13. Besuch aus Norwegen

Wir hatten uns mit Morten und den anderen um sieben Uhr früh am Bahnhof verabredet. Sie waren schon am Vorabend angekommen und hatten in einem Hotel übernachtet. Wir hatten kurz miteinander telefoniert, und Morten hatte einen Ausflug zu einem Freizeitpark in Süddeutschland vorgeschlagen. Ich hielt das für eine super Idee, zumal ich dadurch endlich in den Genuss kam, mal mit Domenico was richtig Gutes zu unternehmen. Wir waren ja vergangene Woche höchstens mal in dem kleinen Park bei der Uni gewesen oder ab und zu mal in der Studenten-Bar – aber das war's dann auch schon wieder gewesen.

Ich hatte Nickis innere Nervosität wegen des bevorstehenden Treffens mit seiner Familie schon die ganzen letzten Tage wahrgenommen. Einerseits vermutete ich, dass er das Erlebte mit seinem Vater und seinen Halbgeschwistern immer noch nicht hundertprozentig einordnen konnte. Ja, ich hegte sogar den Verdacht, dass er dieses Erlebnis in Norwegen fest in seinem Herzen verschloss, weil er sich davor fürchtete, dass es ihm wieder geraubt werden könnte. Er hatte ganz einfach Angst, seinen neu gefundenen Vater zu enttäuschen.

Ich hatte ihn am Morgen mal wieder mit Gewalt aus dem Bett zerren müssen, weil es für seine Begriffe eigentlich noch viel zu früh war. Er hatte erst mal drei extrastarke Espressi und zwei Zigaretten gebraucht, bis er einigermaßen ansprechbar war. Danach konnte man es mit ihm aushalten.

Auf seinen Wunsch hin hatten wir uns mit den Norwegern direkt auf dem Bahnsteig verabredet anstatt in der Bahnhofshalle. Der Grund dafür war, dass wir so den hinteren Eingang benutzen konnten und nicht Gefahr liefen, jemandem von den Gangs zu begegnen. Nicki hatte das nicht erwähnt, aber das lag ja auf der Hand.

Kaum angekommen, stürmte uns auch schon die ganze Truppe entgegen – allen voran Hendrik, der Domenico mit seiner Umarmung fast zu Boden warf.

«Heihei, kleiner Bruder! Takk for sist!»

«Hey Alter», grinste Domenico schüchtern. Er war so leidenschaftliche Umarmungen nicht gewohnt.

«Alter? Ach so, naturlig, ich bin ja dein alter Halbbruder, ikke sant? Sooo schön dich su sehen.» Hendrik strahlte übers ganze Gesicht und zeigte seine lustigen Wangengrübchen.

Dann wurde auch ich von ihm fast zerquetscht. Bei Hendrik konnte man einfach nicht anders, als gute Laune zu kriegen.

Morten verhielt sich allerdings zurückhaltender. Er beschränkte sich auf ein breites Grinsen und klopfte Domenico kumpelhaft auf die Schulter.

«Hei Nicki.»

«Hi …» Domenico schien einen Moment zu zögern. Er überlegte wohl, ob er Morten einfach beim Vornamen nennen oder ihn mit «Vater» ansprechen sollte.

«Du kannst mich ruhig Papa nennen, oder Vater, oder Daddy – such dir was aus», sagte Morten. Domenicos Gesichtszüge verkrampften sich. Das war ihm eindeutig noch zu viel.

«Jetst umarmt euch doch endelig», drängte Hendrik ungeduldig. «Seid nicht so komplisiert.»

Morten und Domenico umarmten sich steif. Nicki hatte sich einfach noch nicht an seine Rolle als Sohn gewöhnt.

Da war es schon viel einfacher für ihn, seine jüngere Halbschwester Solvej zu umarmen, die aus ihrer Zuneigung zu ihm keinen Hehl mehr machte und ihre Arme fest um seine Hüften schlang.

Liv begnügte sich mit einem höflichen Händedruck, während Kjetil, Solvejs Zwillingsbruder, als Letzter herangebummelt kam und uns lediglich mit einem knappen Kopfnicken begrüßte. Ich hatte schon auf seinen Fotos auf Facebook gesehen, dass er in der Zwischenzeit total zum Edelpunk mutiert war, so dass mir der Schock erspart blieb. Aber dass er in so kurzer Zeit so dermaßen in die Höhe geschossen war, verblüffte mich. Obwohl er erst vierzehn war, war er nun beinahe größer als Domenico. Seine Haare, die er in der Zwischenzeit seitlich abrasiert und in der Mitte zu einem rotgrünen Kamm aufgerichtet hatte, gaben seiner Größe allerdings noch ein paar Zentimeter dazu.

