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Es war am zweiundfünfzigsten Tag ihrer Heimreise, als Jonathan schwanzwedelnd im Gemeinschaftsraum erschien. Er schnupperte in Richtung der vier Studenten, die über hundert Tage lang die Bewegungen der Apostel beobachtet und ihre Auswirkungen auf die Tiden im Delta des Ontos protokolliert hatten und nun ebenfalls zurück nach New Belfast reisten. Sie saßen an einem Tisch und spielten irgendein Holospiel, das ihnen viel Freude zu bereiten schien.

Jonathan blieb kurz bei ihnen stehen. »Gut gelaunt heute«, stellte er fest.

Die Studenten sahen ihn etwas überrascht an. »Oh ja«, sagte einer von ihnen. »Wir haben unseren Spaß.«

»Wunderbar«, erwiderte Jonathan und trottete zu dem Tisch, an dem Ailif und Maurya saßen.

»Du scheinst ja auch gut gelaunt zu sein, dem Schwanzwedeln nach zu urteilen«, sagte Maurya.

»Wie man’s nimmt.« Jonathan ließ sich zu Boden plumpsen und legte den Kopf auf die Pfoten. »Ich habe Nachrichten von Virginia.«

Ailif hob die Augenbrauen. »Virginia?«

»Ja. Von meiner Freundin Virginia Woolf.«

»Die alte Rottweilerin, von der du uns erzählt hast?«

»Ja.«

»Ich hoffe gute.«

»Nicht nur.«

»Was sagt sie?«

»Sie hat den Jungen aufgestöbert – Suk. Er ist wohlbehalten ins Delta gelangt und arbeitet jetzt an der Floßlände. Er lernt, wie man die riesigen Holzstämme mit einem Hub aus dem Wasser auf die Darren zieht, wo sie getrocknet werden, bevor sie ins Sägewerk kommen.«

»Wie schön für ihn«, sagte Maurya.

»Und er hat auch seinen taubstummen Freund wiedergefunden, diesen Anzo. Er arbeitet in einer Bäckerei.«

»Aber das sind doch nur gute Nachrichten«, sagte Ailif.

Jonathan schüttelte langsam den Kopf. »Anzos Mutter lebt nicht mehr. Sie hat Selbstmord begangen.«

»Weshalb?«

»Sie wollte das Kind nicht zur Welt bringen – das Kind, das ihr der Großarchon gemacht hat, bevor sie mit ihrem Sohn fliehen konnte.«

»Dieses widerliche Schwein!«, rief Maurya empört. »Wie hat er es nur fertiggebracht, sie sich gefügig zu machen?«

»Oh, da gibt es Mittel«, sagte Ailif mit leiser Stimme. »Einen Lappen mit einem Betäubungsmittel auf Mund und Nase, ein Pflaster an den Hals, eine Spritze …«

Unwillkürlich fuhr sich Maurya mit der Hand über das Gesicht.

»Ja, das hätte dir auch passieren können, wenn du ihm nicht rechtzeitig eins übergezogen hättest. Aber es hat nicht jeder einen Hammer zur Hand, wenn man in so eine Situation gerät.«

Jonathan schüttelte sich. »Offenbar hat Anzo ziemlich Mühe gehabt, seine Mutter in ein Boot zu bringen und zu dem Floß hinauszurudern, das damals vorbeikam. Doch in dem Durcheinander des hektischen Handels zwischen Dorf und Floß gelang den beiden die Flucht.«

Maurya sah zu ihm hinunter. »Aber für sie gab es keine Flucht …«

Jonathan neigte mit traurigen Augen den Kopf.