EIN VAGABUND
Wirst du mir helfen?« Sander sieht seinen Bruder an. »Nur du kannst mir noch helfen.«
Hugo lächelt. Es gibt nichts, was er nicht für ihn tun würde.
»Ich brauche dich, Bruder«, sagt Sander noch einmal.
Drei Wochen sind jetzt schon vergangen, seit er Virgilios Werkstatt verlassen hat, seit er Diana zum letzten Mal gesehen hat. Der Meister hat seine Drohungen wahr gemacht. Keine der anderen Malerwerkstätten will etwas zu tun haben mit Sander, die Innung weigert sich, seinen Antrag auf Aufnahme anzunehmen, keiner von Virgilios Kunden will etwas von ihm kaufen. Er hat keine Werkstatt, keine Materialien, kein Geld.
Am Tag nach seinem Streit und Rauswurf kehrte Sander zu Virgilios Haus zurück, aber diesmal fand er die sonst so gefährlich offen stehende Haustür abgeschlossen und sogar den Kücheneingang verriegelt. Er klopfte, bis er endlich innen den Riegel aufgehen hörte. Der Hausdiener streckte den Kopf zur Tür heraus.
»Was willst du?«
»Lass mich rein!«
»Geht nicht. Der Alte will dich hier nicht sehen.«
»Aber du wirst mich doch …«
»Er hat uns allen gedroht, dass es uns so gehen wird wie dir, wenn wir auch nur ein Wort mit dir wechseln, und er hat auch gesagt, er würde uns wegen Diebstahls verklagen, wenn einer von uns dir hilft. Ich habe jetzt schon zu viel gesagt.«
»Das ist lächerlich! Du kannst mich hier nicht draußen halten. Diana!« Sander ruft durch die offene Tür so laut er kann ins Haus hinein.
»Da kannst du lange rufen«, sagt der Hausknecht lakonisch, »die ist nicht da.«
»Nicht hier? Wo ist sie?«
»Weggefahren. Mit der Kutsche, gestern Abend, aufs Land.«
»Wohin?«
»Weiß ich nicht.« Der Hausknecht zögert, fängt an, seine Zähne mit einem kleinen Zweig zu säubern, der von einem Reisigbesen abgebrochen ist.
Sander verliert die Geduld.
»Rede, Mann! Wo ist sie hin? Wo finde ich sie?«
»Niemand weiß es! Er selbst ist mit ihr gefahren, und am nächsten Morgen war er wieder da. Mehr weiß ich nicht.«
»Ich kann zahlen!«
»Kannst du mir auch eine neue Stelle finden?«
»Ich habe Geld!«, lügt Sander weiter. Irgendwo wird er schon welches herbekommen, wenn er es wirklich braucht.
»Und ich habe schon zu viel gesagt! Die junge Dame ist aufs Land gefahren. Sie wird wiederkommen. So ist es immer. Aber genug geredet.«
Die Tür fällt ins Schloss. Er steht auf der Straße.
»He, Bruder!«
Sander fährt herum. Vor ihm steht der Bettler, der ihn zum ersten Mal zu dieser Tür gebracht hat.
»Ich höre, du hast Geld?«
»Ein paar Münzen vielleicht.«
»Genug für einen Becher Wein?«
»Wofür?«
Der Alte sieht ihn an. »Man erzählt sich so dies und das auf dem Markt«, sagt er mit einem listigen Lächeln, »aber meine Zunge ist zu trocken, um zu reden.«
Kurze Zeit später sitzen sie in einer billigen Taverne in einer Seitenstraße. Auf dem Tisch stehen zwei Zinnbecher mit Rotwein, der Essigfliegen anzieht.
»Deine Patronin? Eine schöne, stolze Frau. Ich sehe sie immer gerne, besonders … Aber ich träume. Ihre Schönheit ist ihr zum Verhängnis geworden, sagen die Leute. Hochmut kommt vor dem Fall.« Der alte Bettler grinst. Er sagt, dass er Giulio Cesare heißt.
