Im Sommer ein Genuss, in der kalten Jahreszeit ein Paradies für Wintersportler – der Schwarzwald ist vielseitig
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Der idyllische Mummelsee am Rand des Nationalparks Schwarzwald
»In keinem anderen Land strahlt die Sonne heller, ist der Himmel blauer als hier.«
Johann Wolfgang von Goethe über die Ortenau
Der Schwarzwald ist eine der reizvollsten deutschen Ferienregionen – davon überzeugen sich jährlich fast 7 Mio. Besucher, darunter Aktivurlauber und Familien ebenso wie Erholungssuchende und Feinschmecker. Gleichzeitig ist er mit rund 6000 km² das flächenmäßig größte und mit dem Feldberg (1493 m) auch das höchste deutsche Mittelgebirge. Die sanft gerundeten Hügelkuppen der Region sind zu 60 % von dichtem Wald bedeckt – auch wenn Orkan Lothar 1999 rund 10 % des Bestandes entwurzelte. Die Natur ließ sich davon nicht beeindrucken, und ihre Selbstheilungskräfte lassen sich heute auf dem Erlebniswanderweg »Lotharpfad« im Nationalpark Schwarzwald beobachten.
Zwischen Berg und Tal gibt es großartige Naturschönheiten zu entdecken. Dunkle Tannen spiegeln sich in klaren eiszeitlichen Seen, etwa in dem sagenumwobenen Mummelsee am Fuß der Hornisgrinde (1164 m) oder im Wilden See nahe Ruhestein. Die Triberger Wasserfälle sind die höchsten Deutschlands und stürzen 163 m zu Tal. Nicht weniger sehenswert ist der Todtnauer Wasserfall im Südschwarzwald.
Neben spektakulären Landschaften lockt die klare Schwarzwaldluft Gäste in die Region. Wohltuend sind auch die an die Oberfläche drängenden Thermalquellen. Nirgendwo sonst in Deutschland finden sich mehr Kurorte auf so engem Raum. Die Therme von Baden-Baden stand bereits bei römischen Legionären hoch im Kurs. Das ebenfalls mondäne Bad Wildbad machte sich im 19. Jh. als repräsentativ herausgeputztes Staatsbad einen Namen, und Badenweiler im Markgräflerland wartet mit einem milden Klima auf, in dem subtropische Pflanzen für geradezu mediterranes Flair sorgen.
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Die Triberger Wasserfälle im Gutachtal (links), Caracalla-Therme in Baden-Baden (rechts)
Doch auch die Ortschaften und Städte des Schwarzwalds lohnen einen Besuch – von der Goldstadt Pforzheim im Norden bis zur inoffiziellen Hauptstadt der Region, der Universitätsstadt Freiburg mit ihrem stolzen Münsterturm.
In den Talgründen im Inneren der hügeligen Waldgebiete reihen sich kleinere Orte mit sehenswerten Kirchen und Klöstern wie Perlen in tiefgrüner Fassung aneinander. Besucher sollten sich Zeit nehmen, um berühmte Sakralbauten wie die frühklassizistische Kuppelkirche von St. Blasien oder das Kloster St. Peter am Fuß des Kandel (1241 m) zu besichtigen. Hinzu kommen zahlreiche kleine Ortschaften mit historischen Stadtkernen.
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Augustinerplatz mit »Bächle« in Freiburg (oben), Kloster St. Trudpert im Münstertal (unten links), traditionelles Schwarzwälder Bauerngehöft (unten rechts)
Als Ferienregion pflegt der Schwarzwald liebevoll die Klischees, die mit seinem Namen verbunden sind. So ist der Kuckuck nicht nur in den hiesigen Wäldern zu Hause, er schmückt auch etliche Wohnstuben in Form von Kuckucksuhren – eine Erfolgsgeschichte der lokalen Handwerkskunst, die im sehenswerten Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen nachgezeichnet wird.
Ein weiteres Wahrzeichen der Region ist der Bollenhut, der als Teil der bäuerlichen Tracht des Gutachtals weltweit bekannt ist. Heute kann man Bollenhüte vor allem bei festlichen Anlässen, wie Hochzeiten, sehen oder in einem der vielen Heimatmuseen, etwa im Trachtenmuseum in Haslach.
