»Wer ein besserer Sportler werden will, muss an seinen Schwächen arbeiten und nicht an den Schwächen derer, die erfolgreich sind.«
MATHEW FRASER
IG: @mathewfras
MATHEW FRASER gewann 2016 und 2017 die Reebok CrossFit Games und wurde somit zum »Fittesten Mann der Welt«. Er erhielt bei seinen ersten CrossFit Games 2014 die Auszeichnung »Rookie of the Year« und belegte 2014 und 2015 jeweils den zweiten Platz. Er begann seine CrossFit-Laufbahn 2012, nachdem er seine Karriere als Gewichtheber beendet hatte, in der er als Kandidat für eine Olympia-Medaille gehandelt wurde.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Zweifellos mein Lichtwecker [Philips Wake-Up Light], der mich mit Licht und nicht mit einem akustischen Signal aufweckt. Man hat damit das Gefühl, als würde man ganz von selbst aufwachen, und fühlt sich nicht so benommen.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Mein größter Misserfolg ist zugleich das, was mich bekannt gemacht hat: zwei Jahre in Folge in den CrossFit Games den zweiten Platz zu belegen. Im ersten Jahr war ich ein Anfänger und hatte keine Erwartungen, deshalb fühlte sich der zweite Platz wie ein Triumph an. Im Folgejahr trat der amtierende Champion nicht an und ich ruhte mich auf meinen Lorbeeren aus, weil ich dachte, dass mir der Titel diesmal sicher wäre. Ich wurde wieder Zweiter, und diesmal war es eine vernichtende Niederlage. Dieser Misserfolg veranlasste mich dazu, im nächsten Jahr härter als je zuvor zu arbeiten, und mein Ehrgeiz führte 2016 zum deutlichsten Sieg, der in den CrossFit Games je erzielt wurde. Rückblickend würde ich meine Wettkampfsaison 2015 nicht ändern wollen, weil sie mir etwas beigebracht hat, das mir für den Rest meines Lebens eine gute Lehre sein wird.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich habe erkannt, dass ich die Ergebnisse eines Prozesses mehr schätze, wenn ich mich wirklich anstrenge und, wichtiger noch, stolz auf mich bin.
Wenn ich zum Beispiel Probleme damit habe, in meinem Training einige Ruderintervalle zu schaffen, bei der meine hintere Kette jedes Mal brennt, wenn ich am Griff ziehe, wenn ich spüre, wie sich Schwielen an meinen Fingern bilden, und wenn mein Scheitel kribbelt, weil mein Körper versucht, mich zum Aufhören zu bewegen, sage ich mir zwischen jedem Ruderzug: »Bleib dran. Du wirst stolz auf dich sein, wenn du durchhältst.« Wenn ich ein Workout auf diese Weise beende, fühle ich mich für den Rest des Tages gut, weil ich weiß, dass ich alles getan habe, was in meiner Macht stand, um besser zu werden.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
Ich höre ständig: »Wer zu den Besten gehören will, muss das tun, was die Besten tun.« Im CrossFit ist die Wahrheit allerdings ganz weit davon entfernt. Ich sehe so viele Menschen, die das Training einiger Spitzenathleten nachahmen. Aber wer ein besserer Sportler werden will, muss an seinen Schwächen arbeiten und nicht an den Schwächen derer, die erfolgreich sind.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
Wenn mir alles zu viel wird, fertige ich Listen an. Das scheint einfach und albern zu sein, aber ich komme gut damit zurecht und mittlerweile habe ich immer einen Notizblock dabei. Ich neige dazu, mich überfordert zu fühlen, wenn ich an etwas denke, das aus zu vielen Schritten, Teilen oder Variablen besteht, die ich gedanklich nicht verarbeiten kann. Was ist also die Lösung? Ich schreibe alles auf. Manchmal fange ich am Ende an und arbeite mich zum Startpunkt vor, um zu sehen, welche Teilschritte und Etappenziele nötig sind. Manchmal reichen To-do-Listen aus, um meinen Tag zu organisieren.
Normalerweise erstelle ich jeden Morgen beim Kaffeetrinken eine Liste. Ich neige dazu, kleinere Dinge zu vergessen, deswegen schreibe ich sie gerne auf, bevor der Tag beginnt und ich abgelenkt werde. So bleibe ich gelassen und produktiv.
Eine ungewöhnlichere Liste fertigte ich nach den CrossFit Games 2015 an, die für mich schlecht liefen; 1200 Punkte waren möglich, und ich hatte 36 Punkte weniger als der Sieger. In einigen der 13 Disziplinen schnitt ich hervorragend ab, in anderen hingegen zählte ich zu den Schlusslichtern. Als der Wettbewerb zu Ende war, sah ich mir meine Ergebnisse an und machte Notizen, wie ich mich im nächsten Jahr verbessern könnte.
Eine Runde, in der ich schlecht abschloss, war der »Soccer Chipper«. Dabei muss man einen etwa 270 kg schweren Kühlschrank zwölfmal über ein Fußballfeld wälzen und ein sechs Meter langes Seil ohne Zuhilfenahme der Beine hochklettern. Zu behaupten, dass meine Kühlschrankwürfe schlecht waren, wäre eine Untertreibung. Also musste ich herausfinden, woran das lag. War der Schrank zu schwer? Meine Technik falsch? Mein Körper auf den Reiz nicht vorbereitet? Sobald ich den Grund identifiziert hatte, musste ich eine Lösung finden. Dann arbeitete ich mich vom erwünschten Ziel (die Bewegung zu beherrschen) zum aktuellen Ist-Zustand (die Bewegung überhaupt nicht zu beherrschen) zurück. Ich setzte mir zwischen dem Start- und Endpunkt mehrere Etappenziele, schrieb sie auf und fing langsam an, mich von einem zum nächsten zu arbeiten. So musste ich immer nur das nächste Teilziel im Blick behalten und nicht das große, abschreckend wirkende Endziel, das kaum erreichbar erschien.