»Ihr Vater lässt herumerzählen, dass sie eine Tante be-
suchen fährt, auf dem Land, aber die Köchin …«
»Antonella? Was ist mit ihr?«
»Sie sagt nichts, aber ich habe gehört, dass sie Andeutungen macht. Von einem Streit. Von einer plötzlichen Reise. Man sagt, dass irgendein Kerl dahintersteckt. Und dann denken die Leute auf dem Markt an deinen Rauswurf und zählen eins und eins zusammen.«
»Gerüchte eben!«, entgegnet Sander abrupt.
»Wenn du das meinst!«
Giulio Cesare sieht ihn belustigt an. Und dann: »Mein Wein ist schon aus!«
»Du kannst mehr haben.«
»Du bist ein wahrer Freund!«
»Beim nächsten Mal! Wir sehen uns wieder.«
Der Alte ist unzufrieden. »Man muss großzügig sein zu seinen Freunden! Man weiß nie, wann man Freunde braucht!«
»Ich habe nicht viele Freunde.«
»Bruder! Jeder braucht Freunde! Ich bin nicht gierig. Deswegen sage ich dir Folgendes für Gottes Lohn: Wenn ein Mädchen schwanger wird, hier auf dem Markt, ohne verheiratet zu sein, dann passiert gar nichts. Wenn das Kind überlebt, ist es halt eines von den Marktkindern. Du wärst überrascht, wie viele es davon gibt. Wenn aber einer jungen Dame hier so etwas passiert, dann wird sie weggeschickt. Aufs Land. Da fragt man nicht nach. Alle wissen es, aber wenn sie dann irgendwann wieder auftaucht, fragt niemand, wo sie gewesen ist.«
»Das mag so sein«, antwortet Sander, »aber ich will trotzdem wissen, wo sie ist. Ein Becher Wein für alles, was du sonst noch hörst.«
Sander steht auf und geht. Es wird schon Abend. Er weiß, in welcher Taverne sich Virgilio mit seinen Freunden trifft. Er muss ihn zur Vernunft bringen.
Er lässt sich Zeit auf seinem Weg. In Trastevere erzählt er Hugo von seinem Gespräch mit dem Bettler. Hugo scheint sich nur wenig für Dianas Verschwinden zu interessieren. Ohne seinen Bruder anzusehen, zerstößt er Eichengallen in einem kleinen Mörser, für Tinte. Als Sander geht, um Virgilio zu konfrontieren, umarmt Hugo ihn plötzlich fest und drückt seine Wange gegen die Schulter seines Bruders. Dann lässt er ihn ziehen.
Zum großen Türken heißt die Absteige nahe beim Mausoleum des Augustus am Tiber, gleich beim Ortaccio, dem Bösen Garten, wo die Huren wohnen, in der sich Michelangelo Merisi und seine Kumpane abends versammeln. Meist ziehen sie als Gruppe durch die Gegend. Auf der Straße geht man ihnen aus dem Weg. Sander tritt ein und muss sich erst an das dämmrige Licht der Öllampen gewöhnen. Der Raum ist weit ausgedehnt, mit etwa einem Dutzend dicht besetzter Tische. Die einzigen Frauen im Raum sind die Serviererinnen. Die Männer reden und lachen laut, es ist schon spät geworden, die Krüge auf den Tischen sind fast leer. An der Rückwand sitzt eine Gesellschaft und singt aus voller Kehle, einer von ihnen trommelt mit flachen Händen auf den Tisch, ein anderer begleitet auf der Gitarre.
Sander tritt zu der Gesellschaft. Er sieht Virgilio zwischen seinen Freunden, mit dem Rücken zu ihm, aus voller Kehle mitsingend. Ihm gegenüber sitzt der Rädelsführer, Ende zwanzig, groß gewachsen und mit einem dünnen, schwarzen Bart, der gegen seine blasse Haut absticht. Im flackernden Lampenlicht sieht er aus wie ein gescheiterter Erlöser. Dunkle Augen blitzen unter seinen Locken hervor, die ihm lang
und wirr über die Stirn fallen. Michelangelo Merisi, den sie Caravaggio nennen.