Er steckte in einem perfekten Punk-Outfit mit allem, was dazugehörte: Lederjacke, Lederstiefel, Nietengürtel, Ketten, Armbänder, Piercings, Ohrringe … er sah krasser aus, als Mingo je ausgesehen hatte! Im Gegensatz zu den Klamotten von Nickis verstorbenem Zwillingsbruder sahen die von Kjetil allerdings nicht so aus, als hätte er sie auf der Straße zusammengelesen, sondern in einer eher teuren Boutique gekauft.

Unter dem Arm trug er ein kleines Netbook.

«Kjet sieht krass aus, ikke sant?», grinste uns Hendrik an. Er selbst war seinem Stil mit den Rastazöpfen und dem Rocker-Outfit treu geblieben.

«Selber krass», murrte Kjetil.

Liv packte Kjetil resolut am Arm und sagte etwas, und ich brauchte nicht viel Norwegisch zu verstehen, um zu erahnen, dass sie ihn gerade kräftig abrüffelte. Daraufhin ließ er sich endlich dazu hinreißen, uns wenigstens die Hand zu geben, auch wenn er seine coole Show wohl den ganzen Tag beibehalten würde. Ich hoffte bloß, dass Nicki sich einigermaßen im Griff haben und bei Kjetils Anblick nicht dauernd in eine depressive Stimmung verfallen würde, weil man nicht leugnen konnte, dass Kjetil gewisse Ähnlichkeiten mit Mingo hatte.

Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen. Wir stiegen ein und nahmen zwei freie Abteile in Beschlag. Liv dirigierte Kjetil und Solvej zu sich, um uns die Plätze bei Morten und Hendrik zu überlassen. Ich fand das irgendwie echt nett von ihr.

Hendrik war so begeistert, uns zu sehen, dass er wie ein Wasserfall lossprudelte und uns Löcher in den Bauch fragte. Morten musste ihn schließlich bremsen.

«Rick, wir haben doch noch den ganzen Tag Zeit», mahnte er. «Meine Güte, diese Quatscherei hast du jedenfalls nicht von mir geerbt.»

Doch wenn es einen Menschen gab, dem Domenico sein vieles Reden verzieh, dann war es Hendrik. Denn Hendrik war feinfühlig genug, Nickis unsichtbare Grenzen zu spüren, und wusste genau, welche Fragen er ihm stellen durfte und welche nicht. Und er konnte außerdem sehr schweigsam und nachdenklich sein.

Morten ließ uns erst mal plaudern und kommentierte ab und zu ein paar von Hendriks Geschichten mit Faxen und Grimassen – eine ganz neue Seite von ihm, die ich bis jetzt noch gar nicht so kennengelernt hatte.

Etwas später quetschte sich Solvej zu uns ins Abteil, der offensichtlich die Stinklaune ihres Zwillingsbruders ziemlich auf den Keks ging.

Hendrik schilderte uns gerade, was in seiner Band, den Nordic Streetnoiz, so alles lief.

Domenico schien es richtig Spaß zu machen, Hendriks Erzählungen zuzuhören, doch einer der Gründe war bestimmt auch, dass er dadurch selber nicht viel reden musste.

Solvej kaute die ganze Zeit an ihren buntlackierten Nägeln, bis Morten ihr sanft, aber bestimmt die Hand von ihrem Gesicht wegzog. Ein paar hauchdünne Narben waren an ihrem Handgelenk zu erkennen, die aber nicht auf den ersten Blick auffielen und deshalb auch nicht unter einer Garnitur Armbänder versteckt werden mussten – so wie es bei Domenico der Fall war.

Hendrik hatte mir erzählt, dass Solvej nun wegen des damaligen Vorfalls mit ihrem Emo-Freund, als sie sich vor lauter Verzweiflung die Handgelenke geritzt hatte, in psychologischer Betreuung war, aber dass es ihr inzwischen wieder recht gut ging.

«Wir dürfen als Vorband einer der besten Metalbands von Norge spielen», schwärmte Hendrik gerade begeistert. «Das ist so kjempekult.»

«Kjempekult» war so ziemlich eines von Hendriks Lieblingswörtern – er benutzte es in jedem zweiten Satz, und Morten grinste dabei jedes Mal.

«Wisst ihr übrigens, was ich auch sehr kjempekult finde?», schaltete sich Morten ein und legte mit ernster Miene seine Stirn in Falten. Wir schauten ihn fragend an.

«Dass mein Sohn Hendrik alias Hendrix, begnadeter Musiker und begnadetes Vergesslichkeitsgenie, seine Socken zu Hause vergessen hat und sich nun meine ausleihen musste», seufzte Morten und machte dabei ein Gesicht, als könne er sich nichts Schlimmeres vorstellen.

«Oh.» Hendrik errötete leicht. «Na ja … mein Vater hat heute seinen witsigen Tag, wisst ihr.»

Wir lachten alle. Es tat so gut, mal für einen Tag nicht an all die Lasten denken zu müssen, von denen unser Leben momentan so überschattet war. Domenicos Lächeln wirkte allerdings etwas gepresst – wie immer, wenn er mit seiner Familie zusammen war.

