Es war doch so einfach. Früher. Man zog sich seine Turnschuhe an, fing an zu laufen und nannte das dann Joggen. Heutzutage beginnt das Problem doch bereits mit dem Kauf der passenden Laufschuhe. Vor allem dann, wenn man dafür ein Schuhfachgeschäft aufsucht. Bis vor wenigen Jahren waren diese noch mit verständigen Fachverkäufern bestückt. Bereits auf Sichtweite erahnten sie gewünschte Marke, Modell und Größe, ließen sich das aber nicht anmerken. Nach einem zehnsekündigen Verkaufsgespräch mit dem Kunden verschwanden sie wortlos durch eine Geheimtür im Schuhlager. Nach wiederum zehn Sekunden rematerialisierten sie dann an einer völlig anderen Stelle des Verkaufsraumes (es gab stets eine zweite Geheimtür) mit dem passendem Modell, in der passenden Größe und passender Verabschiedung („Schönen Tag noch. Kasse im Erdgeschoss!”). So einfach.
Heutzutage werden Schuhabteilungen und Sporthäuser von sogenannten „Running Assistants” bevölkert, die vor allem zwei beeindruckende Fähigkeiten haben. Erstens: Schuhnamen unfallfrei auszusprechen, ohne deren wirkliche Bedeutung zu kennen. Aber was der „Asics Gel-Fujiviper 2 G-TX”, der „Adidas Supernova Glide 8 Boost” oder gar der „Puma Mens Ignitive Intervoven Fair Aqua” bedeutet, ist ja glücklicherweise am Namen klar erkennbar. Zweitens: Sie haben die Fähigkeit, völlig lautlos herbeizuschweben (Regalosmose?) und dem vor Schreck erstarrten Kundenfuß eine ergonomische Fußformanalyse zu verpassen. Überraschenderweise kommt diese immer zu dem einen Ergebnis: Man braucht neue Schuhe – woraufhin der Running Assistant noch absurdere Schuhnamen in Richtung Kunde schmettert. Nicht ohne den Hinweis, dass man bei jedem Einkauf von mehr als zweihundert Euro kostenlos am „Vegan Street Style Cooking” im Erdgeschoss teilnehmen könne. Was genau das sei, weiß man hier oben auch nicht. Früher hieß das wohl mal kochen.