P ain, Vorname M, war noch nie gerne der Verlierer einer Schlacht. Als es darum ging, Alicia Goni, auch bekannt unter dem verheißungsvollen Namen Agony, davon zu überzeugen, dass es nun endlich an der Zeit war, ihren treuen Minivan Bertha zu ersetzen … Nun, sein ausgeprägter Überlebensinstinkt war ihm eine große Hilfe, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, einen taktischen Rückzug anzutreten.
Zwei Monate zuvor hatten sie sich kennengelernt und ihre unbehagliche Zwangspartnerschaft erfolgreich beendet, obwohl kein Buchmacher darauf gewettet hätte. In der Geschäftswelt wären sie mit Arbeitsangeboten überhäuft worden. Unerhörte Gehälter, monatliche Prämien und Eckbüros wären ihnen sicher gewesen.
Aber sie waren nicht in der schillernden Unternehmenswelt tätig, sodass keiner von ihnen trotz ihres Erfolges ein Jobangebot bekam. Aber sie wussten, dass sie als Team effektiv zusammenarbeiten konnten, auch wenn sie oft versucht waren, sich gegenseitig eine Kugel durch den Kopf zu jagen – und so entstand eine Partnerschaft.
Agony war früher Polizistin in der Stadt gewesen, aber der Anwalt ihrer Gewerkschaft riet ihr schließlich, zu kündigen. Hätte sie ihrem Vorgesetzten nicht mitten in einem Streit die Nase gebrochen, als sie ihn darauf hinwies, wie sehr er es versaut hatte, wäre sie immer noch Detective der örtlichen Polizei.
Ihr Vorgesetzter hatte jedoch überhaupt keinen Sinn für Humor. Was sie jetzt hatte, war ihre offizielle Privatdetektiv-Lizenz, die ihr bei ihren Ermittlungen einen gewissen Spielraum ließ. Pain hatte … nun, wer wusste schon, was er hatte? Gemeinsam hatten sie sich als ›P&A Schädlingsbekämpfung‹ selbstständig gemacht. Es war kein Unternehmen, das für sich selbst warb. Diejenigen, die ihre Dienste benötigten, würden sie schon finden.
Das Ergebnis war, dass Bertha nachgerüstet worden war. Sie hatten den Innenraum komplett umgestaltet, einen stabilen Käfig in den Kofferraum eingebaut und die Außenseite in einfachem, unauffälligem Weiß mit stark getönten Scheiben neu lackiert. Außerdem ließen sie neue Sitze im Fahrerbereich einbauen, damit die beiden – Pain mit türrahmenunfreundlichen eins dreiundneunzig und Agony mit immerhin noch stattlichen eins achtzig – genug Platz hatten, um ihre Beine auszustrecken, wenn sie mal wieder einen 24-Stunden-Überwachungsjob durchführen mussten.
Die Nachrüstung hatte ordentlich ihre Rücklagen geleert, aber Bertha war es wert. Sie hatten zwar nicht die beneidenswerten Jobangebote, aber ›P&A Schädlingsbekämpfung‹ brachte genug Gewinn ein, um sich zu ernähren und die Miete für die beiden kleinen Wohnungen zu bezahlen, die sie über Kwans koreanischem Restaurant gemietet hatten.
Es war hilfreich, dass die Besitzerin des Kwans, Ahjoomenoni – eine süße, kleine Koreanerin, die Agony anscheinend ins Herz geschlossen hatte – die beiden Wohnungen über ihrem Restaurant zu einem erschwinglichen Preis vermietete.
Was Agony wie ein Bonus vorkam, war, dass seit ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer das mysteriöse Kopfgeld, das jemand aus einem ruchlosen Teil der örtlichen Polizei auf ihren Kopf ausgesetzt hatte, zumindest für den Moment auf Eis gelegt zu sein schien.
Pains persönlicher Bonus war, dass SISTER bisher keine weiteren Agenten geschickt hatte, um ihn zurückzuholen. Beide wussten, dass diese Teile ihrer Vergangenheit irgendwann wieder auftauchen würden. Sie wussten aber auch, dass Bertha bei ihrem aktuellen Kundenauftrag nicht gebraucht wurde.
