Kapitel 2

J etzt bringen wir auch noch das Kacken ins Spiel?«, erkundigte sich Agony, während sie weiter versuchten, Eddie einzuholen. »Jungen können im Stehen oder im Sitzen pinkeln – Mädchen übrigens auch – aber zum Kacken müssen beide Geschlechter in die Hocke gehen.«

»Heben wir uns diese Diskussion für ein anderes Mal auf«, meinte ihr Partner und drehte sich suchend von ihr weg. »Da! Er ist auf dem Weg zum Parkhaus!«

Sie folgte ihm den Flur hinunter zur einzigen Treppe, die zum Penthouse führte. Unabhängig vom Gebäude bestanden die Sicherheitsvorschriften darauf, dass es im Notfall eine Treppe in die oberste Etage geben musste. Eddy the Getty schien seine derzeitige Situation durchaus als Notfall zu betrachten.

Pain war der erste, der durch die Tür trat und blieb nur einen halben Schritt hinter ihr stehen, nachdem sie ihm gefolgt war. Sie lauschten und hörten unten Schritte huschen. In der Gewissheit, dass ihre Beute vor ihnen war, eilten sie die Treppe hinunter und hielten an jedem Treppenabsatz inne, um erneut zu lauschen. Mit dem Echo der Schritte holten sie auf. Eddie war irgendwo im dreizehnten Stock stehengeblieben, auf Höhe der obersten Parkebene des neben das Hotel gebauten Parkhauses.

Pain und Agony, die eher an Verfolgungen gewöhnt waren, benutzten die Handläufe als Führung und rutschten jede Treppe hinunter. Das war wesentlich schneller und weniger schmerzhaft, als wenn sie in ihren Fick-Mich-Pumps mit zehn Zentimeter hohen Absätzen lief.

»Abgesehen von einem Blowjob von einer Nutte«, fragte sie, – eine Frage, über die sie in ihrer Zeit als Polizistin oft nachgedacht hatte – »wann hatte das letzte Mal etwas, das in einem Parkhaus passiert ist, ein Happy End?«

»Ich bin mir sicher, dass Richard Nixon mit der gleichen Frage in sein Grab ging.«

Nachdem sie auf ihre unpraktischen Pumps heruntergestarrt und resigniert mit den Schultern gezuckt hatte, stießen die Partner die Parkhaustür im dreizehnten Stock auf und stürmten hindurch, wohl wissend, dass sie ihr Ziel und die ganze Operation verloren hatten. Trotz all ihrer Planung waren die schicken Klamotten, die Limousine, die Jungfer und der Drache – ganz zu schweigen von der blonden Perücke – am Ende nichts anderes als ein Fehlschlag gewesen und sie mussten sich selbst die Schuld daran gegeben, dass sie nicht für alle Eventualitäten vorgesorgt hatten.

Im Parkhaus war kein Geräusch eines wegfahrenden Fahrzeugs zu hören, was bedeutete, dass sie zu spät kamen. Trotz ihres Versagens waren die Schädlingsbekämpfer von P&A Profis und durchsuchten jedes Auto, jeden Winkel und jedes Versteck gründlich.

Sie waren schon halb durch, als eine vertraute Stimme durch die Wagenreihen hallte.

»Hah, ihr Loser!« Eddie zeigte keinen Anflug von Panik in seiner Stimme. »Ich habe die ganze Nacht gewürfelt und hatte ein paar Arschgrabscher, für die die meisten Männer bereit wären zu sterben. Was habt ihr zwei vorzuweisen, außer dass ihr als zwei gut gekleidete Menschen in einem Parkhaus sterben müsst?«

»Das«, rief Agony von vier Parkplätzen entfernt zu Pain.

»Werden wir«, antwortete er.

»Sehen.« Sie beendete ihr kurzes Gespräch, als sie sich wieder auf dem Parkdeck zusammenfanden. Sie hatten etwas übersehen. Jetzt war es an der Zeit, herauszufinden, was und ihren Fehler zu beheben.

»Hör zu, Eddie«, rief Pain dem Besitzer der Stimme zu, der sich immer noch versteckt hielt. »Ich will nur das, was du mir schuldest. Ich habe richtiges Geld hingelegt. Ich hatte den Eindruck, dass du für deine Spielschulden einstehst.«

Der Spieler war zunächst verblüfft, dass der große Mann seinen Namen kannte, aber da jeder im The Illusion seinen Namen kannte, steckte er diese Überraschung für ein anderes Mal weg.

