O h, Eddie, Eddie, Eddie.« Pain schüttelte den Kopf. »Gehe nie eine Wette ein, die du nicht einlösen kannst – auch wenn ich gehört habe, dass das bei dir üblich ist. Aber deine Eltern sind dieses Mal nicht hier, um deine Kaution zu bezahlen. Also musst du einfach bezahlen, hier und jetzt oder mit uns kommen. Jemand wünscht, dich kennenzulernen.«
Selbst Agony, die immer noch abgelenkt war, weil sie den Schaden an ihrer Handtasche begutachtete, entging nicht das Keuchen des Spielers und der Blick der Angst in seinen Augen. Er schien genau zu wissen, wer um seine Gesellschaft gebeten hatte.
Er hatte die Tür des Porsche mühevoll geöffnet, lag aber immer noch gegen die hintere Flanke seines Wagens und wischte sich das Blut vom Mund.
»Ich nehme nicht an, dass du einen Scheck nimmst?«, presste er heraus.
Pain schüttelte den Kopf. »Jetzt ist nicht der richtige Moment für witzige Fragen.«
Er wollte sich gerade aufraffen, um den unglückseligen Spieler in den Geländewagen zu verfrachten, den seine Schutztruppe freundlicherweise zurückgelassen hatte, als ihn das Quietschen von Reifen unterbrach. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge unterschiedlicher Größe, aber alle in lebensbejahendem Regierungsbehörden-Schwarz lackiert, tauchten im dreizehnten Stock des Parkhauses auf.
Die Art und Weise, wie sie sich in einem koordinierten Muster bewegten und die drei umzingelten, machte deutlich, dass sie nicht da waren, um das Penthouse-Glücksspiellokal mit einer Razzia zu beglücken. Sie waren dort, um Körper einzusammeln und die Chancen standen gut, dass es sich bei Eddie nicht um einen Körper handelte, an dem sie überhaupt interessiert waren.
»Sind das Freunde von dir?«, erkundigte sich Agony.
»Das wollte ich dich auch gerade fragen«, entgegnete ihr Partner.
»Meine Freunde …« Sie überblickte die Szene, als ein weiteres halbes Dutzend Fahrzeuge als Verstärkung die Rampe hochfuhr. »Meine wollen mich so schnell und leise wie möglich töten. Ich würde das nicht leise nennen.«
Da sie zahlenmäßig, waffentechnisch und fluchtoptionsmäßig weit unterlegen waren, traten die beiden Privatermittler von ihrem Auftragsziel zurück und hoben ihre Hände. Eddie nutzte den Moment der Ablenkung, um den Rest des Weges in den 911er zu rutschen und über die leere Parklücke vor seinem Wagen davonzurasen. Er streifte die Seiten einiger Fahrzeuge in seinen kurvigen Manövern, ehe er den Wagen unter Kontrolle bekam. Sie hörten das Aufheulen des Motors, als der Glücksspieler entkam und es gab nichts, was sie dagegen hätten unternehmen können.
Ihr Kunde würde nicht glücklich sein, aber dieser war in diesem Moment nicht anwesend. Dutzende von Regierungsbeamten standen mit gezogenen Waffen bereit, um jeden Fluchtweg abzuschneiden.
»Du sprichst Agentensprache«, betonte Agony. »Versuch, dich mit ihnen zu verständigen.«
»Wie konnte ich das nicht kommen sehen?«, murmelte Pain laut genug, dass seine Partnerin ihn hören konnte.
»Die wichtigere Frage, du verkanntes Genie«, erwiderte sie, »ist doch eher: Wie gehen wir damit um?«
»Ich glaube, die allgemeine Regel ist, dass man sich nie zu einem anderen Ort bringen lassen sollte.«
»Was soll das werden? Selbstverteidigungskurs für Frauen, die Einleitung mit den offensichtlichen Schwachsinnstipps?«
»Wenn der Schuh passt.« Der Biss in seinem Ton kam daher, dass er ernsthaft sauer auf sich selbst war.