Als die Stretchlimousine vor dem Golden Chalice Hotel vorfuhr, mussten sie nur perfekt gekleidet und frisiert sein und so aussehen, als würden sie erwarten, dass Paparazzi jeden ihrer Schritte verfolgten. Der Kunde hatte die gesamte Spesenrechnung übernommen. Im Gegenzug planten sie die Festnahme eines ›unbedeutenden kleinen Mannes, der zu viele Spielschulden angehäuft hat, für die seine Eltern nicht mehr aufkommen wollten. Wir müssen ihm helfen, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen.‹
Da der Kunde für alle Kosten aufkam, hatte Agony darauf bestanden, auf dem Hinweg einen kurzen Halt einzulegen. Pain beobachtete, wie sie elegant in ein kleines Geschäft ging und kurze Zeit später zurückkehrte. Sie ließ sich auf einen der acht Rücksitze der Limousine gleiten, klopfte an das Fenster und forderte den Fahrer mit ungeduldigen Gesten auf, endlich zum Zielort zu fahren.
»Hm.« Ihr Partner lehnte sich zurück und studierte sie einen Moment lang. »Der kraushaarige Blondinen-Look.«
»Felicia ist immer meine Anlaufstelle, wenn ich eine gute Perücke benötige, während ich undercover bin.«
»Felicia scheint zu wissen, was sie tut.« Er hatte ein wenig Mitleid mit dem Ziel, auf das sie es abgesehen hatten – aber wirklich nur ein klitzekleines Mitleid. Der arme Kerl hatte keine Chance.
»Noch einmal?«, fragte er, als sie sich dem Hotel näherten.
»Klar, warum nicht.« Ihr Seufzer ebenso wie ihr Tonfall vermittelten klar die Botschaft ›Schon wieder? Waren die ersten zwanzig Male nicht genug?‹.
Sie zog die drei Würfelpaare aus ihrer kleinen Handtasche und zeigte sie auf ihrer offenen Handfläche. Jeder Würfel hatte ein anderes Gewicht und sie schnippte sie nacheinander über ihre Handfläche und rief die Zahl, die sie am Ende zeigen würden. Sie hatte den Umgang mit den Würfeln im Griff, daran bestand kein Zweifel.
Es würde ein paar Episoden der Geschicklichkeit und Ablenkung benötigen, bis sie sie in das Spiel hineinbringen konnte, aber sie waren zuversichtlich, dass sie dies schaffen würde.
»Gezinkte Würfel«, wies sie ihn erneut darauf hin, »sind höchst illegal.«
»Das gilt auch für das Kartenzählen unter bestimmten Bedingungen.« Er verteidigte erneut den Einsatz von allem, was nötig ist, um die Wahrscheinlichkeit zu ihren Gunsten zu beeinflussen. »Und außerdem sind achtundneunzig Prozent der Aktivitäten in der Penthouse-Suite illegal.«
»Ich habe jahrelang bei der Sitte gearbeitet« – sie schüttelte den Kopf – »und nie auch nur ein Flüstern über das Golden Chalice gehört. Wie kann das sein?«
»Entweder, weil der Besitzer des Golden Chalice unglaublich reich und mächtig ist und deine ehemaligen Kameraden in Blau nichts gegen ein bisschen gepflegten Spielspaß haben, solange sie ihren Anteil bekommen. Oder …« Er zuckte mit den Schultern. »Es gibt kein Oder. Die Penthouse-Suite ist ein Gewinn für alle Beteiligten – außer für die Spieler, die nicht wissen, dass man aufhört, wenn es am schönsten ist.«
»Übrigens«, betonte sie noch einmal, »ich die Jungfer und du der Drache – das sind keine Begriffe, die uns Jungfern gefallen. Warum kannst du dieses Mal nicht die Jungfer sein? Ich kann mit Sicherheit einen sehr gemeinen Drachen spielen.«
»Ja, das kannst du.« Er hatte sie in Aktion gesehen. »Aber in diesem Fall bin ich nicht die bevorzugte Version einer Jungfrau in Nöten für Eddie the Getty.«
Eddie war ihr Ziel. Er war nicht mit der wahnsinnig reichen Getty-Familie verwandt, aber er hatte anscheinend immer genug Geld zum Verbrennen, dass der Spitzname hängen blieb. Der Auftrag von ›P&A Schädlingsbekämpfung‹ bestand darin, seine Schulden so weit in die Höhe zu treiben, dass er keine andere Wahl hatte, als mit ihnen ein privates Beratungsgespräch zu führen, um zu sehen, wie sie die Sache regeln konnten.
