»

a) Robert Musil

b) Heimito von Doderer

c) Alexander Lernet-Holenia

a) Brigitte Kronauer

b) Hermann Broch

c) Heimito von Doderer

9. «Man sah im Wasser alle Blaus, das Silber, das Rosa; zusammen ergab es ein immer stahlflüssigeres Blau, in dem ein violettes Gold flutete. […] Sie schossen jetzt in rauschender Fahrt in Richtung Schweiz. Außer ihnen war kein Boot mehr auf dem See. In Ufernähe sah man segellose Boote wahrscheinlich mit Motorkraft auf die Häfen zustreben.»

a) Robert Walser

b) Martin Walser

c) Eckhard Henscheid

10. «Das Publikum lieset Rezensionen gern und will die Autoren wie die Engländer die Bären nicht nur tanzen, sondern auch gehezt sehen.»

a) Johann Heinrich Merck

b) Johann Peter Hebel

c) Jean Paul

11. «Der Prinz schloß einen Moment die Lider, überlegend. Er betrachtete tief den wartenden Horatio und zögerte. Sollte er Schwäche zeigen? Untragbar. War dieses jetzige Gespenst dir nicht früher Erzeuger? Erst dem Gereiften ein Spukbild? Zwischen Sein und Nichtsein entschied er mit einer Handbewegung. Er war im Bilde.»

b) Robert Neumann

c) Rainer Maria Rilke

12. «Der Briefträger kam. Ich hörte die Post durch den Schlitz fallen, rührte mich aber nicht. Niemals erwarte ich Briefe. Der einzige Mensch, der mir einen wichtigen Brief schreiben könnte, bin ich selbst, und so wird er auch nie geschrieben werden.»

a) Marlen Haushofer

b) Karl Valentin

c) Walter Serner

13. «Und sein Herr, der Dompteur, knallt mit der Peitsche! Er lobt oder straft, je nachdem. Je nachdem, wie das Tier es verdient hat. Aber der gefinkeltste Dompteur hat noch nicht die Idee gehabt, einen Leoparden oder eine Löwin mit einem Geigenkasten auf den Weg zu senden. Der Bär auf dem Fahrrad ist schon das Äußerste gewesen, was ein Mensch sich noch vorzustellen vermag.»

a) Ingeborg Bachmann

b) Elfriede Jelinek

c) Thomas Bernhard

14. «Die sexuelle Potenz kommt zustande durch das Zusammenwirken 1. des innersekretorischen Systems, 2. des Nervensystems und 3. des Geschlechtsapparates. Die an der Potenz beteiligten Drüsen sind: Hirnanhang, Schilddrüse, Nebenniere, Vorsteherdrüse, Samenblase und Nebenhoden. In diesem System überwiegt die Keimdrüse. Durch den von ihr bereiteten Stoff wird der gesamte Sexualapparat von der Hirnrinde bis zum Genitale geladen. Der erotische Eindruck

a) Alfred Döblin

b) Gottfried Benn

c) Marie-Luise Scherer

15. «Sein Stil: gewissermaßen die Nietstelle zwischen den zitternden Nerven der Menschheit und der Gelassenheit Gottes.»

a) Botho Strauß

b) Ernst Bloch

c) Peter Handke

16. «Es ist mir sehr darum zu tun, etwas vom Unglück, das Freud bewirkt hat, ungeschehen zu machen.»

a) Wilhelm Reich

b) Elias Canetti

c) Hans Henny Jahnn

17. «Vielleicht scheint Ihnen das Problem der Gedankenübertragung recht geringfügig im Vergleich zur grossen Zauberwelt des Okkulten. Allein bedenken Sie, welch folgenschwerer Schritt über unsern bisherigen Standpunkt hinaus bereits diese eine Annahme wäre. Es bleibt wahr, was der Kustos von St. Denis der Erzählung vom Martyrium des Heiligen anzufügen pflegte. St. Denis soll, nachdem ihm der Kopf abgeschlagen worden, diesen aufgehoben und mit ihm im Arm noch ein ganzes Stück gegangen sein. Der Kustos aber bemerkte hiezu: Dans des cas pareils, ce n’est que le premier pas qui coûte. Das Weitere findet sich.»

b) C.G. Jung

c) Thomas Mann

18. «Sei’s in Jeanskluft, sei’s im Janker, / Wand’rer, nächt’ge stets im ‹Anker›.»

a) Harry Rowohlt

b) Robert Gernhardt

c) F.W. Bernstein

19. «Mein Geist ist von hypochondrischen und nicht hypochondrischen Sorgen in monomanischer Weise durchwühlt; es gibt keine Viertelstunde ruhigen, guten Nachdenkens; der ewige Lärm in meinen Ohren macht mich hin; die zunehmende Schwerhörigkeit verdüstert mich. Des vielen positiven […] vermag ich nur in seltenen Stunden mich zu freuen; dann oft mit ungesunder schmerzlicher Rührung.»

a) Arthur Schnitzler

b) Stefan Zweig

c) Ludwig Wittgenstein

20. «Drum, wer Ohren hat zu hören, der höre! Es ist nicht zwei, nicht drei, nicht tausende, es ist Eins und Alles; es ist nicht Körper und Geist geschieden, dass das eine der Zeit, das andere der Ewigkeit angehöre, es ist Eins, gehört sich selbst und ist Zeit und Ewigkeit zugleich und sichtbar und unsichtbar, bleibend im Wandel, ein unendliches Leben.»

a) Novalis

b) Karoline von Günderode

c) Clemens Brentano

(Auflösung im Anhang)