Schwäche
Axel
Ich saß fast eine Stunde auf dem Parkplatz in meinem Auto.
Ich schaute immer wieder zum Café und sah, wie Marie hinter dem Tresen umherlief. Sie trug eine Schürze, die um ihre Taille gebunden war, und darunter trug sie Cargo-Shorts, die ihre langen Beine hervorhoben. Selbst in ihrer Arbeitskleidung sah sie süß aus.
Ich kam jeden Tag vorbei, in der Hoffnung, dass ich sie sehen würde. Ihr Schichtplan war nie derselbe. Einige Wochen arbeitete sie am Abend und manchmal arbeitete sie am Morgen. Wenn ich also hineinging, würde es wie ein echter Zufall aussehen.
Und ich würde mit ihr reden können.
Aber ich blieb in meinem Pick-up sitzen wie ein Feigling.
Warum war ich überhaupt hier? Könnte überhaupt etwas Gute daraus entstehen?
Alles, was ich wusste, war, dass ich sie vermisste. Ich wollte sie sehen, auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Ich würde sie irgendwann treffen. Warum nicht heute?
Ich fand endlich den Mut, meinen Pick-up zu verlassen. Ich stellte sicher, dass mein Hemd in meiner Hose steckte und mein Haar ordentlich war. Ich richtete meine Krawatte und ging so beiläufig wie möglich hinein, als hätte ich nicht erwartet, sie dort zu sehen.
Ich öffnete die Tür, ging hinein und bemerkte, wie ruhig es war. Keiner schien je hier zu sein, wenn ich von der Arbeit kam, und ich fragte mich, wie der Laden überleben konnte. Vielleicht kamen jede Menge Kerle rein, nur um ein Auge auf Marie zu werfen.
Die Glocke läutete, und Marie näherte sich sofort der Kasse. Sie hatte noch nicht hochgeschaut, weil sie zuerst etwas Kaffeepulver von der Theke wischen musste. „Ich kann ihre Bestellung aufnehmen, sobald sie bereit sind.“ Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und schaute schließlich auf.
Verdammt, ich hatte vergessen, wie schön sie war.
Überraschung erstreckte sich auf ihrem Gesicht, als sie mich sah. Sie konnte fast nicht glauben, dass sie mich sah. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihr Haar lag in dichten Locken um ihr Gesicht, sodass sie wie eine Prinzessin aussah. Ihr Make-up war heute kräftiger und ließ sie wie ein Supermodel aussehen. Sofort erholte sie sich von dem Schock und milderte ihre Gesichtszüge. Plötzlich erschien sie gleichgültig.
Es tat weh.
Ich ging zum Tresen, und in der Sekunde, in der wir nah beieinander waren, roch ich ihr Parfüm. Der Duft brachte sofort alte Erinnerungen zurück – an die Nächte, in denen ich sie in meinem Bett geliebt hatte. Sie roch wie die Kerzen, die sie einmal in mein Badezimmer gestellt hatte. Ein paar Strähnen fielen ihr über die Brust, obwohl sie versuchte, ihr Haar hinter ihren Schultern zu behalten. Ich würde nie vergessen, wie sie sich in meinen Händen anfühlten.
Jetzt, da ich hier war, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich war überwältigt von ihrer Schönheit, als hätte ich sie vorher nie wirklich geschätzt. Alles, was ich wollte, war über den Ladentisch zu springen und sie zu küssen – sie ganz fest zu küssen. Sie gehörte mir nicht mehr, aber auf einem bestimmten Niveau hielt ich sie immer noch für die Meine.
Ich vermisste sie.
Jetzt erinnerte ich mich daran, warum der Tresen uns trennte. Sie hatte mir gesagt, dass sie mich liebte und ich fühlte nicht so wie sie. Wir wollten zwei verschiedene Dinge. Es gab keinen anderen Weg.
Sie starrte mich geduldig an und wartete darauf, dass ich etwas bestellte.
Es fiel mir ein, dass wir bisher nicht miteinander gesprochen hatten. Wir starrten uns nur schweigend an und versuchten, unsere Gedanken voreinander zu verstecken. „Hallo …“
„Hallo …“
Es war wie in alten Zeiten.
„Was möchtest du?“ Das iPad war vor ihr positioniert.
Genau. Ich sollte etwas bestellen. „Ich hätte gern einen London Fog.“
Sie tippte mit ihren Fingern auf den Bildschirm. „Noch irgendwas?“
Dich. „Nein.“
„2,65.“
Ich schob ihr das Geld zu.
Sie nahm es und holte blitzschnell das Wechselgeld aus der Kasse. Dann schob sie es mir über die Theke zu, als wäre es verdorben. „Kommt sofort.“ Sie drehte sich um, bereitete das Getränk zu und bewegte sich zwischen den Maschinen hin und her.
Ich beobachtete sie und wusste den Anblick jeden Moment zu schätzen.
Nachdem sie die aufgeschäumte Milch hinzugefügt hatte, stellte sie ihn auf den Tresen. „Dein London Fog ist fertig.“
Ich nahm ihn und verschloss ihn mit einem Deckel. „Danke.“
Sie drehte sich um und begann, die Maschine zu reinigen.
Ich stand da, als würde etwas passieren, als würde sie mir etwas sagen, damit ich mich weniger alleine fühlte. Aber das tat sie nicht. „Wie geht es dir?“ Ich wollte nur mit ihr reden. Seitdem sie gegangen war, fühlte ich mich, als hätte ich meinen besten Freund verloren.
„Großartig. Und dir?“
„Es ging mir schon mal besser …“
„Francesca und ich haben gerade dieses neue japanische Restaurant ausprobiert. Es ist ziemlich gut.“
„Cool. Ich wollte auch schon dorthin gehen.“ Ich hatte noch keinen Schluck von meinem Tee getrunken.
„Nun, lass es dir gut gehen.“ Sie ging nach hinten und verschwand hinter dem Vorhang.
Ich vermutete, dass sie nicht zurückkommen würde, bis diese Glocke über der Tür klingelte und ihr sagte, dass ich gegangen war oder ein neuer Kunde hereinkam. Ich starrte auf meinen London Fog und ging zu dem Mülleimer in der Nähe der Tür. Ich mochte Tee nicht, deshalb war ich mir nicht sicher, warum ich ihn überhaupt bestellt hatte.
Ich warf ihn weg und ging hinaus.