»Du lernst das Geheimnis dieses Geschäfts, und es lautet, es gibt kein Geheimnis. Sei du selbst.«
LARRY KING
TW: @kingsthings
ora.tv/larrykingnow
LARRY KING wurde von TV Guide als »der bemerkenswerteste Talkshow-Moderator der Fernsehgeschichte« und vom Time-Magazine als »Meister des Mikrofons« bezeichnet. In mehr als einem halben Jahrhundert Fernsehen hat er mehr als 50.000 Interviews geführt, darunter exklusive Gespräche mit jedem US-Präsidenten seit Gerald Ford. Larry King Live hatte sein Debüt auf CNN im Jahr 1985 und lief dann 25 Jahre lang. King, auch als »Muhammad Ali des Fernseh-Interviews« bezeichnet, wurde in fünf der wichtigsten Rundfunk-Ruhmeshallen der USA aufgenommen und hat sowohl einen Emmy für seine Lebensleistung als auch den angesehenen Al Neuharth Award for Excellence in the Media erhalten. Mit seinen Radio- und Fernseh-Shows hat er außerdem den George Foster Peabody Award für Exzellenz im Rundfunk gewonnen. Er ist der Autor mehrerer Bücher, darunter seine Autobiografie My Remarkable Journey . Derzeit moderiert King die Sendung Larry King Now , produziert von Ora TV.
Anmerkung von Tim Ferriss: Mein Freund Cal Fussman (TW: @calfussman , calfussman.com ) hat einen New York Times -Bestseller geschrieben und ist beim Esquire -Magazin der Hauptautor der Interview-Reihe »What I Learned«. Er hat Dutzende Menschen interviewt, die Einfluss auf die moderne Kultur hatten, darunter Michail Gorbatschow, Muhammad Ali, Jimmy Carter, Ted Kennedy, Jeff Bezos und Richard Branson. Außerdem frühstückt er fast jeden Morgen in L.A. zusammen mit Larry King. Weil der manchmal schwierig zu kriegen ist und ich ihn trotzdem unbedingt in diesem Buch haben wollte, war Cal so freundlich, ihn für mich zu befragen. Außerdem wollten wir uns auf einige der Geschichten von Larry King konzentrieren, also wirst du bemerken, dass das Format und die Fragen in diesem Fall etwas anders sind. Danke, Cal und Larry!
Larry Kings erster Morgen als Moderator:
Es ist Montagmorgen, der 1. Mai 1957. Ich fahre um etwa 6 Uhr morgens los, um 9 Uhr gehe ich auf Sendung. Mein Onkel umarmt und küsst mich. Es war ein warmer, schwüler, sonniger Morgen in Miami Beach. 41st Street Nr. 8, direkt gegenüber von der Polizeiwache. Die wollte ich vergangenes Jahr übrigens nochmal besuchen. Sie ist jetzt eine andere Wache.
Jedenfalls, ich gehe hinein, und gegen 8 Uhr kommt eine Sekretärin und sagt Hallo zum Nacht-Moderator und gibt mir einen Stapel Unterlagen. Ich bin bereit, und Marshall [Simmons, der Geschäftsführer] sagt, »Komm mal in mein Büro«, ungefähr um Viertel vor Neun.
Und er sagt, »Das ist dein erster Tag auf Sendung, ich wünsche dir alles Gute.« Und ich sage, »Danke«. »Welchen Namen willst du nehmen?«, fragt er mich. »Wovon sprichst du?« »Naja, Larry Zeiger« – so hieß ich – »wird nicht funktionieren.« Heute würde er funktionieren. Heute würde jeder Name funktionieren. Engelbert Humperdinck. Jeder Name würde funktionieren.
Er sagt also, er wird nicht funktionieren, er klingt etwas zu ethnisch. Und die Leute werden nicht wissen, wie man das ausspricht, und wir müssen deinen Namen ändern.