»Und ich habe dir mein Geld anvertraut«, warf Agony als geschädigte Partei ein. »Du hast mich gerettet und ich dachte, ich könnte mich darauf verlassen, dass du zurückkommst und wir unsere Glückssträhne wieder aufnehmen können.«

»Der Ort heißt nicht umsonst The Illusion , Schnuckelchen!« Eddie lachte.

»Hör zu«, sagte Pain laut, »wir haben beide unsere Wetten abgeschlossen. Du hast am Ende den Kürzeren gezogen. Du warst vor uns im Parkhaus, aber du kannst dich hier nicht ewig verstecken. Ich werde dich finden und wenn ich dich finde, werde ich meine Schulden einfordern, ohne meinen Smoking zu zerknittern. Ob du sie freiwillig aus deinem Portemonnaie bezahlst oder ich dir dafür die Haut abziehen muss, ist deine Entscheidung.«

Aufgrund der Akustik in Parkhäusern war es oft schwierig zu erkennen, woher eine Stimme kam, aber Eddie beschloss, es den beiden einfacher zu machen. Eine Reihe weiter lehnte er sich gegen die Seite seines Porsche Carrera 911 Cabriolets – natürlich rot.

Neben dem Porsche stand ein großer Geländewagen mit dunklen Fenstern. Die Türen des Fahrzeugs öffneten sich und acht Köpfe kletterten heraus. Diese waren an der entsprechenden Anzahl von Körpern befestigt und keiner wog weniger als hundert Kilo an reinen Muskeln.

Der Glücksspieler war Einzelkind und bei übermäßig nachsichtigen Eltern aufgewachsen. Als er in der dritten Klasse war, hatte es einer seiner Lehrer an der angesehenen Privatschule, die er besuchte, gewagt, ihm auf einem seiner Zeugnisse weniger als eine Eins zu geben. Seine Eltern kauften daraufhin die Schule, der Lehrer wurde entlassen und der Junge verbrachte den Rest seiner Grundschulkarriere als Klassenbester in jedem Fach. Dass das für die charakterliche Entwicklung des Jungen nicht gerade von Vorteil war, versteht sich von selbst.

Er ließ seinen Porsche vorerst stehen und nahm Kurs auf seine Verfolger, gefolgt von den Insassen des Geländewagens. Er stolzierte auf den riesigen Mann zu, der ihm seit ihrer ersten Begegnung im Penthouse auf die Nerven ging.

»Du bist nicht mein Lieblingsmensch«, erklärte Eddie, als er sich dem Hühnen näherte.

»So willst du es also machen?«, hakte Pain nach, während er bedächtig seine Smokingjacke auszog.

»Ja, du verdammter Neandertaler«, gab Eddie grinsend zurück, mit achthundert Kilo mutmachenden Muskeln hinter sich. »Das ist genau das, was ich machen will. Meine einzige Sorge ist, durch wie viel von deiner Pisse und deinem Blut ich waten muss, um deine Zähne zu sammeln und sie als Glücksbringer für die Zukunft an einem Kettchen aufzureihen.«

»Sieh zu, dass deine Jungs auch hinterher brav deine Zähne aufsammeln«, antwortete Pain ruhig. »Ich würde es hassen, wenn die Ausgaben deiner Eltern für den wirklich guten Kieferorthopäden komplett umsonst gewesen wären.«

»Was weißt du über meine Eltern?«, rief der Spieler, mit einem Hauch von Angst in seiner Stimme.

»Genug, um zu wissen, dass sie sich jeden verdammten Tag seit deiner Einschulung wünschen, sie könnten beweisen, dass du im Krankenhaus vertauscht wurdest.« Pains schneller Schlag war nur zu erahnen.

Ein richtiger Schlag mit seiner kompletten Kraft hätte den aufgeblasenen, kleinen Scheißer vielleicht umgebracht, aber Eddie sackte nur auf die Knie. Der ehemalige Agent war glücklich, dass der bald hinzu zu ziehende Kieferorthopäde viel zu tun bekommen würde, mit dem Ausblick, dass die anfallenden Reparaturkosten die Ausbildung zumindest eines seiner Kinder auf einer Privatschule locker abdecken würde.

Die gemieteten Muskeln stürmten heran. Das war die Lieblingskampfart des Privatermittlers. Auf so engem Raum würde niemand eine Schusswaffe hervorziehen und wenn doch, wusste er, dass Agony und ihre treue Smith & Wesson ihm den Rücken freihalten würden.

