»Fast jeder Ratschlag, den Autoren von angeblichen Experten bekommen, ist falsch.«
BRIAN KOPPELMAN
TW/IG: @briankoppelman
briankoppelman.com
BRIAN KOPPELMAN ist Drehbuchautor, Schriftsteller, Regisseur und Produzent. Vor der von ihm entwickelten und produzierten (und mitverfassten) Hit-Fernsehserie Billions wurde er bekannt als Co-Autor von Rounder’s und Ocean’s Thirteen sowie als Produzent von The Illusionist und The Lucky Ones . Er hat bei Filmen wie Solitary Man mit Michael Douglas in der Hauptrolle Regie geführt. Außerdem ist Koppelman Moderator des Podcast The Moment . Eine meiner Lieblingsfolgen darin ist die mit John Hamburg, der unter anderem Drehbuchautor und Regisseur von I Love You, Man sowie der Drehbuchautor von Meet the Parents ist. Die Sendung ist wie eine Filmhochschule und ein Magisterstudium im Drehbuch-Schreiben, zusammengefasst in einem einzigen Gespräch.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Die folgenden Bücher habe ich am häufigsten verschenkt oder empfohlen. Sie alle haben eine entscheidende Rolle in meinem Leben gespielt.
What I Talk About When I Talk About Running von Haruki Murakami
The Artist’s Way von Julia Cameron
Awaken the Giant Within von Tony Robbins
City of Thieves von David Benioff
Ich weiß, das sind vier Bücher, aber es lohnt sich, über jedes davon ein wenig zu erzählen. Das Buch von Murakami ist die beste Zusammenfassung über die Konzentration, das Engagement und das Gefühl einer Mission, die man braucht, um ein hervorragender Künstler zu werden. Vordergründig schreibt er über sein Leben als Jogger – und er ist weithin als hervorragender Langstreckenläufer anerkannt. Eigentlich aber geht es in dem Buch darum, alles wegzulassen, was man nicht braucht, um sein Ziel zu erreichen. Es ist ein rigoroses, inspirierendes Buch, das den Leser herausfordert, sich zu steigern. Außerdem ist es ein hervorragendes Sachbuch von dem in meinen Augen besten Romanautor der Welt.
The Artist’s Way enthält das beste Werkzeug zum Lösen von Blockaden, dem ich je begegnet bin. Wenn du tief in deinem Inneren das Gefühl hast, vor deinem eigentlichen Sinn davonzulaufen, wird dir dieses Buch beim Durchbruch helfen.
Die Bücher von Tony Robbins waren schon immer nützlich für mich. Das ist einer der Gründe dafür, warum mein kreativer Partner David Levien und ich I am Not Your Guru produziert haben, eine Dokumentation über Robbins. Dieses Buch war das erste, das ich von ihm gelesen habe, und es hat dazu geführt, dass ich mir entscheidende Fragen über die Geschichten stellte, die ich mir selbst erzählte und die mein Wachstum behinderten. Ich kenne niemanden, der nicht davon profitieren würde, ein bisschen Tony Robbins zu lesen.
Und zuletzt City of Thieves von Benioff. Dieses Buch ist eine reine Freude. Romane haben einen echten Nutzen, auch wenn Hochleister das immer wieder vergessen. Er liegt darin, dass sie den Leser innerlich aufrütteln, verunsichern und zwingen, sich mit etwas auseinanderzusetzen, für das es keine einfache Lösung gibt. Dieses Buch leistet all das und macht obendrein Spaß. Ich habe es schon 100 Leuten geschenkt. Alle haben mir dafür gedankt und es dann selbst mehrmals verschenkt.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Eine Zeitlang haben wir pro Jahr eine Pilot-Idee an einen Premium-Kabelsender verkauft. Wir erzählten ihnen unsere Idee, bekamen Geld, um ein Drehbuch dafür zu schreiben, und lieferten es ab, nur um dann vom Sender zu hören, dass er derartige Serien nicht mehr produzieren wolle. Jedes Mal, wenn er eines von diesen Drehbüchern ablehnte, bin ich gestorben. Ich habe mich in jede der Serien verliebt und gesehen, wie man sie realisieren könnte, aber sie gehörten mir nicht mehr. Das letzte Mal, als das passierte, tat es auf eine andere Weise weh – so, dass man sich aufrichtet und sagt: nie wieder! Als wir also das nächste Mal eine Idee für eine tolle Serie hatten, beschlossen wir, das Drehbuch dafür gleich zu schreiben, statt sie im Voraus zu verkaufen. Die Idee dabei war, dass wir besser verhandeln könnten, wenn jemand das fertige Pilot-Skript kaufen möchte, und dass wir vielleicht auf einer Realisierung bestehen könnten. Wie sich zeigte, war diese nächste Idee dann Billions .
[Bei Billions spielten letztlich Paul Giamatti und Damian Lewis die Hauptrollen, ausgezeichnet mit den Film-Preisen Emmy und Golden Globe. Als Exklusiv-Programm auf dem Sender Showtime hatte die Serie das beste Debüt aller Zeiten, und vor kurzem wurde eine dritte Staffel in Auftrag gegeben.]
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Tischtennis. Ich liebe absolut alles an diesem Spiel. Das Gefühl, das es in mir auslöst, ist sehr gut in Sizzling Chops and Devilish Spins von Jerome Charyn beschrieben. Ich weiß, dass Tischtennis wie ein blödsinniger Sport wirken kann, aber wenn man dabei ist, erlebt man genau das Gegenteil. Man bewegt sich schnell, braucht eine gute Strategie, muss seine Angst kontrollieren, alles in seine Schläge legen und dann zurückspringen und bereit sein für den nächsten Schlag, sobald man den Ball getroffen hat. Ich spiele seit fast einem Jahr vier- oder fünfmal pro Woche, und ich würde mir nur wünschen, ich wäre schon vor Jahren so intensiv eingestiegen.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Mein Tischtennis-Schläger, ein Butterfly Petr Korbel. Als ich ihn gekauft habe, wusste ich, dass ich mich wirklich auf das Tischtennis-Training stürzen wollte. Ich habe das Spiel schon immer geliebt und mir immer gesagt, dass ich eines Tages versuchen will, gut darin zu werden. Dass ich den Schläger gekauft habe, sagte mir, dass dieser Tag gekommen war.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
Fast jeder Ratschlag, den Autoren von angeblichen Experten bekommen, ist falsch. Denn fast immer wird dem Nachwuchs gesagt, er solle irgendwelche Berechnungen zur Vermarktbarkeit anstellen, bevor er sich ans Schreiben macht. Bei Sachthemen kann das schon sinnvoll sein. Aber meine Sache ist das nicht. Für Künstler ist das Wichtigste totales Engagement. Also sage ich Autoren immer, dass sie ihrer Neugier, ihren Leidenschaften und dem folgen sollen, was sie fasziniert.