»Wir beschweren uns viel zu oft darüber, wie die Dinge sind, und vergessen, dass wir die Macht haben, sie zu ändern.«
BOZOMA SAINT JOHN
ist Chief Brand Officer bei Uber. Bis Juni 2017 war sie Marketingmanagerin bei Apple Music, nachdem das Unternehmen Beats Music gekauft hat, wo sie für das globale Marketing verantwortlich war. Billboard
kürte sie zum »Executive of the Year« 2016 und Fortune
nahm sie in seine »40 under 40«-Liste auf. Fast Company
führte Bozoma unter den »200 Most Creative People«. Bozoma stammt aus Ghana und wanderte mit 14 mit ihrer Familie nach Colorado Springs aus.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten?
Ich mag Song of Solomon
von Toni Morrison. Sie schreibt unglaublich poetisch und dicht. Sie toleriert bei ihren Lesern keine Nachlässigkeit. Neben der unglaublichen Geschichte lernte ich aus diesem Buch, mir Zeit zu nehmen, um die Charaktere auf mich wirken zu lassen, und Passagen noch einmal zu lesen, wenn sie so gehaltvoll waren. Dieses Buch gab ich damals meinem mittlerweile verstorbenen Ehemann zu lesen, als er mich ansprach, weil er mich kennenlernen wollte. Unser erstes Date war quasi eine Buchbesprechung – und er bestand den Test mit fliegenden Fahnen. Zwei Monate später schenkte er mir zum Geburtstag ein Bild – seine gemalte Interpretation des Buches. Da wusste ich, dass ich ihn heiraten wollte. Wer sich auf meine Empfehlung hin die Zeit nahm, ein Werk von Toni Morrison zu
lesen, zu begreifen und zu interpretieren, war auf jeden Fall ein Mensch, mit dem ich viel Zeit verbringen wollte. Diese Erfahrung lehrte mich: Wenn Menschen wirklich Interesse an dir haben, machen sie sich die Mühe, dich zu verstehen. Toni Morrison half mir, hohe Standards zu setzen.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich beobachte gern Menschen. Wenn es darauf ankommt, auch den ganzen Tag. Es ist faszinierend, Passanten zuzuschauen. Man kann so viel über eine Kultur erfahren, wenn man nur beobachtet, wie die Menschen miteinander umgehen. Besonders gut eignen sich dafür Food Courts in amerikanischen Shopping-Malls, Straßencafés in Paris, der Markt von Accra … Mode, Etikette, Zuneigungsbekundungen in der Öffentlichkeit … das alles lernt man kennen und wird als Beobachter zum respektvolleren Teilnehmer dieser Kultur.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Ich schlafe. Oder vielmehr: Ich mache ein Nickerchen. Es gibt kein Dilemma, aus dem mir 20 Minuten Mittagsruhe nicht heraushelfen. Für mich ist das wie ein Aktualisierungsknopf. Ich wache mit klarerem Kopf auf und kann dann besser »aus dem Bauch heraus« entscheiden, weil ich aufgehört habe zu denken. Das Gefühl, mit dem ich aufwache, ist das Gefühl, nach dem ich mich richte.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum? Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst?
Das ist sicherlich: »Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest.« Wir beschweren uns viel zu oft darüber, wie die Dinge sind, und vergessen, dass wir die Macht haben, sie zu ändern. Und es gibt da noch ein Zitat: »I am starting with the man in the mirror« von Michael Jackson. Gleiche Botschaft, anders verpackt.