In der Stadt am Fuße der Festung von Malensia
Später würde man in den Geschichtsbüchern lesen, dass die Bergtrolle sich durch den Boden an die Oberfläche gegraben und zu Tausenden die Stadt überrannt hatten. Niemand war auf den Angriff vorbereitet. Es hatte keine Vorzeichen oder Warnungen gegeben. Jeder in der Stadt ging seinem normalen Tagesgeschäft nach und dachte an nichts Böses, als die Bergrolle überall wie aus dem Nichts auftauchten und alles dem Erdboden gleich machten.
Roberto und seine Freunde hatten sich nach der Schule an ihrem geheimen Treffpunkt zusammengefunden. Dort heckten sie jeden Tag etwas aus: Wem sie einen Streich spielen oder wie sie sich vor den Hausaufgaben drücken konnten. An diesem Tag hatte Moa allerdings ein Kartenspiel mitgebracht
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Seit dem Kindergarten waren die sieben Jungen unzertrennlich. Roberto war ein Einzelkind und seine Eltern arbeiteten sehr viel, weshalb er sich ohne seine Freunde zu Hause langweilen würde. Maarten und Moa wohnten im selben Haus wie Roberto, während die Zwillinge Jackow und Maccario in einem Dorf außerhalb der Stadtmauern lebten. Morgens kamen sie mit ihren Eltern in die Stadt, wo sie einen Lebensmittelladen und ein kleines Café betrieben, und besuchten dort auch die Schule. Kaan war als kleines Kind mit seinen Eltern nach Malensia gezogen, seine Eltern dienten im Palast. Er hatte eine dunkle Hautfarbe, mandelförmige schwarze Augen und liebte alte Legenden über Zauberwesen. Zu Beginn war er von den Mitschülern gehänselt worden, doch seit er zu den fantastischen Freunden gehörte, wie die Jungs sich großspurig nannten, fühlte auch er sich in Malensia zu Hause. Auch Friedrichs Eltern arbeiteten bei Hofe, sie gehörten zum alteingesessenen Adel, den Beratern des Königs.
Schreie und das Gebrüll der Bergtrolle rissen die Jungen aus ihrem Spiel. Vorsichtig lugten sie durch die Spalten zwischen den Brettern und erstarrten, als sie das Gemetzel auf den Straßen von Malensia erblickten.
„Wir müssen hier weg“, stotterte Moa.
„Das geht nicht. Unsere Eltern! Mein kleiner Bruder!“ Maarten wollte schon aus dem Versteck stürmen, doch Roberto hielt ihn am Arm zurück. „Das sind Bergtrolle. Was willst du gegen sie ausrichten?
“
Friedrich zitterte am ganzen Leib. „Wir können nichts tun.“
Jackow und Maccario umklammerten sich. „Was machen wir nur?“
„Seit leise“, zischte Roberto. „Wir nehmen den geheimen Ausgang. Beeilt euch!“
Das Versteck der Jungen befand sich an der Stadtmauer von Malensia. Vor Jahren hatten sie entdeckt, dass der Bretterverschlag an der Stadtmauer eine Klappe hatte, die in die Kanalisation führte. Es war zwar ein bisschen eklig, aber sie hatten diesen Weg schon ein paarmal genommen, um die Welt außerhalb der Stadtmauern zu erkunden, was ihre Eltern den zehnjährigen Jungen strengstens verboten hatten. Nacheinander krochen sie durch die enge Falltür. „Zumindest kommen die Trolle hier nicht durch“, flüsterte Kaan. „Dafür sind sie viel zu fett.“
So geräuschlos wie möglich wateten sie durch die unterirdischen Kanäle, durch die eine stinkende Brühe floss. Über ihnen hörten sie die Schlachtrufe der Trolle und die verzweifelten Schreie der Menschen. Roberto weinte leise und griff nach Maartens Hand, der sein Schluchzen auch nicht unterdrücken konnte.