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Entscheidungen

Axel

Ich hatte mich überall um Stellen beworben. Früher lag mein Fokus auf New York, aber jetzt, wo Marie dort war, war ich mir nicht sicher, ob ich auch dort sein wollte. Natürlich wollte ich sie sehen. Ich wollte in ihrer Nähe sein. Aber das würde die Dinge nur schwerer machen.

Sie wollte mich nicht.

Wenn ich in der gleichen Stadt wie sie wohnen und ihr von Zeit zu Zeit bei Starbucks begegnen würde, würde ich nie über sie hinwegkommen. Ich würde nie weiterziehen und neues Glück finden. Das Beste, was ich für uns beide tun konnte, war, irgendwohin weit wegzuziehen.

Ich gab meiner Schwäche nach und rief sie an, als ich es nicht hätte tun sollen. Ich musste unbedingt ihre Stimme hören, und ihren Atem. Ohne diese Geräusche würde ich verrückt werden. Unfähig, zu schlafen, tat ich die eine Sache, die mich wirklich gut fühlen ließ.

Jetzt waren weitere zwei Wochen vergangen und ich war nahezu ausgebrannt. Ich brauchte Marie, um einen weiteren Tag zu überstehen. Die Sehnsucht schwoll in mir an und fraß mich bei lebendigem Leib auf. Alles, was ich wollte, war, sie in meinen Armen zu halten und dieses Leiden zu beenden.

Manchmal fragte ich mich, ob ich sie zurückbekommen könnte, wenn ich mich mehr anstrengen würde. Was, wenn ich etwas Bestimmtes sagen könnte, um ihre Meinung zu ändern? Was, wenn ich etwas tun würde, um sie dazu zu bringen, es zu überdenken? Als ich ihr sagte, dass ich sie liebte, sagte sie es zurück. Das musste bedeuten, dass es Hoffnung gab.

Aber wenn es Hoffnung gäbe, wäre sie dann weggezogen? Hätte sie meine Liebe abgelehnt? Gab es überhaupt keine Hoffnung und ich sah nur etwas, das nicht wirklich da war?

Ich wusste es nicht.

Nach der Arbeit bekam ich einen Anruf, der die Dinge noch komplizierter machte.

„Axel, hier ist Henry von Worldwide Investments. Wir haben uns vor ein paar Wochen getroffen.“

Ich wusste genau, wer er war. Er leitete eine riesige Investmentgesellschaft in Manhattan. Es war eines der größten Unternehmen in der Stadt. Eigentlich im ganzen Land. Ich hatte mich beworben, ging aber davon aus, dass ich sowieso abgelehnt werden würde, und als sie mich für ein Bewerbungsgespräch anriefen, war ich überrascht. Und als drei Wochen verstrichen waren und ich nichts von ihnen gehört hatte, nahm ich an, dass sie jemand anderen für den Job ausgewählt hatten. „Hallo, Henry. Wie geht es Ihnen?“

„Mir geht es gut. Und Ihnen?“

„Großartig“, sagte ich. „Und noch viel besser, weil ich erwarte, dass dies ein gutes Telefonat wird.“

Er lachte. „Sie haben recht, das wird es. Wir hatten jemand anderen für die Position eingestellt, aber es hat sich herausgestellt, dass diese Wahl schlecht für das Unternehmen war. Es stellt sich heraus, dass er in seinen Bewerbungsunterlagen gelogen hat.“

Was für ein Idiot.

„Ich habe mir Ihre Bewerbung bereits angeschaut und alles überprüft. Da Sie unsere zweite Wahl waren, möchte ich Ihnen den Job anbieten.“

Ich war nicht einmal beleidigt bei seiner Wortwahl. Ich war der Zweitbeste, aber das war mir egal. Jetzt stand ich ganz vorne in der Reihe. „Wow. Das ist großartig.“

„Also sind Sie noch interessiert?“

Ich hatte meine Pläne geändert, und wollte nach Florida zurückkehren. Ich hatte immer noch viele Freunde vom College dort. Und es war weit weg von Marie. Ich hätte wieder in den Partymodus wechseln und mit anderen Mädchen weitermachen können. Aber jetzt, da er mir den Job meines Lebens anbot, etwas, von dem ich nie erwartet hatte, es so früh in meiner Karriere zu bekommen, konnte ich nicht Nein sagen. Es wäre dumm gewesen, das zu tun. „Absolut.“

„Großartig. Wann können Sie herkommen, um die Einzelheiten zu besprechen?“

„Ich habe Zeit, wann immer es Ihnen passt.“ Ich würde alles für diesen Job tun.

