»Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst auf jeden Fall recht behalten.«
– Henry Ford
FEDOR HOLZ
gilt weithin als bester Pokerspieler der Welt. Im Juli 2016 gewann er sein erstes World-Series-Armband im $111.111 High Roller for One Drop mit 4.981.775 US-Dollar. Von PocketFives wurde er 2014 und 2015 als bester Online-Turnierspieler bezeichnet. Durch Live-Events nahm er mehr als 23,3 Millionen US-Dollar ein. Fedor ist Mitgründer und CEO von Primed, einem Start-up und Investmentunternehmen mit Sitz in Wien. Sein erstes Produkt ist Primed Mind, eine Coaching-App, die dem Nutzer dieselben Visualisierungs- und Zielsetzungstechniken vermittelt, die zur Schulung der besten Poker-Phenoms der Welt eingesetzt werden.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Man’s Search for Meaning
von Viktor E. Frankl. Wie er sein Leben in den Todeslagern der Nazis beschreibt, als alle Menschen, die er liebte, verschwanden, hat mich nachhaltig beeinflusst – vor allem im Hinblick darauf, wie ich meine Zeit verplane. Ich schlussfolgerte [daraus], dass wir Leid nicht vermeiden können, aber wir haben es in der Hand, wie wir damit umgehen – und wir brauchen unbedingt einen Sinn im Leben.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Für mich war ein Original-Deuserband eine richtige Offenbarung. Vor allem, wenn ich stundenlang gesessen habe, fühlt es sich gut an, Arme und Rücken zu dehnen – und es verbessert die Haltung.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Mein »Lieblingsmisserfolg« ist, dass ich mit 18 nach neun Monaten mein Studium geschmissen habe, um mich ganz aufs Pokern zu konzentrieren. Damals machten sich meine Familie und die meisten Menschen in meinem Umfeld große Sorgen um mich und meine Zukunft. Nachdem ich neun Monate lang halbherzig gespielt hatte, kündigte ich meine Wohnung, trennte mich von meinen Besitztümern und reiste um die Welt, um mich voll aufs Pokern zu fokussieren. Auf Reisen lernte ich zwei großartige Typen kennen, zog in Wien mit ihnen zusammen und verdiente in den nächsten neun Monaten mit Online-Poker meine erste Million.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum?
»Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst auf jeden Fall recht behalten.« – Henry Ford.
Das ist offen gestanden mein absolutes Lieblingszitat. Meine wichtigsten Werte im Leben sind eine positive Grundeinstellung, die Konzentration auf die eigenen Prioritäten und das leidenschaftliche, entschlossene Streben, Ziele zu erreichen.
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Ich investiere nur in Menschen, an die ich wirklich glaube. Ich habe zigtausend Dollar in meine engsten Pokerfreunde investiert und Millionen daraus gemacht. Sie gehören inzwischen zu den Besten in der Branche.
Es gibt ganz verschiedene Deals und Strukturen. Generell hat man zwei Möglichkeiten: Erstens langfristige Einsätze: Das bedeutet, man finanziert jemanden und teilt den Gewinn 50/50. Man spielt solange, bis man im Plus ist. Zweitens Anteile kaufen: Dabei kauft man 50 Prozent der Action in einem Turnier für 50 Prozent plus x Prozent Bonus (»Markup« genannt) auf den Buy-in. Das habe ich oft gemacht und war sehr erfolgreich damit. Es ist vergleichbar mit einer
Sportwette. Man nimmt den ROI eines Spielers in einem Turnier an und muss den »Rake« einkalkulieren, also dem Spieler etwas mehr zu zahlen: das Markup. Die meisten Spieler verlangen ein Markup, weil sie davon ausgehen, dass sie gewinnen und diesen potenziellen Gewinn mit den Investoren teilen wollen. Ist er zu hoch, dann verliert man aber langfristig Geld, selbst wenn der Spieler gewinnt. Im Idealfall wird fair zwischen Spieler und Buyer geteilt. 50 Prozent waren ein Beispiel, es könnte aber auch ein beliebig anderer Betrag sein. Mein größter Gewinn war, als ich aus 2.500 Dollar in einem Turnier durch einen sehr guten Freund 750.000 Dollar gemacht habe.
Abgesehen davon habe ich immer viel Geld für alle möglichen Erfahrungen ausgegeben – und selten für materielle Dinge.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich kann besser denken, wenn meine Hände etwas zu tun haben. Deshalb spiele ich ständig mit irgendetwas herum – einem Würfel, einem Spinner, einem Ball oder einem [kleinen, mit Mikroperlen gefüllten Nacken-]Kissen.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Vor allem in letzter Zeit merke ich verstärkt, wie wertvoll es ist, die richtigen
Fragen zu stellen. Vielfach kratzen wir nur an der Oberfläche, indem wir Phrasen dreschen. Tiefer zu graben und herauszufinden, warum
sich jemand so oder so verhält und was ihn oder sie motiviert, hat für mich immer mehr Bedeutung. Vor allem im Gespräch vermittelt es allen Beteiligten eine ganz andere Perspektive, wenn man jemanden fragt, wie er sich wirklich fühlt und warum er sich so oder so verhalten hat.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
»Du musst nur immer weiterspielen.« Beim Pokern geht es um viel mehr als nur darum, dauernd zu spielen. Versuch, all die vielen Facetten zu begreifen und lass deinem Kopf Zeit, sich zu erholen, indem du dir frei nimmst und Dinge tust, die dir Spaß machen. Es geht dabei um viel Geld, deshalb muss man unbedingt frisch und ausgeruht sein. Übertreib es nicht.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Ich arbeite mit meinem Mental-Coach Elliot Roe und/oder ich verwende unsere App Primed Mind. Nach zehn Minuten bin ich dann wieder in Form, erholt und in der Verfassung, mich auf anstehende Herausforderungen zu fokussieren.