Der junge Mann hat Sander längst bemerkt und sieht ihn an. Sander erwidert seinen Blick über die Rotte der Trinker hinweg. Einer nach dem anderen bemerkt Michelangelos stille Konzentration und folgt seinem Blick, einer nach dem anderen hören sie auf, zu singen und zu trommeln, bis auch die letzte Stimme mitten im Vers erstirbt und die ganze Tischgesellschaft auf Sander starrt. Virgilio ist der Letzte, der sich umdreht. Das ganze Lokal wird still.
»Ach, sieh an«, sagt Virgilio trocken.
»Ich muss dich sprechen«, sagt Sander. »Dringend.«
»Wer ist das, Virgilio?«, fragt der Anführer, der Sander noch immer mustert.
»Dies ist der Bastard, der mich entehrt hat, der Landstreicher, der glaubt, dass er meine Tochter anfassen und sogar heiraten kann! Der undankbare Hund, der die Hand beißt, die ihn ernährt«, stellt Virgilio fest, gerade laut genug, dass die ganze Tischgesellschaft es hört.
»Ich will keinen Streit«, wehrt Sander ab. »Sag mir nur, wo Diana ist, ob es ihr gut geht.«
»Du miese Ratte, du willst es nicht begreifen! Du kannst froh sein, wenn ich und meine Freunde hier dir nicht die Eier abschneiden! Du kannst von Glück sagen, dass du lebend rauskommst hier, also verschwinde, solang du kannst!«
Sander denkt einen Moment nach, dann lehnt er sich mit der Hand auf Virgilios Schulter und spricht direkt in Virgilios Ohr. »Du brauchst Hilfe für dein Fresko. Ohne Diana und ohne mich bist du geliefert. Du kannst es nicht alleine schaffen. Niemals! Nicht in der kurzen Zeit! Du findest so schnell niemand anderen. Della Valle will meine Blumen und Ornamente, mein Auge und mein Können, nicht deine klobigen Fischweiber. Ich kann dir helfen. Ich helfe dir, ich komme zurück, wenn du mir sagst, wo sie ist. Ich muss sie sehen!«
Virgilio sieht ihn an, ihre Köpfe berühren sich fast, und einen Augenblick lang bewegt sich niemand. Dann wendet er sich ab und ruft laut ins Lokal: »He, Wirt! Da ist ein Stück Dreck an unserem Tisch. Wirf es vor die Tür!«
Die Männer am Tisch lachen. Der Wirt blickt sie verdutzt an, macht einen halben Schritt auf Sander zu, der dreht sich zu ihm um, ein Messer in der Hand. Der Wirt weicht zu-
rück, stolpert und fällt, aber Sander hat sich schon wieder zu Virgilio gewendet. Er packt ihn mit der linken Hand beim Haar, das Messer in seiner Rechten.
»Du Trottel, du Narr!«, zischt Sander. »Du willst es nicht verstehen! Du bist zu stolz oder zu dumm oder zu versoffen oder zu eitel, um zu sehen, wer du wirklich bist. Du bist der Vater von Diana Nobili. Dazu hat dich das Schicksal aus-
ersehen! Das ist alles! Du bist nichts als ein mittelmäßiger Schmierer mit Größenwahn, der zufällig eine glückliche Nacht erwischt hat, als er seine Tochter zeugte. Es grenzt an ein Wunder, dass so eine Frau die Tochter so eines Vaters sein kann! Ich biete dir meine Hilfe an! Ich biete dir an, deinen armseligen Arsch zu retten und alles Geld und alle Achtung dafür zu bekommen!«
Virgilio macht sich los. Er steht auf. Seine Kumpane sehen ihn erwartungsvoll an. Sander steckt langsam sein Messer zurück in die Scheide, die er in seinen Gürtel gesteckt hat. Er hebt beschwichtigend die Hände. »Denk dran«, sagt er, »du brauchst mich!«
In diesem Moment bricht das Chaos los. Virgilio schlägt Sander ins Gesicht, der rammt seine Faust in dessen Magen, da springen schon die anderen auf, ein wuchtiger Hieb trifft Sander in der Niere, andere am Kopf, er versucht, sich zu verteidigen, sich zu schützen, er kann sein Messer nicht mehr finden, sinkt in die Knie, ein Fuß trifft ihn an der Kehle, er fällt um, hustet, ringt nach Luft.
