KAPITEL 28

YOUNES

TAG 10: DI, 21: 00 UHR,
ZWISCHEN TORONTO UND OTTAWA, KANADA

Younes fehlte jede Orientierung. Er lag am Boden, wusste, dass er zurück in seinem Körper war, doch was um ihn herum geschah, versank in einem Chaos aus Lärm und verschwommenen Bildern. Er fühlte sich wie unter einem Bleimantel, der ihn niederdrückte, ihm war schwindelig und sein Schädel dröhnte.

Warum er wieder am Leben war, verstand er nicht. Hatte Terra Mater sie am Ende doch zurück in ihre Körper geschickt? War also alles umsonst gewesen? Dieser Gedanke raubte ihm beinahe den Verstand. Er schnürte sich ihm in einer Mischung aus Frust, Wut und Verzweiflung um die Brust und wäre er dazu fähig gewesen, er hätte all das laut hinausgeschrien.

Stattdessen stöhnte er bloß, versuchte, sich hochzustemmen, und scheiterte daran.

»Er lebt!«, sagte jemand so laut, dass Younes zusammenzuckte. Er musste blinzeln, um erkennen zu können, dass jemand neben ihm kniete. Jemand, dessen Hand auf seiner Schulter lag.

Als ihm das klar wurde, begann sein Puls zu rasen und das Bild von Lucas, wie er sich über ihn gebeugt und den schweren Stein zum Schlag erhoben hatte, überrollte ihn mit einem Mal. Panisch versuchte er, sich zu befreien, schaffte es aber nicht, von dem Fremden wegzukommen.

Sein Körper war wie gelähmt, jeder Knochen im Leib tat ihm weh und nach und nach überkamen ihn Erinnerungen, die er gar nicht hätte haben dürfen. Erinnerungen an das, was in der Menschenwelt geschehen war, nachdem er seinen Körper verlassen hatte.

Wie konnte das sein? Er stand noch zu sehr neben sich, um gleich darauf zu kommen, doch schließlich fand er die Antwort. Ma’an musste Lucas’ Angriff überlebt und seinen Körper ohne ihn weiter gelenkt haben. Wahrscheinlich hatte er ihn sogar geheilt, sodass Younes zurückkehren konnte, statt endgültig zu sterben. Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Hatte Ma’an in seiner Abwesenheit gegen die Menschen gekämpft, um sich zu verteidigen? Noch waren die Erinnerungen zu wirr, aber alles schien darauf hinzuweisen.

»Ma’an, was …?«, fragte er mit erstickter Stimme.

»Bleibt weg!«, schrie jemand. »Bleibt alle weg.«

Der Meliad antwortete nicht.

Allmählich klärte sich das Bild vor Younes’ Augen. Erneut versuchte er, sich aufzurichten, und diesmal gelang es ihm.

»Ganz langsam«, ermahnte ihn eine Frau. Es war Abi.

Sie war es aber nicht, die ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Das war Oliver.

Mehrere Personen umringten ihn. Doch statt ihn anzugreifen, hatten sie ihm den Rücken zugekehrt und waren in ein Handgemenge mit anderen Personen verwickelt. Es wurde gebrüllt und geschrien, doch Younes’ Schädel dröhnte unerträglich und so fiel es ihm schwer, die vielen Stimmen auseinanderzuhalten oder gar zu verstehen, was sie sagten.

»Alles okay bei dir?«, fragte Oliver.

Younes schüttelte kaum merklich den Kopf. Er hätte tot sein müssen. Lucas hatte ihn erschlagen, und wenn er nun wieder zurück war, konnte das doch nur bedeuten, dass sie versagt hatten, dass Terra Mater ihren Plan weiter vorantreiben würde und es bald keine anderen Menschen mehr gab. Keinen Oliver, keine Abi und auch keine Chloe, zu der er zurückkehren konnte. Dieser Gedanke nahm ihm die Luft zum Atmen.

»Komm hoch«, forderte ihn Oliver auf und griff ihm unter den Ellbogen.

Younes kam wackelig auf die Füße.

»Was ist passiert?«, fragte er, griff sich an die Schläfe und zuckte zusammen, als er eine Platzwunde ertastete. Das Blut daran war bereits geronnen. Es musste also schon eine Weile her sein, seit er gestorben war. Und was Ma’an danach angestellt hatte, lag für ihn noch immer wie hinter einem Vorhang.