»Wie tief willst du dich eingraben, du Idiot?« Agony war nun ein bisschen besorgt. »Denn wenn wir hier rauskommen, habe ich einen Stiletto in Schuhgröße 40 bereit, um ihn dir in den Arsch zu schieben. Die Frage wird dann nur sein, ob du ihn mit den Zehen oder mit der Ferse zuerst haben willst.«
»Das ist weder die Zeit noch der Ort, um über meine Fetische zu sprechen.«
»Wenn nicht jetzt, wann dann?«
»Wie wäre es, wenn wir uns zuerst darauf konzentrieren, uns selbst aus der Sache herauszuholen, okay? Dann können wir in Ruhe darüber nachdenken, mir in den Arsch zu treten.«
»Dann solltest du besser nicht sterben«, zischte sie fast, »denn diese FMPs haben deinen Arsch bereits in ihr Navigationssystem einprogrammiert.«
Pain war mit dem Begriff FMP nicht vertraut, aber er verstand das Wesentliche ihrer Nachricht.
»Sie haben uns umzingelt und sind uns zahlenmäßig weit überlegen«, erinnerte er sie.
»Ach was. Echt? Das war mir neu.« Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollten und vermutete, dass er mit ihr im selben Boot saß. »Ist der Himmel noch blau? Wird es noch dunkel, nachdem die Sonne untergegangen ist? Geht im Kühlschrank das Licht wirklich aus? Bitte, allwissender Mansplainer, ich brauche dich, um mich über Dinge zu informieren, die ich vielleicht nicht selbst feststellen kann.«
»Wie wäre es dann damit?« Er beschloss, ihr seine Einschätzung mitzuteilen. »Die scheinen alle einen ziemlich schießwütigen Zeigefinger zu haben.«
Ihr war nicht entgangen, dass die Neuankömmlinge mit ihren Holstern und den über den Schultern hängenden Sturmgewehren genug Feuerkraft hatten, um die Hälfte der als Camorra bekannten Mafiosi zu dezimieren, was keine Kleinigkeit war.
»Okay«, stimmte sie zu. »Wir sind nicht nur in der Unterzahl, sondern auch waffenmäßig unterlegen. Ist das die Stelle in der Geschichte, an der die Protagonisten ihre Hände heben und sich ergeben?« Sie wackelte mit den Fingern, um ihn daran zu erinnern, dass ihre Hände bereits erhoben waren.
»Nein.« Pain klang endlich selbstsicher. »Das ist der Teil, in dem die Protagonisten in die Offensive gehen. Niemand hat sich als Vertreter einer Regierungsbehörde zu erkennen gegeben – was sie zweifelsohne sind. Trotz all der Feuerkraft, zu der sie Zugang haben, sind die einzigen Waffen, die sie in den Händen halten, Elektroschocker, Taser und Schlagstöcke.«
»Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«
»Sie werden nicht zögern, uns körperliche Schmerzen zuzufügen, aber sie haben den strikten Befehl, uns nicht zu töten. Jemand will uns lebendig.«
»Na dann.« Agony zog den Stiletto ihres rechten Fußes aus, knickte den Absatz ab und gab dem linken Fuß die gleiche Behandlung, bevor sie ihn wieder anlegte. »Wenn sie uns nicht töten wollen, werden wir sie auch nicht töten. Das klingt für mich nach einem fairen Deal.«
»Dir ist schon klar, dass wir am Ende verlieren werden.«
»Das heißt aber nicht, dass wir auf dem Weg dorthin nicht auch ein bisschen Spaß haben können.« Sie schnappte ihren Teleskopschlagstock wieder auf.
»So gut austeilen, wie wir sicherlich eingeschenkt bekommen?« Er wollte sich nur vergewissern.
»Und noch einiges mehr. Da dies Freunde von dir sind, bin ich mir sicher, dass wir irgendwann in einem dunklen Raum aufwachen, auf Stühlen festgeschnallt und mit tropfendem Wasser auf der Stirn.«
»Das ist die alte chinesische Wasserfolter«, erklärt Pain. »Mit meinen Freunden werden wir wahrscheinlich auf Brettern festgeschnallt aufwachen, wobei Wasser allerdings immer noch ein Teil der Gleichung sein wird.«
»Mein Sternzeichen ist Wassermann.« Sie gab ihm ein ›Wir sehen uns auf der anderen Seite‹-Winken. »Ich bin für das Wasser geboren.«
Er zog seine kürzlich wieder angezogene Jacke aus. »Aber keine Waffen, richtig?« Er wollte sichergehen, dass sie auf der gleichen Seite standen.
»Ich habe keine dabei«, gestand sie, während ihr Blick ihre Gegner studierte.
