»Freundschaft entsteht in dem Augenblick, in dem der eine zum anderen sagt: ›Was? Du auch? Ich dachte, es geht nur mir so.‹«
– C. S. Lewis
ANIELA GREGOREK
FB: tim.blog/happybody (redirect)
thehappybody.com
ANIELA GREGOREK kam mit ihrem Mann Jerzy Gregorek (Seite 136 ) 1986 als politischer Flüchtling zur Zeit der Verfolgung der polnischen Solidarność-Bewegung in die Vereinigten Staaten. Als Profisportlerin errang sie fünf Weltmeistertitel und sechs Weltrekorde im Gewichtheben. 2000 gründeten Jerzy und Aniela das Gewichtheberteam der UCLA und wurden die Cheftrainer. Aniela machte an der Norwich University ihren Master in kreativem Schreiben. Sie schreibt und übersetzt Gedichte aus dem Polnischen ins Englische und aus dem Englischen ins Polnische. Ihre Gedichte und Übersetzungen sind bereits in bekannten Lyrikzeitschriften erschienen. Als Mitbegründerin des Happy Body Program hilft Aniela seit über 30 Jahren Menschen dabei, in die Form ihres Lebens zu kommen. Sie ist Co-Autorin von The Happy Body: The Simple Science of Nutrition, Exercise, and Relaxation .
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Das einzige Buch, das ich immer wieder lese ist Man’s Search for Meaning von Viktor Frankl. Ich habe meine Gedanken, Gefühle und Kommentare schriftlich darin festgehalten. Es ist ein Buch, das ich schon sehr oft verschenkt habe, weil es die Art und Weise verändert, wie man über menschliches Leid und ein würdevolles Leben denkt.
Die meisten von uns versuchen, das Wunder des Lebens und das menschliche Dasein zu begreifen. Wir streben in unserer kurzen Zeit auf dieser Welt nach Bedeutung und etwas Höherem. Viktor Frankl fand seinen Lebenssinn. Seine Beobachtungen über die Reaktion oder das Verhalten in schwierigen Situationen versetzen mich immer wieder in Staunen – wie man sich für Güte und Gnade entscheiden kann oder für Egoismus und Selbstsucht. Nach der Lektüre seines Buches war ich tief ergriffen von den Widrigkeiten und Leiden in Konzentrations- und Arbeitslagern während des Zweiten Weltkriegs. Einer der Überlebenden sagte, dass »die besten von uns es nicht schafften«. …trotzdem Ja zum Leben sagen inspirierte mich dazu, mich am Vermont College mit den Werken jüdischer polnischer Dichter im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu befassen. Sie gehörten einer verlorenen Generation von Dichtern an, und ich wollte ihr Leben und Werk ehren. Im Anschluss trug ich als Mitübersetzerin und Herausgeberin dazu bei, zwei Bände mit ausgewählten Gedichten dieser Autoren zu veröffentlichen.
Mein anderes Lieblingsbuch ist Musicophilia: Tales of Music and the Brain von Oliver Sacks, das mich daran erinnert, dass Musik heilsam ist und mit intensiven Erinnerungen verbunden sein kann. Ich entwickelte ein tieferes Verständnis dafür, dass Musik unsere Stimmung und unser Gehirn beeinflussen kann. Ich spürte den Einfluss der Musik auf die Erinnerungsfähigkeit nach dem Tod meines Bruders. Im Rahmen eines Vortrags für mein Studium des kreativen Schreibens hörte ich die Bachianas Brasileiras Nr. 5 und brach in Tränen aus. Der leise Gesang der Solistin versetzte mich in eine Zeit, in der ich vielleicht zwei oder drei Jahre alt war und meiner Mutter dabei zuhörte, wie sie beim Kochen oder Wäschewaschen auf genau dieselbe Weise sang.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Als wir uns von unserem ersten Haus trennten, fühlte ich mich wie eine Versagerin. Wir hatten ein renoviertes Haus mit Geld gekauft, das wir nach mehreren Jahren mit zehn bis zwölf Arbeitsstunden pro Tag im Fitness-Studio gespart hatten.
Unser monatliches Budget für Essen und andere lebensnotwendige Dinge betrug magere 67 Dollar; wir hatten das Gefühl, den amerikanischen Traum zu leben. Und wir hatten das Haus von unten bis oben selbst renoviert. Unsere Klienten wussten immer, dass wir daran gearbeitet hatten, weil unsere Haare nach Farbe rochen oder noch Farbreste unter unseren Fingernägeln waren.