Ausgesprochen lebendig ist die Tradition der alemannischen Fasnet. Vom »Gompige Dunschtig«, dem Schmutzigen Donnerstag, bis zum Aschermittwoch ziehen die Narren zu den scheppernden Klängen von Schellen und Schnarren durch die Straßen der Schwarzwaldstädtchen.
Architektonisches Markenzeichen der Region ist das Schwarzwaldhaus, zu bewundern etwa im sehenswerten Freilichtmuseum Vogtsbauernhof im Gutachtal. Unter dem mit Stroh oder Schindeln gedeckten Walmdach, das bis fast auf den Boden hinabreicht, sind riesige Wohn- und Wirtschaftsräume vereint.
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Die bekannteste der Schwarzwald-Trachten: die Bollenhüte aus dem Gutachtal
30.000 km lohnende erschlossene Wanderstrecken durchziehen den Schwarzwald. Zu den schönsten gehören die zertifizierten »Premiumwanderwege« und »Genießerpfade«. Zu Fuß lassen sich die Schönheiten des Schwarzwalds am besten erkunden. Die Routen führen vorbei an herrlichen Fernsichten und an beeindruckenden Tälern und dunklen Schluchten, wie der tief eingekerbten Wutachschlucht bei Titisee-Neustadt oder der wildromantischen Ravennaschlucht im Höllental.
Doch auch für andere Aktivitäten ist der Schwarzwald ein ideales Ziel. Auf dem Tourenrad oder Mountainbike, im Kanu oder beim Wintersport lässt sich die Region unter ganz neuen Perspektiven erleben. Die Einheimischen sind seit jeher sportbegeistert, insbesondere wenn es ums Skifahren geht. Und als die »Schwarzwaldadler« Martin Schmitt und Sven Hannawald beim Skispringen rund um die Jahrtausendwende immer neue Rekordweiten erzielten, gerieten Fans in ganz Deutschland ins Jubeln.
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Ausblick auf die Burg Staufen über die Weinberge im Markgräflerland
Eine ganz besondere Attraktion der Schwarzwaldregion ist auch die traditionell hervorragende Küche. So gilt etwa die Schwarzwaldstube in Baiersbronn als einer der besten Feinschmeckertempel der Republik. Und auch der Hirschen in Sulzburg oder der Schwarze Adler auf dem Kaiserstuhl sind wahre Pilgerziele des Gourmettourismus.
Doch überall im »Ländle« tafelt man überdurchschnittlich gut. Die Wurzeln der Schwarzwälder Küche sind vielfältig: Sie kombiniert gekonnt typisch Badisches und Schwäbisches mit Anleihen aus den Nachbarländern Schweiz und Frankreich, ohne dabei ihren bodenständigen Charakter aufzugeben. Dazu genießt man am besten ein »Viertele« aus den sonnenverwöhnten badischen Weinregionen – der Ortenau, dem Kaiserstuhl oder dem Markgräflerland. Eine deftige Delikatesse ist der Schwarzwälder Schinken, Weltruhm erlangte aber eine andere Spezialität der Region: die Schwarzwälder Kirschtorte.
Der Schwarzwald ist touristisch hervorragend erschlossen, die verstecktesten Täler ebenso wie die Bergregionen. Durch die einen führen gut ausgebaute, teils malerische Panoramastraßen wie die Schwarzwaldhochstraße, auf die anderen führen Seilbahnen und Lifte. Ein verlässliches Netz an Bus- und Bahnlinien macht es Besuchern zudem leicht, im Urlaub das Auto stehen zu lassen. Fahrten mit der Schwarzwaldbahn oder der Höllentalbahn sind nicht nur für Eisenbahnfans ein wunderbares Erlebnis.
Unterkünfte gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel. Vom Schlafen im Weinfass, über Ferien auf dem Bauernhof bis zum Luxus eines Fünf-Sterne-Hotels mit Gourmet-Küche ist alles möglich.