»Aber du hast signalisiert, dass du bewaffnet bist.« Sein Blick erfasste die Zahl ihrer Gegner, ihre Ausrichtungen zueinander und ihre wahrscheinlichen Angriffswege. »Vorhin, als ich Eddies Schlägern zahlenmäßig unterlegen war.«
»Das?« Sie schnaubte. »Das war meine Art zu sagen, dass ich mir eine Kugel in den Kopf jagen werde, wenn ich jemals wieder einen Partner finde, der Begriffe wie Quest, Burgfräulein, Jungfer oder Drache benutzt.«
»Wir beide müssen echt an unseren Handzeichen arbeiten. Darf ich zuerst gehen?«, erkundigte sich der Drache.
»Ich würde gerne nein sagen und auf ›Ladies first‹ pochen«, antwortete die Jungfer, »aber in diesem Fall tue dir bitte keinen Zwang an. Aber versuch, ein paar davon für mich übrigzulassen.«
»Sie haben sich immer noch nicht identifiziert oder irgendwelche Dienstausweise gezeigt, richtig?«
»So sehr es mich auch schmerzt, es zuzugeben«, sagte Agony, »aber du hast recht.«
»Dann sollten wir ihnen keine Gelegenheit dazu geben. Bei Überfällen in Parkhäusern ist alles erlaubt.«
Pain wartete nicht auf eine Antwort. Er rannte los, tauchte in eine Rolle vorwärts hinab und riss dabei vier Agenten von den Füßen. Als er aufsprang, packte er den nächstbesten Agenten und schleuderte ihn gegen die Windschutzscheibe eines Mercedes, wodurch die erste von mehreren Alarmanlagen losging.
Als er merkte, dass dies das Chaos noch vergrößerte, sprang er auf die Motorhaube eines vermeintlichen Lexus und löste einen weiteren Alarm aus. Er legte sein ganzes Gewicht in jeden Sprung und löste sechs weitere Kakofonien aus, während er von Motorhaube zu Motorhaube sprang, bevor er sich in eine Gruppe von Agenten stürzte, die versucht hatten, mit seinen verrückten Bewegungen Schritt zu halten.
Agony konnte ihm nicht den ganzen Spaß gönnen und rannte auf eine Gruppe von drei Agenten zu, während sie »Rufen Sie den Notruf an – Überfall im Gange! Ein Mädchen kämpft um ihr Leben!« rief, für den Fall, dass das Parkhaus Videokameras mit Ton hatte.
Mit ihrem geschlitzten Rock und ohne die Hose ihres Partners, die ihre Beine vor dem Beton hätte schützen können, stürzte sie sich auf drei Agenten, die so dicht beieinander standen, dass sie ihren waagerecht in der Luft schwebenden Körper mit ihren Armen auffingen.
»Danke, Jungs.« Sie klang aufrichtig und die drei hielten sie immer noch belustigt fest. »Ich hätte mich ernsthaft verletzt, wenn ihr mich nicht aufgefangen hättet.«
Nachdem die Höflichkeitsverpflichtungen erfüllt waren, benutzte sie ihren Schlagstock, um jedem von ihnen einen Arm zu brechen. Sie begann mit dem Mann, der ihre Füße festhielt, denn sie hatte keine Lust, kopfüber auf den Betonboden zu fallen. Ein kurzes Knack-Knack-Pop später stand sie auf und überlegte, wer ihr nächstes Ziel sein würde.
Es war sofort klar, dass sie und Pain es mit Agenten der Regierung zu tun hatten und nicht mit verdeckten Polizisten oder einer neuen kriminellen Bande, von der sie noch nie gehört hatte. Sie hatten in der Unterwelt des organisierten Verbrechens ein paar neue Freunde gefunden, aber keiner von ihnen hatte den koordinierten wie budgetschonenden Dresscode, den dieses Team an den Tag legte.
Ein schlanker Agent, der mindestens fünf Zentimeter größer war als sie, kam langsam auf sie zu. Er hielt seine Hände mit den Handflächen nach unten, um zu signalisieren, dass es keinen Grund für weitere Gewalt gäbe, wenn sie sich einen oder zwei Augenblick Zeit nehmen könnten, um sich zu beruhigen.
»Bitte, Ma’am.« Der Unterhändler begann seine Rede in einem gleichmäßigen, ruhigen Ton. »Wir wollen doch nur reden.«
»Sehe ich aus wie jemand, der gerne ›Ma’am‹ genannt wird?«
Er versuchte ein einschmeichelndes, fast aufrichtiges Lächeln. »Nun, Sie sind sicherlich nicht der Typ Frau, der ›Sir‹ genannt werden möchte. Wie soll ich Sie denn anreden?«
Es war schwer, jedes Wort zu verstehen, das er sagte, weil die Autoalarmanlagen dröhnten, also trat sie einen Schritt näher an ihn heran.