Ein Schläger, der jünger und dünner als die anderen war, sprang vor den Angreifer. Es schien, als hätte Eddies Schutztruppe ihre Hierarchie schon vorher geklärt. Pain erkannte die Haltung, als sie sich gegenüberstanden und sich gegenseitig umkreisten. Während er ein großer Schläger war, hatte sein Gegner wahrscheinlich den Status eines Karate-Schwarzgurtes erreicht, als er zehn Jahre alt war und sich weiterentwickelt hatte.

Er nahm die übliche seitliche Haltung ein. Es würde darauf ankommen, ob sein Gegner in der Lage wäre mehr tödliche Schläge auszuteilen, als er abwehren konnte. Wenn es sich um eine Straßenschlägerei oder eine Kneipenschlägerei handelte, beendete ein schneller Tritt in den Schritt oft die Diskussion. Aber man konnte jemandem nicht direkt in die Eier treten, wenn er seitlich stand.

Der junge Mann täuschte eine Linksdrehung an. Pain fiel nicht darauf herein und blieb einfach stehen. Er war der Verteidiger, also war es an seinem Gegner, der Angreifer zu sein.

Ohne Vorwarnung sprang sein Rivale in die Luft und zielte mit einem kurzen Tritt mit dem linken Fuß auf seinen Kopf. Er duckte sich, drehte sich und erwischte den rechten Fuß des Mannes, der ihn schwer verletzten wollte, mit beiden Händen. Nach einer schnellen Drehung des Gliedes fiel der Angreifer wie ein nasser Sack und schrie vor Schmerz auf, da sein Knöchel und sein Fuß nicht mehr als Einheit funktionieren konnten.

Einer weniger, noch sieben. Pain warf einen Blick auf Agony, die lächelte und ein Handzeichen machte, dass sie ihre Pistole bei Bedarf sofort abfeuern konnte. Im Moment würde sie jedoch einfach die Show genießen.

Es folgte ein Bullenansturm, als sechs von Eddies Wachen beschlossen, dass Sicherheit in der Menge lag und auf ihr Ziel zustürmten, als wäre er ein Ballon und sie sechs Nadeln aus einer Schrotflinte. Die Wucht des Angriffs drängte ihn zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Pfeiler prallte.

Dieser hielt ihn aufrecht, aber angetrieben von ihrem Schwung stolperten die Nadeln vorbei und benötigten einen Moment, um wieder auf die Beine zu kommen. Pain verpasste einem, der die Vorteile einer seitlichen Haltung nicht kannte, einen schon oft erprobten Tritt in den Schritt und stellte sich den anderen fünf.

Als Eddies Muskeln mussten die Männer nun die unangenehme Erfahrung machen, dass sie normalerweise nur herumstehen und einschüchternd aussehen mussten, um ihn aus den Schwierigkeiten zu befreien, in denen er mal wieder gelandet war. Es eskalierte selten so weit, dass sie kämpfen mussten.

Das Fitnessstudio, das ihr Chef ihnen zur Verfügung stellte, war ein Pluspunkt ihres Jobs. Sie traten oft gegeneinander an, um ihre Kampftechniken aufzufrischen, aber es war schon lange her, dass einer von ihnen sie außerhalb eines Sparringkampfes einsetzen musste. Aber nach dem, was der große Mann mit ihrem Kollegen Hahji gemacht hatte, war dies ein Job, der jetzt eine ganz neue Ebene des Engagements erreicht hatte.

Die fünf nutzten ihr früheres Training und bildeten einen Kreis um ihr Ziel. Pain ahnte, dass sie ihn zu zweit angreifen würden. Er hatte Eddie bereits am Leben gelassen und ihn lediglich in die Knie gezwungen, aber das bedeutete nicht, dass er seinen Leibwächtern nicht die gleiche Höflichkeit entgegenbringen konnte. Außerdem waren zwei gegen einen für ihn viel unterhaltsamer als fünf gegen einen.

Er grinste, als die ersten beiden von gegenüberliegenden Seiten auf ihn zustürzten. Einer zielte tief und der andere hoch. Der ehemalige Agent benutzte die Bewegung, die er als ›Skip-a-double-rope‹ beim Seilspringen gelernt hatte. Beide Füße verließen den Beton, als das untere Seil durchschwang, während das zweite Seil auf Kopfhöhe eintraf.