„Wie wäre es mit morgen? Ich entschuldige mich für die Eile, aber wir brauchen Sie so schnell wie möglich. Da es mit dem vorherigen Bewerber nicht geklappt hat, haben wir wenig Zeit.“

„Das ist in Ordnung. Das bekomme ich hin.“ Ich hätte es vorgezogen, noch zwei Wochen in meinem jetzigen Job zu verbringen, weil es professioneller gewesen wäre, aber wenn ich keine Wahl hatte, mussten sie damit umgehen können. Sie hatten mich sowieso mit dem Gehalt beschissen.

„Großartig. Ich freue mich auf Ihren Besuch.“

„Ich freue mich auch.“ Nachdem ich aufgelegt hatte, ließ ich mich auf die Couch fallen und spürte, wie sich das Adrenalin in meinem Körper ausbreitete. Ich hatte gerade meinen Traumjob bekommen und er war mir buchstäblich in den Schoß gefallen. Ich hatte gerade meine Sachen packen und nach Florida zurückkehren wollen, als sich diese Gelegenheit ergeben hatte.

So sollte es sein.

Francesca war am Telefon. „Hey, hast du eine Minute Zeit?“

Ich stand auf dem Bürgersteig neben meinem geparkten Auto. Leute gingen an mir vorbei, sprachen in ihre Handys oder tranken Kaffee. „Ja. Was ist los?“ Ich hatte, seit sie nach New York gezogen war, nicht mit ihr gesprochen. Ich steckte in einer tiefen Depression und hatte keine Lust, mit jemandem zu sprechen, auch mit meiner Familie nicht.

„Ich will das nicht auf dich abwälzen, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.“

Die Ernsthaftigkeit des Gesprächs ließ mich meine Umgebung völlig vergessen. Immer, wenn jemand, den ich liebte, in Schwierigkeiten steckte, war ich da – im Handumdrehen. „Was ist es?“

„Ich hab’ den Zuschlag für die Bäckerei bekommen. Aber die Kosten für die Renovierung sind wahnsinnig hoch. Ich kann einen Kredit bekommen, aber ich brauche jemanden, der mit unterschreibt …“ Sie wusste genau, um was sie mich da bat.

Es war eine große Sache. Wenn ihr Laden nicht anlief, würde ich dafür bezahlen müssen. Es machte mir schon ein wenig Angst. „Ich muss deinen Geschäftsplan sehen, bevor ich dem zustimme.“

„Okay.“ Sie diskutierte nicht. „Vielen Dank, Axel.“

„Ich habe noch nicht Ja gesagt.“

„Nein. Aber ich weiß, dass du es wirst.“

Francesca lebte noch bei Marie, also wusste ich, dass ich sie sehen würde. Das war das Gute an dieser Situation. Es war fast einen Monat her, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Wir hatten telefoniert, aber das war jetzt so lange her, dass ich mich verzweifelt nach ihr sehnte.

Ich klopfte an die Tür und wartete darauf, dass Francesca sie öffnete.

„Hallo. Du bist schnell.“ Sie schloss die Tür hinter mir und ging mit mir ins Wohnzimmer. Der Küchentisch stand vor dem Fenster, weil nicht genug Platz war.

Ich sah mich um und hoffte, Marie zu sehen, aber sie war nirgendwo.

„Und warum bist du so angezogen?“

Ich trug einen meiner Designeranzüge. „Ich hatte ein Vorstellungsgespräch.“

„Im Ernst?“ Sie saß am Tisch und starrte mich mit großen Augen an. „Das ist aufregend.“

„Und ich habe den Job bekommen.“ Ich setzte mich ihr gegenüber.