Ich sagte, »Ich gehe in zwölf Minuten auf Sendung.« Er sagte, »Nun ja …« Vor ihm lag aufgeschlagen der Miami Herald , für den ich später eine Kolumne schrieb. All diese Sachen sind wie Wunder. Jedenfalls war in der Zeitung eine Anzeige für King’s Wholesale Liquor auf der Washington Avenue. Er schaute drauf und sagte, »Wie wär’s mit Larry King?«
Ich sagte, »Okay, das hört sich gut an.« So habe ich also einen neuen Namen bekommen. Kurz bevor ich auf Sendung ging.
9 Uhr.
Ich starte die Schallplatte, [summt] ich blende die Musik aus, schalte das Mikrofon an, und nichts kommt heraus.
CF: Nichts kommt aus deinem Mund?
LK: Nichts. Ich regle die Musik wieder hoch, runter, hoch, wieder runter, und ich bin in Panik. Ich schwitze. Ich schaue auf die Uhr und sage zu mir wortwörtlich, »Ich kann das nicht machen. Ich kann vieles machen, aber ich bin nervös, und vielleicht ist meine gesamte Karriere zu Ende.« Dann trat Marshall Simmons, er ruhe in Frieden, die Tür des Senderaum auf und sagte, »Das ist ein Kommunikationsunternehmen, verdammt nochmal. Los, kommuniziere!«
Er schloss die Tür. Ich regelte die Schallplatte runter, schaltete das Mikrofon an und sagte, »Guten Morgen, mein Name ist Larry King, und das ist das erste Mal, dass ich das je gesagt habe, denn ich habe diesen Namen eben erst bekommen, und lassen Sie mich Ihnen sagen, dass dies hier mein absolut erster Tag auf Sendung ist. Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt. Als ich fünf Jahre alt war, habe ich Radio-Ansager nachgemacht.«
»Und ich bin nervös. Ich bin hier sehr nervös. Also haben Sie bitte Geduld mit mir.« Und ich spiele die Schallplatte ab und war anschließend nie mehr nervös.
Später im Leben habe ich diese Geschichte Arthur Godfrey, Jackie Gleason und anderen erzählt, und sie haben gesagt, »Du lernst das Geheimnis dieses Geschäfts, und es lautet, es gibt kein Geheimnis. Sei du selbst.« Ich hätte das nie gedacht, aber was ich an diesem Tag tat, hat mich anschließend 60 Jahre lang getragen. Ich war ich selbst. Hab’ keine Angst davor, eine Frage zu stellen, hab’ keine Angst davor, dich dumm anzuhören.
Cal Fussmans Lieblingsgeschichte über Larry King:
Ich hatte gerade beim Radio begonnen. Ich war seit zwei Monaten auf Sendung und arbeitete von 9 bis 12 Uhr, und ich liebte jede Sekunde davon.
Ich meine, ich konnte gar nicht erwarten, dorthin zu kommen. Ich konnte nicht erwarten, auf Sendung zu gehen. Gott, ich habe es geliebt.
Und dann ruft mich der Geschäftsführer Marshall Simmons zu sich und sagt, »Al Fox, der Nacht-Typ, ist heute krank. Kannst du die Nacht-Sendung übernehmen?«, und ich sagte, »klar«. Er sagte, »du wirst alleine hier sein, weißt du. Wir sind ein sehr kleiner Sender. Wir haben nachts keinen Techniker. Du musst einfach die Regler-Anzeigen beachten, Musik spielen und reden. Du bist von Mitternacht bis 6 Uhr auf Sendung. Und dann hängst du hier rum, gehst um 9 Uhr wieder auf Sendung und dann ruhst du dich ein bisschen aus.«
»Okay, Junge, klar, das geht schon.« Jetzt bin ich alleine im Sender, spiele Schallplatten und spreche mit Menschen über die Zeit und das Wetter und was sich in der Welt ereignet. Und das Telefon klingelt, ich nehme ab und sage, »W-A-H-R«.
Und die Stimme dieser Frau – ich sage dir die Wahrheit, Cal, ich kann sie fast heute noch hören.
Diese sexy Frauenstimme sagt, »Ich will dich.«
Denk dran, ich bin 22 Jahre alt. Ich glaube, die Pickel in meinem Gesicht kamen von Hershey-Schokoriegeln. Ich bin ein Jude in Hitze. Noch nie hat jemand zu mir »Ich will dich« gesagt.
