»Um zu ›haben‹, muss man ›tun‹, und um zu ›tun‹, muss man ›sein‹.«
TERRY CREWS
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TERRY CREWS ist Schauspieler und ein ehemaliger NFL-Spieler (für die Los Angeles Rams, San Diego Chargers, Washington Redskins und Philadelphia Eagles). Er war unter anderem in Werbespots für Old Spice zu sehen, die mittlerweile Kultstatus genießen, trat in Fernsehserien wie The Newsroom, Arrested Development und Everybody Hates Chris auf sowie in Filmen wie White Chicks, Expendables 1–3, Bridesmaids und The Longest Yard . Jetzt wirkt er in der mehrfach mit dem Golden Globe ausgezeichneten Fox-Sitcom Brooklyn Nine-Nine mit. 2014 veröffentlichte Terry seine Autobiografie Manhood: How to Be a Better Man – or Just Live with One .
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
The Master Key System von Charles F. Haanel. Ich habe Hunderte von Büchern über Persönlichkeitsentwicklung gelesen, aber dieses Buch hat mir am besten gezeigt, wie ich meine sehnlichsten Wünsche visualisiere, darüber nachdenke und mich darauf fokussiere. Es hat mir gezeigt, dass wir nur das bekommen, was wir uns am meisten wünschen, und dass ich meine ganze Aufmerksamkeit auf ein Ziel, eine Aufgabe oder ein Projekt konzentrieren muss. Um zu »haben«, muss man »tun«, und um zu »tun«, muss man »sein« – und dieser Prozess vollzieht sich augenblicklich. Obwohl es eine Weile dauert, bis sich diese Wünsche in unserer materiellen Welt manifestieren, muss man sich das, was man sich wünscht, als bereits abgeschlossen, fertig und existent vorstellen. Je besser man das kann, umso mehr kann man erreichen. Ich habe mehrere Exemplare dieses Buchs gekauft und es an Freunde und Familie verschenkt. Ich lese es etwa einmal im Monat, damit meine Erinnerung daran stets frisch bleibt.
Zwei andere Bücher sind das unglaubliche Man’s Search for Meaning von Viktor E. Frankl und You Are Not So Smart von David McRaney. Beide Bücher sind für mich absolut essenziell, um im Lot zu bleiben – in einer Welt, die sich ständig verändert, ist das sehr wichtig.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
1986. Es war mein letztes Highschool-Jahr an der Flint Academy in Flint, Michigan. Ich war in der Startaufstellung der Center unseres Basketballteams, das in der C-Klasse spielte. Wir hatten in jenem Jahr eine tolle Mannschaft, und es wurde von uns erwartet, in den Michigan-Playoffs sehr weit zu kommen, im besten Fall sogar die Meisterschaft zu gewinnen. Im Bezirksfinale traten wir gegen Burton Atherton an und gingen davon aus, das gegnerische Team vernichtend zu schlagen, aber sie wendeten eine Taktik an, die uns fremd war. Sie spielten nicht. Sie brachten den Ball ans andere Ende des Spielfelds und passten ihn in hohem Tempo hin und her. Es gab keine Zeitregeln, also ging es ewig so weiter. Wir punkteten nur dann, wenn es uns gelang, ihnen den Ball abzunehmen. Aus irgendeinem Grund beschloss unser Coach, sie gewähren zu lassen. Ich erinnere mich, wie ich mit erhobenen Händen in der Verteidigungszone stand und zusah, wie sie den Ballbesitz hielten und nicht einmal versuchten, einen Korb zu werfen. Ich war frustriert, und jeder Versuch, den ich unternahm, um die Zone zu verlassen, wurde von meinem Coach beanstandet. Die Rechnung der gegnerischen Mannschaft ging auf, weil es mit nur fünf Sekunden Restspielzeit 47:45 für sie stand.
Einer ihrer Spieler machte einen Fehler und warf einen weiten Pass, den ich abfing. Ich versuchte verzweifelt, dribbelnd das Spielfeld zu überqueren. … 5, 4, 3, 2, 1 … unsere einzige Chance auf den Sieg. Ich warf – und verfehlte. Ihre Fans drehten durch, weil es die Sensation des Jahres war. Ich war ein Häufchen Elend und dachte, mein Leben sei zu Ende. Der Coach sagte anschließend vor versammelter Mannschaft, dass ich den entscheidenden Wurf erst gar nicht hätte probieren und den Ball an unseren Star hätte abgeben sollen. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass ich versagt hatte, und ich wurde von meinen Mitschülern und Lehrern verspottet. Ich war am Boden zerstört. Ich machte mich für die Niederlage verantwortlich, die mich wie eine dunkle Wolke verfolgte.
