L ass mich erst einen Anruf machen.« Das war Pains einzige Bitte, während seine Partnerin Bertha auf die Straße zurück in die Stadt lenkte. Er stellte sein Mobiltelefon auf Lautsprecher, laut genug, dass die beiden Insassen auf den Vordersitzen es hören konnten, aber nicht laut genug, um ihren Gefangenen im hinteren Käfig zu stören. Dieser schien sich mit der Opernmusik zufriedenzugeben und hatte bisher keinen Mucks von sich gegeben. Nach allem, was sie wussten, träumte er – nachdem er sein Bestes getan hatte, um ihre Fragen zu beantworten und seine Seele zu entlasten – davon, der verantwortliche Rettungsschwimmer einer kalifornischen Strandpatrouille zu sein, der zusammen mit einer Brigade Models in eng anliegenden, roten Badeanzügen zur Rettung eilte.
»Ahh, Gotong«, antwortete Bora nach zweimaligem Klingeln mit einem leichten Tadel in seiner Stimme. »Du rufst nie an, du schreibst nie.«
»Aus den Augen, aus dem Sinn heißt es ja. Aber in meinem Herzen hast du immer einen Platz«, entschuldigte er sich.
»Nun gut.« Der Besitzer des Imperial Palace nahm die Entschuldigung mit Wohlwollen an. »Wie kann ich dir helfen?«
»Frau Goni und ich sind gerade mit zwei Aufträgen beschäftigt, von denen einer auf Wunsch von Ahjoomenoni erfolgt. Wie du sicher verstehst, zögere ich, sie zu dieser Stunde wegen einer einfachen Bitte zu kontaktieren.«
»Verständlich.« Agony, die den Mann kannte, konnte fast sehen, wie er zustimmend nickte. »Bitte fahr fort.«
»Wir haben einen neuen Bekannten, den wir für die nächsten vierundzwanzig Stunden isoliert und bewacht halten müssen. Nicht in meinen alten Räumen im Keller«, sagte er hastig, »nur an einem isolierten Ort. Er wird bald in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen, aber bis dahin müssen wir ihn sicher und ruhig halten. Kennst du einen Raum und eine Schutztruppe, die zur Verfügung stehen würde?«
»Vierundzwanzig Stunden, fragst du?«
»Vierundzwanzig Stunden sind alles, was nötig wäre. Ahjoomoni wäre dir sehr dankbar.«
»Ich stimme zu, dass es keinen Grund gibt, sie zu dieser Stunde wegen einer so einfachen Bitte zu stören«, antwortete Bora. »Hast du Stift und Papier?«
»Ich habe ein Gehirn und ein Gedächtnis.«
Das war genug. Der Mann sagte eine Adresse auf. »Wann wird geliefert?«
»In zwei Stunden von jetzt an.«
»Ihr habt zwei Stunden plus eine halbe.« Bora räumte ihnen etwas Spielraum ein. »Danach gibt es ein abgeranztes Motel die Straße hinunter, das vielleicht noch ein Zimmer frei hat, aber ich kann es nicht garantieren und ich bezweifle, dass es einen Wachdienst hat.«
Pain wusste, dass er die richtige Person angerufen hatte. »Du warst wie immer sehr hilfreich.«
»Dafür«, antwortete der Mann, »sind Freunde da. Frau Goni?«, fügte er hinzu.
»Ja, Bora?«, antwortete sie mit einem Lächeln.
»Hast du ihn schon zu hassen gelernt?«
»Es kommt mir so vor, als wäre ich absichtlich dafür geboren, um ihn zu hassen.« Sie lachte. »Die wirklich wichtige Frage ist doch, ob ich ihn schon umbringen will.«
»Ahh.« Bora gluckste. »Wenn du irgendwann diese Frage für dich selbst beantwortet hast, stehst du vermutlich am Ende einer sehr langen Schlange.«
»Dann werde ich mich wohl an die Spitze bestechen und schmeicheln müssen«, antwortete sie gerade noch, bevor ihr Partner das Gespräch beendete und somit jede Gelegenheit verhinderte, sein endgültiges Ende zu planen.