Und plötzlich sagte ich zu mir selbst: Es gibt mehr als zwei Vorteile daran, in diesem Geschäft zu sein.
Also sagte ich, »Uiuiuiuiui. Was wollen Sie?« Sie sagt, »Komm rüber. Komm rüber in mein Haus.« Ich sagte, »ich bin auf Sendung. Ich bin um 6 Uhr fertig. Ich komme um 6 rüber.« »Ich wohne nur zehn Blocks entfernt. Ich muss um 6 Uhr zur Arbeit, das bedeutet jetzt oder nie. Hier ist meine Adresse. Versuch rüberzukommen.«
Jetzt stecke ich in einem moralischen Dilemma. Meine Karriere, mein Radio, aber noch nie hat jemand zu mir gesagt, »Ich will dich.« Also hat das Radiopublikum dann das hier gehört: »Ladys und Gentlemen, ich mache heute Abend hier nur Vertretung. Also möchte ich Ihnen eine besonders schöne Zeit bereiten. Ich spiele für Sie das gesamte Konzert von Harry Belafonte in der Carnegie Hall am Stück.«
Ich hatte 23 Minuten, was genau so viel war, wie ich brauchte, und so ist es auch heute noch.
Jedenfalls lege ich die Platte auf – Tonbänder hatten wir damals nicht. Ich renne raus zum Auto, fahre zu ihrem Haus, und dort steht das Auto, das sie beschrieben hat, in der Einfahrt. Ich fahre vor das Haus, über der Tür ist das Licht an. Ich gehe in einen dunklen kleinen Raum, und da ist diese Frau. Sie sitzt in einem weißen Negligee auf dem Sofa. Sie breitet die Arme aus, ich greife sie, ich halte sie, meine Backe berührt ihre, und sie hat das Radio an.
Und ich höre Harry Belafonte, und er singt »Jamaica Farewell«, er singt »where the nights, where the nights, where the nights …«
Die Platte ist hängengeblieben. Ich setze die Frau wieder auf den Rand ihres Sofas, renne raus zu meinem Auto. In jüdischem Masochismus lasse ich den ganzen Weg zum Sender über das Radio an, »where the nights, where the nights, where the nights …«
Ich gehe hinein, und alle Lichter leuchten, blinken, weil die Leute anrufen. Ich bin total verlegen. Ich gehe ans Telefon. Und ich entschuldige mich bei den Hörern, und der letzte Anrufer ist ein älterer jüdischer Mann. Ich sage einfach, »W-A-H-R, guten Morgen«, und dann höre ich nur, »where the nights, where the nights, where the nights … Ich werde noch verrückt vor where the nights.« Ich sage, »Mensch, tut mir Leid, warum haben Sie nicht einfach den Sender gewechselt?« Und er sagt, »ich bin Invalide. Ich liege im Bett, und eine Krankenschwester kümmert sich um mich. Nachts geht sie und stellt das Radio auf Ihre Station. Das Radio ist oben auf dem Schreibtisch, aber ich komme nicht dran. Ich stecke fest.« Ich sage, »Mensch, kann ich irgendetwas für Sie tun?« Er sagt, »Klar, spielen Sie ›Hava Nagila‹.«
Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
The Catcher in the Rye wäre eines davon. Und Lou Gehrig: A Quiet Hero von Frank Graham.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich versuche, die Buchstaben in einem Ausdruck oder Satz zu zählen und sie dann zu dividieren, um zu sehen, ob eine gerade Zahl herauskommt. »True Love« geteilt durch 2 ist 4. Vier Buchstaben auf jeder Seite. Ich will keine ungerade Zahl, ich will eine gerade. Ich mache das viel im Kopf.
Jeder macht kleine ungewöhnliche Sachen. Meine Pillen zum Beispiel – ich nehme viele Medikamente und Vitamine, und sie müssen ordentlich im Schrank liegen. Und wenn ich sie für den nächsten Tag hinlege, muss ich sie in derselben Reihenfolge einnehmen. Das ist eine Regel.