An diesem Punkt würden sie ihn in die Limousine einladen und ihn zu ihrem Kunden bringen. Sobald sie zusammen in einem Raum und von äußeren Einflüssen abgeschirmt waren, konnten der Kunde und Eddie, egal ob korrupt oder rechtmäßig, darüber verhandeln, wie sie mit seinen ausstehenden Schulden umgehen würden.
Die Limousine fuhr in die vordere Einfahrt und Agony war fest entschlossen, ihren letzten Schuss zu setzen. »Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, wie sehr ich deine dummen, beschissenen Nerd-Begriffe hasse? Ich hätte gedacht, dass sie dir während deiner Ausbildung für deinen Geheimkram die Scheiße aus dem Leib geprügelt hätten. Quests. Jungfer. Drachen. Was kommt als Nächstes? Projekt Elf?«
»Derjenige, der die Strategie für den Einsatz ausarbeitet, darf die Rufzeichen wählen. Wenn es dein Einsatz ist, kannst du ›Bunch und Munch‹ oder ›Dopey und Sleepy‹ oder ›Bitch und Bastard‹ wählen, aber nun hör bitte auf zu meckern und fang mit dem Rumjungfern an, okay?«
»Was immer du sagst, Puff. «
»Hey, das Lied von Peter, Paul & Mary ist ein Klassiker, ich liebe dieses Lied.«
»Warum bin ich nicht überrascht?«
Sie stieg aus der Limousine aus und Pain gab ihr einen Vorsprung von fünf Minuten. Es würde nicht gut aussehen, wenn sie beide zur gleichen Zeit im Penthouse ankommen würden. Er beobachtete sie mit aufrichtiger Anerkennung, als sie das Hotel betrat. Verdammt, die hat sich aber fein gemacht.
Wie seine Partnerin fünf Minuten zuvor ging er zur Rezeption, wiederholte das Passwort, das sich täglich änderte und wurde mit dem Aufzug nach oben gebracht. Er trat in die Lobby von ›The Illusion‹, so der Name der Penthouse-Suite des illegalen Casinos.
Es nahm die gesamte Etage ein und konnte mit allem konkurrieren, was Vegas zu bieten hatte – mit Ausnahme der Spielautomaten. Der Besitzer war überzeugt, dass den Spielautomaten die persönliche Note fehlte. Es gab doch nichts Schöneres als Geld von Angesicht zu Angesicht zu verlieren.
Pain war nur ein paar Mal in Las Vegas gewesen und das immer während eines Auftrages und nicht freiwillig. Es war eine Stadt, in der er sich unwohl fühlte. Er hatte kein Problem mit dem Glücksspiel oder den anderen Unterhaltungsangeboten, die die Menschen in die Stadt lockten. Sein Problem war der Aspekt der Realität.
»Es geht um Folgendes, Kip«, hatte er zu seinem mittlerweile verstorbenen Partner Clifton M. Rice gesagt, während sie in einem Raum eines Kasinos, in dem sie auf den Auftritt eines bestimmten Touristen warteten, die Figuren auf ihrem tragbaren Magnetschachbrett hin und her schoben. »Hier gibt es nichts Reales, nur das Bild von Manhattan, Caesars Palace, die Pyramiden, den Eiffelturm …«
»Springer auf Q4«, unterbrach der andere Mann. »Ja, also ist nichts echt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, wie verzweifelt du bist.«
Kip war vier Züge davon entfernt, ihn schachmatt zu setzen und es gab nichts, was er dagegen tun konnte, aber er spielte die Partie zu Ende.