Pain gab die Adresse in Berthas Navigationssystem ein und fragte sich, ob es eine Möglichkeit gab, den Platz mit dem Mann zu tauschen, den sie absetzen würden. Er wusste, dass der Polizisteninstinkt seiner Partnerin während des Verhörs geweckt worden war und sie den Namen Havoc aufgeschnappt hatte. Sie hatten eine mindestens zweistündige Fahrt vor sich, bevor sie den Mietschläger absetzen und zu ihrer Wohnung zurückkehren konnten, um sich auszuruhen, bevor sie versuchten, den Ausverkauf zu stören.
»Lass uns so tun«, schlug Agony vor, »als wäre es ein langer Tag gewesen und die Frau hinter dem Steuer bräuchte eine Geschichte, die sie wach hält, während sie zwei Stunden durch die Nacht fährt. Lass uns auch so tun, als ob die Frau am Steuer ein bisschen mehr als nur sauer ist, dass es bereits zu spät ist, um am Drive-In noch ein paar Spezialsoßen-Burger zu bestellen. Würdest du ihr als Beifahrer eine Gute-Nacht-Geschichte über drei kleine Bären erzählen, die sie dazu bringen könnte, am Steuer einzuschlafen? Oder würdest du ihr lieber eine Gruselgeschichte über einen Mann namens Havoc erzählen?«
»Gibt es keine Möglichkeit für eine dritte Option?«
»Klar.« Sie konnte zumindest versuchen, ihm entgegenzukommen. »Es gibt die Geschichte, wie drei Leute in einem Minivan spät in der Nacht einem Waschbären ausweichen mussten und frontal mit einer sehr unnachgiebigen Eiche zusammenstießen.«
Danach zeigte sie ihr bestes Ausweichmanöver, bevor sie auf ihre Seite der weißen Linie zurückkehrte.
»Was zum Teufel ist da vorne los?«, rief ihr Gefangener von hinten.
»Waschbär auf der Straße!«, schrie Agony.
»Verdammte Waschbären!« Sylvester machte es sich wieder gemütlich und lauschte weiter einer herzzerreißenden Version von etwas, von dem er glaubte, es würde auf Italienisch gesungen.
»Havoc.« Sie hatte es satt, im Dunkeln gelassen zu werden. »Ich weiß, dass der Name dir etwas sagt. Ich habe noch eine lange Fahrt vor mir und wir müssen noch einen opernbegeisterten Informanten abliefern, bevor ich endlich schlafen kann. Bitte lass mich nicht bis morgen warten, bevor du mir erzählst, was du über den Gastgeber der Ausverkaufsparty weißt, auf der wir morgen Abend auftauchen werden, ohne dass eine Einladungskarte in Sicht ist.«
Als er einen Blick auf die Digitaluhr auf Berthas Armaturenbrett warf, stellte Pain fest, dass es bereits eine Stunde später als morgen war. Technisch gesehen war die Party, auf die sie gehen wollten, heute Abend, aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu streiten, was eigentlich heute oder morgen war.
»Havoc.« Er seufzte. »Scheiße, ich würde mich gerne irren …« Seine Stimme verstummte.
»Dann lass uns doch so tun, als ob du ausnahmsweise recht hättest.« Sie stellte Bertha auf Tempomat, denn es hatte keinen Sinn, mit einem Gefangenen auf dem Rücksitz durch eine Radarfalle zu rasen. »Erzähl mir von diesem Havoc.«
»Unter der Anleitung von SISTER haben mein Partner Kip und ich uns auf Feuchtarbeit und Bergung spezialisiert.«
»Feuchtarbeit bedeutet, dass ein Ziel sterben würde?« Agony kannte aus ihrer Zeit bei der Polizei den Jargon.
