KAPITEL 33

I ch verbrachte fast eine Stunde mit Sheldon, und wir redeten wie zwei Teenager miteinander, die noch nie zuvor geküsst hatten.

Ich hätte mich die ganze Zeit mit Sheldon unterhalten können. Sie war eine beeindruckende Frau. Wirklich sensationell. Ich hatte keine Ahnung, warum sie Single war.

Noch dringender als mit ihr zu reden wollte ich ihre umwerfende Schönheit betrachten. Und was ich noch mehr tun wollte als das, das war, sie zu küssen. Überall. In diesem Moment war sie das Einzige, was mich interessierte.

Sie fragte: „Sind Sie der Grund dafür, dass ich gestern so viel zu tun hatte? Ich habe den ganzen Morgen Knochen geschient.“

Ich lächelte und sagte: „Tut mir leid.“

Sie lächelte auch und sagte dann: „Keine Sorge. Diese Stadt ist voller rückwärtsgewandter Menschen. Sie mögen keine Fremden. Gemson ist da nicht anders. Frauen. Schwarze. Latinos. Den Leuten hier sind Minderheiten egal.“

Ich sagte: „Ich bin in einem ähnlichen Ort aufgewachsen. Verurteilen Sie nicht die Südstaaten wegen der Leute hier. Wo ich herkomme, da hat die Gemeinde auch ihre rassistischen Narben. Doch es gibt auch gute Leute.“

Sie nickte und änderte das Thema. „War Ihre Mutter wirklich Sheriff?“

Ich nickte.

Sie sagte: „Meine Eltern sind tot.“

Ich schwieg.

Sie verlor sich in Gedanken, irgendwo in ferne Erinnerungen.

Ich fragte: „Was ist?“

„Was ist was?“

„Sie haben an etwas gedacht. Was ist es?“

„Nichts. Bin nur froh, dass ich Sie kennengelernt habe.“

Ich lächelte.

Drei Dinge geschahen als nächstes.

Zunächst beugte sich Sheldon Eckhart vor und küsste mich mit Lippen, die süßer waren als jede Frucht. Ihr Kuss war unglaublich. Er durchfuhr mich wie ein Wirbelsturm. Mir kribbelten die Haare, meine Haut schwitzte, und mein Herz schlug schneller.

Ich küsste sie zurück und streichelte ihr sanft den Hinterkopf. Sie tat es mir nach – mit jeder Bewegung. Ihre Lippen waren feucht, und ihre Haut war glatt und weich. Sie roch gut, wie ein Regenwald. Ihr Kuss war lebendig.

Sie hypnotisierte mich. Wenn Sheldon in dem Moment mit dem Kuss aufgehört und mir gesagt hätte: „Bleib bei mir“, dann hätte ich überlegt, meine Mission aufzugeben und den Rest meines Lebens bei ihr zu bleiben.

Es hätte bedeutet, für immer in Abgeschiedenheit zu leben, umgeben von Menschen, zu denen ich nicht gehöre. Doch ich hätte es gerne getan. Ich hätte alles für sie getan – wie für eine Herrscherin.

Das Zweite, was in dem Augenblick geschah, als wir in einem leidenschaftlichen Kuss verbunden waren, war, dass ich mich an Matlind erinnerte, und ich erkannte, dass ich abgelenkt worden war.

Und das Dritte, was geschah, beendete unseren Kuss. Sheriff Grady trat mit einem weniger als fröhlichen Ausdruck im Gesicht ein. Er stand mit einem anklagenden Blick in der Tür, als hätte er mich gerade mit seiner Ehefrau erwischt.

Wir schwiegen einen Moment.

Er durchbrach die Stille und fragte: „Also, wer ist der tote Mexikaner in meiner Gefängniszelle?“

Ich sagte: „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er mich umbringen wollte und eindeutig ein Auftragskiller ist.“