»Was ist, wenn ich hier sterbe?«, erkundigte sich Pain.
»Irgendwo muss man ja sterben.« Sein Partner zuckte mit den Schultern, als er seinen letzten Zug konterte.
»Aber wenn du an einem Ort stirbst, an dem nichts wirklich ist, bist du dann wirklich tot?«
»Da musst du dir einen Priester mit einem Doktortitel in fatalistischer Philosophie suchen, der dir bei der Entscheidungsfindung hilft«, empfahl Kip, während er den König seines Gegners in drei statt vier Zügen umstürzte. Pain hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, ob er nicht lieber Solitär spielen sollte, um wenigstens ab und zu eine Chance auf einen Sieg zu haben.
Seltsamerweise, dachte er, als er die Illusion des Penthouses betrat, waren die einzigen Illusionen die Menschen. In seinem Kopf stellte er sich und Agony als Beweisstücke eins und zwei vor … und Eddie the Getty als Beweisstück Nummer drei. Alle drei waren wie verschwenderische Menschen gekleidet, die es sich leisten konnten, ein paar Riesen zu verlieren und die Verluste als eine weitere Nacht voller Spaß und Spiel abzutun.
Pain schlich sich als Beobachter an den Craps-Tisch und sah, wie seine Partnerin mit den Würfeln eine Pechsträhne von drei Würfen hatte. Sie sah sehr verzweifelt aus und das war der Moment, in dem Eddie seinen Zug machte.
»Erlaube mir, Schnuckelchen.« Er hielt seine Hand nach den Würfeln aus. »Ich werde deinen nächsten Einsatz verdoppeln und wir werden sehen, ob wir deine Verluste ausgleichen können.«
Mit ihrem kessen, aber naiven Lächeln reichte sie ihm die Würfel.
»Willst du auf sie pusten, damit wir mehr Glück haben?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie sichtlich verzweifelt. »Ich habe in letzter Zeit nicht viel Glück gehabt.«
»Aber dein Glück hat sich gewendet, als du mich getroffen hast«, sagte der elegant gekleidete, kleine Mann mit einem unverwechselbaren Grinsen zu ihr. »Nur zu – einmal kräftig blasen.«
Agony zuckte bei dieser Doppeldeutigkeit innerlich zusammen, aber spitzte die Lippen und blies so verführerisch, wie es ihr möglich war, auf die dargebotenen Würfel.
Eddie lies die Würfel über den Tisch rollen und schien mit dem Ergebnis sehr zufrieden zu sein. Pain wandte sich mit einem Lächeln ab. Die Jungfer war nicht mehr in Not. Ihr Ritter war ihr zur Seite geeilt.
Er schlenderte zu einem Tisch, gesellte sich zu vier anderen Spielern, um ein paar Runden Blackjack zu spielen und versuchte, keine übermäßige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So unauffällig wie möglich richtete er seinen Blick auf den Craps-Tisch, an dem Eddie in seiner ganzen Pracht eine Hand um die Taille der eins achtzig großen Blondine gelegt hatte, während seine andere Hand die Würfel über den Tisch schleuderte.
Pain gewann seine ersten paar Spiele, genug, um sein Weiterspielen zu rechtfertigen, aber dann hatte er eine Pechsträhne über vier Partien. Das reichte aus, um seinen Platz zu räumen, ohne dass jemand seine Entscheidung infrage stellte.
Er drehte am Ende der Partie seine verdeckte Karte um, grinste die anderen Blackjack-Spieler an und sagte: »Ein bisschen gewinnen, viel verlieren, was?«
»Da hast du recht«, antwortete einer von ihnen kichernd, während Pain zum Würfeltisch ging, wo eine Jungfer einen Drachen benötigte.
