»Die erfolgreichsten Geschäfte sind oft die, die man nicht macht.«
EVAN WILLIAMS
TW/Medium: @ev
medium.com
EVAN WILLIAMS ist Mitgründer von Blogger, Twitter und Medium. Im Januar 1999 war Evan Mitgründer von Pyra Labs, das den Blog-Service Blogger entwickelte (und den Begriff »Blogger« prägte) und Anfang 2003 von Google übernommen wurde. Später war er Mitgründer von Odeo und Obvious Corporation, aus denen 2006 Twitter entstand. Evan war Mitgründer, Lead Investor und CEO von Twitter. Zurzeit ist er CEO der Online-Verlagsplattform Medium. Evan wuchs auf einer Farm in Clarks im US-Bundesstaat Nebraska auf.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Bei Blogger war es das Platzen der Dot-Com-Blase. Wir waren (wie viele andere) knapp bei Kasse und sahen uns nach sanften Landemöglichkeiten um. Wir bekamen ein kümmerliches Übernahmeangebot von einem anderen nicht börsennotierten Unternehmen für alle Aktien. Ich war nicht begeistert, aber mein Team war dafür (verständlicherweise, denn das bedeutete, dass sie ihre Jobs behalten und wir theoretisch an unserem Produkt weiterarbeiten konnten). Ich hätte nachgegeben, doch der Deal platzte, weil der Verwaltungsrat des Käufers nicht mitspielte. Ich musste Leute entlassen, doch wir kamen irgendwie durch und verkauften Blogger zwei Jahre später an Google. Der damalige Kaufinteressent machte später selber Pleite. Damals wurde mir klar, dass die erfolgreichsten Geschäfte oft die sind, die man nicht macht.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Achtsamkeitsmeditation, die ich seit rund fünf Jahren regelmäßig betreibe, hat mein Leben stärker verändert als jede andere Angewohnheit. Mir kommt es so vor, als hätte sie mein Gehirn neu verdrahtet (vermutlich, weil das so ist). Am Anfang spürte ich eine enorme Wirkung. Nach ein paar Jahren ist der Effekt nicht mehr so stark, aber ich brauche ihn. Setze ich ein paar Tage aus, fühle ich mich komisch. Ich wünschte, ich hätte Jahre früher damit angefangen.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben?
Sei hinterher, dazuzulernen – nicht, Bestätigung zu erhalten. In einem Team machst du einen viel besseren Eindruck, wenn es so aussieht, als ginge es dir gar nicht um dich. Es ist natürlich okay, wenn es dir um dich geht – jedem geht es um sich –, aber es soll nicht so aussehen. Wer es schafft, bescheidener aufzutreten, der bekommt am Ende oft mehr.