Virgilio tritt an ihn heran, setzt seinen Fuß auf seinen Hals.
»Das also ist er, der Wurm, der glaubt, Manns genug zu sein, um meine Tochter zu heiraten. Ein Vagabund.«
Michelangelo Merisi sitzt immer noch am Tisch. Er ist der Einzige, der nicht aufgesprungen ist. In aller Ruhe schält er einen Apfel. Er zerteilt ihn in saubere Stücke und führt sie mit dem Messer an den Mund.
»Lass ihn gehen«, sagt er, »dieses Gehabe ödet mich an.«
Sander fühlt, dass Virgilio seinen Fuß von seinem Hals nimmt. Er kann kaum sehen. Blut verklebt seine Augen. Er muss eine Wunde am Kopf haben, dass es so stark blutet.
Er versucht aufzustehen, aber er strauchelt, fällt fast wieder hin, hält sich an einem Tisch fest und stolpert in die Nacht
hinaus.
Zehn Tage dauert es, bis Sander wieder einen Rötelstift halten kann. Die Witwe Scampanella kennt sich aus mit Verbänden und Hausmitteln. Ihr Mann war Bauarbeiter und war, bevor er auf der Baustelle von Sankt Peter in seinen Tod stürzte, schon mehrmals von Gerüsten gefallen oder hatte sich sonst wie verletzt. Sie ist eine ausgezeichnete Pflegerin. Das merkt auch Hugo, der kaum von dem Bett seines Bruders weicht.
Kaum dass es ihm wieder etwas besser geht, beginnt Sander mit der Arbeit.
»Jesus-Maria-und-Josef-steh-uns-bei!«, ruft die Witwe entsetzt, als sie ins Zimmer der Brüder kommt und Hugo völlig nackt vor sich sieht, einen Arm ausgestreckt, den Blick zur Decke gerichtet.
»Es ist alles in Ordnung, Signora.« Sander sitzt auf dem Bett mit einem Zeichenbrett in der Hand. Skizzen in Rötel und Kohle liegen um ihn herum verstreut. »Ich zeichne ihn nur«, erklärt er.
»Aber nicht in meinem Haus!«
»In Eurem Haus, Signora.«
»Und was ist mit meiner Miete?«
»Die kommt, werte Signora, ich bin Euch unendlich dankbar. Ich brauche nur noch etwas Geduld von Euch, etwas Mitgefühl. Bald habe ich wieder Geld.«
»Das sagt Ihr seit Wochen!«
»Ich war verletzt, ich hatte Schmerzen. Fast hätte man mich umgebracht!«
»Ich habe für Euch gebetet. Der Herr hat anders entschieden. Die Jungfrau hat Euch geschützt. Nächste Woche ist die Miete fällig, sonst seid Ihr beide draußen, Mitgefühl hin oder her, da hilft auch die Heilige Jungfrau nicht mehr!«
»Ich danke Euch, Signora! Und nun schließt die Tür hinter Euch. Meinem Bruder hier wird sonst kalt!«
Das zusammengekniffene Gesicht der Witwe verschwindet hinter dem sich schließenden Türspalt.
»Gut!«, bemerkt Sander befriedigt. »Den rechten Arm noch etwas höher. So, genau!« Er vertieft sich wieder in seine Skizze, dann setzt er ab. »Es geht nicht mehr!« sagt er. »Das gute Licht ist weg, wir machen morgen weiter, Bruder! Du kannst dich anziehen.«
Hugo streckt sich und streift sein Hemd über.
