Der Schatten war schnell, und er kam ihr zuvor.
Pilita hatte ihre Schritte beschleunigt, denn der Mann, dem sie folgte, war plötzlich abgebogen, und in der Dunkelheit konnte sie nicht genau erkennen wohin. Kurz bevor sie die Stelle erreichte, an der er verschwunden war, schob sich jemand zwischen sie und ihn. Eine Gestalt in einem langen dunklen Mantel, eine dicke Mütze auf dem Kopf.
Pilita blieb stehen. Sie wollte nicht, dass man auf sie aufmerksam wurde, wahrscheinlich war es bloß jemand, der in den Häusern dort wohnte. Sobald er oder sie wieder verschwunden war, würde sie sich den Mann, dem sie schon seit Tagen folgte, schnappen und ihn zur Rede stellen. So lange hatte sie auf den Moment gewartet, bis sie ihn endlich allein sprechen konnte, sie würde sich diesen kostbaren Augenblick nicht nehmen lassen.
Sie hatte jetzt die Ecke erreicht, an der die beiden abgebogen sein mussten, dort ging es in einen Hofeingang. Die beiden standen sich gegenüber, der Mann hatte sich umgedreht, blickte zu ihr. Seine Augen weiteten sich. Der Mantelmensch hob einen Arm, und kurz darauf fiel der Mann um. Einfach so. Wie ein Sack. Der andere stieg über ihn hinweg und lief eiligen Schrittes davon.
Pilita war starr vor Schreck. Was war hier gerade geschehen? Es war so schnell gegangen, ihr Kopf konnte nicht begreifen, was ihre Augen gesehen hatten. Zögerlich machte sie ein paar Schritte in die Einfahrt. Der Mann am Boden rührte sich nicht, der Mensch im Mantel hastete durch die lange Einfahrt, die offenbar durch weitere Hinterhöfe führte, davon.
Pilita zögerte keine Sekunde, im Nu war sie bei dem am Boden liegenden Mann. Trotz der Dunkelheit sah sie, dass er die Augen weit geöffnet hatte, ebenso den Mund. Vorsichtig legte sie ihr Ohr auf seinen Brustkorb, suchte mit ihren Fingern den Pulsschlag am Hals, obwohl sie wusste, dass er tot war. Es war kein Leben mehr in diesem massigen Körper.
Draußen auf der Straße gingen Leute an der Einfahrt vorbei. Es würde nicht lange dauern, bis der Tote entdeckt würde. Und sie mit ihm.
Pilita dachte nicht lange darüber nach, sie rannte. Rannte durch die angrenzenden Hinterhöfe, in die Richtung, in der die Person mit dem Mantel verschwunden war.
Wohin sollte sie fliehen?