Die Fahrt dauerte beinahe zweieinhalb Stunden, und wir mussten dabei zweimal umsteigen. Es war fast zehn Uhr, als wir vor den Kassen standen. Domenico hielt sich die ganze Zeit an meiner Hand fest und schaute sich mit staunenden Augen um. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn so erlebte. Das war schon in London und in Norwegen der Fall gewesen. Viele Dinge, die für andere Jugendliche selbstverständlich waren, wie zum Beispiel Reisen oder auch nur ein Besuch in einem Freizeitpark, waren für ihn nie möglich gewesen. Seine Augen waren fasziniert auf die riesengroße Achterbahn gerichtet, die sich da vor uns auftürmte.

«Mit dem Teil müssen wir unbedingt fahren, Principessa», sagte er aufgeregt. «Das wollten wir schon immer mal machen, Mingo und ich …» Schon verstummte er wieder.

Ich schluckte leer, als ich mir die extremen Steigungen und Gefälle dieser Achterbahn anschaute, aber Nickis Augen leuchteten so, dass ich mich zusammennahm. Ich wollte ihm den Spaß auf keinen Fall verderben.

Morten bezahlte für uns alle den Eintritt. Drinnen studierten wir erst mal den Übersichtsplan. Der Park hatte mehr als genug zu bieten.

Bald waren wir in eine heftige Diskussion verwickelt, was wir uns alles anschauen wollten und in welcher Reihenfolge. Ein Tag reichte natürlich kaum aus, um alle Attraktionen abzuklappern.

Morten war für ein kräftiges Frühstück, wurde aber erst mal von seinen Kids überstimmt. Hendrik wollte unbedingt den skandinavischen Themenbereich sehen, während Solvej es kaum erwarten konnte, mit den Achterbahnen zu fahren.

«Ja, soll ich zum Frühstück etwa Stockfisch essen?», stöhnte Morten. «Oder erst mal den Magen leerkotzen, bevor ich ihn überhaupt füllen kann?»

Kjetil tat natürlich so, als ob er alles stinklangweilig finden würde. Liv machte sich nichts aus den Achterbahnen und wollte lieber die Akrobatikshows sehen. Mir war es egal, und Domenico äußerte sich gar nicht. Schließlich sah Morten ihn direkt an.

«Vielleicht … sollte Nicki zuerst mal sagen, was er machen möchte?», schlug er vorsichtig vor.

Domenico zuckte mit den Schultern.

«Es gibt auch einen italienischen Themenbereich», schlug Morten vor. «Genau genommen stehen wir ja schon drin. Wir könnten uns erst mal hier umsehen. Und gleichzeitig …» Er seufzte sehnsüchtig. «… frühstücken!»

Hendrik und Solvej waren sofort dafür. Sie hätten alles getan, um Nicki einen Gefallen zu tun. Liv war es auch recht, und Kjetil rollte nur mit den Augen.

Domenico schnappte sich wieder meine Hand, und ich spürte, dass er unbedingt wollte, dass ich dicht bei ihm blieb.

Da der italienische Themenbereich allerdings nicht mit viel Action ausgestattet war, fing Kjetil ziemlich bald an zu murren.

«Ist ja voll nix los hier», maulte er. «Nix als Fressbuden. Typisch Italiener. Immer nur fressen!»

Es war ganz offensichtlich, dass er dabei einen Seitenblick auf Domenico warf.

«Kjet!» Solvej boxte ihren Bruder derb in die Rippen. «Sei doch nicht so! Du bist echt fies!»

Domenico sagte gar nichts, aber seine Augen verengten sich zunehmend. Ich wusste nicht, wie lange er sich das von Kjetil gefallen lassen würde.

«Da, Kjet!» Solvej zeigte auf die Geisterbahn. «Wie wär's damit?»

«Kindergarten», brummte Kjetil. Liv wies ihn wieder einmal auf Norwegisch zurecht.

Morten setzte sich schließlich doch noch mit dem Frühstück durch, und wir suchten uns ein nettes italienisches Café aus. Während des Essens ließ Kjetil noch ein, zwei versteckte Bemerkungen gegen Italiener los, und schließlich hatte Nicki genug davon. Er stand auf und ging einfach davon.

Es war das erste Mal, dass ich Morten so richtig sauer sah.

«Kjet, jetzt hältst du augenblicklich die Klappe, hast du mich verstanden?», sagte er streng. «Wenn es dir nicht passt, dann kannst du gern wieder rausgehen und den Tag draußen bei den Parkplätzen verbringen. Aber ich möchte, dass du respektvoll mit deinem Halbbruder umgehst, ist das klar? Er gehört zu unserer Familie, und wir tragen hier alle eine Verantwortung. Wir sind nicht unschuldig an all dem, was er durchgemacht hat.»