Oliver klopfte ihm auf den Rücken. »Du hast wohl eine Gehirnerschütterung, Junge. Wie sieht es aus, kannst du noch ein paar dieser Blitze schleudern, um uns hier rauszuholen?«

Younes konnte sich kaum auf den Beinen halten und Ma’an antwortete ihm nicht. Er bezweifelte, dass er auf dessen Kräfte zurückgreifen konnte, schloss aus Olivers Frage aber, dass Ma’an in seiner Abwesenheit davon Gebrauch gemacht hatte.

Die Rangelei um sie herum war in vollem Gange, Lucas und einige Zivilisten versuchten, die Menschen um Younes herum wegzudrängen, doch die hatten sich unter den Armen eingehakt und hielten dem Angriff stand.

»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte Oliver, nachdem Younes ihm keine Antwort gegeben hatte.

»Hört auf, ihn in Schutz zu nehmen!«, rief jemand.

»Er wird uns alle töten!«, behauptete ein anderer.

Die Situation schien zu eskalieren. Steine wurden geworfen. Einer traf Younes an der Schulter und brachte ihn ins Straucheln.

»Schnell weg jetzt!«, drängte Abi.

Die Leute schrien, als die Angreifer plötzlich durch ihre Reihen brachen, mehrere von ihnen zur Seite gestoßen wurden, hinfielen und niedergetrampelt wurden. Ein paar Leute stürzten sich auf Lucas und versuchten, ihm seine Waffe zu entreißen. Aus dem Handgemenge wurde eine ausgewachsene Schlägerei. Eine junge Frau, kaum älter als Younes, wurde von einem Ellbogen im Gesicht getroffen, fiel zu Boden und gleich mehrere der nachströmenden Menschen trampelten achtlos über sie hinweg.

Hände griffen nach Younes, zerrten an ihm und zerrissen ihm das Shirt.

»Aufhören!«, schrie er und versuchte freizukommen. Oliver wurde von ihm weggedrängt und in eine Prügelei verwickelt und Abi schrie panisch, als sie jemand von hinten packte.

»AUFHÖREN!«, brüllte Younes, so laut er konnte.

Um den Tumult zu übertönen, hatte er all seine Kraft in die Stimme gelegt und sie rollte wie ein Erbeben über die umstehenden Menschen hinweg.

Erst als es still geworden war, sein Atem hetzte und er sah, wie einige sich verängstigt vor ihm wegduckten, wurde ihm klar, dass er tatsächlich ein Erdbeben ausgelöst hatte.

Ganz unbewusst war es ihm gelungen, die Kräfte des Meliad in die Umgebung fließen zu lassen. Die Menschen waren von ihm weggestolpert, ein paar hatten sich nicht auf den Beinen halten können und die Kämpfe waren für einen kurzen Augenblick unterbrochen worden.

Younes zögerte nicht, nutzte die Gelegenheit und stürzte zu der jungen Frau, die niedergetrampelt worden war. Sie rang verzweifelt nach Luft, war bereits blau angelaufen und hielt sich mit beiden Händen die Brust.

Er hatte keine Ahnung, wie er ihr ohne Ma’an helfen sollte. Doch noch bevor er irgendetwas tun konnte, war der kurze Schockmoment überwunden, gleich mehrere Leute wollten sich auf ihn stürzen und wurden von den Umstehenden davon abgehalten. Erneut brachen die Kämpfe aus, Lucas wurde niedergeschlagen, seine Waffe rutschte über den Boden und mehrere Männer stritten um sie.

»Aufhören!«, verlangte Younes wutentbrannt. »Kapiert ihr es denn nicht? Könnt ihr nicht verstehen, was hier vor sich geht? Diese Frau erstickt gerade, die ganze verdammte Welt geht vor euren Augen unter, die Natur hat sich gegen uns gewendet, will jeden einzelnen, beschissenen Menschen von der Erdoberfläche radieren und was macht ihr? Ihr bekämpft euch gegenseitig! Hört endlich auf!«

Nachdem er sich Luft verschafft hatte, wandte er sich wieder der jungen Frau zu. In dem Moment war es ihm egal, dass Terra Mater den Untergang der Menschheit bereits besiegelt hatte. Er würde nicht stillschweigend dabei zusehen, wie die Frau erstickte, weil sie versucht hatte, ihm zu helfen.

