»Vergiss das Konzept vom ›Duselbst-Sein‹. Per definitionem ist das natürlich richtig, doch es ist auch eine Methode, sich der persönlichen Weiterentwicklung zu entziehen.«
ADAM FISHER
ist, Stand September 2017, Leiter der Bereiche Macro und Immobilien bei Soros Fund Management. Zuvor war er Mitgründer von CommonWealth Opportunity Capital, einem Global-Macro-Hedgefonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 2,2 Milliarden US-Dollar. Adam gründete CommonWealth 2008 und fungierte als Chief Investment Officer, wobei er auf seiner umfassenden Erfahrung mit der Investition in und der Verwaltung von börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen weltweit aufbaute. Vor CommonWealth war er 2006 Mitgründer der Orient Property Group, die sich auf Anlagen im asiatisch-pazifischen Raum fokussierte.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
The Rise of Superman
von Steven Kotler. Das Buch inspiriert natürlich, und es ist leicht zu lesen, aber vor allem hat es mir zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Physiologie und Leistung bewusstgemacht. Es hat mir die Augen dafür geöffnet, dass ich synthetisieren muss, wie ich mich als Leistungsträger wirklich fühle, und dass ich trainieren muss, um eine möglichst optimale Physiologie zu gewährleisten.
Für mich geht das ideale Training meiner Physiologie mit der Aufrechterhaltung meiner Routine einher. Dazu gehören ausreichender Nachtschlaf, Herzfrequenzvariabilitäts-Training
(HRV), Meditation und ein paar konzentrierte Arbeitseinheiten pro Tag sowie etwas Sport. Wenn ich das alles in meinem Tagesablauf unterbringe, bin ich gut im Flow.
Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?
Sei bescheiden und deiner selbst bewusst. Vergiss das Konzept vom ›Du-selbst-Sein‹. Per definitionem ist das natürlich richtig, doch es ist auch eine Methode, sich der persönlichen Weiterentwicklung zu entziehen. Deiner Leidenschaft nachzugehen, ist in Ordnung.
Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?
Vor meiner Zeit als Macro-Trader beschäftigte ich mich mit Immobilienanlagen. Schon beim Investieren in Immobilien verfolgte ich gern einen Top-down-Ansatz und gewann daraus, wenn alles klappte, mit Abstand die besten Erkenntnisse.
Die Top-down- (oder Macro-) Perspektive bedeutet, dass ich bei Entscheidungen erst auf Aspekte schaue, die das Gesamtbild betreffen, und dann auf die Details. Diese [Gesamtbild-] Fragen dominieren meine Präferenzen. Das bedeutet nicht
, dass ich die kleinen Dinge ignoriere, denn sie sind notwendig – aber sie dominieren
nicht. So investiere ich zum Beispiel dort in Immobilien, wo intelligente Menschen gerne leben. Ich könnte zwar auch in anderen Regionen des Landes Geld verdienen, doch langfristig wird sich diese Regel als lukrativ erweisen. Es gibt natürlich noch andere Faktoren, doch dieser eine ist die Grundvoraussetzung.
Mein Immobilienunternehmen hatte am Ende ein paar Fehlschläge zu verbuchen. Viele davon gingen darauf zurück, dass ich nicht das ganze Team von dieser Denkweise überzeugen konnte. Für mich war die globale Finanzkrise (beziehungsweise die Gefahr einer solchen) ziemlich offensichtlich, nicht aber für mein Team. Wären wir diesbezüglich einer Meinung gewesen, wären die Entscheidungen ganz anders ausgefallen.
Heute habe ich dafür gesorgt, dass die Plattform und die Menschen, die dazu gehören, mit dieser Philosophie konformgehen. Wäre ich zuvor nicht in diese missliche Lage geraten, hätte ich nicht gewusst, wie wichtig es ist, dass sich die Anlagephilosophien decken.
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Keine Frage: die Meditation. Ich kann gar nicht alle Vorteile aufzählen, aber es sind enorm viele. Es kommt mir fast so vor, als habe mein Gehirn auf dem Sofa gesessen, bevor ich
anfing zu meditieren. Ich meditiere jeden Morgen nach meinen HVR-Atemübungen. Ich ziehe mich dafür jeden Tag der Woche an denselben ruhigen Ort in meinem Haus zurück und widme mindestens zehn Minuten meiner Ein-Punkt-Meditation.
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Meine beste Investition im letzten Jahr war die in einen Performance Coach. Das Konzept hat mich schon immer überzeugt, aber aus irgendeinem Grund habe ich lange gebraucht, es in meinem Leben umzusetzen.
Ich glaube fest daran, dass erstklassige Leistungsträger Coaching brauchen. Ich denke, für viele übernehmen Mentoren diese Rolle, doch ein Coach ist meines Erachtens noch etwas anderes.
[Ein Coach] konzentriert sich ganz auf dich. Ein Mentor konzentriert sich zu Recht in erster Linie auf sich und dann auf dich. Und schließlich entwickelt ein guter Coach ein Optimierungsprogramm für dich, [statt nur] Ratschläge zu erteilen wie ein Mentor.
Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?
»Such dir ein Fachgebiet.« Das klingt schon so komisch. Lerne lieber einfach lernen. Dann kannst du stets herausfinden, was du als Nächstes wissen oder können musst.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen?
Für mich war das die Kalenderarchitektur. Dafür kämpfe ich wie ein Löwe und erwarte von allen um mich herum, das zu respektieren und mich dabei zu unterstützen. »Kalenderarchitektur« bedeutet, für jeden Tag einen wiederholbaren Ablauf zu entwickeln und umzusetzen. Für einen introvertierten Menschen wie mich ist dazu viel Zeit für mich alleine erforderlich, und alle um mich herum bilden dafür in meinem Tag ein Bollwerk. Es soll aber auch verhindern, dass sich mein Tag mit »Ungenießbarem« füllt.
Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?
HRV-Training. Zehn tiefe Atemzüge, und es geht wieder. Zehn tiefe Buddha-Atemzüge auf der Suche nach einem ruhigen Geist (ohne Worte).