«Ich bin nicht schuld», entgegnete Kjetil kühl. «Ich kann nix dafür, dass du ihn damals nicht wolltest und ihn weggeschickt hast. Jetzt könnt ihr auch nicht von mir verlangen, dass ich das einfach alles akzeptiere.»

«Nein, aber wir erwarten, dass du wenigstens anständig zu ihm bist», sagte Morten mit Nachdruck.

«Ich tu ihm ja gar nichts», verteidigte sich Kjetil.

«Und was war mit den Bemerkungen über die Italiener?»

«Phh, war doch nicht gegen ihn. Kann ja nix dafür, wenn er alles persönlich nimmt. Ich kann halt Italiener einfach nicht ausstehen. Hat ja nicht direkt was mit ihm zu tun.»

«Schön, aber könntest du in seiner Gegenwart wenigstens deine Abneigung gegen die Italiener ein wenig … äh … zurückstecken?»

«Mal sehen», meinte Kjetil desinteressiert. «Kann ja nicht so tun, als ob ich die Spaghettifresser auf einmal mögen würde. Hey, ich kann auch nix dafür. Meine Fresse, Gustav hat mich vielleicht ausgelacht, als ich dem erzählt hab, dass mein Halbbruder Italiener ist.»

«Dein Freund Gustav soll mal schön die Klappe halten», knirschte Morten. «Sonst bekommt er es mit mir zu tun.»

«Also, ich find Italien toll», warf Solvej ein.

«Ach, ihr seid sowieso alle gegen mich!», grollte Kjetil. Abrupt schnellte er vom Stuhl hoch und warf beinahe seine Tasse um. «Dann geh ich halt, wenn ihr euch durch mich gestört fühlt!» Mit erhobenem Haupt stolzierte er davon.

Morten schüttelte ratlos den Kopf.

«Er ist eifersüktig», stellte Hendrik fest.

Liv senkte die Augen. Ich ahnte, dass es da ein paar Konflikte gab, über die sie nicht reden wollten.

«Ich hab mir schon gedacht, dass es nicht leicht wird», stellte Morten resigniert fest, als Liv schließlich aufstand und sich auf die Suche nach Kjetil machte. «Aber dass es so heftig werden würde …»

Entschlossen stand auch er auf und schaute mich an. «Wo ist Nicki? Wir müssen ihm unbedingt sagen, dass er das nicht zu persönlich nehmen soll.»

Ich sah mich um, konnte ihn jedoch auf Anhieb nirgends entdecken. Ich war ihm absichtlich nicht gefolgt, weil ich genau wusste, dass er ein paar Minuten für sich sein wollte. Es war ja nichts Neues, dass er einfach wegging, wenn ihm etwas zu viel wurde.

Ich fand ihn schließlich beim großen Brunnen. Er saß auf dem Rand und starrte ins Wasser. Mit stummem Blick bat er mich um eine Zigarette, als ich mich vorsichtig neben ihn setzte. Er hatte mir die Schachtel wieder zur Verwaltung überlassen. Ich kramte sie aus der Handtasche und reichte ihm eine Zigarette plus sein Feuerzeug.

«Morten meint … du sollst das mit Kjetil nicht persönlich nehmen», sagte ich sanft.

«Phh, ich dräng mich nicht auf», sagte er, und seine blaugrauen Augen, die doch so eindeutig zeigten, dass er zur Familie gehörte, schauten leer und verlassen an mir vorbei.

«Wenn sie mich nicht wollen, brauchen sie es nur zu sagen. Ich kann jederzeit wieder aus ihrem Leben verschwinden.»

«Jetzt red doch keinen Unsinn», wies ich ihn zurecht und legte meine Hand auf seine Brust. «Es ist doch nur Kjetil, der nicht damit klarkommt.»

Er zuckte teilnahmslos mit den Schultern.

Morten, Solvej und Hendrik kamen angerannt, alle mit bestürzten Mienen.

«Alles in Ordnung?», erkundigte sich Morten. «Es tut mir leid, Nicki. Du darfst Kjetil momentan nicht allzu ernst nehmen. Er macht selber eine Menge durch. Das kommt schon.»

«Du musst ihm einfach Paroli bieten», empfahl Hendrik. «Richtig coole Sprücher reißen. Das mag er nemlig.»

Domenico sagte nicht viel dazu. Morten schlug vor, eine Runde mit der Achterbahn zu fahren, und tatsächlich erhellten sich Domenicos Augen wieder ein bisschen. Ich beschloss, mich ihm zuliebe zu überwinden und mitzufahren.

Während des langen Wartens war Nicki auf einmal wieder extrem anhänglich. Er klammerte sich die ganze Zeit an mir fest und legte den Kopf auf meine Schulter, wenn die Schlange nach kurzer Bewegung wieder zum Stillstand gekommen war. Ich konnte mich kaum noch frei bewegen. Hendrik schmunzelte die ganze Zeit, und ein paar umstehende Mädchen warfen mir neidische Blicke zu.

