7 Gezeitenstrom
S
ie stand wieder vor der hellroten Tür, deren Lack an einigen Stellen abgeplatzt war, sodass das Holz darunter zum Vorschein kam. Es war das Apartment 12b im obersten Stockwerk eines Wohnkomplexes in der Oranje-Nassaustraat
im Rotterdamer Stadtteil Delfshaven.
Auf ihr Klingeln hin wurde die Tür geöffnet. Sie sah sich einem jungen Mann gegenüber, dunkle Haut, schwarze, kurz geschorene Haare, gerade an der Grenze zum Erwachsensein. Er trug ein hellblaues T-Shirt mit dem Superman-Zeichen auf der Brust.
Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, als sie ihren Dienstausweis zeigte und den Grund ihres Besuchs erklärte. Sie war nicht seinetwegen hier. Es ging um seinen Bruder.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie jemand die Treppe heraufkam. Sie wandte sich halb um und erkannte den Mann, den sie suchte. In der linken Hand trug er eine Einkaufstüte, in der rechten hielt er den Wohnungsschlüssel. Ohne Zögern ließ er die Einkäufe fallen und griff nach der Waffe, die unter seiner Jacke im Hosenbund steckte.
Sie hätte keine Chance gehabt, doch kaum dass er die Automatik auf sie gerichtet hatte, packte eine Hand den Lauf und riss ihn zur Seite. Ein wuchtiger Haken krachte ins Gesicht des Mannes und schickte ihn ins Land der Träume. Mit wenigen Handgriffen legte ihr Retter ihm Handschellen an, kam dann mit schnellen Schritten die Treppe zu ihr herauf und hielt ihr die Waffe hin, die eben noch auf sie gezielt hatte.
»Bas Dekker«, stellte er sich vor. »Ich bin von der Sitte. Mein Chef sagte mir, dass wir in der Sache zusammenarbeiten.«
Bas trug einen olivgrünen Parka, hatte eine kräftige Statur, blondes lockiges Haar, Dreitagebart und Gesichtszüge wie aus Stein gemeißelt. Aber es war sein spitzbübisches Lächeln, das sofort den Weg in ihr Herz fand und für immer dort bleiben würde.
Er deutete mit einem Nicken zu dem bewusstlosen Mann auf der Treppe. »Das erste Mal geht frei Haus. Wenn ich dir noch mal das Leben retten muss, ist ein pilsje fällig. Aber da wir ja nun zusammenarbeiten … vielleicht wartest du demnächst einfach auf mich, bevor du irgendwo reinrennst, wo es gefährlich werden könnte.«
Griet schlug die Augen auf und fuhr hoch.
Ihr Herz raste. Sie blieb einen Moment auf der Bettkante sitzen, bis sich ihr Puls beruhigt hatte.
In ihrer Koje war es stockdunkel. Durch das Bullauge konnte sie den sichelförmigen Mond am sternenklaren Nachthimmel sehen.
Ob diese Träume jemals aufhörten?
Das Apartment 12b in der Oranje-Nassaustraat
war der Anfang von allem gewesen – nicht nur der ihrer gemeinsamen Ermittlungen. Sie waren noch am selben Abend in Bas’ Wohnung im Bett gelandet.
Griet hatte noch nie auf One-Night-Stands gestanden, zudem war sie damals bereits verheiratet, und nichts lag ihr ferner, als ihren Mann zu hintergehen. Doch Bas und sie waren wie zwei Magneten gewesen, die sich unweigerlich anzogen. Er hatte es auch gespürt.
Die meisten Männer schliefen nach dem Sex sofort ein, und die wenigen, die es nicht taten, versuchten sich kurz in romantischem Geschwafel und schliefen dann ein. Bei Bas war es anders gewesen. Sie hatten danach bei einer Flasche Rotwein auf dem Balkon gesessen und über den Fall gesprochen. Dabei bemerkten sie schnell, wie gut sie zusammen funktionierten. Es fühlte sich an, als hätte man an ihr Gehirn ein zweites angeschlossen. Wenn Bas und sie ihre Gedanken vereinten, erschlossen sich häufig Zusammenhänge, die ihnen allein zuvor völlig undurchdringlich erschienen waren.