Eddies Glückssträhne hielt an – und wurde noch leichter, als Agony die gezinkten Würfel ins Spiel brachte – aber ihr Partner machte sich Sorgen um seine nicht würfelnde Hand. Wenn sie weiterhin von der Taille der Blondine zu ihrem Hintern wanderte, bestand die Gefahr, dass sein Handgelenk alsbald eine Begegnung mit ihrem allgegenwärtigen Teleskopschlagstock haben würde.
Er war sich ziemlich sicher, dass der bis zu den Oberschenkeln geschlitzte, eng anliegende Rock ihr Zugang zu einem Oberschenkelholster verschaffte. Wo sie ihren treuen Smith & Wessen-Revolver versteckt hatte, konnte man nur vermuten.
Pain trat näher an die anderen Spieler heran und beobachtete, wie Eddies Glückssträhne anhielt. Der kleine, aber gut gebaute Mann in seinem Anzug, der wahrscheinlich in einer europäischen Maßschneiderei angefertigt worden war, spürte es deutlich.
Als der Drache sich dem Tisch näherte, hatte Agony dem arschgrabschenden Daumen des Spielers eine kurze Drehung verpasst, während sie seinen Kopf küsste und flüsterte: »Zuerst gewinnen. Alles andere wird sich ergeben.«
Eddie würfelte weiter und gewann. Es hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt, denn alle liebten eine Glückssträhne.
»Dürfte ich?«, fragte der große Mann mit dem nicht identifizierbaren Akzent höflich.
»Was genau wollen Sie dürfen?«, antwortete der Croupier in einem ebenso höflichen wie kaum erkennbaren Akzent.
»Eine Nebenwette platzieren, zwischen mir und dem Mann, der eine Glückssträhne hat.« Pain verbeugte sich vor dem Mann mit den Würfeln in der einen Hand und der großen Blondine in der anderen. »Ich bin so etwas wie ein Forscher, Sir«, erklärte er Eddie, »und arbeite gerade an einem Buch über Gewinn- und Pechsträhnen und darüber, welche Elemente, auch wenn sie noch so klein erscheinen, die eine von der anderen unterscheiden.«
»Ich habe eine Hand an einem heißen Würfel«, antwortete Eddie, »und die andere Hand an einer heißen Blondine. Also forschen Sie ruhig.«
Pain legte einen Tausend-Dollar-Chip auf die Tischkante. »Ein Tausender sagt, dass Ihre Glückssträhne beim nächsten Wurf endet.«
Der Spieler nickte dem Croupier zu, um die Wette zu akzeptieren. Er würfelte, denn er war sich sicher, dass seine Glückssträhne nicht so leicht zu stoppen sein würde.
»Oje«, bemerkte der große Mann. »Ich muss meine Schlussfolgerungen vielleicht ändern. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich meine Wette erhöhe?«
»Wetten Sie so viel Sie wollen«, entgegnete er dem Eindringling, während Agony brav erst auf die Würfel und dann in sein Ohr blies.
Fünf Würfe später hatte Eddie die Blondine in der Hand, als sie bei jedem Wurf pustete und der große, schnöselige Arsch hatte jede Wette verloren. Soll er doch diese Episode in sein wertvolles Buch schreiben .
Er war bereit, die ganze Nacht gegen den Mann anzutreten, der so aussah, als würde er sich auf einer Cocktailparty seiner nervigen Eltern wohler fühlen als in Eddies zweitem Zuhause im The Illusion .
»Sie haben in der Tat eine Glückssträhne, die ungebrochen zu sein scheint«, räumte der große Mann ein. »Meine Verleger werden nicht glücklich darüber sein, wie viel Geld ich bei der Verfolgung ihrer Theorien verloren habe … aber wie wäre es noch mit einer Wette mit meinem eigenen Geld? Nur um für mein Buch bestätigen zu können, wie es sich anfühlt, gegen einen Gewinner zu wetten?«
»Nun legen Sie es schon auf den Tisch, Sie Narr. Es ist Ihr Geld.« Eddie war stets bereit, einem aufgeblasenen Verlierer das Geld abzunehmen.