Der Adrenalinstoß auf der Achterbahn tat Domenico richtig gut. Nachdem ich ihn gebeten hatte, meine Hand zu halten, während wir munter das erste Gefälle runterjagten, grinste er hinterher übers ganze Gesicht und wollte gleich noch ein zweites Mal fahren – mit mir natürlich. Auch ich hatte Gefallen daran gefunden, nachdem ich die erste Fahrt unbeschadet überstanden hatte. Schließlich musste ich jede Sekunde ausnutzen, in der wir mal unbeschwert Spaß haben konnten zusammen. Nach der zweiten Fahrt war Domenicos trübe Stimmung schon fast wieder verflogen.

Danach bekam Hendrik seinen Willen, und wir besuchten den skandinavischen Themenbereich. Hendrik war ganz begeistert über die fast originalgetreue norwegische Stabkirche. Morten musste etliche Fotos schießen. Doch als Hendrik wünschte, dass wir uns alle für ein Foto vor der Kirche positionieren sollten, war Domenico auf einmal wieder wie vom Erdboden verschluckt.

«Wir dürfen ihn nicht zwingen», stellte Morten leise fest.

Hendrik nickte bestürzt. «Tut mir leid. Ich bin wieder su stürmisch, ikke sant?»

Morten sah mich an. «Gibt es irgendeinen Grund, warum er das Fotografieren so hasst?»

«Ehrlich, ich weiß es nicht», sagte ich. «Er hat es mir nie gesagt.»

Morten schien sich was zu überlegen, während er gleichzeitig nach Domenico Ausschau hielt.

Etwas später, als wir wieder alle zusammen waren und ich Domenico versichert hatte, dass niemand ihn fotografieren würde, schlenderten wir weiter und schauten uns die anderen Länderbereiche an.

Kjetil hatte sich in der letzten Stunde ziemlich ruhig verhalten. Offenbar hatte Liv ihm tüchtig die Leviten gelesen.

Doch dann, als wir vor einem Laserspiel standen und uns nicht entscheiden konnten, ob wir reingehen sollten, wandte Kjetil sich zu unserer größten Überraschung an Domenico.

«Was ist, magst du gegen mich antreten?» Er schenkte Nicki einen coolen Augenaufschlag.

Domenico war sichtlich überrumpelt von Kjetils direkter Anfrage, schaltete dann aber ebenfalls schnell auf Mister Universum um.

«Klar, wenn du es verkraften kannst, gegen 'nen Italiener zu verlieren», antwortete er, und Hendrik hob anerkennend den Daumen in die Höhe.

Wir gingen schließlich alle rein, auch ich, die ich bei solchen Spielen ja mehr als eine Niete war. Kjetil teilte sich mit Domenico eine Gondel, während ich gegen Solvej antrat und Hendrik gegen Morten. Wegen der ungeraden Anzahl wartete Liv draußen auf uns.

Ich hatte natürlich erhebliche Mühe damit, mit meiner Laserpistole die bunten Fischaugen zu treffen, die uns auf dem Weg durch eine farbenfrohe Unterwasserlandschaft munter entgegenblinkten, und als wir später draußen die Highscore-Tabelle studierten, konnte ich sehen, dass ich mal wieder verloren hatte. Der einzige Trost war, dass Hendrik auch meistens danebengezielt hatte.

Wer mit Abstand gewonnen hatte, war natürlich Domenico. Kjetil hatte den Zweiten gemacht, aber seltsamerweise schien er deswegen nicht mal griesgrämig zu sein.

«Gar nicht schlecht für 'nen Italiener», brummte er anerkennend.

«Ja, hätte echt nie gedacht, dass ich 'nen Wikinger schlage», konterte Domenico, und einen Moment lang sahen die Jungs einander an. Bis Kjetil sich mit einem etwas steifen Kopfnicken wieder abwandte.

«Ich habe einfach zwei linke Händer für so was», klagte Hendrik.

«Hände, Rick, nicht Händer», schmunzelte Morten. «Du vergisst mal wieder, dass die Pluralform im Deutschen nicht gleich ist wie im Norwegischen. Außerdem sind deine Hände eben dazu gemacht, Gitarre zu spielen, und nicht, um Fischaugen abzuknallen.»

Zuletzt bekam Liv noch ihren Willen, und wir gingen uns eine Eis-Show anschauen. Es war das erste Mal, dass ich bei der sonst eher kühlen Liv begeisterte Funken in den Augen sprühen sah. Ich beobachtete sie, während Domenico sich wieder an mich lehnte.

Liv tauschte gerade ein paar Worte auf Norwegisch mit ihrer Tochter aus, doch da geriet diese ziemlich außer sich.

«Mensch, Mama, ich will keine Akrobatin werden!», rief Solvej auf Deutsch. «Lass mich doch mal damit in Ruhe.»