Griet griff nach der Flasche Spa rood,
die neben dem Bett stand, und trank einen Schluck. Wenn sie auf den Rat gehört hätte, den Bas ihr damals gegeben hatte, und zwei Jahre später bei dem Einsatz im Rotterdamer Hafen auf ihn gewartet hätte, wäre er heute vermutlich noch am Leben.
Sie ließ sich wieder in die Kissen fallen. Eine Uhr oder das mobieltje
legte sie schon lange nicht mehr neben ihr Bett. Welchen Sinn hatte es, die vielen wachen Stunden in den Nächten zu zählen. Sie schloss die Augen und lauschte den ungewohnten Geräuschen ihres neuen, schwimmenden Zuhauses – den knarzenden Spanten, dem Klappern der Leinen am Mast, dem Schmatzen des Wassers.
Das Wasser … Ihre Gedanken wanderten zu Vincent Bakker. Oder besser gesagt zu dem Weg, den seine sterblichen Überreste genommen hatten.
Es war sonderbar, dass seine Leiche auf der Sandbank angespült worden war, und zwar aus einem einfachen Grund: Alles deutete darauf hin, dass der Täter vorgehabt hatte, sein Opfer auf See verschwinden zu lassen – der in Plastik verschnürte Körper, die Steine zur Beschwerung. Und im Gegensatz zu einem Fluss, in dem immer die Chance bestand, dass ein derart versenkter Körper wegen starker Strömungen wieder auftauchte, war das Meer tief genug. Doch es war dem Mörder nicht gelungen, Vincent verschwinden zu lassen. Fragte sich, warum? War der Täter nicht ortskundig und wusste nicht, wo die See tief genug war? Hatte er keine Zeit gehabt, war er gestört worden – und wenn ja, wovon? Vordringlicher war es allerdings, herauszufinden, wo Bakker ermordet worden war. Und wie der Täter die Leiche vom Tatort weggeschafft hatte …
***
Ein lautes Klopfen weckte Griet. Sie schlug die Augen auf, kniff sie aber gleich wieder zusammen. Die Sonne fiel grell durch das Bullauge in die Koje herein. Griet rollte zur Seite und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Sie musste irgendwann in den frühen Morgenstunden wieder eingeschlafen sein, ohne dass ihre Grübeleien zu einem Ergebnis geführt hatten.
Erneut erklang ein lautes Klopfen. Griet wusste, was das Geräusch bedeutete: Besuch. Ein Schiff hatte nun mal keine Türklingel, deshalb musste man auf sich aufmerksam machen, indem man beherzt gegen den Rumpf klopfte.
Sie schlug die Bettdecke zurück. Instinktiv schlang sie die Arme um den Körper, als ihre nackten Füße den Holzboden berührten. Die Bohlen waren kalt, die Luft feucht und eisig. Die alte Heizung, die sie die Nacht durchlaufen ließ, musste irgendwann in den frühen Morgenstunden wieder schlappgemacht haben. Die Aussicht, dass die Temperaturen nun bald wieder steigen würden, erfüllte sie mit Zuversicht, doch in Gedanken fügte Griet der ohnehin schon langen Liste von Dingen, die im Sommer auf dem Schiff repariert werden mussten, einen weiteren Punkt hinzu. Sosehr sie das Boot als Andenken an ihren Vater schätzte, reifte in ihr langsam die Überzeugung, dass eine Wohnung auf lange Sicht die günstigere und bequemere Variante wäre.
Während sie in den Salon schlurfte, malte sie sich aus, wie das Leben zu früheren Zeiten für Seeleute gewesen sein mochte. Griets Schiff war eine Lemsteraak,
und soviel sie aus den Erzählungen ihres Vaters wusste, waren die Leute mit Plattbooten dieser Art nach England, Frankreich oder sogar bis in die Ostsee gesegelt, um Handel zu treiben. Ihre Vorfahren mussten nicht nur sehr mutige und seefeste, sondern auch sehr kälteresistente Menschen gewesen sein.