Pain durchsuchte seine Taschen und holte einen weiteren Chip heraus. »Das ist meiner. Ich fürchte, es ist nicht viel, aber ich versuche, bei meinen Recherchen gründlich zu sein.«
Der Croupier sah den Chip, den der große Kerl ablegte, aber Eddie beachtete ihn nicht, als die Blondine auf seine Würfel blies und er sie fliegen ließ.
Zum ersten Mal in dieser Nacht ließen ihn die Würfel im Stich, aber hey, jede Glückssträhne endete einmal.
»Danke«, sagte er zu dem großen Fremden, »für die letzte Stunde der Unterhaltung. Ihre Verleger werden mit ihren Verlusten fertig werden müssen, so wie ich mit meinen. Wie viel schulde ich Ihnen für den letzten Wurf?«
Die beiden Männer sahen den Croupier an, der sich fast nicht traute zu antworten, sich aber Eddie stellte und die Wahrheit sagte: »Der letzte platzierte Chip war ein Silberling.«
Die Menschen um den Tisch herum traten alle einen Schritt zurück.
»Es war ein silberner Chip?« Der Spieler verschluckte sich fast an dem Wort. »Kein Nickel?«
»Das ist richtig«, antwortete der Croupier, während er sicherstellte, dass niemand den fraglichen Chip berührte. Ein Nickel war fünf Riesen wert. Ein silberner Chip hingegen war eine halbe Million wert und der fragliche Chip war zweifellos ein Silberling.
»Na ja.« Eddie kicherte und blickte auf die Menschenmenge um den Tisch. »Langsam kommen, langsam gehen.« Er löste seine Hand von der Taille der Blondine, kniff die Beine zusammen und verkündete: »Oh, oh, ich habe so lange gespielt, das Wiesel ruft. Es muss mal ausgewrungen werden, aber pronto – und ich meine pronto!« Er küsste Agonys Hand und fügte hinzu: »Aber keine Sorge, Schnuckelchen, ich werde es zurückgewinnen. Ich muss mich nur konzentrieren können, und das geht nicht, wenn ich fünf Atü Druck auf der Leitung habe.«
Sie sahen zu, wie Eddie so schnell wie möglich den Pipi-Nein-Tanz zur nächsten Toilette machte.
»Den Silberling, bitte.« Pain streckte seine Handfläche aus und der Croupier reichte ihm den Chip. Er wollte nicht, dass er in die falschen Hände geriet.
Der Croupier war nicht der Einzige, der beobachtete, wie der große Mann und der blonde Glücksbringer von Eddie the Getty den Tisch verließen und ihm aus dem Hauptraum in Richtung Kachelabteilung folgten, wo Eddie seinen Wiesel auswringen wollte.
»Ist sein Ausweichplan«, fragte Agony, während sie versuchten, Eddie einzuholen, »immer so subtil wie ›Ich muss pinkeln‹?«
»Wenn die Natur ruft, musst du antworten«, erklärte Pain, während sie versuchten, den Anschluss an den inkompetenten Spieler nicht zu verlieren.
»Ich frage mich«, sagte sie, während sie versuchten, ihre Beute einzuholen, die in Richtung Toiletten zu verschwinden drohte, »ob das Auswringen eines Wiesels auch einer der Euphemismen von euch Jungs ist, so wie ›mein Drache brennt‹?«
»Ach schau einer mal an«, antwortete er grinsend. »Du machst einen auf Nerd!«
»Wenn man in Rom ist …« In Gedanken strich sie ganz Italien von ihrer Top-Ten-Liste der zu besuchenden Orte.
»…sollte man es so wie die Römer machen. Ich verstehe schon.« Pain tat sein Bestes, um das Fremdsprachenstudium seines Partners für Nerdsprech als Fremdsprache zu fördern. »›Mein Drache brennt‹ bedeutet, dass man sich ’ne Geschlechtskrankheit eingefangen hat. Das Wiesel auszuwringen bedeutet einfach, dass ich den nächsten Ort zum Pinkeln … oder … oder … Kacken finden muss.«