»Es könnte lächerlich klingen, aber ich glaube daran, dass wir einen Teil unserer kurzsichtigen Hybris verlieren, solange wir in den Nachthimmel blicken, uns klein fühlen, das Universum sehen und sagen, ›Oh, wow, all diese Rätsel‹.«
CAROLINE PAUL
TW: @carowriter
carolinepaul.com
CAROLINE PAUL hat vier Bücher geschrieben und veröffentlicht, zuletzt den New York Times -Bestseller The Gutsy Girl: Escapades for Your Life of Epic Adventure . Einst war sie eine Angsthäsin, kam dann aber zu dem Schluss, dass Angst dem Leben, wie sie es wollte, im Weg stand. Seitdem hat sie an olympischen Wettkämpfen der US-Nationalmannschaft im Rennrodeln teilgenommen und als eine der ersten Feuerwehrfrauen von San Francisco Brände bekämpft. Als Mitglied der Gruppe Rescue 2 wurde sie auch bei Tauchgängen (z.B. für die Suche nach Leichen), bei Abseil-Aktionen, bei Einsätzen wegen gefährlicher Stoffe und bei schwersten Auto- und Zugunfällen eingesetzt.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
The Stars von H. A. Rey. Ich habe schon immer den Nachthimmel geliebt, aber diese alten Sternbild-Karten habe ich als Kind nie verstanden. Für mich waren sie nur ein Haufen sinnloser Kringel mit Namen wie Ursa Major, Leo oder Orion. Aber Rey zieht die Linien zwischen den Sternen so, dass der Löwe wirklich wie ein Löwe aussieht und der große Bär wie ein großer Bär. Dieses Buch zu verschenken, ist für mich eine kleine Möglichkeit, Leute zu ermuntern, nach oben zu schauen, den Himmel zu verstehen und dabei vielleicht einen existenziellen Ruck zu spüren. Es könnte lächerlich klingen, aber ich glaube daran, dass wir einen Teil unserer kurzsichtigen Hybris verlieren, solange wir in den Nachthimmel blicken, uns klein fühlen, das Universum sehen und sagen, »Oh, wow, all diese Rätsel«. Vielleicht retten wir sogar den Planeten, bevor es zu spät ist. Ist das zu viel verlangt von einem Buch? Ich glaube, The Stars ist dieser Aufgabe gewachsen.
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Autoren können kostenlos an ihrem Küchentisch schreiben oder für den Preis eines Kaffees in einem Café. Aber nach meinem ersten veröffentlichten Buch beschloss ich, dass es sich lohnte, die Miete für einen Büroplatz im San Francisco Writers Grotto zu bezahlen, nur um unter anderen leidenschaftlichen Schreibern zu sein. Es gibt keinen Ersatz für die Unterstützung durch Menschen, die das Gleiche tun wie man selbst: schwitzen, weinen und sich für etwas, das sich Buch nennt, die Haare ausreißen. Inzwischen habe ich vier weitere Bücher veröffentlicht und bin immer noch geistig gesund. Beides wäre mit Sicherheit anders, wenn ich entschieden hätten, für mich ganz allein zu schreiben.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich liebe es, Halsketten zu entwirren. Ich bin früher mit Gleitschirmen geflogen, und dabei sehen die Seile zum Schirm, wenn man die Ausrüstung aus der Tasche holt, immer unrettbar verknotet aus. Aber man weiß auch, dass sie alle an beiden Enden an einem festen Punkt befestigt sind, also braucht man nur genügend Geduld, um herauszufinden, welches Seil über welchem liegt. Wendy [MacNaughton, ihre Partnerin, siehe S. 175] wirft ihre Halsbänder immer in Schubladen oder Taschen, und wenn sie dann wieder herauskommen, sind sie vollkommen durcheinander. Ich liebe das Gefühl, dass ich in das totale Chaos, das ich überreicht bekomme, mit Geduld und Vertrauen wieder Struktur bringen kann.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich habe früher Spazierengehen gehasst, weil ich Probleme mit den Knien hatte und es außerdem langweilig fand. Aber vor drei Jahren haben Wendy und ich einen Hund aus dem Tierheim adoptiert und mit Hunden muss man natürlich spazieren gehen. Und siehe da, heute liebe ich es. Es ist eine Gelegenheit, im Freien zu sein, und zwar nirgendwo sonst als genau dort mit dem Hund. Ich telefoniere nicht (was in Hundeparks sowieso verpönt ist, wer hätte das gedacht), und ich versuche nicht, schnell irgendwo hinzukommen. Das Lustige ist, dass meine Knie durch das Gehen sogar besser geworden sind. Ich freue mich auf die Stunde, in der ich nur einen Fuß vor den anderen setzen muss, herumschaue und atme. Das ist Meditation, mit ab und zu einer kleinen Pause zum Kacken.