Acht Jahre später hatte das Northridge-Erdbeben unser Haus wie auch viele andere Häuser in unserer Straße beschädigt. Die Nachbarn zogen weg, die Gegend verwahrloste, der Wert unserer Immobilie sank drastisch. Etwa zur selben Zeit starb meine Mutter völlig unerwartet. Das veranlasste mich dazu, meine Prioritäten im Leben zu überdenken – ich wollte nicht mehr für materielle Dinge arbeiten. Ich dachte an meinen scheinbar unerreichbaren Kindheitstraum, Autorin zu werden und in der Nähe eines Gewässers zu leben.
Mein Mann und ich beschlossen, den finanziellen Verlust hinzunehmen, unser Traumhaus zu verlassen und ganz von vorne anzufangen. Wir zogen nach Marina del Rey, um ein kreativeres und zielgerichteteres Leben zu führen. Jahre später verstand ich, dass mein Ziel, ein Haus zu besitzen, mich nicht befriedigt hätte. In Wirklichkeit wollte ich ein spirituelles Zuhause, einen Ort in mir, an dem ich jederzeit ein Gefühl der Erfüllung erfahren konnte.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum? Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst?
Da habe ich einige:
»Viel und oft zu lachen; die Achtung intelligenter Menschen und die Zuneigung von Kindern zu gewinnen … die Welt ein wenig besser zu verlassen … zu wissen, dass wenigstens das Leben eines Menschen leichter war, weil du gelebt hast; das bedeutet, nicht umsonst gelebt zu haben.« – Ralph Waldo Emerson
»Manche Menschen sehen die Dinge, wie sie sind, und sagen: ›Warum?‹ Ich träume von Dingen, die es nie gab, und sage: ›Warum nicht?‹« – Robert Kennedy
»Freundschaft entsteht in dem Augenblick, in dem der eine zum anderen sagt: ›Was? Du auch? Ich dachte, es geht nur mir so.‹« – C. S. Lewis
»Es ist unmöglich zu leben, ohne bei etwas zu scheitern. Es sei denn, man lebt so vorsichtig, dass man genauso gut gar nicht gelebt haben bräuchte.« – J. K. Rowling
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
»Wenn wir die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.« – Johann Wolfgang von Goethe
Wenn ich in meiner Praxis zum ersten Mal einen Klienten sehe, sehe ich ihn als Endprodukt – wie er in Zukunft sein wird. Jeder Mensch ist wundervoll. Was zwischen ihm und der Person steht, die er sein will, ist seine Bereitschaft, feste Gewohnheiten und Denkweisen zu durchbrechen und eine neue Lebensweise anzunehmen. Ich unterstütze ihn in seinem Streben nach Veränderung und der Befreiung von unerwünschten Gewohnheiten.
Meine beste Investition war es, Geld für Mentoren und meine persönliche Weiterbildung auszugeben. Ich habe Zeit und Energie aufgewendet, um zu lernen, wie ich jeder Person effektiv helfen kann, die durch meine Tür schreitet.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Ich habe einen possierlichen und neugierigen gelb-grünen Wellensittich gekauft, den unsere Tochter »Margarita« genannt hat. Der neue Vogel hat die zwölfjährige »gute Seele des Hauses« ersetzt (wie ich unsere Vögel gerne nenne), die leider verstorben ist.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren?
Ich wurde besser darin, Nein zu Negativität zu sagen. Das erste Anzeichen von Negativität ist Reizbarkeit. Wenn ich sie erkenne, erspare ich mir selbst und meinen Angehörigen viel Leid, indem ich eine Auszeit nehme. Tiefe Atemzüge helfen. Beim Ein- und Ausatmen komme ich zur Ruhe und kann beobachten, welche Gedanken gerade durch meinen Kopf gehen; außerdem sehe ich mein Gegenüber klarer.
Ich mache keine Schuldzuweisungen, beschwere mich nicht und lästere nicht. Ich bringe auch meiner Tochter diese Regeln bei. Wenn ich nichts Positives sagen kann, schweige ich. Das macht mein Leben leichter und glücklicher. In dem Augenblick, in dem ich auf destruktive Verhaltensweisen zurückgreife – Schuldzuweisungen, Beschwerden oder Lästern –, werde ich negativ. Das ist ein Zeichen dafür, dass ich vermeide, wofür ich verantwortlich bin: mein Leben. Negativität ist wie ein Gift. Es vergiftet den Geist und persönliche Beziehungen. Man verhält sich passiv. Wenn man konstruktive Kritik übt mit der Absicht, jemandem zu helfen, an sich zu arbeiten, dann ist man aktiv. Die Art und Weise, wie ich meine Botschaft vermittle, ist wichtig, weil ich ja nicht die Absicht habe, mein Gegenüber zu kränken oder persönlich anzugreifen. Wenn ich sehe, wie die Negativität durch jemanden durchbricht, mit dem ich interagiere, ob es nun ein Klient oder Freund ist, zeige ich dieser Person den Weg zu positiven Lösungen auf.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Zuerst dachte ich ja, dass ich keine ausgefallenen Gewohnheiten habe. Also fragte ich meine Tochter Natalie, weil Kinder solche Dinge besser wissen als ihre Eltern. Sie sagte: »Mama, du bist die normalste Person, die ich kenne. Aber du machst manchmal seltsame Dinge, wie zum Beispiel die Sache mit den Gläsern.«
Sie bezieht sich auf unser Restaurantglas, Glücksglas und viele andere Gläser. Mein Mann, meine Tochter und ich sind sehr willensstarke Personen mit klaren Vorlieben, und das Restaurantglas entstand nach einem Streit. Immer wenn wir uns darüber unterhielten, wo wir essen gehen wollten, konnten wir uns nicht einigen und stritten so lange, bis uns der Appetit vergangen war. Das war nicht lustig. Dieselbe Situation trat ein, als wir uns für eine Wochenendbeschäftigung entscheiden mussten.