Sein Timing war perfekt und die Leibwächter stießen auf nichts als Luft. Sie taumelten, sammelten sich und setzten ihren Angriff mit derselben Geschwindigkeit fort. Diesmal ging er in die Horizontale und ließ den Höheren über seinen Kopf segeln, während er den Tiefflieger festhielt. Er stoppte seinen Schwung und landete auf ihm mit einem Ellbogenstoß in den Nacken, der ihn für mindestens eine Stunde lähmen würde.

Nun blieben nur noch vier gegen ihn. Alle bisherigen Strategien der angeheuerten Helfer wurden in den Wind geschlagen, als sie beschlossen, keinen weiteren Sturmangriff zu wagen. Sie konnten nun aus den vier Ecken der Verteidigung angreifen und bewegten sich stetig vorwärts. Die Chancen standen gut, dass zwei scheitern würden, aber zwei könnten Erfolg haben und der große Mann würde überwältigt werden.

Sie kamen in einem gleichmäßigen Tempo auf ihn zu, hielten jedoch inne, als sie eine sehr verärgert klingende Frau rufen hörten: »Weißt du, wie viel diese Tasche gekostet hat und wie schwer es war, sie zu finden?«

Das ganze Treiben um Pain hörte auf. Das achte Mitglied von Eddies Schutztruppe hatte sich zurückgehalten. Jemand musste die Flanken decken und das war in diesem Fall die Blondine mit dem engen Rock und der teuer aussehenden kleinen Handtasche, die über ihrer Schulter hing. Wie schwer konnte es sein, sie auszuschalten?

Mit dieser fehlkalkulierten Gewissheit stürzte sich das letzte Mitglied des Schutztrupps auf Pains Partnerin, aber sie wich ihm leicht aus und streckte einen Fuß aus, um ihm ein Bein zu stellen. Leider verpasste er damit zwar einen effektiven Angriff auf sein Ziel, aber er erwischte ihre Handtasche und fiel mit ihr und einem Teil des Riemens in der Hand auf den Betonboden.

Das Accessoire blieb unversehrt. Ungläubig hielten die Bodyguards in ihrem Kampf inne und starrten auf die Blondine, die mit ihren Fick-Mich-Pumps und dem engen, geschlitzten Rock losstürmte und den gestohlenen Gegenstand aus der Hand des am Boden liegenden, unfreiwilligen Handtaschendiebs holte.

Ihr unglücklicher Kollege war eins dreiundneunzig groß und wog gut 115 Kilogramm. Die dreizehn Zentimeter und weit über fünfzig Kilo Vorteil gegenüber der über ihm stehenden Frau schienen allerdings nichts zu nutzen, als sie ihm die Handtasche wieder aus der Hand riss.

»Hast du eine gottverdammte Ahnung«, fragte sie den gefallenen Handtaschendieb mit einer gehörigen Portion Rachedurst in ihrem Ton, »wie schwer es war, diese Handtasche farblich abgestimmt auf mein Cocktailkleid zu finden?«

Sie verpasste ihm einen kräftigen Tritt in die Rippen.

»Die Accessoirezusammenstellung ist nicht so einfach, wie es scheint! Es gibt sehr viele unterschiedliche Farbtöne!« Agony fügte noch einen weiteren Rippentritt hinzu, um das Ganze abzurunden.

Pain verstand plötzlich den Grund für den Schlitz im Kleid seiner Partnerin. Er war schick und ließ trotzdem die nötige Bewegungsfreiheit zu. Es war alles so schnell gegangen, dass niemand die Zeit hatte, sie davon abzuhalten, ihren geliebten Teleskopschlagstock herauszuziehen – und ihrem Partner zu beweisen, dass er recht hatte. Sie hatte ihn wie vermutet in einem Oberschenkelholster aufbewahrt und setzte ihn nun methodisch und mit maximaler Kraft gegen jeden Extremitätenknochen im Körper ihres Angreifers ein.

»Was?«, knurrte sie die Schaulustigen an. »Hat ein Mädchen nicht das Recht, ihre Handtasche zu verteidigen?«

Die Zeugen, allesamt Männer, sahen sich an und waren sich einig, dass der Besitz einer Handtasche außerhalb ihres Erfahrungshorizontes lag. Nachdem sie diese Tatsache schnell festgestellt hatten, beobachteten sie die Szene. Eddies Schutztruppe tat dies mit etwas mehr Angst als Pain.