Er legte seine Hände auf ihre Brust und ließ seine Energien in ihren Körper fließen, wie es ihm Ma’an beigebracht hatte. Dazu schloss er die Augen, atmete tief durch seine aufgeschäumte Wut hindurch und spürte, wie sein Herzschlag ruhiger wurde, als sie allmählich abebbte.

Vor seinem geistigen Auge konnte er es sehen. Ihr linker Lungenflügel war zusammengefallen und zuckte nur noch hektisch unter ihren Rippen.

Wenn Ma’an ihm nur antworten würde, dann könnte der Naturgeist ihm helfen. Doch nicht einmal den allzu vertrauten Druck hinter den Schläfen konnte Younes spüren. Es war, als wäre er ganz allein in seinem Körper und das fühlte sich merkwürdig fremd an.

Younes hatte keine andere Wahl, als zu versuchen, es ohne Ma’an zu schaffen. Er ließ seine Kräfte weiter fließen, konzentrierte sich auf die Verletzungen und tatsächlich blähte sich der eingefallene Lungenflügel auf. Die Frau nahm einen tiefen Atemzug und Younes öffnete die Augen.

Um ihn herum war es wieder ruhig geworden und Younes sah sich um. Einzelne Rangeleien gab es noch immer, doch die meisten der Umstehenden waren viel zu erschrocken von der unverhofften Genesung der Frau, um sich zu prügeln.

»Das reicht jetzt!«, sagte Lucas und erhob sich.

In der Hand hielt er seine Waffe, die er offenbar zurückerobert hatte. Er stieß die Menschen beiseite, baute sich vor Younes auf und zielte auf ihn.

Younes starrte in den Lauf der Pistole. Er wusste, dass er Angst hätte haben müssen, aber es schien, dass dazu in den letzten Tagen einfach zu viel passiert war. Er war durch das Leben nach dem Tod gewandert, hatte sich seinen eigenen Ängsten gestellt, war der Erdmutter im Kampf gegenübergetreten und an ihr gescheitert. Der Soldat, so entschlossen er auch wirkte, flößte Younes erst einmal keine Angst ein.

»Sofort aufhören!«, verlangte Oliver.

Younes wandte sich ihm zu, da packte ihn Lucas plötzlich am Arm, zog ihn auf die Beine und wirbelte zu Oliver herum. Die Waffe drückte er ihm dabei an die Schläfe und Oliver hob beschwichtigend die Hände.

Die Mündung fühlte sich warm auf Younes’ Haut an. In seiner Abwesenheit musste mindestens ein Schuss gefallen sein, also funktionierte die Waffe wieder.

Auch wenn Younes den Schlag mit dem Stein überstanden hatte, wusste er, dass er einen Kopfschuss sowohl ohne als auch mit Ma’ans Hilfe unmöglich überleben konnte. Dieser Gedanke ließ nun doch Angst in ihm aufkommen. Sein Puls begann zu rasen und das Atmen fiel ihm schwer.

»Lucas, sieh es doch ein«, presste Oliver durch zusammengebissene Zähne hervor. »Was mit der Natur geschieht, ist nicht die Schuld dieses Jungen und kann durch seinen Tod nicht rückgängig gemacht werden.«

»Das werden wir ja sehen«, entgegnete Lucas.

»Bitte«, flehte Abi noch, doch schon drückte der Soldat ab.

Younes’ Körper verkrampfte sich augenblicklich. Tausend Gedanken schossen ihm zeitgleich durch den Kopf und alle mündeten sie in einem einzelnen: Er wollte nicht sterben.

»Was passiert da?«, stieß Lucas aus, nachdem nur ein hohles Klicken ertönt war. Er riss die Waffe runter.

Younes war noch immer wie erstarrt und konnte kaum fassen, dass er noch lebte. Im Augenwinkel sah er, dass das Griffstück der Pistole in Lucas’ Hand zerbröselte wie zu Kohle verbranntes Holz. Der Soldat warf die Waffe von sich, als wäre sie giftig und zerrte an Younes. »Wie hast du das gemacht?«

»Ich habe nichts getan!«, erwiderte er, riss sich los und stolperte von dem Mann weg. Er wusste ja nicht einmal, was gerade vor sich ging. »Schaut euch doch um, verdammt! Schaut doch, was aus der Welt geworden ist. Das hat nichts mit mir zu tun.«

Erst nachdem er das ausgesprochen hatte, wurde ihm wirklich bewusst, wie recht er damit hatte. Er trug nicht allein die Schuld an allem, was geschehen war. Aber er hatte wenigstens versucht, es zu stoppen. Er hatte es wirklich versucht, und während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen und er sich umschaute, wurde ihm bewusst, dass längst geschehen war, wovor er sich gefürchtet hatte. Was unmittelbar vor seinem Tod begonnen hatte, war geschehen: Die Sphären waren miteinander verschmolzen, doch die Menschen waren noch da.