Ich rief meine Familie zusammen und gab jedem einen Stift und Post-it-Zettel, auf die wir unsere Ideen aufschrieben. Es machte Spaß zu sehen, was meiner Familie alles einfiel. Mein Mann und meine Tochter stellten fest, dass sie eigentlich dieselben Orte und Aktivitäten mochten. Normalerweise war ich diejenige, die neue Ideen einführte, die aber oft auf Widerstand stießen. Mit den Gläsern hatte ich nun also die Gelegenheit, Dinge und Aktivitäten einzuführen, mit denen ich gerne experimentieren und die ich gerne ausprobieren würde.
Mit den Gläsern verschwand die Notwendigkeit, Druck, Manipulation oder Überredungskunst anzuwenden. Heute verschwenden wir keine Zeit mehr damit, einfache Entscheidungen zu zerreden, wir ziehen einfach einen Zettel aus dem Glas, und alle sind mit der Entscheidung zufrieden (oder nehmen sie zumindest hin).
Das Glücksglas wurde eingeführt für jene Situationen, in denen wir als Familie eine schwere Zeit durchmachen. Wir dachten uns eine Reihe von Dingen aus, die uns allen Spaß bereiten – ganz einfache Dinge wie unsere Hündin Bella baden oder Kartoffel-ZucchiniPfannkuchen backen.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Wenn ich mich unkonzentriert fühle, hilft es mir am meisten, in der Natur spazieren zu gehen. Wenn ich mich in der Nähe von Wasser aufhalte, hat das eine beruhigende Wirkung auf mein Nervensystem und der Rhythmus der wogenden Wellen entspannt mich. Zwischen Bäumen spazieren zu gehen hat eine ähnliche Wirkung. Im Japanischen gibt es den Begriff »im Wald baden«; das bedeutet, dass man zwischen Bäumen lustwandelt und sich mit der Kühle, dem Duft und der Stille der Natur umgibt. Ich fühle mich dann erfrischt, gereinigt und neu beseelt.
In der Natur erlebe ich das Gegenteil von dem, was mir bei der Sitzmeditation widerfährt. Manchmal versuche ich meinen Geist zu bändigen und mich auf meine Transzendentale Meditation zu konzentrieren, die ich seit vielen Jahren praktiziere, nur um dann festzustellen, dass die erzwungene Ruhe die innere Unruhe nur verschlimmert. Dann fühle ich mich müder und gestresster als zuvor – und wende mich der Natur zu. Ich habe das Gefühl, dass die Natur mich meditiert.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich habe vor kurzem meine Überzeugungen über das Älterwerden und Muttersein verändert. Mit 25 Jahren dachte ich bereits, dass ich alt sei und alles bergab gehe, aber dann nahm mein Leben einige unerwartete Wendungen. Ich emigrierte in die USA, lernte eine neue Sprache, fing mit dem olympischen Gewichtheben an, machte einen Master in kreativem Schreiben und wurde Autorin und Übersetzerin. Ich entwickelte das Happy Body Program, ein Konzept, das meine Lebensaufgabe und mein Lebenswerk geworden ist. Mit 45 Jahren hatte ich das große Glück, ein Kind zu bekommen. Der Schlafmangel und die nervliche Belastung, die die Kinderpflege mit sich bringt, noch dazu ohne Angehörige in meiner unmittelbaren Umgebung, ließ mich um Jahrzehnte altern. Als meine Tochter allerdings älter wurde, fing ich an, meine innere Mitte als Mutter zu entdecken, und lernte, wie ich mich nicht nur um sie, sondern auch um mich selbst kümmern konnte. Jetzt bin ich 58 Jahre alt, meine Tochter ist 13, und ich blicke voller Freude und Zuversicht in die Zukunft. Ich sehe das Älterwerden aus zwei Perspektiven, weil ich einerseits meiner Tochter dabei zusehe, wie sie zur Frau heranreift, während ich mit einem Lebensstil älter werde, der mich jung hält.