Nachdem sie mit ihrem Schlagstock fertig war, schlüpfte Agony aus ihren Fick-Mich-Pumps und verpasste ihrem Opfer ein paar gut platzierte Nierentritte. Dann wandte sie sich den übrigen Angreifern zu und winkte ihnen zu, damit sie zu ihr kommen und es mit ihr aufnehmen sollten.

Sie lehnten das Angebot wortlos dankend ab und beschlossen, dass sie eine bessere Chance gegen den großen Kerl hatten, da sie es gewohnt waren, mit Kerlen zu kämpfen. Eine stinksaure Blondine mit einem fiesen Schlagstock war ihnen noch nie begegnet und sie zogen es vor, sich der Gefahr zu stellen, mit der sie vertraut waren, anstatt sich ins Ungewisse zu stürzen.

Nicht schlecht für eine Jungfer, was, Drache? Agony grinste und war bereit, jederzeit einzuspringen, wenn es so aussah, als bräuchte ihr Partner ein Burgfräulein, um dem Drachen zu Hilfe zu kommen. Sie hatte immer noch eine aufgestaute Wut wegen der Sache mit der Handtasche, die sie gerne an jemandem auslassen würde – sie war da nicht wählerisch, um ehrlich zu sein – aber für den Moment stand sie an der gedachten Seitenlinie und seufzte. Es sah so aus, als ob der Drache es schaffen würde, sich zu behaupten.

Die vier Mitglieder von Eddies Schutztruppe, die immer noch aufrecht standen, begannen ihn langsam zu umkreisen. Er drehte seinen Körper nicht mit, denn eine schnelle, kontinuierliche Drehung könnte ein Gefühl von Schwindel hervorrufen, das vermieden werden sollte.

Mit den Füßen auf dem Boden stehend rief er seiner Partnerin zu: »Könntest du bitte meine Jacke holen? Ich möchte nicht, dass sie zu lange auf dem schmutzigen Boden liegt«, fügte er höflich hinzu.

Agony, deren geschlitzter Rock einen Blick auf ihre beeindruckend langen Beine freigab, kam der Aufforderung nach, schritt nach vorn und bückte sich, um den teuren Smoking vom Boden aufzuklauben. Die Männer konnten sich nicht zurückhalten. Vier Augenpaare waren kurzzeitig abgelenkt. Das Letzte, was zwei von ihnen sahen, war ihr Hintern, als Pain dem einen Spanner einen halsbrecherischen Schlag und dem anderen einen Roundhouse-Kick verpasste.

»Du meinst diese Jacke?«, fragte sie, während sie sie hochhielt und begann, sie abzustauben.

»Das ist sie. Ich danke dir sehr.«

Sie warf die Jacke in seine Richtung. Instinktiv streckten sich zwei seiner Angreifer, um sie zu fangen. Er nutzte ihre Ablenkung, um einen von ihnen an der Schulter zu packen und ihn mit dem Gesicht voran gegen einen Pfeiler in der Nähe zu stoßen. Der zweite verfehlte die Jacke und Pain fing sie auf, zog sie sich ruhig an und stellte sich dem erfolglosen Fänger und mithin einzigen seiner Angreifer, der noch stand.

Der Schläger sah ihn an, dann die gefährliche, schlagstockschwingende Blondine, rechnete kurz seine Erfolgschancen nach und traf eine spontane wie fundierte Berufswahl. Er beschloss, wieder als Türsteher zu arbeiten und rannte wie der Teufel.

»So viel zu einem engagierten Mitarbeiter«, bemerkte Pain, als er und Agony den Mann die Rampe hinuntereilen sahen. »Tut mir aufrichtig leid wegen der Handtasche.«

»Mir auch.« Sie nahm das Beileid mit einem Achselzucken entgegen. »Aber es war nur der Trageriemen. Sie kann gerettet werden.«

Sie hörten ein Stöhnen, sahen sich an und merkten, dass sie Eddie aus den Augen verloren hatten. Gemeinsam eilten sie zum Porsche, fanden ihn aber genau dort, wo er neben dem SUV gestanden hatte. Zwischen den beiden Fahrzeugen versuchte Eddie – mit gebrochenem Kiefer – hinter das Lenkrad seines Cabrios zu rutschen. Wenn er nicht gestöhnt hätte, hätte er es vielleicht geschafft zu entkommen.