»Ich komme ja!«, rief sie, als es wieder klopfte, diesmal nachdrücklicher.
Sie zog Schuhe an, streifte den Parka über, der auf der Sitzbank lag, und kletterte an Deck. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie ans Tageslicht trat, musste so übellaunig sein, dass der Mann, der auf der Wiese vor dem Schiff stand, instinktiv einen Schritt zurückwich. Als Griet die Hand schützend vor die Augen hob, erkannte sie, dass es Pieter war.
»Goedemorgen«,
sagte er und fasste sich an die Schiebermütze. »Schönes Schiff hast du da.«
»Bedankt.«
»Wir dachten, wir sehen mal nach dir.« Er deutete hinüber zu dem Polizeiwagen, der an der Gracht geparkt stand. Noemi lehnte an der Motorhaube.
»Wie spät ist es denn?«, brummte Griet.
»Kurz nach halb zehn.«
Verdomme,
sie war ursprünglich vor anderthalb Stunden mit den beiden im hoofdkantoor
verabredet gewesen.
»Wir müssen in einer halben Stunde in Harlingen sein«, brummte Pieter. »Ein Boot der KNRM
wartet auf uns.«
»Gibt es einen Grund für die Eile?«
»Nun, ich dachte, wir haben bei unseren Ermittlungen keine Zeit zu verlieren …« Er hob eine Augenbraue, und Griet beschlich der Verdacht, dass er nachtragend war, weil sie ihn gestern zur Eile angehalten und ihm damit nicht nur sein Pfannkuchenessen vermasselt, sondern ihn auch zu dem ungemütlichen Helikopterflug genötigt hatte. Dann fuhr er fort: »Henk hat angerufen. Er hat die Halle mit Bakkers Boot gefunden. Sieht so aus, als wäre Bakker in der Mordnacht tatsächlich dort gewesen. Die Kriminaltechnik ist schon unterwegs.«
»Gib mir fünf Minuten.« Griet kletterte zurück ins Boot, um sich anzuziehen.
»Pack dir am besten noch ein paar Sachen ein«, rief Pieter ihr nach. »Noemi hat für uns eine Bleibe aufgetrieben. Ein Ferienhaus, das die Eltern von Karen den Bosch vermieten. Wir können dort für die Dauer der Ermittlungen wohnen.«
Griet hielt inne und wandte sich zu ihm um. »Ein Ferienhaus?«
Als sie Noemi gestern Abend aufgetragen hatte, nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, hatte sie eher an drei separate Hotelzimmer gedacht.
»Man nimmt, was man kriegen kann. Und frag nicht, wie ich meiner Frau beigebracht habe, dass ich die nächsten Tage mit zwei Frauen unter einem Dach schlafe.«
Pieter war anzusehen, dass ihm die Situation tatsächlich unangenehm war. Griet fragte sich, ob seine Frau übermäßig eifersüchtig war oder ob Pieter in der Vergangenheit etwas angestellt hatte, das sie gleich das Schlimmste befürchten ließ, wenn ihr Mann ein paar Tage mit Kolleginnen allein war.
Andererseits hatte sie selbst wohl kaum ein Recht, sich über die Beziehungsprobleme anderer Leute Gedanken zu machen. Immerhin habe ich meine eigene Ehe in den Sand gesetzt, dachte sie seufzend, als sie unter Deck stieg, um ihre Reisetasche zu packen.