»›Eure Hoheit‹ wäre ein guter Anfang.«
»Vertraut mir, Eure Hoheit …« Er machte eine leichte, scheinbar aufrichtige Verbeugung. »Wir wollen doch nur reden.«
»Dann fangen Sie an zu reden.«
»Sie stimmen mir sicher zu«, sagte der Unterhändler und schaute sich um, »dass wir keine ernsthaften Diskussionen in einem Parkhaus führen können. Manche Gespräche müssen in einer privateren Umgebung stattfinden.«
»Warum haben Sie das dann nicht gleich gesagt?« Agony schenkte ihm ein harmloses Lächeln. »Wir haben eine ganze Suite im Hotel. Lassen Sie uns alle hingehen und dort ein bisschen plaudern.«
Sie begann, ihm den Weg zum Aufzug zu zeigen. Inzwischen waren sie nahe genug, dass er eine Hand ausstrecken und ihren Arm ergreifen konnte, als sie an ihm vorbeiging. Es sollte das letzte Mal für eine Weile sein, dass er diese Hand benutzte. Er hatte den falschen Arm ergriffen und der Schlagstock, der in der Hand ihres anderen Arms lag, ging auf sein Handgelenk nieder. »Verhandle das doch mal!«, rief sie über das Dröhnen des Alarms hinweg.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Pain neun Kerben in seinem Gürtel und sie vier, aber wer zählte schon mit? Es war schwer, den Überblick zu behalten, als die Autoalarme im dreizehnten Stock des Parkhauses schrillten und widerhallten. Alle, die sich auf dem Weg zu ihren Autos befanden, zogen sich in den Aufzug zurück und drückten einen Knopf für ein anderes Stockwerk, während sie ihre Telefone rausholten und den Notruf wählten, um einen möglichen Aufstand zu melden.
Die verärgerten Gäste, die im dreizehnten Stock des Hotels geparkt hatten, beeilten sich, sich bei jedem zu beschweren, der auch nur annähernd wie ein Manager aussah, weil sie sich Sorgen machten, wer für den Schutz ihrer Autos zuständig war. Sie hatten zehn Dollar extra pro Tag für den Komfort des Einfach-rein-einfach-raus-Parkens bezahlt und zu diesem Zeitpunkt schien Einfach-raus keine tragfähige Option zu sein.
Die Geschäftsführung würde darüber sicherlich nicht sehr erfreut sein.
Pain setzte seine Defensivmanöver fort. Als er mit dem Körper eines gerade passend stehenden Agenten seinen Sturz abmilderte, während er zwischen Autos hindurchtauchte, landete er neben einem älteren Modell mit Radkappen. Ehrliche, altmodische Radkappen!
Er brauchte keine zehn Sekunden, um mit gesenktem Kopf das Fahrzeug zu umrunden und mit vier schnellen Tritten hatte er alle vier provisorischen Projektile in den Händen. Er war im Frisbee-Himmel, als er sich wieder aufrichtete und nach Zielen Ausschau hielt.
Pain zielte niedrig. Hoch zu zielen hätte vielleicht ein paar Enthauptungen zur Folge gehabt und das wollte er auf keinen Fall, aber die Knie waren Freiwild.
Die Radkappen taten ihre Arbeit und es standen nun seine vierzehn gegen Agonys neun. Während er das Alarmanlagenkonzert angestimmt hatte, war sie fleißig gewesen. Ihr Schlagstock war nicht ihr einziges Mittel zur Selbstverteidigung. Trotz ihres engen, geschlitzten Rocks hatte sie ganz in den Mixed-Martial-Arts-Modus geschaltet. Jedes Mädchen brauchte ein Hobby und während der Überwachung – dank ihres verstorbenen Partners, Alejandro ›All-In‹ Infante – hatte sie ihr Strickzeug im Griff. Nachdem sie sechs Jahre lang mindestens zwölf Stunden pro Woche in ihrem örtlichen MMA-Fitnessstudio trainiert hatte, kannte sie die effektivsten Schlagpunkte.
Ein Schlag auf die Brust mochte gegen viel größere und schwerere Gegner keine große Wirkung haben, aber Nasen und Luftröhren waren immer die verwundbarsten Angriffsziele. Bei sanktionierten MMA-Kämpfen wäre sie für ihre Schläge disqualifiziert worden, aber da keine Kampfrichter anwesend zu sein schienen, zeigte sie im Parkhaus keine Zurückhaltung.