Überall um sie herum schwirrten Ignis, die Pflanzen wirkten fremd und etwas lag in der Luft, das Younes nur schwer greifen konnte. Es war, als wäre die Welt von neuem Leben erfüllt.

Nicht nur er schien erst jetzt zu bemerken, was passiert war. Auch die anderen nahmen sich erstmals die Zeit, sich umzusehen. Mit weit aufgerissenen Augen bestaunten sie die Umgebung.

Aus dem kahlen Fels war eine bunte, von neuem Leben surrende Ebene geworden. Lucas wandte den Blick zum Himmel, als ein Schwarm drachenähnlicher Vögel über ihn hinwegzog, die Bäume, die nicht weit von ihnen standen, trugen eine purpurne Rinde, durch die sich dunkle Adern zogen, und ihre Früchte waren groß wie Kokosnüsse. Und zwischen ihren gewundenen Stämmen huschten bläulich schimmernde Lichtgestalten, von denen Younes nur vermuten konnte, dass es sich um Meliad handelte.

Die Menschen waren scheinbar so sehr damit beschäftigt gewesen, sich gegenseitig zu bekämpfen, dass die Verschmelzung der Ebenen und die damit einhergehenden Veränderungen unbemerkt um sie herum vonstattengegangen waren.

Sie standen inmitten einer blühenden Wiese, doch um sie herum war alles niedergetrampelt. Blumen waren zertreten und zerpflückt worden, sodass es aussah wie ein Schlachtfeld in einem Meer aus Farben.

Younes schnürte der Anblick die Kehle zu. Addy, Ayumi, Liam und er hatten sich für die Menschen eingesetzt, hatten für sie gekämpft und alles riskiert. Irgendwie schien es ihnen gelungen zu sein, Terra Mater zu überzeugen. Doch wozu? Dafür, dass sie genauso weitermachten wie bisher?

Er hatte es einfach satt. Die Kämpfe, die ständige Wut. Immer zu streiten, sich zu verteidigen, zu hassen. Er wollte das alles nicht mehr. Er wollte keiner von denen sein, die sich nicht unter Kontrolle hatten und der Grund dafür waren, dass alles zugrunde gegangen war.

Das musste enden. Hier und jetzt. Zumindest für ihn.

»Ich verschwinde von hier …«, sagte er.

Sollten sie sich doch ohne ihn weiterstreiten. Er war es leid. Mit gesenktem Blick trat er von den Leuten zurück und wandte sich zum Gehen, da packte ihn wieder jemand am Arm.

Sofort kochte die Wut erneut in ihm hoch. Er wirbelte herum, rechnete damit, einen Angriff abwehren zu müssen, doch ihm gegenüber stand die junge Frau, der er geholfen hatte.

»Danke!«, sagte sie und fiel ihm in die Arme.

Wie zur Salzsäule erstarrt stand er da und ließ es zu, dass sie ihn umarmte. Bei all seinem Frust über die unnötigen Kämpfe hätte er beinahe vergessen, dass sie, Oliver, Abi und ein paar andere ihn verteidigt hatten.

Die Anspannung fiel von ihm ab und er erwiderte die Umarmung. Genau das hatte Addy gemeint: Sie alle sahen nur das Schlechte und vergaßen dabei völlig, dass die Menschen auch gute Seiten hatten.

»Schon gut«, sagte er leise.

Die Frau löste sich von ihm. Er warf einen flüchtigen Blick zu Oliver und Abi, konnte sich aber nicht überwinden, etwas zu sagen. Zu sehr befürchtete er, die Menschen würden gleich wieder aufeinander losgehen. Er nickte der Frau noch einmal zu, dann wandte er sich ab.