***
Wenig später klammerte sich Griet mit einer Hand an den Haltegriff neben ihrem Sitz, als das Schnellboot der KNRM
– die eng mit der Küstenwache und der Polizei zusammenarbeitete – mit Kurs auf Vlieland durch die Wellen pflügte. Es war ein kleineres Boot der Arie-Visser-Klasse, das Äußere unverkennbar geprägt von einer umlaufenden Gummiwulst, die einerseits als Reling und Prellschutz diente, andererseits aber für Auftrieb sorgte, sodass das Schiff im Fall des Kenterns über Wasser blieb. Womit es praktisch unsinkbar war, wie der Steuermann Noemi beim Auslaufen erklärte. Das hatte allerdings nicht sonderlich zu ihrer Beruhigung beigetragen, denn obwohl sie sich alle Mühe gab, es zu verbergen, war ihr deutlich anzumerken, dass sie nicht seefest war.
Griet entging nicht, dass Pieter diesen Umstand mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis nahm. Offenbar betrachtete er es als ausgleichende Gerechtigkeit für den Helikopterflug, zu dem er am Vortag gezwungen worden war.
Die Kabine des Schiffs bestand aus dem überdachten Steuerstand. Der Platz des Steuermanns war in der Mitte. Er saß vor einem Kontrollpaneel mit Steuerrad, das mit seinen vielen Schaltern und Displays die Dimension einer Schrankwand hatte. Zu beiden Seiten gab es jeweils zwei hintereinander angebrachte Sitzplätze. Griet und Pieter saßen links von dem Mann, Noemi rechts – mit kreidebleichem Gesicht.
Für einen sonnigen Tag war der Seegang beachtlich. Der Wind hatte zwar die Regenwolken vertrieben, an Intensität aber kaum nachgelassen und schob nun die Wellen der auflaufenden Flut vor sich her.
Griet konnte nachempfinden, wie sich Noemi fühlen musste, zu einschneidend war die Erinnerung an den Segeltörn mit ihrem Vater, der ihr bereits in frühester Kindheit die Seefahrt für den Rest des Lebens vermiest hatte. Wobei sie feststellte, dass ihr das ruppige Wetter, das das Boot immer wieder in tiefe Wellentäler abtauchen ließ, inzwischen kaum mehr etwas ausmachte. Irgendwo hatte sie mal gelesen, dass sich der Gleichgewichtssinn mit dem Alter veränderte – bei den meisten Menschen ohne Zweifel eher zum Schlechten, doch vielleicht meinte es das Älterwerden in diesem Fall gut mit ihr.
Pieter deutete durch das Seitenfenster, an dessen Rändern das Spritzwasser eine salzige Kruste gebildet hatte.
»Dort drüben liegt die Sandbank, auf der wir gestern den Toten gefunden haben.«
»Ich frage mich noch immer, was genau dazu geführt hat, dass die Leiche dort angespült worden ist«, sagte Griet über das Dröhnen des Schiffsmotors hinweg.
»Die Plane war offenbar nicht ausreichend beschwert, um den Körper dauerhaft unten zu halten. Außerdem war sie an einigen Stellen gerissen. Es könnten also Steine herausgefallen sein. Den Rest dürfte dann die Strömung erledigt haben.«
»Aber hätte die ihn nicht auf die offene Nordsee hinausziehen müssen?«
»Nicht zwangsläufig«, erwiderte Pieter. »Nur, wenn der Täter ihn im Wattenmeer versenkt hätte, und dann auch nur bei ablaufendem Wasser.«
Er wandte sich an den Steuermann und deutete auf das Navigationsdisplay. »Verlasst ihr euch heute komplett auf das Ding, oder habt ihr noch einen guten alten Gezeitenstromatlas an Bord?«
Der Steuermann setzte ein breites Grinsen auf und griff in ein Ablagefach unter dem Steuerpult. »Wir sind ja nicht völlig lebensmüde«, sagte er und reichte Pieter ein Buch mit der Aufschrift: HP
33. Waterstanden en stromen langs de Nederlandse kust en aangrenzend gebiet – Wasserstände und Strömungen entlang der niederländischen Küste und den angrenzenden Gebieten.