Ich erinnere mich, wie ich einige Tage später, als ich wieder klarer denken konnte, ausnahmsweise alleine in meinem Zimmer war (das ich normalerweise mit meinem Bruder teilte). Als ich schweigend auf meinem Bett saß, zerschnitt ein Gedanke meine Trauer. »Ich habe die Chance ergriffen.« Das war erfrischend, sogar aufregend. »Hey, wenn alles auf dem Spiel steht, hast du deine Zukunft nicht von anderen abhängig gemacht, sondern DEINE CHANCE ERGRIFFEN.« Schlagartig fühlte ich mich frei und gelöst. Ich wusste mit einem Mal, dass ich den Mut aufbringen konnte, zu meinen eigenen Bedingungen zu scheitern. In jenem Augenblick beschloss ich, dass ich für alles in meinem Leben verantwortlich sein würde – und es damit an mir lag, ob ich erfolgreich bin oder nicht. Diese Erkenntnis veränderte mein Leben grundlegend.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum?
»Durch Feiglinge will Gott seine Werke nicht offenbar machen.« – Ralph Waldo Emerson
Ich liebe dieses Zitat, weil es eine Aufforderung ist, seine Angst zu besiegen. Jede große und außergewöhnliche Leistung der Menschheitsgeschichte war nur möglich, weil jemand den Mut dazu hatte. Verdammt, du wirst nicht einmal geboren, wenn deine Mutter nicht den Mut hat, dich auf die Welt zu bringen. Ich wiederhole diesen Satz, wenn ich nervös bin oder mir Sorgen mache. Ich frage mich, was das Schlimmste ist, das passieren kann. Normalerweise lautet die Antwort: »Du könntest dabei sterben.« Dann antworte ich: »Lieber sterbe ich dabei, etwas zu tun, das großartig und erstaunlich ist, als ein sicheres und bequemes Leben zu führen, das ich hasse.« Ich führe oft Selbstgespräche, und dieses Zitat hilft mir, meine Ängste bewusst zu machen und mich ihnen zu stellen. Je mehr man vor seinen Ängsten flieht, umso größer werden sie, aber je mehr man sich ihnen stellt, umso eher lösen sie sich in Wohlgefallen auf.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Intelligenz und Weisheit. Viele glauben irrigerweise, dass diese Begriffe ein und dasselbe bezeichnen, aber das stimmt nicht. Es gibt vielleicht intelligente, aber mit Sicherheit keine weisen Serienmörder. Intelligente Menschen stehen in der Gesellschaft in hohem Ansehen, und nur weil sie intelligent sind, schenkt man ihnen Gehör, aber ich finde diese Tendenz extrem gefährlich. Ich war früher, ebenso wie andere hochintelligente Menschen, in einer christlichen Sekte, aber rückblickend hätte ich – wenn ich weise gewesen wäre – erkannt, dass wir auf dem falschen Weg waren. Intelligenz ist, wenn man einem GPS folgt, geradewegs ins Meer fährt und ertrinkt. Weisheit betrachtet die vorgeschlagene Route, aber wenn diese ins Meer führt, beschließt sie, die Route zu verwerfen und einen neuen, besseren Weg zu finden. Weisheit ist deutlich überlegen.