Ganz am Schluss hatte Kjetil nochmals Gelegenheit, über die Italiener herzuziehen, als die Eiskünstler zu ihren Darbietungen von einer emotionalen italienischen Opern-Arie begleitet wurden.

«Typische Italiener-Schnulze», stöhnte er.

«Besser als dieser Wikinger-Dünnpfiff-Sound», entgegnete Domenico prompt, und Hendrik fiel fast vom Stuhl vor Lachen.

«Der ist gut, Nick», japste er. «Echt gut! Das muss ich mal su Viggo von den Black Vikings sagen.»

«Ha-ha, sehr witzig», höhnte Kjetil und setzte seine arrogante Miene wieder auf. Für den Rest des Tages beachtete er Domenico nicht mehr.

Am Abend auf der Heimreise rückte Morten mit einem Vorschlag raus. Wir hatten noch nicht besprochen, was wir am nächsten Tag unternehmen würden, doch Morten wollte gern mit Domenico einkaufen gehen.

«Ich dachte, du könntest vielleicht ein paar Sachen gebrauchen», meinte er.

«Ich weiß nicht …» Domenico zögerte, wie immer, wenn es um sein eigenes Wohl ging.

Hendrik und Morten tauschten einen vielsagenden Blick.

«Du hast doch bald Geburtstag», sagte Morten. «Ich dachte … du könntest dir was wünschen.»

«Wünschen?»

«Es gibt doch ganz bestimmt etwas, was du dringend gebrauchen könntest, hab ich nicht Recht?»

Während Domenico immer noch nach einer passenden Antwort suchte, zog Hendrik mich beiseite.

«Hör su, Maya, ich habe mit Morten geredet. Ich glaube, es wäre eine gute Sache, wenn Morten und Nick morgen einen Tag gans für sich allein hätten. Dann könnten sie mal ungestört susammen reden. Sie sind nemlig beide so verklemmt. Vielleicht hilft es ihnen, wenn niemand in der Nähe ist. Was meinst du?»

Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht, aber es leuchtete mir ein. Je schneller Nicki mit seinem Vater klarkam, umso besser.

«Weißt du, Morten würde Nick gern ein Motorrad schenken», flüsterte Hendrik in mein Ohr. «Sum Geburtstag. Aber du darfst nichts verraten …»

Jetzt wurde sein Blick ernst. «Ich sag dir das unter vier Augen: Morten ging es gans schön mies wegen Nick. Er macht sich riesige Vorwürfer. Morten und Liv hatten eine siemliche Krise deswegen. Liv ist verletst, dass Morten ihr all die Jahre nichts gesagt hat, weißt du. Darum ist Kjetil auch so fies su Nick.»

«Ja, und Nicki spürt das eben», sagte ich. «Und das tut ihm unheimlich weh. Auch wenn er immer den Coolen mimt.»

«Kjet und er sind sich gar nicht so unähnlich», stellte Hendrik fest. «Aber weißt du, ich glaube, Kjet findet Nick gar nicht übel. Er kann es nur noch nicht seigen.»

Hendrik bat mich, Domenico mit allen Mitteln und Wegen zu überreden, am nächsten Tag allein mit Morten einkaufen zu gehen.

«Dann können ja wir swei etwas susammen unternehmen», meinte er. «Oder wir machen was mit Kjetil und Solvej und Liv.»

Domenico reagierte allerdings ganz und gar nicht begeistert, als ich ihm am späten Abend zu Hause diesen Vorschlag überbrachte.

«Schon klar», meinte er barsch. «Du willst mit Rick allein sein. Gib's zu!»

Ich wich erschrocken einen Schritt zurück. Mit so einer heftigen Reaktion hatte ich nun doch nicht gerechnet!

«Spinnst du?», gab ich zurück. «Wie kommst du darauf?»

«Ich seh's dir doch an!»

«Hä?», machte ich. Ich konnte mich nicht daran erinnern, Hendrik an diesem Tag je anzügliche Blicke zugeworfen zu haben.

«Ey, komm, ich bin nicht blind!», knurrte er.

«Aber das stimmt doch gar nicht», sagte ich leise, doch er schaute mich so stechend an, dass ich noch weiter zurückwich.

«Ey, mir kannst du nix erzählen. Ich durchschau dich schon. Aber von mir aus. Macht, was ihr wollt. Irgendwann wirst du mich ja eh verlassen!»

«Jetzt red doch keinen Unsinn», entgegnete ich erschüttert. Was für ein Spiel zog er nun auf einmal wieder ab? Ich trat vorsichtig wieder einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn sachte berühren, doch da stieß er mich einfach weg.

«Hey, jetzt reicht's aber, Nicki!», schimpfte ich, den Tränen nahe. «Warum bist du jetzt auf einmal so?»

«Weil ich sowieso weiß, dass er besser ist für dich», grollte er. «Aber ist ja auch egal! Ist doch eh alles egal!»