Blutverschmierte Gesichter und nach Atem ringende Agenten hinterließen ihre Spuren, als sie und Pain sich in einem Gang wieder trafen. Sie standen Rücken an Rücken und sahen sich immer noch drei Dutzend Agenten gegenüber. Verdammt, diese Regierungsfahrzeuge konnten eine ganze Horde von Schlechtsitzenden-Anzug-Trägern aufnehmen.
Trotz ihrer bisherigen Erfolge waren beide Partner blutverschmiert und mussten sich immer noch mit Chancen herumschlagen, die eindeutig nicht zu ihren Gunsten standen.
»Hast du irgendwelche guten Ideen?«, fragte sie über ihre Schulter, während die beiden, immer noch Rücken an Rücken, eine Inventur ihrer verbliebenen Gegner durchführten.
»Bist du schon mal getasert worden?«, fragte ihr idiotischer Partner.
»Ja. Einmal. Das war Teil unserer Ausbildung an der Polizeiakademie.«
»Ach wirklich?« Das war eine Antwort, die Pain nicht erwartet hatte.
»Wir hatten einen Sadisten als Ausbilder«, antwortete sie schnippisch. »Es war eine neue Vorschrift, dass alle Beamten in der Ausbildung, um die Konsequenzen ihres Handelns zu verstehen, ein Tasing erleben müssen, um besser zu verstehen, wie man mit jemandem umgeht, der ein Tasing erhalten hatte.«
»Das klingt nach einem lustigen Kurs.«
»Kommst du irgendwann auch mal zur Sache?« Wenn sie einen Taser zur Verfügung gehabt hätte, hätte sie ihn in diesem Moment vielleicht eingesetzt. Gegen ihren Partner.
»Wir werden uns ergeben, ohne zu kapitulieren.« Er ahnte, dass ihr seine Logik nicht gefallen würde, fuhr aber trotzdem fort. »Sie haben den Befehl, uns lebend zu fassen. Wir können weiter gegen sie kämpfen und noch mehr Schaden an unseren Körpern riskieren oder wir können uns gegenseitig bekämpfen.«
»Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dir ’ne Delle in die Gewürzgurke zu hauen, aber erklär bitte weiter.«
»Du und ich gehen im Kampf gegeneinander unter. Sie werden uns betäuben müssen, um uns auseinanderzuhalten, damit sie uns dahin bringen können, wo auch immer sie uns hinbringen sollen.«
»Ich dachte, solche Orte wären eine schlechte Sache.«
»Wir werden nicht wissen, wie schlimm es ist, bis wir dort sind. Wir müssen herausfinden, wer das arrangiert hat, Fräulein!«
Es hatte einen gewissen Vorteil, einen Partner zu haben, dem man vollkommen vertrauen und auf den man gleichzeitig sauer sein konnte.
»Na dann, Drache«, antwortete sie. »Einer der Gründe, warum ich diese Handtasche liebe, ist, dass ich den Boden beschwert habe. Ich hoffe, du weißt, wie man sich duckt.«
Als die Agenten die beiden endlich so weit in die Enge getrieben hatten, dass sie versuchen konnten, sich ihnen zu nähern und sie in Massen anzugreifen, mussten sie ihr Vorgehen unterbrechen. Die Zielpersonen begannen plötzlich, einander zu bekämpfen.
Ihre Aufgabe war es, beide lebendig zu bergen, aber als sie sahen, wie die beiden schreiend und fluchend auf den Beton stürzten, waren sie sich nicht sicher, ob einer der beiden überleben würde, wenn sie sie allein ließen.
Es war Zeit für den Taser und sie griffen ohne zu zögern ein. Die Sirenen der Polizei, die gerufen worden war, um den Vorfall im Parkhaus zu untersuchen, waren bereits zu hören. Die Behörde wollte keine Einmischung oder Aufmerksamkeit von außen, daher war jetzt kompromisslose Geschwindigkeit gefragt.
Nachdem das streitende Paar ordnungsgemäß überwältigt worden war, wurden sie in die nächstgelegenen Fahrzeuge verfrachtet und als geschlossene Regierungskonvoi – als ob sie einen ausländischen Diplomaten vor unangenehmen Komplikationen bewahren wollten – fuhren die Agenten in aller Ruhe aus dem dreizehnten Stock herunter. Sie zeigten den Jungs in Blau, die so schnell am Tatort eingetroffen waren, die Daumen nach oben.