»Mein Lieblingsmisserfolg war jedes Mal, wenn ich auf der Bühne als Comedian total versagt habe. Weil ich am nächsten Tag aufgewacht bin und die Welt nicht untergegangen war.«
PATTON OSWALT
ist Stand-up-Comedian, Schauspieler, Stimmkünstler und Autor. Seit mindestens zwei Jahren höre ich im Auto immer wieder sein drittes Comedy-Special, My Weakness Is Strong
. Sehr empfehlen kann ich die Stücke 8 und 9, »Ratten« und »Orgie«. Bekannt ist Oswalt auch für Rollen wie Spence Olchin in der Sitcom The King of Queens
, als die Stimme von Remy im Film Ratatouille
und als mehrere verschiedene Koenigs-Brüder in Agents of S.H.I.E.L.D
. Er hat einen Primetime-Emmy für Outstanding Writing for a Variety Special und mit seinem Stand-up-Special Patton Oswalt: Talking for Clapping
auf Netflix einen Grammy für das Best Comedy Album gewonnen. Oswalt ist Autor der zwei New-York-Times-
Bestseller Silver Screen Fiend: Learning About Life from an Addiction to Film
und Zombie Spaceship Wasteland: A Book by Patton Oswalt
.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum?
Ich glaube, das Buch, das ich am häufigsten verschenkt habe, ist The Enigma of Anger
von Garret Keizer. Es ist eine bemerkenswerte Meditation – andererseits ist das bei allem so, was Garret schreibt. Thema sind die Gefahren und Vorteile davon, die Beherrschung zu verlieren.
Das Buch hat mir durch einige Situationen geholfen, bei denen ich mich vor Zorn problemlos lebendig hätte aufessen können. Und ich vermute, es war ein Sicherheitsnetz für einige meiner, nun ja, leidenschaftlicheren Freunde.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
ChicoBags, wiederverwendbare Einkaufstaschen für Lebensmittel. Man schmeißt einfach ein paar davon hinten ins Auto. Sie sind superrobust, billig und prima dafür, alles Mögliche herumzutragen. Außerdem gutes Gewicht und Balance. Wenn man eine davon mit Dosen-Chili füllt, hat man eine hübsche Keule im Mittelalter-Stil.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Mein Lieblingsmisserfolg war jedes Mal, wenn ich auf der Bühne als Comedian total versagt habe. Weil ich am nächsten Tag aufgewacht bin und die Welt nicht untergegangen war. Ich hatte die Möglichkeit, verdammt nochmal weiterzumachen und besser zu werden. Ich wünsche jedem, der sich in der Kunst versucht, wenigstens einen katastrophalen Misserfolg. Man bekommt dadurch Superkräfte.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das?
»Die da gibt es nicht.«
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Das Jahr, in dem ich am Existenzminimum gelebt und das Ersparte von drei Jahren (was sowieso nicht sehr viel war) aufgebraucht habe, von Sommer ’92 bis Sommer ’93 in San Francisco. Ich stand mindestens einmal pro Abend auf der Bühne und bin in einem Jahr als Comedian um zehn Jahre gewachsen. Ich habe jedes Sicherheitsnetz verbrannt, das ich hatte, während ich Erfahrungen sammelte. Wenn man das durchhält – und ich weiß, dass das vielen Leuten nicht gelingt – und man es irgendwie schafft, von nichts zu leben, dann zahlt sich das fast immer aus.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Meditatives Beladen der Geschirrspülmaschine. Ich liebe es, den Geschirrspüler zu beladen, wenn ich ein Problem durchdenke. Das ist wie Tetris mit Geschirr und Besteck.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Jeden Tag meditieren, zweimal täglich. Einfach meinem Gehirn die Chance geben, sich zum Teufel nochmal auszuruhen und zu erfrischen. Das ist unheimlich hilfreich.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Lass dich eine Weile auf den Scheiß ein. Dein erster Job wird wahrscheinlich nerven, und deine Lebensumstände werden nicht viel besser sein. Genieß die unfertigen Jahre, denn sie werden dich viel schneller eigenständig machen. Ignoriere jeden, der dir sagt, du sollst lieber Sicherheit als Erfahrung suchen.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
Zu Comedians heißt es oft, sie sollen versuchen, eher eine gesellschaftliche Antenne zu haben als einen moralischen oder kreativen Kompass. Aber wenn man versucht zu erraten, was die Massen akzeptieren oder ablehnen werden, führt das fast immer zu Stagnation.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren?
Ich bin bestimmt besser darin geworden, spontan Nein zu sagen, statt lange darüber nachzudenken und zu grübeln. Wenn mich etwas nicht direkt anspricht, dann ist es wahrscheinlich keine Beschäftigung wert. In meinen jüngeren Jahren war das ganz bestimmt noch nicht so. Aber ich werde älter und weiß, was richtig für mich ist und wo ich nichts beizutragen habe. Das muss nicht mal unbedingt heißen, dass etwas, zu dem ich
Nein sage, die Beschäftigung damit nicht wert ist. Es heißt nur, dass es sich nicht lohnt, dass ausgerechnet ich mich damit beschäftige. Das ist ein Unterschied.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Ich meditiere. Ich setze mich 20 Minuten hin und meditiere. Das ist das Beste, was ich je gelernt habe.