„Das ist noch besser“, platzte sie heraus. „Wo?“

„Worldwide Investments. Es ist das größte Unternehmen in der Stadt. Als sie mir den Job angeboten haben, konnte ich nicht Nein sagen.“

„Wolltest du Nein sagen …?“

„Ich hatte vor, nach Florida zu ziehen.“ Ich brauchte nicht zu erklären, warum. Francesca würde es verstehen.

Sie nickte, mit einem traurigen Ausdruck in ihren Augen.

„Aber ich konnte nicht ablehnen, also werde ich mir jetzt eine Wohnung suchen.“

„Das ist so aufregend. Ich freue mich für dich.“

„Danke.“

„Und ich bin froh, dass du nicht nach Florida ziehst. Das ist zu weit weg …“

„Als würdest du mich vermissen.“

Sie sah mir in die Augen. „Das würde ich tatsächlich.“

Momente wie diese waren selten. Manchmal war ich nicht sicher, ob sie real waren. „Also … zeig es mir.“

Sie atmete tief durch, bevor sie ihre Unterlagen sortierte. „Wenn du Nein sagst, bin ich dir nicht böse – überhaupt nicht. Ich mache dir absolut keinen Druck. Ich habe dich nur gefragt, weil –“

„Du hast sonst niemanden, den du fragen kannst.“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Also hängt alles von mir ab. Absolut kein Druck …“

„Axel, wenn du Nein sagst, werde ich etwas anderes finden. Es gibt immer einen anderen Weg. Ich kann ein paar Jahre arbeiten und Geld sparen. Ehrlich gesagt, ist es keine große Sache.“

„Zeig es mir einfach.“

Sie öffnete die Mappe und begann mit ihren Ausführungen. Sie hatte eindeutig geübt und sie hatte Angst, dass ich das Modell nicht akzeptieren würde, für das sie so viel Zeit aufgewendet hatte. Meine Schwester kümmerte sich normalerweise nicht um meine Meinung, aber dieses Mal war sie ihr wichtig. Ich sagte nichts und hörte jedem Wort zu, das sie sagte.

Die Haustür öffnete sich. „Ich habe chinesisches Essen mitgebracht.“

„Danke“, sagte Francesca. „Ich liebe Frühlingsrollen.“ Sie erzählte mir gerade von ihrem Geschäftsmodell und wartete auf mein Urteil.

Als Marie mich am Küchentisch sah, ließ sie ihre Tasche fallen. „Scheiße.“

Ich stand sofort auf und nahm die Tasche, bevor etwas verschüttet wurde. Glücklicherweise trug ich meinen besten Anzug und meine Haare waren für diesen Tag so gut wie möglich gestylt. Ich erhob mich zu meiner vollen Größe und sah auf sie herab, hypnotisiert von ihren schönen Gesichtszügen. Sie war wunderschön – wie immer. Ich wollte die Linien ihrer Lippen mit meiner Zunge nachfahren. Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern. „Hallo …“

Sie nahm die Tasche mit zittrigen Händen. „Hallo …“

„Tut mir leid, ich hätte dich warnen sollen“, sagte Francesca.

„Ja, das wäre nett gewesen“, sagte Marie sarkastisch.

Ich sah sie von oben bis unten an und bemerkte ihre Designerkleidung. „Du siehst gut aus.“

„Danke.“ Ihre Wangen waren leicht gerötet und zeigten, dass sie nervös war.

Nach vier Wochen Trennung dachte ich, ich wäre immun gegen ihre Anwesenheit, aber da hatte ich mich getäuscht. Mein Körper brannte vor Hitze und meine Hände waren eiskalt, weil ich sie nicht berührte. Ich spürte das übliche Feuer zwischen uns, das wieder aufflammte.

Marie räusperte sich und ging um mich herum. Sie stellte das Essen auf den Tisch und warf Francesca einen Blick zu. „Also … was macht ihr da?“

„Ich habe ihm mein Geschäftsmodell gezeigt. Ich muss morgen das Darlehen unterzeichnen.“

„Oh …“, Marie nickte verständnisvoll.

