Ein Besucher
Axel
Jemand trommelte mit den Fäusten gegen meine Tür. „Du Stück Scheiße, mach die Tür auf!“
Ich wusste, wer es war.
Francesca.
„Öffne diese Tür oder ich breche sie auf, ich schwöre es.“ Sie schlug wieder mit beiden Fäusten gegen die Tür.
Ich wollte nicht mit ihr reden, nicht nachdem dem, was ich neulich von Hawke gehört hatte. Aber wenn ich mich ihr jetzt nicht stellen würde, würde sie mich immer wieder belästigen, bis sie ihre Chance bekam.
Ich öffnete die Tür und ging weg. „Was ist los?“
Sie kam hinter mir herein und knallte die Tür zu. „Was meinst du mit WAS IST LOS?“
Ich saß auf der Couch und machte es mir bequem.
„Du hast meine beste Freundin verarscht. Das ist, WAS LOS IST.“
Ich hatte gewusst, dass Marie es Francesca irgendwann erzählen würde. Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie es schon längst getan hätte. „Ich habe sie nicht verarscht.“
„Du bist so ein Feigling. Wie kannst du es wagen, sie so zu verlassen?“
„Ich bin in Panik geraten und wusste nicht, was ich sonst tun sollte.“
„Okay“, sagte sie. „Ich denke, ich kann das bis zu einem gewissen Grad verstehen. Aber fast zwei Wochen sind vergangen und du hast nicht mal versucht, mit ihr zu reden. Sie denkt, zwischen euch ist Schluss.“
„Es ist Schluss.“
„Und so beendest du Beziehungen? Axel, du warst sechs Monate mit ihr zusammen.“
„Nein, war ich nicht. Es waren nur drei.“
„Was auch immer“, schnauzte sie. „Und so beendest du Beziehungen? Du gehst einfach und schaust nicht zurück?“
„So war das nicht.“ Ich legte meine Unterarme auf meine Knie und beugte mich vor. „Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich wusste nicht, wie sie fühlte, und dann war es zu spät. Sich von ihr fernzuhalten ist das Beste, was ich für sie tun kann.“
„Ja, du weißt, wie sie fühlt, Axel.“
Ich starrte auf den Boden und vermied ihren Blick.
„Denn ich wusste, was sie für dich empfindet. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben. Und weißt Du was? Ich sehe den gleichen Ausdruck in deinem Gesicht.“
Zuerst Hawke und jetzt sie.
„Ich verstehe, dass du Angst vor deinen Gefühlen hast. Wir waren alle schon mal in so einer Situation. Aber dieses Verhalten ist inakzeptabel.“
„Ich mag es genauso wenig wie du.“
„Dann rede mit ihr.“
Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu bereit war. Ich hasste mich selbst zu sehr.
Francesca wusste, dass sie nichts erreichte. „Zieh deinen Kopf aus dem Dreck, bevor es zu spät ist, Axel.“ Sie ging hinaus und knallte die Tür so fest sie konnte zu.
Ich blieb sitzen und fühlte mich allein.