23.

Alex war den ganzen Weg gelaufen, vom Zentrum bis zum Dorfrand, wo ihr Haus am See lag, und platzte atemlos ins Wohnzimmer.

Seine Mutter saß kichernd vor einem leeren Weinglas, neben ihr der Sprecher. Der Schweiger war nicht da.

»Mein Schatz!«, sagte Sulamith, erfreut über das plötzliche Erscheinen ihres Sohnes.

Auf dem Tisch standen eine Weinflasche und ein weiteres leeres Glas, die Szenerie empörte Alex, er wusste nicht genau, warum.

»Alex, Arouet kennst du schon, oder?« Sie lachte.

»Noch nicht beim Namen«, antwortete er und reichte dem Fremden die Hand. »Freut mich.«

»It’s a pleasure!«, erwiderte der Bärenjäger.

Den Wechsel ins Englische fand Alex arrogant.

»Mama, ich muss mit dir reden.«

»Was ist denn los, Schatz?«

»Ich meine, allein.«

»Das wäre doch unhöflich, oder? Wir haben Gäste. Komm, wir trinken! Trinkst du mit? Du bist alt genug, ich bin mir sicher, dass es nicht dein erstes …« Und nun lachte sie so glucksend, dass sie den Satz nicht zum Ende brachte.

»Woher hast du den Wein überhaupt?«, fauchte Alex.

»Der nette Arouet hat ihn aus seiner Heimat mitgebracht!«

»Mama, können wir kurz reden oder nicht?!«

»Nein, Alex, sei nicht dreist jetzt. Morgen. Morgen können wir reden. Jetzt will ich trinken, nicht reden.«

Also ging er, die Haustür hinter sich zuschlagend, und hockte sich ans bemooste Seeufer, das sich entlang der Straße erstreckte. Nachdenklich fingerte er nach dem Fünfhundertrubelschein. Er sollte die Finger davonlassen. Alex stierte vor sich hin und entdeckte nicht weit von sich eine verloren gegangene Plastiktüte, die auf ihn zu warten schien. Rasch füllte er sie mit einigen herumliegenden Steinen und steckte den gerollten Geldschein dazu. Es würde nicht reichen, dachte er, die Tüte einfach weit in den See zu werfen. Er streifte mit seinen Fingern durchs Wasser. Es war kalt, aber nicht winterlich. Nachdem er sich fast komplett ausgezogen hatte, sprang er in den See und tauchte unter, in die Tiefe. Dort schwamm er, bis er einen großen Stein entdeckte, groß genug, um darunter die Tüte zu verbergen.