„Axel hat gerade einen Job in der Stadt bekommen“, sagte Francesca. „Es sieht so aus, als würde er hierherziehen.“

„Oh …“ Sie atmete tief ein, als ob das die schlimmsten Nachrichten aller Zeiten wären.

Ich steckte meine Hände in meine Taschen, damit ich sie nicht packen würde. „Frankie, mir gefällt dein Modell und ich halte es für vielversprechend. Aber ich brauche einen Abend, um darüber nachzudenken.“

„Das ist in Ordnung“, sagte Francesca. „Lass dir Zeit.“

Nun war es Zeit für mich zu gehen, aber ich wollte sie nicht verlassen. Ich war nur ein paar Minuten in Maries Nähe gewesen. Ich wollte mehr Zeit mit ihr verbringen. „Nun, ich werde mich später bei dir melden.“ Ich ging raus und hoffte, dass Marie mir folgen würde. Als die Tür hinter mir geschlossen wurde, wartete ich darauf, dass sie sich wieder öffnete. Aus irgendeinem Grund dachte ich, Marie würde vielleicht ihre Meinung ändern, sobald sie mich sah. Ich wusste, dass sie mich genauso sehr wollte, wie ich sie. Ich war immer noch besessen von ihr, immer noch in sie verliebt.

Und ich glaubte, dass sie genauso fühlte.

Da ich bereits in der Stadt war, traf ich mich mit Hawke.

„Du ziehst hierher?“ Hawke verbarg seine Freude nicht. „Alter, das ist so toll. Es ist einfach nicht dasselbe, wenn du nicht in der Nähe bist.“

„Ja … ich bin begeistert.“ Nicht wirklich.

Er trank sein Bier aus und beobachtete mich genau. „Ich habe das Gefühl, dass in deinem Leben eine Menge Scheiße los ist und ich bin mir nicht sicher, ob ich davon wissen will.“

„Das willst du nicht.“

Er rieb sich das Kinn mit den Fingern, sein Dreitagebart war dichter als sonst. „Sag mir wenigstens, dass du immer noch mit Marie zusammen bist.“

„Wir haben uns getrennt.“

Er zuckte zusammen. „Komm schon Mann.“

„Ich war blöd und habe es vermasselt. Als ich versucht habe, sie zurückzubekommen, hat sie gesagt, dass es mit uns aus ist. Sie war es leid, dass es mir nicht ernst mit ihr war.“

„Ich kann es ihr nicht krummnehmen …“

„Also habe ich sie verloren … schon wieder.“

„Tut mir leid, Mann.“

Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie toll ihre Beine in diesem Rock ausgesehen hatten. Ich konnte nicht aufhören, mir ihr weiches Haar vorzustellen und wie es sich an meinen Lippen anfühlen würde. Ich vermisste sie wahnsinnig. „Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich ziehe hierher, so werde ich nie über sie hinwegkommen.“

„Warum willst du über sie hinwegkommen?“

„Hast du mir nicht zugehört?“

„Liebst du das Mädchen oder nicht?“

Ich hatte ihr zweimal gesagt, wie ich fühlte. Und beim zweiten Mal, hatte sie es erwidert. Ich hatte mich nie lebendiger gefühlt, als in diesem Moment. „Ja.“

„Fühlt sie genauso?“

Ich nickte. „Sie hat es mir vor ein paar Wochen gesagt.“

„Dann hol sie dir zurück, Axel. Schalte deinen Charme ein und mach es möglich.“

„Das ist nicht so einfach …“

„Was spielt das für eine Rolle? Wenn sie die Richtige ist, dann lass sie nicht gehen. Beweise ihr, dass du hierbleiben wirst. Stell sicher, dass sie weiß, dass du nirgendwohin gehen wirst.“

Selbst, wenn ich das tun würde, war ich mir des Erfolgs nicht sicher.

„Welche andere Wahl hast du?“, fragte er. „Herumschlafen und hoffen, dass du dich noch mal so fühlen wirst? Glaub mir, du wirst dich nur einmal so fühlen. Es geht einfach nicht.“

Ich wusste, dass er über Francesca sprach, aber ich wollte nicht tiefer graben. „Ich werde darüber nachdenken …“

Hawke wechselte das Thema, als er wusste, dass ich genug hatte.