Wütend schnappte er sich seine Zigaretten und stürmte hinaus auf den Balkon. Ich rollte mit den Augen und folgte ihm.

«Nicki …» Ich packte ihn am Arm, doch er schüttelte mich ab.

«Lass mich allein», zischte er. Dann drehte er sich um und spießte mich mit seinen blitzenden Augen auf.

«Hör zu: Wenn du morgen mit ihm allein unterwegs bist, dann wirst du schon merken, wie toll er ist. Wie easy und wie einfach. Er hat nämlich alles, was du möchtest. Wirst schon sehen!»

Ich musste akzeptieren, dass an diesem Abend nicht mehr vernünftig mit ihm zu reden war. Ich fragte mich ernsthaft, ob er vielleicht an diesem Tag sein Antidepressivum vergessen hatte einzunehmen. Aber überprüfen konnte ich das leider nicht.

Die halbe Nacht zerbrach ich mir den Kopf, wie ich dieses Missverständnis wieder aus dem Weg räumen konnte. Domenico schlief im Wohnzimmer auf dem Sofa, so wie er es die letzten Nächte fast immer getan hatte.

Doch schon am nächsten Morgen tat er wieder so, als existiere dieses Thema überhaupt nicht zwischen uns. Er hielt sich mir gegenüber zwar auf Distanz, doch als Morten und Hendrik den Vorschlag nochmals äußerten, widersprach er nicht mehr. Der einzige Einwand, den er hatte, war der, dass er nicht in der Stadt shoppen gehen wollte.

Morten zuckte mit den Schultern und meinte dann: «Von mir aus können wir auch in das große Shoppingcenter außerhalb der Stadt fahren. Ich renne auch nicht gern in der Stadt rum.»

Es war praktisch, dass Morten so wenige Erklärungen forderte …

Weil Kjetil drängelte, dass er unbedingt ins Kino wollte, ging Liv widerwillig auf seinen Wunsch ein. Solvej bettelte so lange, bis sie mit Morten und Domenico mitfahren durfte. Das war zwar nicht ganz nach Hendriks Plan, aber es schadete auch nicht, wenn Domenico und Solvej sich ebenfalls näherkamen.

Hendrik hatte bei dem schönen Wetter weder Lust auf Kino noch auf Shopping und fragte mich deshalb, ob ich mit ihm ins Schwimmbad gehen wollte.

«Ich bin diese Hitse nicht so gewohnt, weißt du», grinste er. «Ich brauche dringend Abkühlung.»

Da ich mir schon seit Ewigkeiten wünschte, endlich mal wieder schwimmen zu gehen, und da das mit Domenico ja ein Ding der Unmöglichkeit war, sagte ich begeistert zu.

Das Wetter war herrlich! Genau das richtige Badewetter, dachte ich, als Hendrik und ich uns später mit Picknick und Badetasche bewaffnet auf den Weg Richtung Schwimmbad machten. Der Spätsommer war noch einmal so richtig in die Gänge gekommen.

Der Streit mit Domenico ging mir dabei nicht aus dem Kopf. Tatsächlich ertappte ich mich dabei, wie ich schon ziemlich bald unbewusst Vergleiche zwischen Hendrik und ihm zu ziehen begann. Schon nur allein der Umstand, dass ich mich mit Hendrik frei und unbeschwert im Schwimmbad bewegen konnte, ohne Angst haben zu müssen, von Gangs bedroht zu werden, und ohne dass mein Begleiter ständig schmachtende Blicke von Mädchen zugeworfen bekam, war sehr entspannend. Hendrik sah zwar ganz gut aus, war aber kein Hingucker wie Nicki. Dafür war er trotz seiner Rastalocken einfach zu unscheinbar.

Wir suchten uns einen schattigen Platz aus und machten es uns gemütlich. Zuerst quatschen wir über belanglose Dinge; Hendrik erzählte ein paar lustige Episoden aus seinem Leben. Dann redeten wir ein wenig über meine Mutter, und etwas später kamen wir dann auf Domenico zu sprechen. Hendrik fragte vorsichtig, was mit Nicki eigentlich los sei.

«Er ist so anders, weißt du. Als wäre eine Wand swischen uns. Ich weiß, dass er Nähe-Distans-Konflikte hat, aber er lässt mich gar nicht an sich heran. Habe ich etwas falsch gemacht?»

«Nein …» Ich schüttelte den Kopf. Dann erzählte ich Hendrik von der Auseinandersetzung, die ich mit Domenico gehabt hatte.

«Oh, echt? Er hat gemeint, wir swei sind … forelsket?», fragte Hendrik ein wenig erschrocken.

«Wie?»

«Sorry, ich muss mich daran gewöhnen, mit dir nicht norsk su snakken … äh … ich meine, su sprechen. Er glaubt, dass du und ich … aaah!» Er schlug sich an den Kopf. «Nei. Das braucht er nicht su denken!»

