»Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?«
JESSE WILLIAMS
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JESSE WILLIAMS ist Aktivist, Schauspieler, Unternehmer und ehemaliger Highschool-Lehrer. Er verkörperte Dr. Jackson Avery in der ABC-Erfolgsserie Grey’s Anatomy und spielte in Filmen wie The Butler, The Cabin in the Woods und Band Aid mit. Er ist Mitbegründer des Unternehmens Ebroji und der gleichnamigen mobilen App, einer beliebten kulturellen Sprache und GIF-Tastatur. Er ist Partner und Vorstandsmitglied bei Scholly, einer mobilen App, die schon vielen Studenten dabei geholfen hat, Stipendienzuschüsse in Höhe von insgesamt über 70 Millionen Dollar zu erhalten. Er war Executive Producer des Dokumentarfilms Stay Woke: The Black Lives Matter Movement . Jesse ist Ko-Moderator des auf Sport- und Kulturthemen spezialisierten Podcasts Open Run auf Uninterrupted, ein Medienunternehmen, das von Lebron James und Maverick Carter gegründet wurde. Jesse hat die Produktionsfirma far-Word Inc. gegründet und ist Executive Producer von »Question Bridge: Black Males«, einer Reihe medienübergreifender Kunstinstallationen. Jesses Rede anlässlich der Verleihung des BET Humanitarian Award brachte ihm 2016 internationale Aufmerksamkeit ein.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Guns, Germs, and Steel von Jared Diamond: Dieses Buch half mir, die große Wissenslücke in dem von mir verstandenen Zusammenhang der Erfolge und Misserfolge antiker und moderner Zivilisationen zu schließen. Die vorherrschenden Machtverhältnisse wurden durch bestimmte Hilfsmittel und äußere Umstände möglich, die durch geografische oder klimatische Bedingungen begünstigt werden.
A Confederacy of Dunces von John Kennedy Toole: In der Phase meines Lebens, in der ich auf dieses Buch stieß, verschaffte es mir enorme, wie soll ich sagen, Schadenfreude! Es war wahnsinnig lustig, lebendig und abenteuerlustig. Manchmal ist das alles, was wir brauchen.
Song of Solomon von Toni Morrison: Die inneren Konflikte der Figuren haben mein Leben in der Highschool tief bewegt. Ich kaufte ein zweites Exemplar, »nur für den Fall«, und ich war so dankbar für die Klassengespräche, in denen wir die komplexe poetische Reise der Protagonisten durchgearbeitet haben.
The Souls of Black Folk von W. E. B. Du Bois: Ein Meilenstein der amerikanischen und afroamerikanischen Literatur. Du Bois, ein hervorragender Autor und Soziologe, führte Begriffe wie »doppeltes Bewusstsein« und »Schleier der Rassen« ein, während er untersuchte, was es bedeutet, sich sein Leben lang mit den Augen anderer Völker, Mächte und Kulturen zu sehen.
The Fountainhead von Ayn Rand: Die mutige Zuversicht und Weigerung des Protagonisten, seine künstlerische Vision zu kompromittieren – und damit sich selbst –, war eine faszinierende Erfahrung.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich hatte schon vor langem von Transzendentaler Meditation gehört, habe aber erst in diesem Jahr damit angefangen, und dieser Ansatz hat meine Fähigkeit verändert, in kurzer Zeit meinen Geist zur Ruhe zu bringen und neue Energie zu tanken. Die David-Lynch-Stiftung hat sie so leicht zugänglich gemacht und dabei auf die Strenge bzw. Elemente verzichtet, die viele von uns als abschreckend betrachten, die anfangen wollen, regelmäßig zu meditieren.
Meine Therapie hat mir aufgezeigt, wieso ich bestimmte Denk- und Verhaltensmuster habe. Ich kann mich und das Leben mit einer neuen Ehrlichkeit sehen und entsprechend handeln, und das hilft mir dabei, klarer mit mir selbst und mit anderen zu kommunizieren. Für mich zählt dies zu den wichtigeren Hilfsmitteln, um persönliche Freiheit zu erlangen.
Mein Therapeut arbeitet mit einer psychodynamischen/psychoanalytischen Ausrichtung. Er wendet im Rahmen seiner klinischen Konzeptualisierungen einen psychoanalytischen Ansatz an und hält seinen Ansatz für etwas exzentrisch. Weniger »Hausaufgaben« und eine stärkere Annäherung an die eigentliche Ursache des Problems, und mit der Zeit eine Neuausrichtung an einen Lebensansatz, mit dem man seinem »authentischen Selbst« näher kommt.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt? Welche Fragen stellst du dir?
Ich verliere meinen Fokus in der Regel aus zwei Gründen: wenn ich müde oder abgelenkt bin. Oder beides gleichzeitig. Ich suche dann mein Heil in der Kälte: mit einem Spaziergang bei frischen Außentemperaturen, einem kalten Getränk, einer Dusche. Die Dusche muss nicht kalt sein; der Akt des Duschens an sich ist schon eine Art Reset-Knopf. Wenn ich müde bin, halte ich Mittagsschlaf oder meditiere neuerdings. Wenn das Problem nicht erschöpfungsbedingt ist, schnappe ich mir den Roman, den ich zurzeit lese, und gehe damit auf eine Fantasiereise. Kreative Lektüre stimuliert meine eigene Kreativität. Ich komme auf große Ideen, erinnere mich an etwas, auf das ich reagieren sollte – eine noch unerledigte Aufgabe oder eine Idee für eine eigene Geschichte.
Mein Freund Adepero stellt gerne die Frage: »Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?« Eine gute Frage, finde ich.