»Mut vor Bequemlichkeit.«
DR. BRENÉ BROWN
ist Forschungsprofessorin am Graduate College of Social Work der University of Houston. Ihre Rede über »Die Kraft der Verletzlichkeit« bei der Konferenz TEDx Houston im Jahr 2010 wurde mehr als 36 Millionen Mal abgerufen und gehört zu den fünf am häufigsten angesehenen TED-Reden der Welt. Die vergangenen 14 Jahre hat Brown damit verbracht, Verletzlichkeit, Mut, Ehrenhaftigkeit und Scham zu erforschen. Außerdem hat sie die New York Times
-Bestseller Daring Greatly, The Gifts of Imperfection, Rising Strong
und Braving the Wilderness: The Quest for True Belonging and the Courage to Stand Alone
geschrieben.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Ich verschenke sehr viele Bücher. Auf meiner Favoritenliste steht unter anderem The Dance of Anger
von Harriet Lerner (sehr hilfreich für Paare, die sich in einem »Ich schreie und er/sie macht zu«-Zyklus befinden) und ihr neues Buch Why Won’t You Apologize?
(wie sich zeigt, sind die meisten von uns sehr schlecht darin, sich zu entschuldigen – mich hat das wirklich verändert). Sehr gut für junge Eltern finde ich die Positive-Disziplin-Serie von Jane Nelsen (sie hilft Kindern wie Eltern) und die Touchpoints-Serie von T. Berry Brazelton (man kann seine Kinder nicht wirklich anleiten, wenn man nicht versteht, was in ihrer Entwicklung passiert). Ich kaufe mehrmals im Jahr Bücher für jedes Mitglied meines Teams. Als Nächstes lesen wir Stretch
von Scott Sonenshein und Lead Yourself First
von Raymond Kethledge und Mike Erwin.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum?
»Mut vor Bequemlichkeit.« Nur eine einfache Erinnerung daran, dass nichts Bequemes daran ist, mutig zu sein. Jeder möchte kühn sein, aber niemand verletzlich.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Das ist leicht: mein drei Meter langes iPhone-Ladekabel von Native Union und der Lippen-Pflegestift Fierce von Tata Harper.
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Das Identifizieren von Problemen ist stets eine gute Investition von Zeit, Geld und Energie. »Wenn ich eine Stunde hätte, um ein Problem zu lösen, würde ich 55 Minuten über das Problem nachdenken und 5 Minuten über die Lösung«, hat Einstein einmal gesagt. Es fühlt sich unangenehm an, Zeit und Ressourcen aufzuwenden, um herauszufinden, was genau das Problem ist – wir wollen uns viel zu schnell an die Lösung machen. Die meisten von uns kämpfen damit, dass sie zu sehr zum Handeln neigen und sich wirklich schwer damit tun, bei der Problem-Identifikation zu bleiben. Ich habe festgestellt, dass es keine bessere Investition gibt, als sich darüber klar zu werden, was falsch läuft und warum das ein Problem ist. Das gilt im Privatleben wie bei der Arbeit.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Schlafen. Ernährung, Sport und Arbeitsmoral haben keine Chance gegen Schlafen, wenn es darum geht, grundlegend zu verändern, wie man lebt, liebt, sich um seine Kinder kümmert und Menschen führt.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt? Welche Fragen stellst du dir?
Es sind immer dieselben Fragen:
1.
Schlafen?
2.
Trainieren?
3.
Gesundes Essen?
4.
Bin ich gereizt, weil ich eine Grenze nicht setze oder verteidige?
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Einer meiner größten Fehler war, dass ich nicht verstand oder im Griff hatte, wie sehr ich mich bei meinen geschäftlichen Aktivitäten selbst einbringen wollte oder musste. Ich habe mir frühzeitig die Überzeugung zugelegt, dass ich einfach »Ideen downloaden« konnte und dass unsere Super-Teams diese Ideen umsetzen würden, während ich verschwand, um mich um andere Sachen zu kümmern. Ich wollte das glauben, weil meine Zeit so knapp ist. Ich forsche, schreibe, halte Vorträge, organisiere Führungsprogramme, leite drei Unternehmen und verteidige unverhandelbare Grenzen für die Zeit mit meiner Familie. Das hat nicht funktioniert. Ich habe die besten Leute der Welt – sie sind engagiert, kreativ und intelligent. Aber Ideen herunterzuladen ist keine Führung. Die eigentliche Arbeit steckt in ständiger Wiederholung, im Berücksichtigen von Rückmeldungen von Kunden, im Lösen von Problemen, im Herausfinden, wann man nach vorn drängen und wann sich zurückziehen sollte, und darin, jedem dabei zu helfen, sich nach einem Rückschlag zu erholen und zu lernen. Ich will und muss an all dem beteiligt sein. Ich will darüber streiten, wie wir einen Karton packen und die Nachricht darin gestalten. Ich will die Fotos sehen, die wir auf der Website verwenden – finden sie emotional Anklang und sorgen sie für eine Verbindung? Dass ich oft abwesend war, führte zu unnötigen Frustrationen für uns alle und ironischerweise auch zu Mikromanagement in seiner schlimmsten Form durch mich. Heute verbringe ich am Anfang eines Projekts viel Zeit mit den Teams, um zu definieren, wie »fertig« aussieht, und einmal pro Woche nehme ich an ihren Treffen teil. Die Leiter der Teams können mich auf Slack kontaktieren. Außerdem hat unser Roundup-Team daran gearbeitet, dass es bei jedem Mitglied eine gute Übereinstimmung zwischen Verantwortung und Autorität gibt. Man kann diese Veränderung spüren. Wir werden produktiver und effektiver, als wir je zuvor waren, und wir haben Spaß dabei. Wichtigste Lektion: Magisches Denken ist unglaublich gefährlich und wird dich mehr Zeit, Geld und Energie kosten, als es je kosten wird, sich in etwas zu vertiefen.