Ignoriere jeden Rat, der dir sagt, dass du etwas im Leben verpasst. Jeder Fehler, den ich beruflich, in der Ehe oder in anderen persönlichen Belangen begangen habe, war auf meinen Gedanken zurückzuführen, dass ich jetzt dies tun oder mir zulegen müsse, um im Leben voranzukommen. Es ist wie in den meisten Clubs in L.A.: Es geht darum, am Eingang für eine möglichst lange Schlange zu sorgen, während der Club selbst leer ist. Die »Aura der Exklusivität« ist in Wirklichkeit nur ein Synonym für »schlechte Atmosphäre«. Man muss sich nicht auf die Suche machen – man hat schon alles, was man braucht, um das zu tun, was man will.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
»Arbeite hart, um besser als die Konkurrenz zu sein.« In Wirklichkeit ist Konkurrenzdenken das Gegenteil von Kreativität. Wenn ich hart arbeite, um besser als die Konkurrenz zu sein, kann ich nicht kreativ denken, um alle Konzepte der Konkurrenz hinfällig zu machen. Als Footballspieler wurde mir gesagt, ich müsse hart arbeiten, um gegen das andere Team, eine wahrgenommene künftige Bedrohung (neue Mitspieler, das Älterwerden oder mögliche Verletzungen) und sogar meine gegenwärtigen Kollegen zu bestehen. Als Schauspieler hört man, dass man ein bestimmtes Aussehen haben oder bestimmte Dinge tun muss, die man vielleicht nicht billigt, um »konkurrenzfähig« zu bleiben. Diese Denkweise zerstört Menschen. Das ist die Taktik der verbrannten Erde, und jeder hat sich schon einmal verbrannt.
In Wahrheit braucht man den Erfolg jedes Einzelnen in seinem Feld, um selbst erfolgreich zu sein. Kreativität funktioniert ganz anders. Man arbeitet hart, weil man Lust darauf hat, nicht weil man muss. So macht die Arbeit Spaß, und man sprüht tagelang vor Energie, weil das Leben »kein Spiel für Jungspunde« ist. Es ist ein Spiel für inspirierte Menschen . Das Heft hat jeder in der Hand, der inspiriert ist, und es gibt kein spezifisches Alter, biologisches oder wahrgenommenes Geschlecht oder einen bestimmten kulturellen Hintergrund, der das Monopol auf Inspiration hat. Wenn du kreativ bist, läuft die Konkurrenz ins Leere, weil du ein Unikat bist und niemand die Dinge so macht wie du. Du solltest dich also nicht über die Konkurrenz sorgen. Wenn du kreativ bist, kannst du sogar andere motivieren und dir dabei sicher sein, dass ihr Erfolg zweifellos auch dein eigener sein wird.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen?
Ich habe erkannt, dass ich Menschen dauerhaft ziehen lassen musste. Jede Beziehung in meinem Leben, von Familie und Freunden bis hin zu Geschäftspartnern, muss auf freiwilliger Basis erfolgen. Meine Frau kann mich jederzeit verlassen, wenn sie das möchte. Familienangehörige können mich anrufen oder es bleiben lassen. Geschäftspartner können beschließen, nicht mehr mit mir zusammenzuarbeiten, und das alles ist völlig in Ordnung. Aber mir steht dasselbe Recht zu. Wenn ich sage, dass ich bereit bin, ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen, und jemand akzeptiert das nicht, dann haben wir ein Problem. Ich erinnere mich, wie ich den Kontakt zu einem sehr guten Freund einstellte, weil ich mit einigen seiner Verhaltensweisen nicht klarkam. Kurze Zeit später erhielt ich ein Einschreiben, in dem er mir mit einer Millionenklage drohte, weil unsere »Freundschaft« zu Ende war. Das war lächerlich, und das ist es auch heute noch, und deshalb habe ich den Brief eingerahmt – als Mahnung daran, dass es manchmal notwendig ist, Menschen ziehen zu lassen und im Leben voranzuschreiten. Ein Ansatz, den ich benutze, sind imaginäre Enkel. Ich rede ständig mit ihnen. Ich frage sie, wenn ich wichtige Entscheidungen treffen muss und ob ich beispielsweise eine Beziehung fortsetzen soll oder nicht. »Opa, du solltest das nicht tun« oder »Lass diese Leute in Ruhe, sie wirken sich negativ auf uns aus – oder schlimmer noch: Wir werden erst gar nicht geboren.« Diese Augenblicke zeigen mir, dass diese ganze Sache größer ist als ich selbst. Es ist die Erkenntnis, dass es einen »Willen zur Lust«, einen »Willen zur Macht« und – mit den Worten Viktor Frankls – einen »Willen zum Sinn« gibt. Du wirst deinen Kopf für Lust oder Macht nicht hinhalten, sehr wohl aber für einen Sinn. Manchmal muss man seine Clique »ausdünnen«. Eine falsche Person in deinem Kreis kann deine ganze Zukunft zerstören. So wichtig ist das.