Pain nickte. »Und Bergung bedeutete, dass wir jemanden lebend herausholen würden, egal wie hoch die Chancen standen. Aber wir waren ein Team und arbeiteten nach bestimmten Anweisungen. Ich war Pain – oder Payne, je nachdem, wer die Befehle erteilte. Kip war Kip oder Kipper, auch das hing davon ab, wie man uns nennen wollte. Das waren unsere Codenamen und jeder wusste, wer wir waren, aber keiner von uns Agenten wusste, wer Havoc war. Ich habe den Mann nie getroffen. Soweit ich weiß, könnte er auch eine Sie sein, aber ich schätze eher nicht. Aber eines hatte SISTER ganz klargemacht: Er war ein Einzelkämpfer.«
»Okay.« Die Erschöpfung des Tages war verflogen und ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich nun auf die Geschichte, die ihr Partner erzählte. »Willst du mir sagen, dass er eine Ein-Mann-Band war?«
»Eine Ein-Mann-Band, die kein Interesse daran hatte, dass jemand mit ihm zusammen in Harmonie singt.«
Sie hatte eine lange Fahrt vor sich und hatte ihren Partner bereits gedrängt, über Treble Hook zu sprechen. Fürs Erste überließ sie es ihm, in aller Ruhe über den neuen Spieler zu sprechen. Er machte das Beste daraus und schien fast erleichtert zu sein, dass er ihr verraten konnte, was er über seinen ehemaligen Kollegen wusste.
»Wenn wir auf einer Mission in einem bestimmten Gebiet waren, wurde uns nur gesagt, dass Havoc im Begriff war, sich zu regen und dass es Zeit war, den Einsatz abzubrechen, wenn wir uns in der Nähe befanden, egal welche Aufgaben wir hatten. Das bedeutete, dass das Gebiet zu instabil und gefährlich für eine saubere Operation war und genau das war Havoc lieber. Ob Freund oder Feind, niemand würde sich ihm in den Weg stellen. Er hatte den Ruf einer tickenden Zeitbombe, eines Draufgängers und eines Mannes, der bereit war, sich dorthin zu begeben, wo die Engel Angst hatten, einen Auftritt hinzulegen.«
»Erinnere mich daran, dass ich ihn nicht zu meiner nächsten Cocktailparty einlade«, warf sie ein. »Er klingt nicht gerade wie ein guter Gesprächspartner.«
»Du hast recht«, stimmte Pain zu. »Wenn die meisten Agenten einen Auftrag erhalten, fragen wir meist ›Wer‹, ›Wann‹, ›Wo‹ und vielleicht ›Warum‹. Havoc hat sich nie Gedanken über das ›Warum‹ gemacht. Das Einzige, was ihn interessierte, war, dass er tun konnte, was er für nötig hielt und sich keine Sorgen über eventuelle Rückschläge machen musste.«
Agony hatte gedacht, dass ihr Partner der furchteinflößendste Mann war, den sie je getroffen hatte, aber jetzt hatte sie erfahren, dass zwei Menschen ihm wirklich Angst machten. Der eine Mensch war ihre süße, alte Vermieterin. Der andere war jemand, der nur als Havoc bekannt war.
»In Filmen und so weiter«, fuhr er fort, »können solche Typen interessante Charaktere sein, aber im echten Leben sind sie geradezu furchterregend. Die Agentur konnte ihn zwar nicht vollständig unter Kontrolle halten, aber sie schien genau zu wissen, wie und wann sie ihn als eine Art Ein-Mann-Massenvernichtungswaffe entfesseln konnte. Wenn es jemandem in einem Regime zu gelingen schien, eine Koalition zu bilden, um seine Ziele durchzusetzen, war Havoc derjenige, der zur Infiltration geschickt wurde. Er hatte die unheimliche Fähigkeit, das wichtigste Stück zu identifizieren und es zu zerstören, sodass alle anderen Stücke in seinem Kielwasser zerbröckelten. Das ist ein seltenes Talent und er war unübertroffen.«
»Er klingt …« Ein Wort seiner Erklärung hatte ihr nicht gefallen. »Er scheint genau der richtige Typ zu sein, der an den Treble-Hook-Protokollen interessiert sein könnte.«
Ihr Partner teilte ihre Befürchtung. »Havoc ist kein gewöhnlicher Name und wenn es derselbe Kerl ist, könnte das – mit Betonung auf ›könnte‹ – sein Weg sein, um herauszufinden, wer das Interesse und die Mittel hat, das ganze Szenario in die Tat umzusetzen. Ob er sich dann zum Chef der neuen Gruppe ernennen lässt oder nur eine der treibenden Kräfte ist, darüber kann ich nur spekulieren.«
»Glaubst du wirklich, dass es derselbe Typ ist?«
»Das ist genau sein Ding. Er kann das tun, was er am liebsten macht, nämlich Chaos anrichten, aber dieses Mal würde er dafür ordentlich bezahlt werden, anstatt mit seinem mickrigen Regierungsgehalt auszukommen.«
Sie schafften es, Sylvester ohne weitere Komplikationen zu seiner vorübergehenden Unterkunft zu bringen. Es handelte sich um einen Selbstlager-Komplex, eine der zahlreichen Liegenschaften von Ahjoomenoni, die als legales Geschäft betrieben wurden. Wie viele von ihnen diente auch dieser Komplex einem doppelten Zweck, wobei der zweite Zweck nicht ganz so seriös war wie die einfache Lagerung von überzähligen Möbeln.