Ich erinnerte mich an die Abschlusszeremonie und wie ich ihn dort entdeckt hatte. Er drehte sich um und verschwand, bevor ich näherkommen konnte. Selbst jetzt war ich mir nicht sicher, ob ich ihn dort gesehen hatte. „Warst du bei der Abschlusszeremonie?“

„Was für eine Abschlusszeremonie?“

Das war ein untrügliches Zeichen, dass er dort gewesen war. „Mach jetzt nicht einen auf dumm. Du weißt, dass Francesca gerade ihren Abschluss gemacht hat. Die Tatsache, dass du dich benimmst, als ob du von nichts wüsstest, sagt mir, dass du da warst. Glaub nicht, dass ich blöd bin.“

Wie immer hatte er einen stoischen Gesichtsausdruck. „Ich war nicht dort.“

„Verdammter Lügner.“

„Warum sollte ich zu ihrem Abschluss gehen?“

„Weil du der seltsamste Typ bist, den ich kenne. Deshalb.“ Sie war ihm noch immer wichtig und er vergewisserte sich, dass es ihr gut ging, obwohl sie seit einem Jahr getrennt waren. Es ergab keinen Sinn und das würde es auch nie.

„Ich bin doch kein Fremder.“

„Warum gibst du nicht einfach zu, dass du da warst?“

„Weil ich nicht da war?“ Sagte er, wie ein Klugscheißer.

„Warum lügst Du mich an?“

„Wie wäre es, wenn wir dieses Thema einfach beenden?“ Sagte er. „Es kann nichts Gutes dabei rauskommen.“

„Okay.“ Hawke war ein anderer Mensch, wenn es um Francesca ging. „Was macht die Arbeit?“

„Sehr gut. Ich habe die alte Agentur verlassen und eine eigene Investmentgesellschaft gegründet.“

„Was?“ Wann war das passiert?

„Ich habe kein Büro oder so etwas. Ich mache alles von meinem Handy aus und treffe Kunden bei Starbucks und so. Aber dafür verdiene ich richtig gut. Wenn ich für meine Kunden Geld mache, erzählen sie es ihren Freunden, die dann auch zu mir kommen. Es ist schon fast ein Dominoeffekt.“

„Wow … das ist wirklich cool.“

„Danke. Ich bin gerne mein eigener Chef. Ich hoffe, es geht so weiter.“

Ich wünschte, ich hätte diese Art von Tatendrang. Während ich Geld verdiente, wollte ich einfach nur ein paar Stunden arbeiten und dann nach Hause gehen. Ich wollte nicht das Gewicht einer Firma auf meinen Schultern tragen. Stress und ich hatten nie gut zusammengepasst. „Ich gratuliere dir. Vielleicht kannst du eines Tages dein eigenes Büro haben.“

„Ich denke schon. So wie die Dinge laufen, denke ich, dass ich das noch in diesem Jahr erreichen kann.“

Dann musste er wirklich gut sein. Ein Geschäft aus dem Nichts zu gründen, war viel schwieriger, als die Leute dachten, und ich war sicher, dass Hawke Tag und Nacht daran gearbeitet hatte, um dies möglich zu machen. „Das muss ich sehen, wenn es so weit ist.“

„Vielleicht könntest du für mich arbeiten.“

Ich lachte. „Da muss ich passen. Für nichts auf der Welt lasse ich zu, dass du mein Chef bist.“

Er lachte. „Du hast recht. Das wäre eine Katastrophe, oder?“

„Eine große.“

Er winkte den Barkeeper zu sich und bestellte noch ein Bier.

Ich war immer noch bei meinem ersten und ich wollte nicht zu viel trinken. Ich musste noch über etwas nachdenken.