Ich verschwieg Hendrik, dass ich mich zurzeit gerade mal wieder danach sehnte, einen Freund zu haben, der nicht von Gangs verfolgt wurde, keine Antidepressiva schlucken musste und keine verruchte Vergangenheit hatte.

«Nei, virkelig!» Hendrik sah mich ernst an. «Du kannst ihm versichern: Ich habe keine Absichter, dich su erobern.»

Doch je länger ich mit Hendrik zusammen war, desto mehr Vergleiche zu Domenico fing ich an zu ziehen. Und ich ertappte mich tatsächlich dabei, dass Nicki Recht gehabt hatte: Hendrik hatte all das, was weder Domenico mit seiner wilden Vergangenheit noch Leon mit seinem geordneten Lebensstil hatten bieten können: die ausgewogene Mischung beider Eigenschaften – einen Schuss Verrücktheit und trotzdem eine gesunde Stabilität.

Hendrik war lieb und einfühlsam, musste nicht ständig gegen Suchtprobleme ankämpfen, war nicht jähzornig, sondern geduldig und besonnen, er hatte einen guten Schulabschluss und eine klare Zukunftsvision – und war trotz all dem nicht langweilig und besserwisserisch. Zudem lebte er in einem Land, das dem unseren ähnlich war – und in dem man auch gute berufliche Perspektiven hatte.

Ich war selber verblüfft, wie präzise Nicki den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ja, ich fing auf einmal an, immer mehr einzusehen, dass Hendrik eigentlich all das hatte, was ich mir von einem Mann wünschte. Und dieses neu gewonnene Bewusstsein machte mir Angst. Würde das in Zukunft öfter zu einem Thema werden? Und was würde ich tun, wenn sich auf einmal herausstellen würde, dass Hendrik dasselbe dachte wie ich?

Am Abend lud Morten uns alle zusammen noch zum Essen ein. Domenico blieb zwar distanziert mir gegenüber, trotzdem fühlte ich, dass sich zwischen ihm und Morten etwas Neues entwickelt hatte. Ja, mir schien es, als ob sie nun eine Spur ungezwungener miteinander umgehen würden. Und ich war baff, als ich erfuhr, dass Morten Domenico wirklich ein Motorrad geschenkt hatte. Nicki durfte es allerdings erst abholen, wenn er seinen Führerschein hatte. Aber auch dafür wollte Morten sorgen: Es war ihm tatsächlich gelungen, Domenicos Starrköpfigkeit zu brechen und ihm diesbezüglich finanzielle Unterstützung anzubieten. Das war sein ganz besonderes Geschenk an ihn, ein Teil der Wiedergutmachung für all die Jahre, in denen er Nicki im Stich gelassen hatte.

«Dass du mir ja nicht noch einmal ohne Führerschein rumfährst, hast du verstanden?», betonte Morten ausdrücklich und wedelte dabei streng mit dem Zeigefinger vor Nickis Nase herum.

Es war wahrscheinlich so ziemlich das erste Mal in seinem Leben, dass Nicki von seinem eigenen Vater «zusammengestaucht» wurde. Aber genau das war der nötige Anstoß gewesen, damit der Stein nun endlich ins Rollen kam.

Außerdem hatte Morten Nicki auch noch einen Laptop gekauft. Darüber war nicht nur ich begeistert.

«Endelig! Jetst hast du keine Ausreden mehr, Nick», sagte Hendrik. «Jetst kommst du auch su Facebook, ja?»

Doch davon wollte Domenico nichts wissen. «Nie im Leben», knurrte er.

«Aber 'ne E-Mail-Adresse legst du dir zu, nicht wahr?», meinte Morten. «Wäre so viel einfacher. Ich hasse Telefonieren nämlich.»

Domenico wollte gerade protestieren, doch Morten wusste offenbar schon, was er sagen wollte.

«Ich bin doch auch kein Held in Rechtschreibung», meinte er. «Möglicherweise hab ich dir diese Schwäche sogar vererbt. Keine Angst, ich werde dir deine Fehler sicher nicht korrigieren.»

«Gibt es in Italien überhaupt Computer?», frotzelte Kjetil mürrisch.

«Klar. Wir kochen damit Spaghetti. Nicht gewusst?», gab Domenico zurück.

Ich war richtig traurig, als die Norweger wieder abreisten.

Für zwei Tage hatte ich meinen Kummer wegen Mama vergessen können, ja, ich hatte richtiggehend das Gefühl gehabt, wieder eine Familie zu haben. Morten hatte uns sogar eingeladen, Weihnachten in Norwegen zu verbringen. Doch so weit konnte ich noch gar nicht denken, da ich ja nicht wusste, wie sich die Sache mit meiner Mutter weiterentwickeln würde.

Als ich nach dem nächsten Etappenziel in meinem Leben Ausschau hielt, sah ich nur den Schulbeginn … und somit auch die Rückkehr zu Tante Lena.

Das waren eher düstere Aussichten …