Im hinteren Teil des Geländes waren sechs große Einheiten – jede etwa sechs mal sechs Meter groß – miteinander verbunden und von den anderen getrennt aufgestellt. Es gab keine Fenster, aber im Inneren der Einheiten gab es fließendes Wasser, Licht, je nach Wetterlage Klimaanlage oder Heizung und ein sehr starkes Luftfiltersystem, denn Rauchen war erlaubt. Ebenso wie Alkohol und Glücksspiel.
Die Kundschaft gehörte nicht zu denen, die auf Ausblick standen und gesehen werden wollten, wie in Ahjoomenonis anderen Lokalitäten, wo Pain und Agony erst Eddy the Getty aufgegriffen und dann in einem Parkhaus verloren hatten. Diese Lokalität war eher ein privater Gesellschaftsclub, in dem die Mitglieder ihren Jahresbeitrag zahlten und sich im Inneren dem Kartenspiel hingeben konnten.
Die Lagereinheiten waren in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. Der erste war dem Poker gewidmet und der nächste enthielt eine kleine Bar und einen Sozialbereich. Danach kam die Blackjack-Lagereinheit, gefolgt von zwei Einheiten, die jeweils vier Einzelbetten enthielten. Diejenigen, die den Barbereich genutzt hatten, um entweder zu feiern oder ihr Pech zu ertränken, wurden ermutigt, sich dort auszuruhen, bevor sie nach Hause fuhren.
Das Sicherheitspersonal von Ahjoomenoni wanderte von Einheit zu Einheit und versuchte, so unauffällig wie möglich zu bleiben, aber dennoch eine auffällige Präsenz zu zeigen.
In der sechsten Lagereinheit fehlten alle Annehmlichkeiten außer einer Toilette in der Ecke. Mit der Zeit hatte das Management gelernt, dass streitlustige Kunden gelegentlich eine Auszeit benötigten. In Ermangelung eines besseren Namens wurde Einheit Sechs als Arrestzelle bekannt und zwei Wachen waren immer zur Stelle. In manchen Nächten war es ruhig, in anderen nicht.
Als die Partner an Einheit Sechs ankamen, klopften sie den Code an die Tür und begleiteten den bisher vollkommen kooperativen Sylvester hinein. Zwei Feldbetten und zwei Stühle waren auf dem Boden befestigt.
»Lass dich von ihrer Größe nicht täuschen«, warnte Pain ihren Gefangenen und nickte zu den beiden Wachen hinüber. »Sie kennen Bewegungen, die Bruce Lee neidisch machen würden.«
»Bruce Lee?«
»Jackie Chan?« Er versuchte es mit einer neueren Referenz und stellte fest, dass selbst diese Ikone schon seit zwanzig Jahren nicht mehr auf der Leinwand zu sehen ist.