Er räusperte sich, bevor er seine nächste Frage stellte. „Also … wie geht es ihr?“

Er fragte jedes Mal nach ihr, wenn wir zusammen waren, und ich war deswegen nicht mehr überrascht. „Es geht ihr wirklich gut. Sie wohnt bei Marie, bis sie ihre eigene Wohnung hat.“

Er schien nicht überrascht zu sein. Es war, als wüsste er das schon. „Trifft sie sich noch immer mit diesem Typen?“

„Cameron? Sie haben sich am Ende des Semesters getrennt. Sie sind immer noch Freunde.“

Er nickte und packte sein Bier.

„Sie ist auf der Suche nach einem Geschäft, um ihre Bäckerei zu eröffnen und hat gerade etwas gefunden. Morgen wird sie die den Mietvertrag unterschreiben, aber die Renovierungen werden ein Vermögen kosten. Sie hat mich gebeten, den Kredit mitzuunterzeichnen. Ihr Geschäftsmodell sieht gut aus, aber ich denke immer noch darüber nach. Ohne mich würde sie alleine dastehen. Ich werde es wahrscheinlich tun, aber es ist immer noch ein wenig beängstigend. Wenn ihr Geschäft untergeht, werde ich lange verschuldet sein.“ Francesca gelang es immer, zu tun, was sie sich vornahm, also bestand eine gute Chance, dass die Bäckerei gut laufen würde. Aber es gab immer die Möglichkeit, dass es nicht gut ging.

Hawkes Augen verengten sich auf mein Gesicht. „Du musst mitunterzeichnen?“

„Ja. Sie hat keine Sicherheiten.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und verschloss seine Gedanken.

„Ich bin sicher, es wird gut gehen, aber … man weiß nie.“

„Ihr Geschäft wird super laufen. Alles, was Francesca anfasst, funktioniert. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass es gelingen wird.“

Ich wünschte, ich könnte auch so fest daran Glauben.

Er öffnete seine Tasche und zog ein Scheckheft heraus. „Ich möchte, dass du etwas für mich tust.“

Ich beäugte das Scheckheft mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich bin mir nicht sicher, was du vorhast, aber ich mag es nicht.“

„Ich habe dieses Jahr eine Menge Geld verdient – ich will nicht damit angeben. Und ich möchte ihr helfen.“

„Bitte sag mir, dass das ein Witz ist.“

Er klickte auf seinen Stift und hielt ihn auf das Papier. „Ist es nicht. Wie viel ist es?“

„Hawke, du könntest alles verlieren.“

„Werde ich nicht. Ich weiß, dass sie es gut machen wird.“

„Aber das kannst du nicht wissen.“

„Ich weiß es, Mann. Wir müssen das für sie wahr werden lassen. Das ist, was sie tun sollte.“

Ich rieb mir den Nacken. „Selbst, wenn ich dein Geld annehmen würde, wie würde das funktionieren? Ich kann ihr nicht sagen, wo ich das Geld herbekommen habe und sie weiß, dass ich nicht viel habe.“

„Wir werden Folgendes tun: Du wirst ihr sagen, dass du einen Privatkredit von der Bank bekommen hast. Sie muss nicht wissen, dass es von mir ist. Und da es unter deinem Namen läuft, muss sie dir das Geld geben, um es zurückzuzahlen. Dann gibst du das Geld jeden Monat mir. Wenn ihr Geschäft untergeht, was nicht der Fall sein wird, wird sie nichts verlieren und du auch nicht. Ich übernehme das Risiko.“

War er verrückt? „Nein, das machen wir nicht.“

„Wir machen es.“

„Selbst, wenn ihr Geschäft erfolgreich ist, könnte es zwanzig Jahre dauern, bis alles vollständig zurückgezahlt ist.“

„Und das ist in Ordnung.“

„Für dich ist das keine gute Investition.“

„Ich investiere nicht in Kapitalgewinne. Ich investiere in Frankie.“

Das machte noch weniger Sinn. „Lass mich das klarstellen. Du bist bereit, Francesca Hunderttausende von Dollars zu geben, um ihr Geschäft zum Laufen zu bringen, obwohl sie scheitern könnte und all das Geld verlieren könnte, aber du willst nicht mit ihr zusammen sein? Bin ich der Einzige, der denkt, dass das der verrückteste Scheiß ist, den ich jemals gehört habe?“

