»Als ich jünger war, war ich nicht ›undankbar‹, ich nahm mir nur nie die Zeit, darüber nachzudenken, was alles gut lief. Jetzt mache ich jeden Morgen eine Dankbarkeitsübung.«
TURIA PITT
TW/IG: @TuriaPitt
turiapitt.com
TURIA PITT ist eine der am meisten bewunderten und bekannten Persönlichkeiten Australiens. 2011 war Turia mit 24 Jahren ein Ex-Model, Fitnessjunkie und eine erfolgreiche Bergbau-Ingenieurin, als sie an einem 100-Kilometer-Ultramarathon in Westaustralien teilnahm und in ein Buschfeuer geriet. Sie war mehr tot als lebendig, als sie mit einem Hubschrauber aus der entlegenen Wüstenregion evakuiert wurde, und erlitt Verbrennungen dritten Grades, die 64 Prozent ihrer Körperoberfläche betrafen. Sie überlebte und kämpfte sich ins Leben zurück. Turia nahm Ende 2016 an der Ironman World Championship in Kona, Hawaii, teil und schrieb ihre Memoiren Everything to Live For: The Inspirational Story of Turia Pitt . Ihr beliebter TEDx-Vortrag »Unmask Your Potential« beschreibt ihren unglaublichen Triumph trotz überwältigender Widrigkeiten.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Mein persönliches Lieblingsbuch ist The Map That Changed the World von Simon Winchester. Ein Kanalgräber (William Smith) zeichnete die erste geologische Karte von England und Wales. Man würde meinen, dass ihm dafür höchste Ehren und Anerkennung zuteilwurden, aber stattdessen wurde er als Ketzer beschimpft und ins Gefängnis geworfen. Die meisten Leute, die ich kenne, sind nicht so fasziniert von Geologie wie ich (ich war früher eine Bergbau-Ingenieurin), deshalb versuche ich Bücher zu verschenken, die auf die Interessen der entsprechenden Person zugeschnitten sind.
Wenn jemand am Laufen interessiert ist, schenke ich ihm Born to Run von Christopher McDougall. Wenn jemand seine Finanzen verbessern will, schenke ich ihm The Barefoot Investor von Scott Pape. Wenn jemand mehr über mich erfahren will, gebe ich ihm meine Autobiografie, und wenn er sich zu philosophischen Themen hingezogen fühlt, würde ich Viktor Frankls Man’s Search for Meaning wählen.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Es hat mich zwar mehr als 100 Dollar gekostet, hat mein Leben aber vollkommen verändert. Ich habe mir vor einigen Monaten am Flughafen Beats-Solo3 -Kopfhörer gekauft. Sie sind klasse! Ich verwende sie gerne in Kombination mit der App Brain.fm – die mir hilft, mich zu sammeln und auf eine bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Wenn ich mich an die »Maximal 100 Dollar«-Regel halte, schätze ich, dass die Brain.fm-App mein Leben ebenfalls verändert hat. Sie hilft mir dabei, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich benutze sie täglich.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Ich habe im Laufe meines Lebens schon viel Mist gebaut, ich kann schon gar nicht mehr mitzählen! Ich schuldete dem Finanzamt einmal viel Geld (das ich mittlerweile nachgezahlt habe). Ich habe einmal 10.000 Dollar für einen Vortragscoach ausgegeben und dann festgestellt, dass ich ihn gar nicht gebraucht hätte. Ich bin als Referentin zu Konferenzen geflogen … und stellte vor Ort fest, dass ich in der falschen Stadt war. Ich schaute bei einer Gala einmal zu tief ins Glas und blamierte mich vor allen Anwesenden.
Keines dieser Ereignisse führte zu etwas Gutem, aber sie brachten mir bei, dass es in Ordnung ist, hin und wieder einmal einen Fehler zu machen. Denn weißt du was? Die Welt dreht sich trotzdem weiter. Misserfolge sind im Leben nützlicher als Erfolge. Ich habe nie etwas aus einem Erfolg gelernt. Das ist beinahe … zu leicht. Fehler hingegen zeigen mir meine Schwächen auf. Aus dieser wertvollen Erfahrung kann man etwas lernen und sich verbessern.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich übe mich in Dankbarkeit. Als ich jünger war, war ich nicht »undankbar«, ich nahm mir nur nie die Zeit, darüber nachzudenken, was alles gut lief. Jetzt mache ich jeden Morgen eine Dankbarkeitsübung, täglich, und manchmal sogar mehrmals am Tag. Ich mache keine Wissenschaft daraus, ich weiß nur, dass ich mich dann besser fühle. Ich glaube nicht an Patentrezepte, aber ich weiß, dass das eine sehr effektive Methode ist, um seine Stimmungslage umgehend zu verändern.
[Und so sieht es aus:] Zunächst greife ich auf meine Dankbarkeits-Playlist bei Spotify zu und wähle ein Lied aus der Liste. Aktuell besteht sie aus neun Liedern:
1. »Breathturn« von Hammock
2. »Your Hand in Mine« von Explosions in the Sky
3. »Devi Prayer« von Craig Pruess und Ananda
4. »Horizon« von Tycho
5. »Recurring« von Bonobo
6. »Hanging On« von Active Child
7. »Long Time Sun« von Snatam Kaur
8. »Angels Prayer« von Ty Burhoe, James Hoskins, Cat McCarthy, Manorama und Janaki Kagel
9. »Twentytwofourteen« von The Album Leaf
Dann denke ich an drei Dinge, für dich ich zutiefst dankbar bin. Ich habe festgestellt, dass ich besser damit zurechtkomme, wenn ich sehr konkret bin. Statt für »meine Mutter« dankbar zu sein, danke ich ihr eher dafür, »dass sie mir gestern eine Spinatpastete gemacht hat«. Statt an »meinen Partner« zu denken, könnte ich zum Beispiel daran denken, »dass ich gestern mit meinem Partner laufen war«. Heute Morgen war ich dankbar für:
1. Meinen ungeborenen Sohn, der mir in den Bauch trat.
2. Kaffee.
3. Den Sonnenaufgang, dem ich zugesehen habe.
Wenn ich diese Übung konsequent und ernsthaft praktiziere (und sie nicht einfach nur gedanklich abspule – Musik hilft mir dabei, in die richtige Geistesverfassung zu kommen), weine ich normalerweise vor Dankbarkeit. Wenn ich im Laufe des Tages frustriert bin oder mich ärgere, wiederhole ich diese Übung manchmal, um mich zu erden.