»Wirklich? Jackie Chan?« Die Augen des großen Wachmanns leuchteten auf. Er hielt seine Handfläche so hoch, wie er konnte, also etwa zwei Meter fünfundsiebzig über dem Boden. »Kannst du meine Handfläche treten?«
Der kleinere der beiden Wächter sprang vom Boden ab und benutzte seine Brust, um so leicht wie eine Leiter nach oben zu kommen. Am Ende stellte er einen Fuß auf seine Schulter, um sich abzustoßen und einen Rückwärtssalto zu machen, schlug mit dem Fuß auf die Hand des Mannes und landete anmutig wieder auf den Füßen.
»Au!« Sylvester versuchte, den Schmerz aus seiner Hand zu schütteln. »Das war so cool.«
»Vierundzwanzig Stunden, Sylvester.« Pain erinnerte ihn an ihre Abmachung. »Sie werden dich mit Essen und Wasser versorgen. Wenn sich alles, was du uns gesagt hast, als wahr herausstellt, wirst du freigelassen.«
»Ich werde mich benehmen. Alles, was ich gesagt habe, ist wahr, aber was ist, wenn ihr beide, Gott bewahre, trotzdem sterben werdet? Was passiert dann mit mir?«
»Nun …« Er zuckte mit den Schultern. »Keiner von uns beiden wird sich Gedanken darüber machen, was mit dir passiert, wenn wir beide tot sind.«
»Oh, Mann, das ist so gemein.« Der Gefangene wirkte eher traurig als besorgt. »Ich dachte, wir hätten uns irgendwie zusammengerauft und so.«
»Wir werden versuchen, nicht zu sterben.« Er war nicht bereit, ein Versprechen zu geben, aber er konnte zumindest das Beste hoffen. »Schick uns eine Postkarte, wenn du den Strand in Kalifornien unter deinen Füßen spürst.«
»So ist es schon besser!« Sylvester streckte sich und einige Wirbel richteten sich wieder auf. Sechs Stunden eingesperrt in einem Käfig hatten der Wirbelsäule des großen Hundes ganz schön zugesetzt. »Hört zu, es wird viele große Hunde bei dem Ausverkauf geben, aber ich drücke euch beiden die Daumen, dass ihr gewinnt.«
»Und warum ist das so?« Agony war neugierig.
»Weil«, antwortete er und gab eine Erklärung ab, die sich wie eine aufrichtige, herzliche Erklärung anhörte, »ihr zwei euch in eine unbekannte und potenziell sehr gefährliche Situation begeben habt, um ein kleines Mädchen zu retten. Das macht euch in meinen Augen zu den Besten. Jetzt geht euch ausruhen. Ihr habt heute eine große Nacht vor euch und wenn ich das sagen darf, seht ihr beide scheiße aus.«
Die Partner, die in seiner Aussage nichts fanden, womit sie nicht einverstanden sein konnten, nickten ihm höflich zu und verließen Einheit Sechs.
Den Rest des Weges nach Hause fuhren sie schweigend. Die Action und der Informationsaustausch, die sie an einem Tag erlebt hatten, bedeuteten, dass sie Zeit brauchten, um das Geschehene zu verarbeiten. Als sie Bertha auf ihrem reservierten Platz abstellten, war es bereits drei Uhr morgens. Sie nickten dem Nachtwächter zu und gingen zu ihren Wohnungen über Kwans Haus.
Sie dankten Gott für die kleinen Gefallen und waren beide froh, dass das Restaurant jetzt geschlossen war und keine Gefahr bestand, ihrer Vermieterin für eine Runde spätabendlicher Lageberichte über den Weg zu laufen. Sie stapften so leise wie möglich die Treppe in den zweiten Stock hinauf und hielten auf dem Treppenabsatz inne.
»Erwarte keinen Morgenkaffee«, teilte Pain ihr mit, als er seine Tür öffnete.
»Erwarte keine Donuts oder Bagels«, antwortete sie müde. »Wie wäre es mit einem Pastrami-Sandwich gegen fünfzehn Uhr?«
»Dazu Essiggurken mit gewürzten Kartoffelspalten?«
»Abgemacht.«
Damit wünschten sie einander gute Nacht. Keiner von ihnen glaubte, dass der Schlaf leicht fallen würde.