„Axel, lass es.“

„Nein. Ich verstehe es wirklich nicht.“

„Dann hör auf, es zu versuchen.“ Er riss den Scheck aus dem Heft und legte ihn auf den Tisch. „Mach es möglich.“

Ich starrte auf den Scheck, der auf dem Tisch lag. „Sobald ich ihr das gebe, kann ich es nicht mehr zurückgeben. Verstehst du das?“

„Klar.“

„Wenn du jemals das Geld für einen Notfall brauchst, ist es weg.“

„Das verstehe ich auch. Ich würde viel lieber sehen wollen, dass sie es benutzt, als es auf meinem Bankkonto liegen zu lassen.“

Ich schüttelte meinen Kopf, bevor ich mir den Scheck schnappte. „Das ist verrückt …“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke nicht, dass es verrückt ist.“

“Weil du verrückt bist.”

Ich klopfte an die Tür und stand Francesca gegenüber.

„Du bist immer noch in der Stadt?“ Sie trug ihren Schlafanzug, ihre Haare hatte sie zu einem unordentlichen Knoten gebunden.

„Ja, ich habe mich mit einem Banker getroffen, den ich kenne. Ich habe einen Weg gefunden, dir ein Darlehen zu verschaffen, ohne mitunterzeichnen zu müssen. Und die Zinsen sind auch viel niedriger.“

„Das ist großartig“, sagte sie. „Ich wusste, dass ich dich fragen musste, um das zu schaffen.“

„Und das Darlehen muss unter meinem Namen laufen. Du gibst mir jeden Monat die Zahlung und ich kümmere mich darum.“ Das war der schwierige Teil. Francesca würde vielleicht nicht darauf eingehen.

„Aber dann wärest du allein verantwortlich, wenn etwas Schlimmes passiert …“

„Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich weiß, dass dein Geschäft Erfolg haben wird, und ich verdiene bei meinem neuen Job gutes Geld. Es ist keine große Sache.“

„Axel, es ist nicht fair, wenn du das ganze Risiko trägst, und keinen Vorteil daraus ziehst.“

„Ich würde es dir nicht anbieten, wenn ich nicht damit einverstanden wäre. Also, bitte akzeptiere das Angebot.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Frankie, komm schon. Es ist der beste Zinssatz und es gibt keinen Unsinn wegen des Mitunterschreibens. Ich denke wirklich, dass dies der beste Weg ist.“

Sie war immer noch nicht ganz einverstanden. Sie saugte ihre Backe ein.

„Nun, ich habe das Darlehen bereits beantragt, also ist es erledigt. Du kannst es einfach akzeptieren.“

„Axel …“

„Es ist keine große Sache. Ich weiß, dass deine Bäckerei großartig wird. Ehrlich gesagt riskiere ich nichts.“ Das waren Hawkes Worte, nicht meine. Aber ich musste sie sagen, sonst würde mein Handeln keinen Sinn ergeben.

„Axel … das ist so süß. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Du musst nichts sagen. Lass uns morgen den Mietvertrag unterschreiben, damit wir diesen Ort in die coolste Bäckerei in ganz Manhattan verwandeln können.“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie fächelte sich Luft zu, um die Feuchtigkeit zu vertreiben.

„Bitte weine nicht.“ Ich verdrehte meine Augen. „Ich will das wirklich nicht sehen.“

„Dann lass mich dich umarmen.“ Sie kam an meine Brust und umarmte mich. „Vielen Dank, Axel. Egal, was passiert, ich weiß immer, dass du auf mich aufpasst.“

Ich tätschelte ihr den Rücken und starrte in ihre Wohnung. Marie kam mit Leggins und einem lockeren Pullover in Sicht. Ihr Haar war zurückgekämmt und ihr Gesicht war ungeschminkt. Selbst, wenn sie so angezogen war, sah sie wunderschön aus. Ich dachte über Hawkes Rat nach. Er hatte gesagt, dass ich mit allem, was ich hatte, versuchen sollte, sie zurückzugewinnen. Als ich sie so ansah, wollte ich nichts mehr als das.

Weil ich mir kein Leben mehr ohne sie vorstellen konnte.