»Was bist du?«, rief Lucas ihm nach. Younes atmete tief durch. Nur flüchtig sah er sich zu dem Soldaten um, der etwas näher gekommen war. »Wenn du für das alles nicht verantwortlich bist, was bist du dann?«

»Keine Ahnung«, sagte er.

Er wusste es wirklich nicht. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war es still in seinem Kopf und er war mit seinen Gedanken alleine. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie viel von dem, was er in den letzten Tagen getan hatte, nicht allein seine Entscheidung gewesen war. Wie hätte er auch wirklich über das, was er glaubte, tun zu müssen, nachdenken können, wenn keiner seiner Gedanken zu Ende gedacht werden konnte, bevor ein anderer ihn dafür kritisierte? Aber wo war Ma’an jetzt? Wieso trug Younes noch immer diese Kräfte in sich, konnte den Naturgeist aber nicht spüren?

»Warte!«, bat Oliver und holte ihn ein. »Wo willst du jetzt hin?«

Younes schaute sich um. Etwas abseits hatten sich die Kinder mit ein paar Frauen zusammengerottet. Verängstigt sahen sie aus. Verloren in dieser neuen, fremden Welt. Wahrscheinlich ebenso verloren, wie er sich in diesem Moment fühlte.

»Ich … Ich weiß nicht.«

»Du bist verletzt«, erinnerte Oliver ihn.

Lucas ergriff erneut das Wort: »Die Menschen, die verschwunden sind, war das dein Werk?«

»Er war das nicht«, mischte sich Abi ein. »Wieso hätte er uns denn sonst helfen sollen? Wie oft sollen wir das noch erklären?«

»Jetzt mal halblang!«, sagte Lucas mit erhobenen Händen. »Hier hat niemand etwas erklärt. Er hat Blitze geschleudert, ihr seid auf uns losgegangen und laut meinen Vorgesetzten sind diese Energiewesen, wie er eines ist, Invasoren, die uns Menschen vernichten wollen.«

»Wir sind nicht auf euch losgegangen!«, widersprach Abi wütend und machte einen Schritt auf Lucas zu, wurde aber festgehalten.

»Es reicht, verdammt!«, brüllte Oliver. »Geht das Ganze jetzt wieder von vorne los? Younes hat recht. Wir gehen uns nur gegenseitig an die Kehle. Dabei sollten wir zuhören. Um uns herum ist eine neue Welt entstanden. Irgendetwas Übermächtiges hatte vor, uns alle zu vernichten, hat es aber nicht getan. Vielleicht sollten wir einfach mal dankbar sein, die Klappe halten und zuhören. Wie wäre das?«

Schweigen legte sich über die Gruppe, einige blickten zu Boden, andere schienen nach der passenden Antwort zu suchen und Younes war erleichtert, dass sich die Leute endlich beruhigt hatten.

Oliver wandte sich wieder an ihn. »Du solltest jetzt nicht gehen. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen. Die Wunde an deinem Kopf muss behandelt werden und du merkst ja, dass wir einige Fragen haben. Ich denke, du kannst sie uns beantworten. Wenn du das willst.«

»Und wer garantiert ihm, dass er nicht wieder angegriffen wird?«, sprach Abi aus, was Younes dachte. »Hier liegen doch alle Nerven blank.«

Sie schaute sich um. Von den fast fünfzig Frauen, Kindern, Männern, die sich vor der Flut gerettet hatten, waren kaum drei Dutzend geblieben. Keiner schien zu wissen, was er sagen sollte.

Schließlich war es Lucas, der das Wort ergriff. »Ich habe bei dieser verdammten Überflutung meine gesamte Einheit verloren. Wir sind losgeschickt worden, weil die Erde von Wesen einer fremden Welt angegriffen wird. Genau solche Wesen, wie er eines ist. Ich will jetzt wissen, was hier vor sich geht. Und ich schwöre, wenn sich herausstellt, dass er die Schuld trägt, wird er dafür büßen. Und wenn nicht, dann entschuldige ich mich. Aber bevor du nicht geredet hast, lasse ich dich ganz sicher nicht gehen. Also leg los. Wir hören zu.«

Herausfordernd blickte er Younes an. Niemand schien mehr kämpfen zu wollen oder zu widersprechen. Alles, was sie wollten, waren Antworten, und Younes sah ein, dass er sie ihnen geben konnte. Ob sie ihm glauben würden, wusste er nicht. Aber er hatte ja keine andere Wahl. Einsichtig nickte er.