Der Nächste Schritt
Axel
Ich war dankbar, dass Marie mir meinen kleinen Wutanfall vergab. Ich wurde schneller sauer als ich wollte, und dann strömte alles raus. Bevor ich es merkte, saß ich schon tief in der Scheiße. Sie hätte mit mir Schluss machen können, und hätte jedes Recht dazu gehabt.
Aber sie tat es nicht.
Wie jeden Sonntagabend packte Marie all ihre schmutzigen Kleider und Schuhe in ihre Reisetasche. Es war ein Ritual, das wir jede Woche praktizierten. Sie bereitete sich darauf vor, in die Wohnung zurückzukehren, die sie mit Francesca teilte, und ich würde die meisten Nächte allein schlafen, bis das nächste Wochenende kam.
Ich hasste es.
„Baby, geh nicht.“ Ich packte sie an der Hüfte und zerrte sie zurück ins Bett. „Ich hasse es, wenn du gehst.“
„Ich hasse es auch.“ Sie lag unter mir auf dem Bett.
„Dann bleib.“ Jedes Mal, wenn ich mich verabschiedete, war es schmerzhaft. Ich wollte alles mit ihr teilen – mein ganzes Leben. Meine Hand hielt ihr Haar und ich küsste sie, tat mein Bestes um sie zu verführen.
„Axel, ich muss Wäsche waschen und mich auf die Arbeit vorbereiten.“
„Ich habe eine Waschmaschine und einen Trockner.“
„Aber ich habe noch andere Sachen zu waschen – wie zum Beispiel mein Bettzeug.“
„Du schläfst nicht mal darin.“
„Darum geht es nicht.“
„Dann lass mich mitkommen.“ Wenn ich eine Stunde früher aufstehen musste, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, dann sollte es so sein. Das war es wert.
„Francesca ist immer noch da.“
„Schmeiß sie raus. Sie hat jetzt einen Job.“
„Sie ist willkommen, so lange zu bleiben, wie sie will.“
Ich knurrte leise.
„Babe, ich weiß, dass das doof ist. Aber es ist kein Weltuntergang.“
Für mich war es das. „Der beste Teil dieser Beziehung ist es, dich jede Sekunde an meiner Seite zu haben. Wie soll ich schlafen, wenn du nicht bei mir bist? Es ist einfach nicht das Gleiche.“
„Ich weiß, aber wir haben noch andere Verpflichtungen.“
„Wen interessiert das?“
„Und ich komme nicht zum Schreiben, wenn ich hier bin.“
„Dann machen wir aus dem Gästezimmer ein Büro. Du kannst hier arbeiten, wann immer du willst.“
„Als ob du mich arbeiten lassen würdest. Du würdest mir den Hals küssen und mich die ganze Zeit ablenken.“
Ich lächelte. „Als würde dir das nicht gefallen.“
„Ich würde es mögen. Das ist das Problem.“
Ich war es leid, sie am Ende jeder Woche anzubetteln. Als sie gesagt hatte, dass ich anhänglich sei, hatte sie recht gehabt. Ich war anhänglich – ich hing an ihr. Sie machte mich glücklich und ich wollte nicht, dass sie irgendwo anders war, als hier. War das so seltsam?
Sie kroch unter mir heraus und kam dann wieder auf ihre Füße. „Es tut mir leid, Axel.“
Ich mochte es nicht, wenn ich mich nicht durchsetzen konnte. „Lass mich dich begleiten.“ Ich mochte es nicht, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit allein in dieser Stadt nach Hause ging. Selbst, wenn sie ein Taxi nehmen oder in gut beleuchteten Bereichen bleiben würde, machte es mich unruhig.
Sie hatte nichts dagegen – was schlau war.
Ich brachte sie bis zu ihrer Tür und bereitete mich auf den schrecklichen Abschied vor. „Ich hatte dieses Wochenende eine großartige Zeit.“
„Ich auch.“
Ich schlang meine Arme um ihre Taille. Am Freitagabend gingen wir Essen und am Samstag ins Kino. Am Sonntag hatten wir einfach nur gefaulenzt und ununterbrochen Liebe gemacht. Aber jetzt war das Wochenende vorbei. „Ich möchte, dass jeden Tag Wochenende ist.“
„Ich denke, jeder möchte das.“
Ich berührte ihr Gesicht und gab ihr einen sanften Kuss. Wenn unsere Münder sich berührten, fühlte ich mich lebendig, als könnte ich alles tun. Es belebte mich mit Leben und Leidenschaft. Ich hatte noch nie eine andere Frau geküsst und so etwas empfunden.
