»Alles, was du willst, ist auf der anderen Seite der Angst.«
STEPHANIE McMAHON
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STEPHANIE McMAHON ist Chief Branding Officer von World Wrestling Entertainment, Inc. (WWE) und internationale Markenbotschafterin des Unternehmens. Sie ist Sprecherin für die gemeinnützigen Initiativen der WWE, darunter die Special Olympics, Susan G. Komen for the Cure (Brustkrebsstiftung) und Be a STAR, das von der WWE initiierte Programm gegen Mobbing an Schulen. 2014 gründeten Stephanie und ihr Mann, Paul »Triple H« Levesque, die Stiftung Connor’s Cure, die sich dem Kampf gegen Krebs bei Kindern widmet. Stephanie erscheint regelmäßig bei wichtigen Veranstaltungen der WWE. Sie wurde in den letzten fünf Jahren von der Zeitschrift CableFAX zu einer der »Einflussreichsten Frauen im Kabel-TV« ernannt. Adweek zählte Stephanie in den letzten beiden Jahren zu den »Einflussreichsten Frauen im Sport«. Vor kurzem erhielt Stephanie bei den ESPN Sports Humanitarian of the Year Awards 2017 den Stuart Scott ENSPIRE Award.
Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?
Mein Kissen von Bucky. Ich bin ständig auf Reisen und kann mich unterwegs oft nicht gut ausruhen, deshalb ist es für mich wichtig, gut zu schlafen, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Das Bucky-Kissen ist rechteckig und passt sich perfekt an meinen Kopf an, wenn ich im Flugzeug sitze. Ich mag keine Nackenhörnchen, weil ich einen erbsengroßen Kopf habe (Iren haben entweder riesige oder winzige Köpfe; ich gehöre der zweiten Kategorie an) und sie rutschen zu weit hoch. Das Bucky-Kissen bleibt genau an Ort und Stelle und gibt mir den Komfort, den ich beim Fliegen brauche.
Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum? Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst?
»Tu jeden Tag etwas, das dir Angst macht« – ein Satz, der oft Eleanor Roosevelt zugeschrieben wird.
Ich versuche, mich im Leben danach zu richten und habe in den letzten Jahren immer wieder verschiedene Varianten davon gehört, zuletzt »Alles, was du willst, ist auf der anderen Seite der Angst«. Vor nicht allzu langer Zeit war ich bei WrestleMania (der Super Bowl der WWE) und sollte im AT&T Stadion vor einem sagenhaft großen Publikum von über 100.000 Zuschauern auftreten. Es war die Veranstaltung, die mein Vater ins Leben gerufen hatte, und ich sollte anlässlich des 20-jährigen Bühnenjubiläums meines Mannes an einer Showeinlage mitwirken; meine Kinder und Neffen saßen in der ersten Reihe. John Cena und The Rock verließen den Ring, die Arena wurde dunkel. Ich sollte auf meinen Thron steigen, der mitten in der Luft zu schweben schien, und den Einmarsch von Triple H ankündigen. Gemeinsam waren wir als »The Authority« bekannt und jeder sollte sich vor uns verneigen.
In dem Augenblick, in dem mich die Dunkelheit umgab, erstarrte ich. Ich vergaß jedes Wort, das ich sagen wollte. Ich konnte hören, wie mein Herz in den Ohren pochte und mein Hals wie zugeschnürt war. Ich hatte das Gefühl zu implodieren. Dann fiel mir das Zitat von Eleanor Roosevelt ein. Wenn ich nicht auf die Bühne ging, würde ich es für den Rest meines Lebens bereuen. Wie viele Menschen bekommen schon die Gelegenheit, das zu tun, was ich gleich tun würde? Und mir flog die Chance praktisch zu. Ich holte tief Luft und saugte alles auf – die Gefühle und die gesamte Energie des Publikums. Dieser Augenblick gehörte mir. Das war der Höhepunkt in meiner Karriere als Wrestlerin.
Meine jüngste Tochter ist sieben Jahre alt, und erst gestern überwand sie ihre Angst vor der Seilrutsche, die es im Hochseilgarten in der Nähe unseres Hauses gibt. Sie war schon einmal oben und bereit, nach unten zu rutschen, machte im letzten Moment aber einen Rückzieher. Diesmal sagte sie jedoch, dass sie dazu bereit sei. Sie machte sich Mut, indem sie »Am I Evil« von Metallica hörte (kein Witz, sie fand das Lied auf der Playlist ihres Vaters und spielte es auf der gesamten 20-minütigen Fahrt als Endlosschleife), und stieg dann die Leiter zur Seilrutsche hinauf, die etwa 10 Meter hoch war. Sie wurde am Stahlseil befestigt und stellte sich an den Rand der Plattform. Dann haderte sie mit sich und trat einige Schritte zurück … bevor ein Ruck durch sie ging; sie summte einige Takte des Lieds und ging dann wieder vorwärts. Diesmal fing der Countdown an: »3-2-1«, und sie sprang! Als es vorbei war, rief sie: »Noch mal, Mama!« und: »Ich hab’s gemacht! Ich hab mich getraut!« Ich hoffe, sie wird sich für immer an dieses Gefühl erinnern.
Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?
Tools of Titans von Tim Ferriss.
Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?
Ich trinke meine Wasserflasche auf einmal leer; nur so bleibe ich hydriert! Wer nippt schon gerne an einer Wasserflasche? Ich nippe den ganzen Tag an einem Kaffeebecher (einen Venti-Becher Star Bucks Cold Brew mit zwei Shots Espresso und zwei Tüten Stevia, wer es genau wissen will), aber wenn ich auch nur ein klein wenig Durst verspüre, trinke ich die ganze Flasche in einem Zug aus.
Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?
Neuerdings: Mehr Zeit mit meiner Großmutter zu verbringen. Meine Oma ist eine bemerkenswerte Frau. Sie ist 90 Jahre alt, stammt ursprünglich aus North Carolina, arbeitete in den 1940er Jahren als Buchhalterin, trinkt mit Vorliebe Wodka Tonic, raucht Zigaretten und zensiert nichts von dem, was sie sagt. Sie brach sich über Weihnachten die Hüfte, erholte sich von dem Unfall vollständig, hatte einige Monate später eine Bandscheibenoperation im Halswirbelbereich und bekam erst heute die Nachricht, dass ihr Lungenkrebs wieder zurückgekehrt ist (den sie zuvor besiegt hatte). Trotz allem saß sie aufrecht da, als ich sie besuchte, und ihre blau-grünen Augen funkelten lebenslustig. Seit ihrer Wirbelsäulenoperation habe ich sie häufiger besucht und wenn ich die Mädchen in der Schule abgesetzt habe, treffe ich mich mit ihr, statt mein morgendliches Ausdauertraining zu machen. Ich bin für unsere gemeinsame Zeit unendlich dankbar. Sie kümmert sich stets um das, was im Leben am wichtigsten ist (nämlich die Menschen, die man liebt), und erinnert mich immer wieder daran, mich von niemandem schlecht behandeln zu lassen. »Du musst dich behaupten, Steph«, sagt sie dann. »Niemand hat mir gesagt, wie das geht, aber das hielt mich nicht davon ab, und ich kam gut zurecht. Und bringe den Mädchen (meinen Töchtern) dasselbe bei.«
Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?
Ich bin nicht so gläubig, wie ich es gerne wäre, aber bevor ich nachts ins Bett gehe, versuche ich, an drei Dinge zu denken, die mich im Laufe des Tages glücklich gemacht haben. Früher habe ich versucht, an drei Dinge zu denken, für die ich dankbar bin. Ich stellte fest, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam, wenn ich bestimmte Dinge wegließ, und so fielen mir letztendlich immer wieder dieselben Dinge ein. An die Dinge zu denken, die mich glücklich gemacht haben, hilft mir, all den Ballast abzuwerfen, den ich im Laufe des Tages auf mich geladen habe, und das hilft mir wiederum dabei, mich auf das zu konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist – zum Beispiel mit meinen drei Töchtern in den Lake Winnipesaukee zu springen oder von meinem Mann eine SMS zu bekommen, in der er mir sagt, dass ich schön bin. Eine Kollegin gab mir die Anregung und sagte, dass sie die Idee von Sheryl Sandberg hat. Ich weiß, dass ich diese Dinge aufschreiben sollte (und das ist eine wichtige Übung), aber ich habe drei Kinder im Alter von sieben, neun und elf Jahren, außerdem trainiere ich um Mitternacht, also gebe ich einfach nur mein Bestes.
Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen?
Es fiel mir ehrlich gesagt schwer, überhaupt zu etwas Nein zu sagen. Im WWE sagt jeder immer »Wird erledigt« oder »Ja«. Ein Nein gibt es praktisch nicht. Vielleicht gibt es ein »Ja, wir schaffen das, aber es könnte problematisch sein, wenn wir …«, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, etwas zu sagen wie: »Nein, Vince« (Vince McMahon, Vorsitzender und Geschäftsführer der WWE, der zufällig auch mein Vater ist), tut mir leid, aber das geht nicht.«
Ich lernte allerdings, dass es sehr viel Kraft geben kann, in der richtigen Situation Nein zu sagen. Vor einigen Jahren forderte ich mich selbst zu stark. Ich reiste nicht nur jede Woche als Wrestlerin für unsere Live-Shows durchs Land, ich war auch in meiner Funktion als Chief Branding Officer ständig unterwegs. Als ich endlich einmal einige Tage frei hatte, die ich zu Hause mit meinen Töchtern verbringen wollte, erhielt ich die Nachricht, dass sich eine »Redegelegenheit« aufgetan habe, die für das Unternehmen gut sei. Jemand in meinem Team kümmerte sich wirklich gut um mich und sagte: »Weißt du was, Steph, das wäre wirklich eine gute Gelegenheit für die WWE, aber ist es ein Muss oder eher ein schöner Zusatz?« Ich erkannte, dass letzteres der Fall war, und sagte ab. Dieses Nein verschaffte mir eine dringend benötigte Auszeit mit meiner Familie, die mir half, wieder mit neuem Schwung an die Arbeit zu gehen.