Pieter blätterte darin, drehte dann seinen Sitz zu Griet herum und klappte das Buch in seinem Schoß auf. Darin war eine Karte der Küste und der Watteninseln zu sehen. Rund um die Inseln waren Pfeile in unterschiedlichen Richtungen eingezeichnet.
»Das ist eine Strömungskarte«, erklärte Pieter und deutete auf die Pfeile, die, von der Nordsee kommend, zwischen Vlieland und Terschelling verliefen. »Hier gibt es eine starke Strömung zwischen den Inseln, und die Sandbank De Richel, wo die Leiche angespült wurde, liegt genau in ihrer Mitte.«
»Das bedeutet«, schlussfolgerte Griet, »der Täter müsste aufs offene Meer rausgefahren sein und den toten Vincent Bakker genau in diesem Bereich über Bord geworfen haben, damit er überhaupt von der Strömung erfasst werden konnte.«
»Richtig, und ich gehe definitiv davon aus, dass es so war. Denn alles andere macht wenig Sinn. Direkt von der Insel aus konnte er die Leiche nicht entsorgen, die Brandung hätte sie zurückgespült. Und im Wattenmeer wäre die Chance viel zu groß, dass sie bei Ebbe irgendwo anlandet. Wenn ich so etwas tun müsste, würde ich mir ein Boot schnappen und damit raus auf die Nordsee fahren.«
Griet stutzte. Etwas an der Sache ergab noch keinen Sinn, und das führte sie zurück zu den Überlegungen, die sie in der vergangenen Nacht angestellt hatte.
Sie nahm den Gezeitenatlas in die Hand und betrachtete ihn genauer. Nördlich der Inseln begann ein breites Gebiet, in dem die Strömung zunächst in westliche Richtung setzte und dann irgendwann ganz aufhörte – es befand sich lediglich wenige Seemeilen jenseits der Stelle, wo die Strömung zwischen den Inseln einsetzte.
»Hat hier eigentlich jeder so eine Karte auf seinem Boot?«, fragte Griet.
»Wie der Kollege eben schon sagte: Wenn du nicht lebensmüde bist, ja«, antwortete Pieter.
»Dann können wir davon ausgehen, dass auch unser Täter eine solche Karte hatte und sich mit den Strömungsverhältnissen zumindest ansatzweise auskannte?«
»Alles andere würde mich sehr wundern.«
»Warum ist er dann nicht weiter aufs Meer rausgefahren?«, fragte Griet, drehte die Karte zu Pieter um und deutete auf das Strömungsfeld in westlicher Richtung. »Ich meine, warum sollte er die Leiche ausgerechnet in der Nähe der Insel in die Strömung werfen? Wenn er sie weiter draußen über Bord geworfen hätte …«
»… hätte die Strömung sie nie erwischt, und Vincent Bakker wäre auf Nimmerwiedersehen verschwunden.«
»Und warum hat er das nicht getan?«
»Tja, gute Frage.«
»Vielleicht hat ihn etwas daran gehindert?«
»Das wäre eine Erklärung.«
Eine größere Welle traf das Schiff und schob es abrupt zur Seite.
Noemi stöhnte auf.
»Halte durch, wir sind gleich da«, tröstete der Steuermann sie.
Griet wandte sich wieder Pieter zu. »Du scheinst dich mit der Seefahrt auszukennen.«
»Bin früher oft mit dem Segelschiff hier draußen gewesen«, erklärte er und blickte wehmütig auf die See hinaus.
Im Windschatten der Insel wurde das Wasser ruhiger. Sie passierten die Hafeneinfahrt, in der ein verwittertes Holzschild sie willkommen hieß und ihnen schöne Ferien wünschte: Vlieland heet u welkom. Prettige vakanties!
Hinter dem Schild tauchte die Silhouette eines Mannes auf, den Griet durch das salzverkrustete Fenster erst auf den zweiten Blick erkannte. Es war Henk. In seinem Mundwinkel glomm eine Zigarette rot auf, während er die Einfahrt des Polizeiboots beobachtete und ihnen langsamen Schrittes folgte.