Sie zog sich zurück und rieb ihre Nase an meiner. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
Sie schloss die Tür auf und ging hinein. Sie winkte mir kurz zu, bevor sie die Tür schloss.
Ich stand da und starrte auf den Türspion. Meine Hände bewegten sich in meine Taschen und ich spürte den Schmerz in meiner Brust, als sie weg war. Jetzt kehrte ich in meine leere Wohnung zurück, die, die ich mit niemandem teilte, und ich versuchte zu schlafen, obwohl es ein sinnloser Versuch war.
Und dann wurde mir klar, wie sehr ich das nicht wollte.
Ich würde lieber draußen vor ihrer Tür schlafen als alleine nach Hause zu gehen.
Ich hatte kein Problem damit, alleine zu sein. Aber seit ich diese Verbindung mit Marie gespürt hatte, wollte ich sie nie wieder loslassen. Ich wollte immer in ihrer Nähe sein. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, wollte ich, dass sie da war.
Ich wollte, dass sie immer da war.
Ich öffnete die Tür und ging hinein, ohne über meine Handlungen nachzudenken, bevor ich sie tat.
Marie und Francesca unterhielten sich im Wohnzimmer. Marie stand an der Rückseite der Couch und drehte sich zu mir um, als sie bemerkte, dass ich ohne anzuklopfen reingekommen war. „Axel, ist alles in Ordnung?“
„Anklopfen, Arschloch“, schnauzte Francesca.
Ich kam näher zu ihr und ignorierte, was sie gerade gesagt hatten. „Zieh mit mir zusammen.“
Francesca hielt sich eine Hand vor den Mund und keuchte.
Marie stand geschockt da, ihre Augen weit aufgerissen.
„Ich weiß, dass es ein bisschen schnell geht, aber das ist mir egal. Ich möchte an jedem Tag, an dem ich nach Hause komme, dass du da bist. Ich habe es satt, zu sehen, wie du deine Sachen zusammenpackst, nur um zu Francesca und dieser Wohnung zurückzukehren. Ich bin es leid, dich teilen zu müssen. Bitte zieh mit mir zusammen.“ Dies war die perfekte Lösung für alle meine Probleme. Es war zu früh für mich, um um ihre Hand anzuhalten, aber wenn sie zu mir zog, war das eine Lösung. Viele Paare zogen zusammen, bevor sie heirateten. Marie und ich hatten nie darüber gesprochen, aber ich wusste, dass sie die Frau war, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen würde. „Francesca kann diese Wohnung haben und du kannst einfach deine Sachen zu mir bringen. Du bist sowieso die ganze Zeit dort.“ Es machte vollkommen Sinn.
Francesca starrte Marie an und wartete darauf, dass sie eine Antwort gab.
Ihr Schweigen machte mich nervös. War das etwas, wofür sie nicht bereit war? Hatte sie Zweifel? War es wegen des Streits, den wir vor ein paar Wochen gehabt hatten? „Baby?“ Wenn sie Nein sagte, würde mich das verletzen. Aber ich würde mein Bestes tun, um den Schmerz in meinen Gesichtszügen zu verbergen.
„Ja.“
Alle Angst wich aus meinem Körper, als ich dieses eine Wort hörte. Ein Grinsen strich über mein Gesicht und ich fühlte mich leichter als Luft. Sie hatte tatsächlich ja gesagt. Ich trat näher an sie heran und umarmte sie fest.
„Ja, ich werde bei dir einziehen.“
„Wow …“ Francesca beobachtete uns von der Couch aus. „Mein Bruder … der hoffnungslose Romantiker.“
„Halt die Klappe.“ Ich nahm ein Kissen und warf es ihr an den Kopf.
„Bist du sicher, dass du das machen willst?“ Marie lehnte sich zurück und schaute mir ins Gesicht.
„Absolut. Vollkommen. Zweifellos.“
„Ich werde jeden Tag da sein …“
„Das hoffe ich.“
Sie lächelte schließlich, und ihr Glück stimmte mit meinem überein. „Dann lass es uns tun.“