»Ich muss noch mal weg!« Sander steht mühsam auf und zieht seine Jacke an. Es ist offensichtlich, dass diese Be-
wegungen ihm noch immer Schmerzen bereiten. Mindes-
tens eine seiner Rippen ist gebrochen, hat die Witwe gesagt. Hugo hilft ihm in die Jacke, Sander sieht ihn an, umarmt ihn kurz. »Ich bin nicht lange fort«, sagt er, »nur ein oder zwei Stunden.«
»Bruder Bettler!«, ruft Sander fast eine Stunde später, als er auf der Piazza del Popolo angekommen ist. Das Gehen fällt ihm schwerer als gedacht, und der Weg schien länger zu sein.
Giulio Cesare dreht sich um.
»Ich glaube, ich schulde dir noch einen Becher Wein«, sagt Sander.
»Oh, mein Herr!«, ruft Cesare und reißt seine rot unterlaufenen Augen weit auf. »Bist du in eine Schlägerei geraten? Da haben sie dir aber übel zugesetzt!«
»Sagen wir: Ich bin unglücklich gefallen.«
»So unglücklich bin ich auch schon oft gefallen! Wein ist die beste Medizin dagegen, vertrau mir!«
»Ich werde mit dir darauf anstoßen. Aber erst mal habe ich einen kleinen Auftrag für dich.«
»Wie viel springt dabei raus?«
»Mehr als ein Becher Wein. Ein ganzer Krug, und vielleicht noch mehr.«
Giulio Cesare sieht Sander skeptisch an. Er hat eine schorfige Platzwunde auf der Stirn und ein blaues Auge, das noch geschwollen ist.
»Vertrau mir«, fügt Sander an, »es soll dein Schaden nicht sein. Du sollst nur deine Augen offen halten.«
»Das trifft sich gut, mein Freund«, kommentiert der Bettler, »denn du selbst kannst ja nur eins öffnen.«
»Halt doch die Augen offen!«, herrscht ihn der Meister an. Sander erinnert sich auf seinem Heimweg an diesen Moment, ein Satz aus einer anderen Zeit, noch bevor sie Italien erreicht haben. Das erste Mal, dass er an einem Fresko gearbeitet hat. Das war ein Totentanz, nicht weit von Basel, auf der langen Reise hierher.
»Du bist zu langsam, der Putz trocknet dir unter den Fingern! Haben sie dir denn in Flandern nichts beigebracht als diese Schmierereien in Öl?«
»Doch, haben sie«, antwortet Sander ruhig.
»Aber nichts Nützliches«, brummt der Meister, ein alter Italiener, den das Schicksal nördlich der Alpen verschlagen hat. »Ich habe mein Handwerk in Bologna gelernt, bei den Größten ihrer Zunft! In diesem rohen Land wissen sie nicht, was Kunst ist!«
Damals hat Sander den Mund gehalten und Gerippe ge-
malt, in ihrem endlosen Reigen hin zum Grab, monatelang, im italienischen Stil. Die Auftraggeber zahlten besser für italienische Kunst. So hatte Sander schnell lernen müssen, seine Farben zu modulieren und mit einem umbrischen Ton glühen zu lassen, obwohl er noch nie in Umbrien gewesen war. Die Farben waren das Schwierigste. Der Rest – die Linien, die Komposition, die Körper, die voller Sinnlichkeit waren und direkt aus der Antike herkamen – bereitete ihm weniger Probleme. In der Druckerei, in der Hugo und er gearbeitet hatten, hatte er genug Stiche nach italienischen Zeichnungen gesehen. Langsam hatte er die unterschiedlichen Arten von Schönheit begriffen, die ein menschlicher Körper haben kann, oder eine Landschaft, ein liebender Blick oder sogar die Gewalt.
Es fiel Sander damals nicht schwer, sich anzupassen und zumindest mit den Pinseln in der Hand als Italiener durch-
zugehen, aber der alte Meister war unleidlich und rechthaberisch. Als Sander genug gelernt hatte von ihm und einige Silbermünzen in seiner Tasche wusste, machten er und Hugo sich wieder auf den Weg, nach Frankreich und von dort die Küste entlang; noch eine Station auf ihrer Reise.